Das Dekameron von Giovanni Boccaccio ist ein Epochen schaffendes Werk mit unglaublich vielen Implikationen. Allein schon die Anzahl der Novellen, die darin erzählt werden, verwei-sen auf die Göttliche Komödie von Dante Alighieri, welche ebenfalls in hundert Gesängen das ganze Jenseits schildert. Dies ist allerdings bei weitem nicht der einzige intertextuelle Bezug, der das Dekameron herstellt. In der vorliegenden Arbeit mache ich es mir zur Aufgabe ein bisschen genauer auf diese Bezüge und gleichzeitig auf die innere Textstruktur selbst zu ach-ten. Im Dekameron gibt es eine Fülle verschiedener Textebenen. Ich werde versuchen diese Ebenen freizulegen, um ihre Beziehungen zueinander etwas klarer zu zeigen und somit die übergeordnete Aussage des Textes erkennbar zu machen. Im Wesentlichen handelt es sich um Interpretationsarbeit, welche gerade bei einem so vielschichtigen Werk viele mögliche Türen öffnen kann. Es sei mir also verziehen, wenn ich meiner Hauptstudienrichtung (Philologie) entsprechend, eher für sprachliche Aspekte offene Augen habe und unter Berücksichtigung des Umfangs dieser Arbeit nicht allen Aspekten mit letztem Nachdruck folgen kann.
Die fundamentale Frage ist: Wie bezieht Boccaccio durch das Dekameron Position zur Ge-schichte? Dieses Wie soll allerdings methodologisch verstanden werden. Es geht mir darum, wie durch die spezifische Textstruktur, dem Verbund von einem Rahmen und hundert Novel-len, eine Aussage über die damalige Zeit konstruiert wird. Daraus ergeben sich natürlich Fol-gefragen. Kann das Dekameron überhaupt als Geschichtsbuch gelesen werden? Was ist das Innovative daran? Wie ist die Rahmenerzählung zu lesen? Was können Novellen eigentlich darstellen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rahmenerzählung
- Historische Vorläufer und der Zweck von Rahmenerzählungen
- Prätexte für die Rahmenerzählung des Dekamerons
- Die Pest als Auslöser des gesamten Dekamerons
- Die wichtigsten intertextuellen Bezüge des Rahmens
- Der Titel
- Der Erzähler
- Consolatio Philosophiae vs. Dekameron
- Die Gesellschaft der Rahmenerzählung im Dekameron
- Die Novellen
- Antike Poetik
- Horaz Ars poetica
- Aristoteles' Poetik
- Die neue Textgattung Novelle
- Boccaccios Novellen
- Die Falkennovelle
- Funktion und Möglichkeiten einer Novelle?
- Antike Poetik
- Der Rahmen und die Novellen
- Intertextueller Bezug von Rahmenerzählung und Novellen
- Geschichtsschreibung versus Dekameron
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung des Dekamerons von Giovanni Boccaccio als Epochen schaffendes Werk mit vielfältigen intertextuellen Bezügen zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Analyse der Textstruktur, dem Verbund von Rahmenerzählung und Novellen, um die Aussage des Textes über die damalige Zeit zu beleuchten.
- Die Bedeutung von Rahmenerzählungen in der Literatur
- Der Einfluss antiker Poetik auf Boccaccios Novellen
- Die Funktion und Möglichkeiten der Novelle als Textgattung
- Der intertextuelle Bezug von Rahmenerzählung und Novellen im Dekameron
- Das Verhältnis von Geschichtsschreibung und dem Dekameron
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung des Dekamerons und die Fragestellungen der Arbeit einführt. Im zweiten Kapitel wird die Rahmenerzählung untersucht, wobei historische Vorläufer und der Zweck von Rahmenerzählungen beleuchtet werden. Es werden auch die Prätexte für die Rahmenerzählung des Dekamerons, die Pest als Auslöser und die wichtigsten intertextuellen Bezüge des Rahmens analysiert. Des Weiteren wird die Gesellschaft der Rahmenerzählung im Dekameron genauer betrachtet.
Kapitel drei widmet sich den Novellen. Es werden die antike Poetik und ihre Anwendung bei Boccaccio behandelt, insbesondere die Werke von Horaz und Aristoteles. Des Weiteren wird die Entwicklung der Novelle als neue Textgattung sowie die Funktionen und Möglichkeiten der Novelle anhand der Falkennovelle erläutert.
Das vierte Kapitel stellt den Zusammenhang zwischen Rahmenerzählung und Novellen her. Es werden die intertextuellen Bezüge zwischen beiden Elementen untersucht und das Verhältnis von Geschichtsschreibung und Dekameron betrachtet.
Schlüsselwörter
Dekameron, Giovanni Boccaccio, Rahmenerzählung, Novelle, Antike Poetik, Horaz, Aristoteles, Intertextualität, Geschichtsschreibung, Renaissance.
- Quote paper
- Bachelor Sandro Tschuor (Author), 2011, Das Dekameron oder die Macht der Poesie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/233695