Unsere heutige Gesellschaft ist geprägt durch immer weniger Bewegung und immer seltener werdenden Naturerfahrungen. Die Umwelt wird verstärkt über Medien erlebt und Primärerfahrungen bleiben aus. Auf der anderen Seite zeigt sich, dass in die Soziale Arbeit immer mehr Tiere eingesetzt werden, dies könnte die Konsequenz aus dem Wandel der Lebenswelt sein. Auch das Medium Pferd erhält verstärkt Zulauf. 38% aller Heimtiere werden zu therapeutischen Zwecken gehalten. (vgl. Mars Heimtier-Studie 2013, S. 63) Dabei ist tiergestützte Intervention keine neue Methode. Der erste therapeutische Einsatz von Tieren geschah im 8. Jahrhundert in Belgien. Allerdings erst wesentlich später Ende der 1960er setzte Boris Levinson als erster Tiere in die Kinderpsychotherapie ein. In vielen Ländern insbesondere in Amerika sind tiergestützte Interventionen gängige Praxis. In Deutschland fehlt es leider noch an öffentlicher, rechtlicher, und institutioneller Unterstützung und Anerkennung. Die Kritik ist, dass es nicht ausreichend wissenschaftliches Fundament gibt und die Effekte schwer nachweisbar sind. Dennoch gewinnt der Einsatz von Tieren in pädagogischen und therapeutischen Arbeitsfeldern in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Möglicherweise auch gefördert durch die Studie „Kind und Hund. Erhebung zum Zusammenleben in der Familie“ von Rehm 1993, der heraus fand, dass 90% aller Eltern, die Haustiere für ihre Kinder halten, sehen in dem Tier einen ‚Miterzieher‘ in Hinblick auf Sozialverhalten, Verantwortungsgefühl und Naturverständnis.(vgl. Gebhard 2009 S. 130) Oder auch durch die aktuelle Mars Heimtier-Studie bei der herauskam, dass jeder zehnte Deutsche der Ansicht ist, dass Kinder mit Tieren aufwachsen sollten. (Mars Heimtier-Studie 2013, S. 63) All dies hat mein Interesse geweckt um darüber meine Abschlussarbeit zu schreiben. Gerade die Kritik an der Tiergestützten Intervention sehe ich als einen Motor zur Weiterentwicklung und Verbesserung. Diese Arbeit ist so aufgebaut, dass erst die Tiergestützten Interventionen kurz und im speziellen die Pferdegestützte Therapie erläutert wird. Danach betrachte ich die Psychomotorik. Daraus folgend leitet mich die Frage, ob es einen gemeinsamen Nenner der beiden Methoden gibt, der eine Grundlage bilden könnte die beiden Ansätze zu vereinen, um anschließend Grenzen und Möglichkeiten einer Verschmelzung der beiden Methoden zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Tiergestützte Interventionen
- 2.1. Formen der Tiergestützten Interventionen
- 2.2. Wirkweisen der Tiergestützten Intervention
- 2.3. Formen der Interaktion
- 2.4. Tiergestützte Intervention als Therapie oder Pädagogik
- 2.5. Kritische Auseinandersetzung mit der Wirksamkeit der Tiergestützten Interventionen
- 3. Das Pferd
- 3.1. Pferdegestützte Therapie
- 3.2. Formen der Pferdegestützten Therapie
- 3.2.1. Hippotherapie
- 3.2.2. Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd
- 3.2.3. Hippo-Psychotherapie
- 3.3. Kritik an funktionsbestimmter Reittherapie (HPR & HPV)
- 4. Psychomotorik
- 4.1. Wirkweise der Psychomotorik
- 4.2. Verstehender Ansatz
- 4.2.1. Symbolische Echos
- 4.2.2. Leibbewusstsein
- 4.2.3. Symbolisierungsfähigkeit
- 4.2.4. Verstehen
- 4.2.5. Methoden des Verstehens
- 4.2.6. Entwicklungstheorien
- 4.2.6.1. Vorgeburtliche Entwicklung
- 4.2.6.2. Die Geburt
- 4.2.6.3. Das erste Lebensjahr
- 4.2.6.4. Das Kleinkindalter
- 4.2.6.5. Das Vorschulalter
- 4.2.6.6. Das Grundschulalter
- 4.2.6.7. Lebensweltanalyse
- 4.2.7. Praktische Arbeit und Wirkweise
- 4.2.8. Kritische Reflexion des Verstehenden Ansatzes
- 5. Verstehendes Arbeiten in der Pferdegestützten Arbeit
- 5.1. Beide Ansätze im Vergleich
- 5.2. Verschmelzung beider Ansätze
- 5.2.1. Praktische Arbeit und ihre Wirkweisen
- 5.3. Kritische Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Möglichkeit, den sinnverstehenden Ansatz der Psychomotorik in die pferdegestützte Therapie zu integrieren. Sie analysiert zunächst tiergestützte Interventionen im Allgemeinen und die pferdegestützte Therapie im Speziellen. Anschließend wird der sinnverstehende Ansatz nach Seewald detailliert erläutert. Der Fokus liegt auf der vergleichenden Analyse beider Methoden und der Erforschung von Potentialen und Grenzen einer Synthese.
- Tiergestützte Interventionen und ihre Wirkungsweisen
- Pferdegestützte Therapie: Methoden und Kritikpunkte
- Der sinnverstehende Ansatz in der Psychomotorik nach Seewald
- Vergleichende Analyse des sinnverstehenden Ansatzes und der pferdegestützten Therapie
- Möglichkeiten und Grenzen einer Integration beider Ansätze
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den gesellschaftlichen Wandel hin zu weniger Bewegung und Naturerfahrungen und den damit verbundenen steigenden Einsatz von Tieren in der Sozialen Arbeit, insbesondere des Pferdes. Sie begründet das Interesse der Autorin an diesem Thema, verweist auf die vorhandene Kritik an der mangelnden wissenschaftlichen Fundierung tiergestützter Interventionen und die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung, und skizziert den Aufbau der Arbeit mit dem zentralen Forschungsfrage: Ist pferdegestützte Therapie unter dem Gesichtspunkt des sinnverstehenden Ansatzes möglich?
2. Tiergestützte Interventionen: Dieses Kapitel definiert tiergestützte Interventionen und deren Rahmenbedingungen, hebt die Bedeutung des gewünschten Kontakts, eines geschützten Rahmens und des artgerechten Umgangs mit dem Tier hervor. Es differenziert zwischen Animal-Assisted-Activities (AAA) und Animal-Assisted-Therapy (AAT) und diskutiert die Vielfalt der Begrifflichkeiten im deutschsprachigen Raum. Das Kapitel betont die positive Wirkung von Tieren auf verschiedenen Ebenen des menschlichen Erlebens und die Notwendigkeit der Bereitschaft des Klienten zur Begegnung mit dem Tier.
3. Das Pferd: Dieses Kapitel fokussiert auf die pferdegestützte Therapie und deren verschiedene Formen wie Hippotherapie, heilpädagogische Förderung mit dem Pferd und Hippo-Psychotherapie. Es kritisiert dabei den funktionsbestimmten Ansatz der klassischen Reittherapie (HPR & HPV) und legt den Grundstein für die spätere Integration des sinnverstehenden Ansatzes.
4. Psychomotorik: Dieses Kapitel beschreibt die Wirkweise der Psychomotorik und beleuchtet detailliert den sinnverstehenden Ansatz nach Seewald. Es werden dessen Kernaspekte wie symbolische Echos, Leibbewusstsein, Symbolisierungsfähigkeit, Verstehen und die dazugehörigen Methoden erläutert. Weiterhin werden Entwicklungstheorien von der vorgeburtlichen Phase bis zum Grundschulalter sowie die Lebensweltanalyse im Kontext des sinnverstehenden Ansatzes besprochen. Der Abschnitt schließt mit einer kritischen Reflexion des Ansatzes.
5. Verstehendes Arbeiten in der Pferdegestützten Arbeit: Dieses Kapitel stellt einen Vergleich zwischen dem sinnverstehenden Ansatz und der pferdegestützten Therapie an. Es erörtert Möglichkeiten und Wege einer Verschmelzung beider Ansätze in der Praxis und deren Wirkweisen. Der Kapitel schließt mit einer kritischen Betrachtung der Integration.
Schlüsselwörter
Tiergestützte Interventionen, Pferdegestützte Therapie, Hippotherapie, Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd, Hippo-Psychotherapie, Psychomotorik, Verstehender Ansatz, Seewald, Mensch-Tier-Beziehung, Funktionsübungen, Lebensweltanalyse, Integration, Therapie, Pädagogik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Integration des sinnverstehenden Ansatzes in die pferdegestützte Therapie
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Integration des sinnverstehenden Ansatzes der Psychomotorik nach Seewald in die pferdegestützte Therapie. Sie analysiert tiergestützte Interventionen allgemein und die pferdegestützte Therapie speziell, vergleicht beide Methoden und erforscht die Potentiale und Grenzen ihrer Synthese.
Welche Inhalte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, Kapitel zu tiergestützten Interventionen, pferdegestützter Therapie (inkl. Hippotherapie, heilpädagogischer Förderung und Hippo-Psychotherapie), dem sinnverstehenden Ansatz der Psychomotorik nach Seewald und einem Kapitel, das die Integration beider Ansätze in der Praxis vergleicht und kritisch bewertet. Es werden Wirkungsweisen, Kritikpunkte und Entwicklungstheorien innerhalb der Psychomotorik beleuchtet.
Welche Arten von tiergestützten Interventionen werden behandelt?
Die Arbeit differenziert zwischen Animal-Assisted-Activities (AAA) und Animal-Assisted-Therapy (AAT) und behandelt allgemein tiergestützte Interventionen sowie im Detail die pferdegestützte Therapie in ihren verschiedenen Formen.
Was ist der sinnverstehende Ansatz in der Psychomotorik nach Seewald?
Der sinnverstehende Ansatz nach Seewald ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit. Er wird detailliert erläutert, inklusive Kernaspekten wie symbolische Echos, Leibbewusstsein, Symbolisierungsfähigkeit und Methoden des Verstehens. Entwicklungstheorien von der vorgeburtlichen Phase bis zum Grundschulalter sowie die Lebensweltanalyse werden im Kontext dieses Ansatzes diskutiert.
Wie werden pferdegestützte Therapie und der sinnverstehende Ansatz verglichen?
Die Arbeit vergleicht beide Ansätze, um Möglichkeiten und Grenzen ihrer Integration in der Praxis zu erforschen. Dabei wird auch die Kritik an funktionsbestimmten Ansätzen in der Reittherapie berücksichtigt.
Welche Forschungsfrage steht im Zentrum der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Ist pferdegestützte Therapie unter dem Gesichtspunkt des sinnverstehenden Ansatzes möglich?
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Tiergestützte Interventionen, Pferdegestützte Therapie, Hippotherapie, Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd, Hippo-Psychotherapie, Psychomotorik, Verstehender Ansatz, Seewald, Mensch-Tier-Beziehung, Funktionsübungen, Lebensweltanalyse, Integration, Therapie, Pädagogik.
Welche Kapitel enthält die Arbeit und was ist ihr jeweiliger Inhalt?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, die den gesellschaftlichen Kontext und die Forschungsfrage beleuchtet; ein Kapitel zu tiergestützten Interventionen allgemein; ein Kapitel zur pferdegestützten Therapie mit Kritik an funktionsbestimmten Ansätzen; ein Kapitel zum sinnverstehenden Ansatz nach Seewald in der Psychomotorik; und schließlich ein Kapitel zum Vergleich und zur Integration beider Ansätze mit einer kritischen Betrachtung.
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- Nina Glöckner (Author), 2013, Pferdegestützte Therapie. Eine ganzheitliche und psychomotorische Betrachtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/232389