Bei der Bundestagswahl 2005 zum 16. Deutschen Bundestag waren in der Bundesrepublik
Deutschland ca. 61,9 Millionen Menschen wahlberechtigt (Johann Hahlen
2005, Zugriff: 27.02.07). Die Wahlbeteiligung bei dieser Wahl lag laut Infratest dimap
bei 77,7%. Ausgehend von diesen Werten kommt man bei entsprechender Berechnung
zu dem Ergebnis, dass sich an der Bundestagswahl 2005 rund 48 Millionen
Menschen beteiligt haben. Im amtlichen Endergebnis lag die CDU/CSU nach Zweitstimmen
nur einen Prozentpunkt vor der SPD. Dies stellt auf den ersten Blick ein äußerst
knappes Ergebnis dar. Betrachtet man das Ergebnis jedoch näher muss man
feststellen, dass die CDU/CSU trotz dieses knappen Ergebnisses rund 480.000
Stimmen mehr erhalten hat, als die SPD. Der Wähler könnte sich in Anbetracht dieses
Ergebnisses die berechtigte Frage stellen, wieso er den überhaupt wählen gegangen
ist. Denn seine eine Zweitstimme ist selbst bei einem solch knappen Ergebnis
ohne jegliche Bedeutung für den Wahlausgang. Daher gesehen könnte der rationale
Wähler doch drauf verzichten wählen zu gehen und am Wahltag seinem Hobby
oder anderen Sachen nachgehen. Dass der Großteil der Wähler nicht so denkt, zeigt
die hohe Wahlbeteiligung. Darin besteht das Wahlparadox, mit welchem ich mich im
Rahmen dieser Arbeit näher auseinandersetzen werde. Anthony Downs hat dieses
Wahlparadox in seinem Werk „An Economic Theory of Democray”, welches 1968 ins
Deutsche übersetzt wurde, erkannt und versucht dieses Paradox aufzulösen. Auch
andere Wissenschaftler näherten sich auf unterschiedliche Weise diesem Paradox.
Es stellt sich die Frage, wie und ob es Downs oder anderen Wissenschaftlern gelungen
ist dieses Wahlparadox zu lösen. Um sich dem Wahlparadox zu nähern, werde
ich zunächst einige wesentliche Inhalte in Downs „Ökonomischer Theorie der Demokratie“
nennen. Dies ist wichtig, um die Entstehung des Wahlparadoxons nachvollziehen
zu können. Im Dritten Kapitel werde ich näher auf das Wahlparadox eingehen,
bevor ich mich im Vierten Kapitel drei sehr bekannte Ansätze zur Lösung des
Wahlparadoxons vorstellen werde. Vorgestellt werden sollen zum einen Downs Lösungsansatz
selbst, sowie der Lösungsansatz von Brennan und Lomasky und der
Lösungsansatz von Ferejohn und Fiorina. Im Fünften Kapitel erfolgt eine kritische
Betrachtung dieser Lösungsansätze, bevor dann im Sechsten Kapitel ein abschließendes
Fazit gezogen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „Ökonomische Theorie der Demokratie“ nach Anthony Downs
- Die politischen Parteien in Downs „Ökonomischer Theorie der Demokratie“
- Der Wähler in Downs „Ökonomischer Theorie der Demokratie“
- Die Wahlentscheidung des rationalen Wählers
- Schranken des rationalen Wählens
- Das Wahlparadox
- Lösungsansätze zum Wahlparadox
- Downs Ansatz zur Lösung des Wahlparadoxons
- Brennan und Lomaskys Ansatz zur Lösung des Wahlparadoxons
- Ferejohns und Fiorinas Ansatz zur Lösung des Wahlparadoxons
- Kritische Betrachtung der Lösungsansätze
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Wahlparadox, das auftritt, wenn ein rationaler Wähler seinen Einfluss auf den Wahlausgang betrachtet und sich fragt, ob seine Stimme bei knappen Ergebnissen überhaupt relevant ist. Die Arbeit befasst sich mit Anthony Downs' "Ökonomischer Theorie der Demokratie" und analysiert, wie Downs dieses Paradox versucht zu lösen. Darüber hinaus werden weitere Lösungsansätze von Brennan und Lomasky sowie von Ferejohn und Fiorina vorgestellt und kritisch betrachtet.
- Das Wahlparadox und die Rationalität von Wahlbeteiligung
- Anthony Downs' "Ökonomische Theorie der Demokratie" und die Rolle von Parteien und Wählern
- Lösungsansätze zum Wahlparadox unter Berücksichtigung von politischem Wettbewerb und Wählerverhalten
- Kritische Bewertung der Lösungsansätze und ihre Auswirkungen auf die demokratische Theorie
- Das Wahlparadox im Kontext der modernen politischen Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Wahlparadox ein und stellt die Relevanz des Themas anhand der Bundestagswahl 2005 dar.
- Das zweite Kapitel behandelt die „Ökonomische Theorie der Demokratie“ nach Anthony Downs, die auf der „Rational Choice Theorie“ basiert. Es werden die Annahmen über das rationale Verhalten von Parteien und Wählern sowie das Eigennutzaxiom erläutert.
- Im dritten Kapitel wird das Wahlparadox im Detail analysiert und seine Entstehung im Kontext der rationalen Wahlentscheidung des Wählers erklärt.
- Das vierte Kapitel stellt drei Lösungsansätze zum Wahlparadox vor: Downs' Ansatz, der auf dem Wettbewerb der Parteien basiert, Brennan und Lomaskys Ansatz, der die Bedeutung von Ideologie betont, und Ferejohn und Fiorinas Ansatz, der das Konzept der strategischen Wahlbeteiligung einführt.
Schlüsselwörter
Wahlparadox, Ökonomische Theorie der Demokratie, Rational Choice Theorie, Wahlbeteiligung, politische Parteien, Wählerverhalten, strategisches Wählen, Ideologie, politische Wettbewerb.
- Quote paper
- Sebastian Richter (Author), 2007, Anthony Downs "Ökonomische Theorie der Demokratie" und das Wahlparadox, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/232263