Seit Jahrzehnten wird durch die Politik, Wirtschaft, die Mediziner sowie der Kriminalpolizei kontrovers über die Regelung des Leichenwesens diskutiert und Problembereiche zur Regelung der Leichenschauen aufgezeigt. Im Fokus stehen die Qualität der ärztlichen Leichenschau und die Fehlqualifizierung der Todesart. Der durch die Ermittlungsbehörden angeführte Hauptkritikpunkt ist, dass eine sichere Feststellung nicht natürlicher Todesfälle nicht gewährleistet ist. Aus eigener Erfahrung als Kriminalbeamtin kann ich bestätigen, dass Ärzte in einigen Fällen trotz gesetzlicher Vorgaben den Tod aus der Entfernung feststellen, den Leichnam nicht oder nur teilweise entkleiden und einige nicht mit dem Ausfüllen der Todesbescheinigung vertraut sind. In vielen Fällen be-steht bei den hinzugerufenen Ärzten Unsicherheit im Umgang mit dem Leich-nam oder sogar Verärgerung über ihre gesetzliche Verpflichtung zur Leichen-schau, da sie in einem leichenfremden Fachgebiet tätig sind, wie z.B. als Zahnarzt oder Gynäkologe, und nicht speziell ausgebildet sind, um eine quali-tativ hochwertige Leichenschau durchzuführen.
Grundsätzlich sind Tötungsdelikte nicht schwer zu erkennen, wenn eindeutige Zeichen für Gewaltanwendungen von außen sichtbar sind und die Grenzen der Anatomie nur die Möglichkeit eines Fremdverschuldens zulassen. Es gibt aber einige Fälle in denen der äußere Anschein einen natürlichen Tod, einen Unfall oder einen Suizid vortäuschen, jedoch in der Realität ein Tötungsdelikt vorliegt (sog. spurenarme Tötungsdelikte). Daher sind eine professionelle Lei-chenschau und ein kriminalistischer Spürsinn entscheidend für die Aufdeckung solcher Taten sowie entscheidend für das weitere polizeiliche Vorgehen.
Aufgrund der begrenzten Rahmenbedingungen für meine Hausarbeit kann ich nicht auf die gesamte Komplexität dieses Themenbereiches eingehen. Ich werde auf Empirische Daten, die Begriffserklärung Tod, natürlicher Tod, nicht natürlicher Tod und die ungeklärte Todesursache eingehen und einen Über-blick zur Rechtsgrundlage und das Todesermittlungsverfahren darstellen. Da-ran schließt sich eine Beschreibung der verschiedenen Leichenschauen und deren Ziele an. Weiterhin gehe ich auf eine Studie ein. Danach bilde ich die Probleme, die sich aus der aktuellen Durchführung der Leichenschau ergeben, ab. Ein Fazit bildet den Abschluss dieser Arbeit. Die Überlegungen zur Thematik haben mich zur o.g. Fragestellung veranlasst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Empirische Daten
- 3. Begriffserklärung Tod, natürlicher-, nicht natürlicher Tod in Abgrenzung zur ungeklärten Todesart
- 4. Rechtsgrundlage und Ablauf eines Todesermittlungsverfahrens
- 5. Die Leichenschau
- 5.1 Ziele der Leichenschau
- 5.2 Gesetzliche Zuständigkeit und die ärztliche Leichenschau
- 5.3 Die staatsanwaltliche / kriminalpolizeiliche Leichenschau
- 5.4 Die gerichtliche Leichenschau / Leichenöffnung
- 7. Problembereiche bei der Durchführung der Leichenschau
- 7.1 Strukturelle Ursachen für die Probleme der ärztlichen Leichenschau
- 7.2 Ursachen bei den Ärzten, die zu Problemen bei der Leichenschau und dem Todesermittlungsverfahren führen können
- 7.3 Kritikpunkte zur kriminalpolizeilichen Todesermittlung
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Problematik der aktuellen Durchführung von Leichenschauen in Nordrhein-Westfalen im Kontext von Todesermittlungsverfahren. Ziel ist es, die Herausforderungen und Mängel aufzuzeigen und einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen und den Ablauf solcher Verfahren zu geben.
- Qualität der ärztlichen Leichenschau
- Fehlqualifizierung bei der Todesartfeststellung
- Rechtliche Grundlagen des Todesermittlungsverfahrens
- Probleme bei der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Polizei
- Strukturelle Defizite im System
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die seit Jahrzehnten andauernde Debatte um das Leichenwesen, insbesondere die Qualität ärztlicher Leichenschauen und die Schwierigkeiten bei der sicheren Feststellung nicht natürlicher Todesfälle. Die Autorin beschreibt eigene Erfahrungen als Kriminalbeamtin, die die Probleme mit der Durchführung von Leichenschauen durch Ärzte hervorheben. Sie benennt die Herausforderungen bei der Erkennung von spurenarmen Tötungsdelikten und begründet die Fokussierung ihrer Arbeit auf ausgewählte Aspekte des Themas aufgrund der begrenzten Rahmenbedingungen.
2. Empirische Daten: Dieses Kapitel präsentiert statistische Daten zur Sterblichkeit in Deutschland im Jahr 2011, mit besonderem Fokus auf nicht natürliche Todesursachen und Suizide. Die Daten stammen vom Statistischen Bundesamt und basieren auf den Angaben in Todesbescheinigungen, was die Aussagekraft der Zahlen in Bezug auf die Genauigkeit der Todesursachenbestimmung relativiert.
3. Begriffserklärung Tod, natürlicher-, nicht natürlicher Tod in Abgrenzung zur ungeklärten Todesart: Hier werden die Begriffe „klinischer Tod“, „biologischer Tod“ und „Hirntod“ definiert und voneinander abgegrenzt. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen natürlichem und nicht natürlichem Tod sowie der Kategorie „ungeklärte Todesart“ auf Todesbescheinigungen in NRW. Die Ausführungen betonen die Bedeutung der sicheren Todeszeichen und die strengen Kriterien für die Feststellung des Hirntodes.
4. Rechtsgrundlage und Ablauf eines Todesermittlungsverfahrens: Dieses Kapitel beschreibt die rechtlichen Grundlagen des Todesermittlungsverfahrens, vor allem im Kontext der Strafprozessordnung (StPO) und des Bestattungsgesetzes NRW. Es erläutert die Aufgaben und Befugnisse der Ermittlungsbehörden (Polizei und Staatsanwaltschaft) bei der Feststellung von Todesursachen, insbesondere im Fall von Verdacht auf Straftaten. Der Ablauf der Ermittlungen, beginnend mit der Leichenschau bis zur Beurteilung von Anhaltspunkten für ein Fremdverschulden wird detailliert dargestellt.
Schlüsselwörter
Leichenschau, Todesermittlungsverfahren, Nordrhein-Westfalen, ärztliche Leichenschau, nicht natürlicher Tod, Todesursache, Rechtsgrundlagen, StPO, BestG NRW, kriminalpolizeiliche Ermittlungen, Problembereiche, Qualitätsmängel.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Problematik der Leichenschau in Nordrhein-Westfalen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Probleme bei der Durchführung von Leichenschauen in Nordrhein-Westfalen im Kontext von Todesermittlungsverfahren. Sie beleuchtet die Herausforderungen und Mängel des Systems und gibt einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen und den Ablauf solcher Verfahren.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die Qualität ärztlicher Leichenschauen, Fehlqualifizierungen bei der Todesartfeststellung, die rechtlichen Grundlagen des Todesermittlungsverfahrens, Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Polizei sowie strukturelle Defizite im System. Sie beinhaltet eine Begriffserklärung zu Tod, natürlichem und nicht-natürlichem Tod sowie ungeklärter Todesart und beschreibt den Ablauf eines Todesermittlungsverfahrens.
Welche Daten werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf statistische Daten zur Sterblichkeit in Deutschland (2011) vom Statistischen Bundesamt, wobei die Aussagekraft der Zahlen hinsichtlich der Genauigkeit der Todesursachenbestimmung relativiert wird. Sie beinhaltet auch die Erfahrungen der Autorin als Kriminalbeamtin.
Welche Rechtsgrundlagen werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert die relevanten Rechtsgrundlagen, insbesondere die Strafprozessordnung (StPO) und das Bestattungsgesetz NRW (BestG NRW), um die Aufgaben und Befugnisse der Ermittlungsbehörden (Polizei und Staatsanwaltschaft) bei der Feststellung von Todesursachen zu klären.
Welche Probleme bei der Leichenschau werden identifiziert?
Die Arbeit identifiziert strukturelle Ursachen für Probleme der ärztlichen Leichenschau, Ursachen bei Ärzten, die zu Problemen führen können, sowie Kritikpunkte an der kriminalpolizeilichen Todesermittlung. Es werden Mängel in der Qualität der ärztlichen Leichenschau und Fehlqualifizierungen bei der Todesartfeststellung thematisiert.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit ist in Kapitel unterteilt, beginnend mit einer Einleitung, gefolgt von Kapiteln zu empirischen Daten, Begriffserklärungen, Rechtsgrundlagen und Ablauf des Todesermittlungsverfahrens, der Leichenschau im Detail (mit Unterkapiteln zu Zielen, Zuständigkeiten und verschiedenen Arten der Leichenschau), Problembereichen bei der Durchführung der Leichenschau und einem Fazit.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Leichenschau, Todesermittlungsverfahren, Nordrhein-Westfalen, ärztliche Leichenschau, nicht natürlicher Tod, Todesursache, Rechtsgrundlagen, StPO, BestG NRW, kriminalpolizeiliche Ermittlungen, Problembereiche, Qualitätsmängel.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit dem Thema Todesermittlung, Leichenschau und den damit verbundenen rechtlichen und praktischen Aspekten befassen, insbesondere für Juristen, Mediziner, Kriminalisten und Personen im Bestattungswesen.
- Quote paper
- Stephanie-Alexandra Meier (Author), 2013, Ist die aktuelle Durchführung der Leichenschau in NRW im Kontext von Todesermittlungsverfahren problembehaftet?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/233593