Diabetes mellitus hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der häufigsten Volkskrankheiten in den Industrieländern entwickelt. Besonders in Mitteleuropa und Nordamerika ist ein großer Anteil der Bevölkerung betroffen. Dabei stellt die Stoffwechselkrankheit, welche aus einer Unterversorgung der Zellen mit Glukose durch einen Insulinmangel resultiert, einen großen finanziellen Aufwand für das Gesundheitssystem und eine starke Einschränkung der Lebensqualität dar. Es herrschen in der Bevölkerung viele Unsicherheiten über diese Krankheit, sodass einige Gruppen eine falsche Prophylaxe betreiben, während andere Gruppen Diabetes komplett ignorieren.
Inhaltsverzeichniss
Verzeichnis verwendeter Fachbegriffe und Abkürzungen
1. Einleitung
2. Verbreitung
3. Ursachen und Risikofaktoren
3.1. Typ-1-Diabetes
3.2 Typ-2-Diabetes
4. Symptome
5. Begleit- und Folgeerkrankungen
6. Diagnostik
7. Therapie
7.1. Therapieziele
7.2. Nichtmedikamentöse Therapie
7.3. Medikamentöse Therapie
7.3.1. Hauptgruppen der oralen Antidiabtika
7.3.2. Metformin
7.3.3. Suflynolharnstoffe
7.4. Behandlung mit Insulin
7.4.1. Konventionelle Insulintherapie
7.4.2 Intensivierte Konventionelle Insulintherapie
7.4.3. Insulinpumpe
8. Fazit
9. Literaturverzeichniss
Verzeichnis verwendeter Fachbegriffe und Abkürzungen
Adipositas: Fettleibigkeit, krankhaftes Übergewicht. Aus dem lateinischen ( adeps=fett) in verschiedene Schweregrade unterteilt. Ab einem BMI von 30 kg/m2handelt es sich um Adipositas Grad I, ab 35 kg/m2um Adipositas Grad II und bei einem BMI größer als 40 kg/m2 handelt es sich um Adipositas Grad III. Dabei steigt das Risiko an Begleit- und Folgeerkrankungen.
Autoimmunkrankheit: durch die Fehlsteuerung des eigenen Immunsystems ausgelöste Zerstörung körpereigener Zellen durch Autoantikörper. Von denen als fremd erkannten Zellen sind primär Drüsen betroffen.
Dawn-Phänomen: bezeichnet die morgendliche Erhöhung des Blutzuckerspiegels durch Gegenspieler des Insulins
Exsikkose: Austrocknug des Körpers durch verschiedene Ursachen
Glukoneogenese: Neubildung von Glukose zwischen den Mahlzeiten aus verschiedenen Aminosäuren, Laktat sowie Glycerol (Abbauprodukt des Fettstoffwechsels). Dies passiert überwiegend in der Leber und zu 10 bis 20 Prozent in der Niere.
Glukosurie: vermehrte Ausscheidung von Glukose(> 15 mg/dl; 0,8 mmol/l) über den Harn durch die Niere.
HBA1c: glykolisiertes Hämoglobin, welches chemisch mit Zuckerresten verknüpft ist. Dieser Prozess ist unabhängig von Enzymen und kann deshalb etwas über den mittleren Blutzuckerspiegel der letzten drei Monaten aussagen. Die Zeitspanne ist durch die Halbwertszeit von bis zu drei Monaten limitiert.
Hyperglykämie: umgangssprachlich auch Überzuckerung genannt. Es tritt eine erhöhte Konzentration von Glukose (> 140mg/dl; 7,8 mmol/l) im Blut auf.
Hypoglykämie: umgangssprachlich auch Unterzuckerung genannt. Es kommt zu einer verminderten Konzentration von Glukose (<70 mg/dl; 3,9 mmol/l) im Blut.
Insulinresistenz: verringerte Empfindlichkeit von Zellen auf das Hormon Insulin, sodass zum Erreichen einer bestimmten Insulinwirkung eine größere Menge von Insulin erforderlich ist.
Insulinsekreteion: Abgabe von Insulin aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse, abhängig vom Glukoselevel im Blut.
Kapillär: betrifft die feinsten Verästlungen der Blutgefäße (Kapillaren).
Kontraindikation: Gegenanzeige; in der Medizin ein Faktor oder Zustand, welcher bestimmte diagnostische oder therapeutische Maßnahmen (Verabreichung eines Medikaments) verbietet oder einschränkt.
Metabolisches Syndrom: Sammelbegriff für nicht klar definierte Stoffwechselveränderungen, welche als Risikofaktor für verschiedene Herz- und Kreislauferkrankungen angesehen werden. Adipositas, Bluthochdruck, veränderte Blutfettwerte und eine Insulinresistenz gelten als wichtigste Symptome.
Monotherapie: Behandlung mit nur einem Medikament
Polyurie:: stark erhöhte Urinausscheidung
Rebsorption: bezeichnet die erneute Aufnahme von bereits ausgeschiedene Stoffen und Substanzen zum Beispiel in der Niere
1.Einleitung
Diabetes mellitus hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der häufigsten Volkskrankheiten in den Industrieländern entwickelt. Besonders in Mitteleuropa und Nordamerika ist ein großer Anteil der Bevölkerung betroffen. Dabei stellt die Stoffwechselkrankheit, welche aus einer Unterversorgung der Zellen mit Glukose durch einen Insulinmangel resultiert, einen großen finanziellen Aufwand für das Gesundheitssystem und eine starke Einschränkung der Lebensqualität dar. Es herrschen in der Bevölkerung viele Unsicherheiten über diese Krankheit, sodass einige Gruppen eine falsche Prophylaxe betreiben, während andere Gruppen Diabetes komplett ignorieren. Sie passen ihre Lebensgewohnheiten überhaupt nicht zur Prävention an und unterschätzen dabei die Stoffwechselerkrankung und ihre Folgen komplett. Oft wird sogar schon nach Auftreten von Diabetes der Behandlungsplan nicht eingehalten, da Diabetes keine unmittelbaren Schmerzen zur Folge hat und viele Maßnahmen eine gewisse Eigeninitiative verlangen. Deshalb will ich im folgenden die Ursachen und somit eine mögliche Prophylaxe erläutern und auf die gegenwärtigen Therapiemöglichkeiten eingehen. Um verstehen zu können wie die Therapie funktioniert werde ich zuerst auf die Ursachen dieser Stoffwechselerkrankung eingehen, dann die Therapieziele erläutern und schließlich die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten in den unterschiedlichen Kategorien erläutern. Im Rahmen der Facharbeit thematisiere ich sowohl Typ-1-Diabetes als auch auf Typ-2-Diabetes .
2.Verbreitung
Laut der internationalen Diabetes-Förderation litten im Jahre 2010 weltweit etwa 285 Millionen Menschen an dieser Erkrankung, wobei deren Anzahl insbesonders in den Schwellen- und Entwicklungsländern zunimmt.1. 9 Prozent der Erwachsenen waren in Deutschland 2009 von Diabetes betroffen, was eine bedeutende Steigerung im Vergleich zum Jahre 2003 darstellt, da damals nur 6,1 Prozent diese Krankheit hatten. Hierbei liegt der Anteil der Typ-2-Diabetikerinnen im Jahre 2009 mit 9,3 Prozent etwas höher als der Anteil der Männer (8,2 Prozent). Typ 2 Diabetes macht 95% der Diabetiker aus und ist somit in Deutschland viel weiter verbreitet als Typ 1 Diabetes. Da es sich um eine Krankheit mit nicht ganz eindeutigen Symptomen und einem schleichenden Krankheitsverlauf handelt, wird die Dunkelziffer insbesonders bei der älteren Bevölkerung als relativ hoch eingeschätzt. Laut Studien liegt die Rate unerkannten Typ
-2-Diabetes im Alter zwischen 55 und 74 Jahren genauso hoch wie die diagnostizierte Anzahl dieses Typs. Tendenziell erkranken immer häufiger auch jüngere Menschen an dieser Krankheit, weil Diabetes sehr eng mit Übergewicht/Adipositas einhergeht und diese Übergewichtigkeitsquote ständig ansteigt. Dagegen ist Typ 1 Diabetes viel seltener und prägt sich in der Regel in den Lebensjahren zwischen 10 und 15 aus. Im Gegensatz zum zweiten Typ leiden unter dem ersten Typ mehr Jungen als Mädchen, was sich an den insgesamt 30400 in Deutschland erkrankten Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren zeigt .2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Prozentualer Anteil an Diabetikern weltweit
3.Ursachen und Risikofaktoren
3.1.Typ-1-Diabetes
Die Ursachen für Diabetes sind sehr unterschiedlich und variieren je nach Typ der Erkrankung. Diese sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch hat man schon einige Ursachen identifizieren können.
Der Typ-1-Diabetes, auch Insulinmangel-Diabets, „jugendlicher Diabetes“ oder IDDM (insulin dependent diabetes melitus) genannt, betrifft überwiegend Kinder und Jugendliche und wird in seinem gesamten Ursachenkomplex noch erforscht.3Man geht von einer Autoimmunkrankheit aus, welche sowohl durch genetische als auch, durch exogene Faktoren beeinflusst wird. . „Bisher sind mehr als 40 krankheitsrelevante Genorte bekannt“4, wobei meist polygenetische Ursachen, also mehrere Veränderungen des Erbgutes, vorliegen. Aufgrund der genetischen Ursachen besitzen Menschen mit familiärer Belastung ein erhöhtes Risiko an Typ-1- Diabetes zu erkranken. Jedoch ist das Risiko der Vererbung und Ausprägung der
Krankheit bei Typ-1-Diabetes viel geringerAbbildung 2: Absoluter Insulinmangel bei Typ-1-
Diabetes als bei Typ-2-Diabetes. Während erbgleiche eineiige Zwillinge zu 50-90 Prozent an Typ-2-Diabetes erkranken, ist dies bei Typ-1- Diabetiker-Zwillingspärchen nur bei jedem Dritten der Fall. Immer entwickelt sich eine Reaktion des Immunsystems, welche meist durch Coxsackie-B-, Mumps-, Zytomegalie und Rötelvieren zustande kommt (Linis Geisler, innere Medizin,2006, s479). Wenn dann der Körper mit einem körperähnlichen Oberflächenprotein eines Antigens in Kontakt kommt, resultiert darraus eine Autoimmunreaktion. Hierbei wird dieses Antigen entweder durch zytoplasmatische Inselzell-Antikörper (ICA), Insulin- Autoantikörper (IAA), Antikörper gegen das Enzym Glutamatdecarboxylase (GADA) oder Antikörper gegen die Tyrosinkinase IA-2 (IA-2A) angegriffen. Als Nebeneffekt werden auch die Betazellen in den Langerhans´schen-Inseln der Bauchspeicheldrüse zerstört, da dort die Enzyme hergestellt werden, welche denen der Fremdkörper ähneln.5
Bei einem irreversiblen Zerstörungsgrad von 80-90 Prozent macht sich der Diabetes sichtbar, es wird nicht mehr genug Insulin produziert und es kommt zu einem absoluten Insulinmangel. Durch diesen absoluten Insulinmangel werden zu wenig Insulinrzeptoren durch Andockung des Hormons aktiviert, sodass über die Glukosetransporter zu wenig Glukose in die Zelle gelangt. Dadurch ist der Energiehaushalt, wie auch bei Typ-2-Diabetes gestört, gestört.
Weitere, unter anderem von der seit 2004 laufenden internationalen Teddy-Studie ermittelte, Umweltfaktoren sind im Verdacht Typ-1-Diabetes zu begünstigen :
- Frühzeitiger Glutenverzehr, welcher primär in Getreide enthalten ist, insbesonders vor dem 6. Monat, soll laut der deutschen BABYDIAB- und der der US-amerikanischen Daisy-Studie das Risiko an Typ-1-Diabetes zu erkranken deutlich erhöhen. Dies wurde unter anderm durch Tierversuche untermauert.
- Eine bakterienarme Umwelt erhöht das Risiko für eine Autoimmunkrankheit, da das Immunsystem über die Damflora nicht mehr optimal trainiert, beziehungsweise ausgebildet wird. Diese Hypothese wird insbesondere durch den signifikanten Anstieg an Typ-1-Diabetes, nach der Öffnung der Grenze zur DDR und der damit einhergehenden verbesserten hygienischen Bedingungen, unterstützt.
- Kinder, welche durch einen Kaiserschnitt zur Welt kamen, haben laut der BABYDIAB- und der TEENDIAB-Studie ein doppelt so hohes Risiko an Typ-1-Diabetes zu erkranken als normal Entbundene. Bei Kindern mit bestimmten Variationen des Gens IFIH1 (Interferon induced with helicase C domain 1) steigt das Risiko sogar um das Dreifache auf 9,1 Prozent (gegenüber 2,8 Prozent). Dies kommt durch die beim Eingriff zum Negativen veränderte Darmflora zustande. Hier wurde seltener die nützlichen Bifidusbakterien gefunden6 7
Abbildung 3: Relativer Insulinmangel bei Typ-2- Diabetes
3.2. Typ-2-Diabetes
Der Typ-2-Diabetes, auch nicht insulinbedürftiger Diabetes, Erwachsenen-Diabetes oder NIDDM (non insulin dependent diabetes melitus) genannt, betrifft überwiegend Erwachsene und ist der viel weiter verbreitete Typ Diabetes (Linis Geisler, innere Medizin,2006, s480). Neben Übergewicht sind Bewegungsmangel und die genetische Veranlagung die wichtigsten Risikofaktoren, da zu der angeborenen Insulinempfindlichkeit, die durch Ernährungs- und Bewegungsverhalten erworbene Insulinempfindlichkeit hinzukommt. Zu Beginn der Krankheit wird genug Insulin von der Bauchspeicheldrüse produziert. Im Laufe der Zeit erhöht sich jedoch die zuvor schon angesprochene Insulinresistenz der Muskel-,Leber- und Fettzellen, sodass die Bauchspeicheldrüse durch vermehrte Insulinproduktion dies auszugleichen versucht. Das im Blut vorhandene Insulin wird aber nicht in die Zelle transportiert, wodurch im Gegensatz zu gesunden Menschen das Glukose Transportprotein (GLUT-4) nicht in die Zellmembran von Muskel- und Fettgewebe eingeschlossen wird, da das GLUT-4 von diesen Zellen herunter geregelt wird. Als Folge funktioniert die Signalübertragung zum Transport von Glukose in der Zelle nicht mehr, sodass der Zelle zu wenig Glukose zur Verfügung steht und in der Blutlaufbahn zuviel zurückbleibt.
Eine weiterer wichtiger Faktor ist, dass „das im Fettgewebe übergewichtiger Menschen in großen Mengen produzierte Retinol-bindende Protein 4 (RBP4) [welches] anscheinend die Insulinresistenz“8 begünstigt. So ist es möglich dieses Protein als Risikomarker zur Vorhersage von Typ-2-Diabetes auch bei normalgewichtigen Menschen zu nutzen. Durch körperliche Betätigung sanken bei zwei Drittel der Probanden die RBP4 Werte und somit auch die Insulinresistenz, was auf neue Therapieansätze hoffen lässt.9 Insgesamt herrscht dann eine sogenannte Hyperinsulinanämie vor,, das heißt eine erhöhte Konzentration des Hormons Insulin im Blut. Durch die Insulinresistenz kann es trotz eines normalen oder erhöhten Insulinspiegels im Blut zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel kommen, da die Glukose ja nicht in die Zellen transportiert wird. Es tritt ein relativer Insulinmangel ein. Im späteren Krankheitsverlauf kann es auch wie bei Typ-1-Diabetes zu einem absoluten Insulinmangel auftretten, da die Insulin produzierenden Zellen durch die Insulinresistenz überbeansprucht werden, und letztendlich ihre Kapazität sinkt.10 Weitere nach dem aktuellen Forschungsstand wichtige Risikofaktoren sind:
[...]
1 Vgl. http://www.diabetes-heute.uni duesseldorf.de/fachthemen/entstehungausbreitungverbreitung/index.html?TextID=3836 (22.03.13)
2 Vgl. http://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/erkrankungsformen/typ-2- diabetes/verbreitung/index.html (22.03.13)
3 Vgl. Geisler, Linus: Innere Medizin: Lehrbuch für Pflegeberufe. 19. Auflage. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag, 2006. S.479
4 Vgl. http://www.diabetes-heute.uni-duesseldorf.de/wasistdiabetes/grundlagen/index.html? TextID=3781 (24.03.13)
5 Vgl. http://www.diabetes-deutschland.de/typ1diabetes.html (25.03.13)
6 Vgl.http://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/erkrankungsformen/typ-1- diabetes/risikofaktoren/index.html#c55274 (25.03.13)
7 Vgl.http://www.diabetes-heute.uni-duesseldorf.de/wasistdiabetes/grundlagen/index.html? TextID=3781 (2.04.13)
8 http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=1486 (02.04.13)
9 Vgl.http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/24566/Serummarker-sagt-Diabetes-voraus-RBP4-wird- von-Fettzellen-gebildet (02.04.13)
10 Vgl. Grönemeyer, Dietrich: Grönemeyers neues Hausbuch der Gesundheit. 4. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2008.S.389
- Quote paper
- Benedikt Jung (Author), 2013, Entstehung und Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/230488