Max Weber (1864-1920), gilt heute - ganz im Gegensatz zur Anerkennung während seiner Schaffensjahre - als Vertreter eines Klassikers einer Theorie sozialen Handelns. “In der Klassifikation seines Werkes finden sich die Begriffe ‘Handlungstheoretiker’, ‘Verstehende Soziologie’, ‘Methodischer Individualismus’.” Max Weber versuchte in den Jahren 1918 bis 1920 die Ergebnisse seiner Jahre langen Untersuchungen in dem Werk “Wirtschaft und Gesellschaft” (das nach seinem Tod aus einer Zusammenführung einzelner Fragmente durch seine Frau herausgegeben wurde) systematisch zusammenzufassen. Hier soll nur auf den Teil I des Werkes eingegangen werden. Im Kapitel I geht Weber auf die Soziologischen Grundbegriffe ein, “er entwickelt das Programm seiner Soziologie, ihre inhaltliche wie methodische Ausrichtung, ihre zentralen Begriffe und Konzepte und ihre Abgrenzung von anderen Wissenschaftsdisziplinen.”
Zur Einordnung Max Webers Theorie in der Soziologie ist sein Ansatzpunkt wichtig: Die Ausgangsfrage Webers soziologischer Reflexion liegt nicht beim Ganzen, also in der Gesellschaft, so wie bei vielen anderen Soziologen, sondern in der sinnbezogenen sozialen Handlungsorientierung des Einzelnen. Die Beurteilung von Inhalten der weberschen Soziologischen Grundbegriffe durch Alfred Schütz (1899-1959) in seinem Werk “Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt” soll Gegenstand dieser Hausarbeit sein. Allerdings soll nicht nur die Kritik betrachtet, sondern gleichzeitig vorgestellt werden, dass “Schütz [...] an die ‘verstehende Soziologie’ M. Webers mit ihrem Grundbegriff des ‘sinngeleiteten Handelns’ an[knüpft].” Alfred Schütz brachte dieses Buch nach seiner langjährigen Befassung mit Max Webers Schriften heraus. Er selbst schreibt, dass sein Denken von den Arbeiten Husserls und Bergsons sowie in hohem Maß von “Max Webers Werk abhängig ist.” Alfred Schütz versucht mit seinen Untersuchungen, Unklarheiten und Problematiken, die er in einigen Grundbegriffen der weberschen Soziologie sah, zu erläutern und Lösungsansätze zu liefern beziehungsweise diese zu klären. In dieser Arbeit soll herausgestellt werden, dass Schütz Grenzen der theoretischen Leistung Max Webers aufzeigt und vor allem deutlich macht, dass dieser sozusagen das Fundament fehlt, da die Klärung des subjektiven Sinnbegriffs, welcher das zentrale Element für die Konstituierung von Handlungen ist, bei Weber fehlt. “Schütz will diesen Mangel ‘heilen’.”
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Grundbegriffe der verstehenden Soziologie Max Webers
- 2.1. Der Soziologiebegriff
- 2.2. Verhalten und Handeln
- 2.3. Soziales Handeln
- 2.4. Verstehen
- 2.4.1. Aktuelles Verstehen
- 2.4.2. Erklärendes Verstehen
- 2.5. Bestimmungsgründe sozialen Handelns: Idealtypen
- 2.6. Soziale Beziehung
- 3. Alfred Schütz Befassung mit Max Webers Soziologie
- 3.1. Der Soziologiebegriff
- 3.1.1. Kritik an Webers Sinnbegriff
- 3.2. Die Beurteilung von Webers Begriffen Verhalten und Handeln
- 3.3. Soziales Handeln
- 3.4. Verstehen
- 3.5. Die Idealtypen
- 3.6. Die soziale Beziehung
- 3.6.1. Die umweltliche soziale Beziehung
- 3.6.2. Die mitweltliche soziale Beziehung
- 3.6.3. Verstehen der Vorwelt
- 4. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Alfred Schütz' Kritik an Max Webers verstehendem soziologischem Ansatz. Sie beleuchtet Schütz' Auseinandersetzung mit zentralen Begriffen Webers wie Handeln, Sinn und sozialer Beziehung und analysiert, wie Schütz Webers Theorie erweitert und kritisiert. Der Fokus liegt auf der Klärung des subjektiven Sinnbegriffs und der daraus resultierenden Implikationen für das Verständnis sozialen Handelns.
- Kritik an Webers Verständnis von subjektivem Sinn
- Schütz' Erweiterung des Handlungsbegriffs
- Differenzierung der sozialen Beziehung bei Schütz
- Vergleich der Soziologiebegriffe von Weber und Schütz
- Analyse der Methodologie des verstehenden Vorgehens
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt Max Weber als einen Klassiker der Handlungstheorie vor und beschreibt sein Hauptwerk "Wirtschaft und Gesellschaft". Sie führt in das Thema ein, indem sie Webers soziologischen Ausgangspunkt – die sinnbezogene Handlung des Einzelnen – erläutert und die Zielsetzung der Arbeit benennt: die Analyse von Alfred Schütz' Kritik an Webers verstehendem Ansatz und die Darstellung von Schütz' Aufbau auf Webers Theorie. Die Einleitung betont den kursorischen Charakter der Arbeit und fokussiert auf die Kritik Webers und Schütz' Differenzierung von dessen Theorie.
2. Die Grundbegriffe der verstehenden Soziologie Max Webers: Dieses Kapitel erklärt Webers zentrale soziologische Begriffe. Es beginnt mit Webers Definition von Soziologie als einer Wissenschaft, die soziales Handeln deutend verstehen und ursächlich erklären will. Es werden die Begriffe Verhalten und Handeln differenziert, wobei der subjektive Sinn als konstitutiv für Handeln hervorgehoben wird. Webers Verständnis von subjektivem Sinn wird anhand von Beispielen illustriert, ebenso wie die Begrenzung der Reichweite von Handlungswirkungen. Der Abschnitt beleuchtet Webers Konzepte von aktuellem und erklärendem Verstehen und führt in seine Idealtypen und das Konzept sozialer Beziehungen ein. Der Fokus liegt auf der Herausarbeitung des Kernproblems: der Bedeutung des subjektiven Sinns für Webers Soziologie.
Schlüsselwörter
Max Weber, Alfred Schütz, Verstehende Soziologie, Soziales Handeln, Subjektiver Sinn, Idealtypen, Soziale Beziehung, Handlungstheorie, Methodischer Individualismus, Sinninterpretation.
FAQ: Analyse der Kritik Alfred Schütz' an Max Webers verstehendem soziologischem Ansatz
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Kritik von Alfred Schütz an Max Webers verstehendem soziologischem Ansatz. Sie beleuchtet Schütz' Auseinandersetzung mit zentralen Begriffen Webers (Handeln, Sinn, soziale Beziehung) und untersucht, wie Schütz Webers Theorie erweitert und kritisiert. Der Fokus liegt auf dem subjektiven Sinnbegriff und dessen Auswirkungen auf das Verständnis sozialen Handelns.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Kritik an Webers Verständnis von subjektivem Sinn, Schütz' Erweiterung des Handlungsbegriffs, die Differenzierung der sozialen Beziehung bei Schütz, einen Vergleich der Soziologiebegriffe von Weber und Schütz sowie eine Analyse der Methodologie des verstehenden Vorgehens. Sie umfasst eine Einleitung, eine Darstellung der Grundbegriffe der Weberschen verstehenden Soziologie, eine Analyse von Schütz' Kritik an diesen Begriffen und eine abschließende Zusammenfassung.
Welche zentralen Begriffe von Max Weber werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Webers zentrale soziologische Begriffe wie Soziologiebegriff, Verhalten, Handeln, soziales Handeln, Verstehen (aktuelles und erklärendes Verstehen), Bestimmungsgründe sozialen Handelns (Idealtypen) und soziale Beziehung. Der subjektive Sinn als konstitutives Element des Handelns wird besonders hervorgehoben.
Wie wird Schütz' Kritik an Weber dargestellt?
Die Arbeit beschreibt, wie Schütz Webers Theorie erweitert und kritisiert. Sie konzentriert sich auf Schütz' Kritik an Webers Verständnis von subjektivem Sinn und untersucht, wie Schütz den Handlungsbegriff erweitert und die soziale Beziehung differenzierter betrachtet (Umwelt, Mitwelt, Vorwelt). Ein Vergleich der Soziologiebegriffe von Weber und Schütz wird ebenfalls durchgeführt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: 1. Einleitung, 2. Die Grundbegriffe der verstehenden Soziologie Max Webers, 3. Alfred Schütz' Befassung mit Max Webers Soziologie und 4. Zusammenfassung. Kapitel 2 erläutert Webers Kernbegriffe, während Kapitel 3 Schütz' Kritik und Weiterentwicklung dieser Begriffe detailliert darstellt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Max Weber, Alfred Schütz, Verstehende Soziologie, Soziales Handeln, Subjektiver Sinn, Idealtypen, Soziale Beziehung, Handlungstheorie, Methodischer Individualismus, Sinninterpretation.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Analyse der Konzepte von Weber und Schütz. Sie analysiert die zentralen Begriffe beider Soziologen und hebt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten hervor. Die Methodik ist auf das verstehende Vorgehen ausgerichtet, welches sowohl bei Weber als auch bei Schütz zentral ist.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit der verstehenden Soziologie, der Handlungstheorie und den Werken von Max Weber und Alfred Schütz befassen. Sie bietet einen Überblick über die wesentlichen Punkte der Kritik Schütz' an Webers Ansatz und ermöglicht ein tieferes Verständnis der beiden soziologischen Perspektiven.
- Quote paper
- Angela Köhler (Author), 2003, Alfred Schütz' Kritik an der verstehenden Soziologie von Max Weber, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/21785