Diese Hausarbeit soll zunächst die wichtigsten Grundtheoreme der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie darlegen und sie in einem zweiten Schritt diskutieren. Die Diskussion wird der Frage nachgehen, inwiefern die Kategorie Macht in diesem speziellen organisationstheoretischen Ansatz einen Platz hat und welche Rolle Macht in Organisationen allgemein spielen könnte. Dabei geht es speziell um den Zusammenhang von Machtprozessen und Informalität und die Frage, inwiefern diese spezielle Rationalität des Informalen eventuell ein „notwendiges Übel“ für das gute Funktionieren einer Organisation ist.
Die verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie gilt als eine der wichtigsten umfassenden Organisationstheorien und stützt sich maßgeblich auf die Arbeiten von Barnard, Simon und March.1 Historisch betrachtet bricht die verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie speziell mit dem Ansatz und der Doktrin der neoklassischen Theorie von Organisationen. In Frontstellung zu der in der Entsehungszeit der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie vorherrschenden Lehrmeinung der Neoklassik und ihrem Konzept des homo oeconomicus ist die verhaltenswissenschaftliche Organisationstheorie vor allem eine Entscheidungstheorie. Im Mittelpunkt ihrer Analyse(n) stehen demnach die Entscheidungsprozesse in Organisationen. Damit kann im Umkehrschluss auch festgestellt werden: Organisationen bestehen hauptsächlich aus Entscheidungen. Des weiteren wird davon ausgegangen, dass Entscheidungsprozesse die Resultate von menschlichem Handeln sind. Deshalb sind die zwei zentralen Fragestellungen in einer verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie:
1. Wie fällen Individuen Entscheidungen?
2. Wie beeinflussen Organisationen das Entscheidungsverhalten von Individuen?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung, Grundthesen
- 2. Wichtigste Theoretiker: Barnard / Simon / March
- 3. Anreiz-Beitragsmodell der Motivation
- 3.1. Definition Organisation
- 3.2. Anreize in Organisationen
- 4. Begrenzte Rationalität und befriedigende Lösungen
- 4.1. Entscheidungsverhalten in Organisationen
- 4.2. Homo organisans
- 5. Diskussion
- 5.1. Macht in Organisationen
- 5.2. Informalität in Organisationen
- 5.3. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit zielt darauf ab, die Grundtheoreme der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie vorzustellen und zu diskutieren. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, inwiefern die Kategorie Macht in diesem Ansatz einen Platz hat und welche Rolle sie in Organisationen allgemein spielen könnte. Die Arbeit untersucht insbesondere den Zusammenhang von Machtprozessen und Informalität und stellt die Frage, ob diese spezielle Rationalität des Informalen für das gute Funktionieren einer Organisation notwendig ist.
- Verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie
- Macht in Organisationen
- Informalität in Organisationen
- Anreiz-Beitragsmodell der Motivation
- Begrenzte Rationalität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung, Grundthesen
Dieses Kapitel stellt die Grundthesen der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie vor und führt die zentralen Fragestellungen der Arbeit ein. Die Theorie bricht mit dem Ansatz der neoklassischen Theorie von Organisationen und konzentriert sich auf die Entscheidungsprozesse in Organisationen, die als Resultate menschlichen Handelns betrachtet werden.
2. Wichtigste Theoretiker: Barnard / Simon / March
Das Kapitel stellt die drei wichtigsten Begründer der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie vor: Chester Barnard, Herbert A. Simon und James G. March. Es werden ihre Beiträge und Einflüsse auf die Entwicklung der Theorie dargestellt, wobei die Kritik an der klassischen Nutzenmaximierungsmodelle und die Betonung subjektiver Elemente und informeller Prozesse in Organisationen hervorgehoben werden.
3. Anreiz-Beitragsmodell der Motivation
Dieses Kapitel behandelt das von Barnard entwickelte Anreiz-Beitragsmodell der Motivation in Organisationen. Zunächst wird Barnards Definition von Organisation erläutert, die die Bedeutung von koordinierten menschlichen Aktivitäten hervorhebt. Anschließend wird das Modell selbst vorgestellt, das von der begrenzten Bereitschaft des Individuums ausgeht, sich in einer Organisation zu engagieren, und ein Gleichgewicht von Anreizen und Beiträgen anstrebt.
4. Begrenzte Rationalität und befriedigende Lösungen
Das Kapitel diskutiert die Konzepte der begrenzten Rationalität (bounded rationality) und der befriedigenden Lösungen (satisficing). Es wird die kognitionspsychologische Theorie vom Menschen erläutert, die diesen Konzepten zugrunde liegt, und es wird betont, dass Menschen nur über begrenzte Fähigkeiten zur Informationsverarbeitung verfügen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie, insbesondere der Rolle von Macht und Informalität in Organisationen. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Anreiz-Beitragsmodell, begrenzte Rationalität, befriedigende Lösungen, Homo organisans, Entscheidungsverhalten, Machtprozesse, Informalität, Organisationstheorie.
- Arbeit zitieren
- Caspar Borkowsky (Autor:in), 2003, Verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie - Eine Diskussion im Bezug auf die Kategorien Macht und Informalität, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/21543