Die Schlagworte „Geschlechtsrolle“, „Stereotyp“ und „Geschlechtsunterschiede“ sind vor allem aus der Diskussion um die Gleichberechtigung von Mann und Frau bekannt. Diese Debatte muss als Konsequenz der in der Vergangenheit erfolgten und bis heute anhaltenden Beurteilung der Geschlechter gesehen werden, bei welcher Frauen und feminine Eigenschaften oft negativ beurteilt wurden und immer noch werden:
„Die Männer sind den Frauen überlegen aufgrund der Eigenschaften, in welchen Gott sie überlegen ausgestattet hat.“ (Der Koran)
„Warum kann die Frau nicht etwas ähnlicher sein dem Mann?“ (My Fair Lady)1
Aus diesem Grund überrascht es nicht, wenn in der Forderung nach Gleichberechtigung oft genauso Übertreibung zu finden ist, wie in den traditionellen gesellschaftlichen Ansichten über Geschlechtsrollen. Zwar scheint es offen auf der Hand zu liegen, dass sich Männer und Frauen voneinander unterscheiden, nur welche Unterschiede, von den bekannten körperlichen Merkmalen2 einmal abgesehen, gibt es tatsächlich? Außerdem stellt sich die Frage, ob Geschlechtsunterschiede wirklich bedeuten, dass manche Dinge nur bei Männern vorkommen bzw. ob es Fähigkeiten gibt, die nur Frauen besitzen?
Bereits am Anfang dieser Arbeit muss die Aussage getroffen werden, dass außer den bereits angeführten körperlichen Unterschieden keine weiteren geschlechtsspezifischen Unterschiede, also Merkmale, die nur eines der beiden Geschlechter besitzt, existent sind.
Aus diesem Grund wird in der Differentiellen Psychologie bei der Untersuchung von Geschlechtsunterschieden auf folgende Fragen Wert gelegt: [...]
1 Greenglass, 1982, S. 11
2 Die Geschlechtsmerkmale werden in primäre, sekundäre und tertiäre Geschlechtsmerkmale unterschieden:
Die äußeren und inneren Geschlechtsorgane, z.B. Penis, Hoden und Scheide, sowie deren Anhangdrüsen sind
primäre Geschlechtsmerkmale. Schamhaare, Bart, Stimmlage und Milchdrüsen werden zu den sekundären
Geschlechtsmerkmalen gezählt. Tertiäre Geschlechtsmerkmale sind z.B. Unterschiede in der Körperhöhe, beim
Knochenbau, im Verhalten und im Empfindungsbereich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschlechtsrollen - Stereotypen
- Vergleich Intellektueller Fähigkeiten
- Sprachliche Fähigkeiten
- Mathematische Fähigkeiten
- Räumliche Fähigkeiten
- Vergleich der Aggressivität
- Biologische Erklärungsansätze für Geschlechtsunterschiede
- Genetische Modelle
- Hormonelle Einflüsse
- Postnatale hormonelle Einflüsse
- Pränatale hormonelle Einflüsse
- Theorien zur Gehirnhemisphärenspezialisierung
- Frühentwicklung der linken Gehirnhälfte bei Mädchen
- Schwächere Spezialisierung der Gehirnhälften bei Mädchen
- Erklärung der Geschlechtsunterschiede mit Sozialisationseinflüssen
- Entwicklungspsychologische Modelle
- Die lerntheoretische Sichtweise
- Theorie vom Geschlechtsschema
- Trainingsstudien
- Entwicklungspsychologische Modelle
- Zusammenfassung unter Würdigung der praktischen Bedeutung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Thema der Geschlechtsunterschiede. Ziel ist es, ausgewählte Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf intellektuelle Fähigkeiten, Aggressivität und deren biologische und sozialisationstheoretische Erklärungen zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet, inwieweit geschlechtsspezifische Unterschiede tatsächlich existieren und welche Faktoren diese Unterschiede bedingen.
- Geschlechtsrollen-Stereotypen und deren Einfluss auf die Wahrnehmung von Geschlechtsunterschieden
- Vergleichende Analyse von intellektuellen Fähigkeiten wie Sprach-, mathematischen und räumlichen Fähigkeiten
- Untersuchung der Aggressivität als Merkmal und deren geschlechtsspezifische Ausprägung
- Biologische Erklärungsansätze für Geschlechtsunterschiede, insbesondere genetische und hormonelle Einflüsse
- Bedeutung von Sozialisationseinflüssen für die Erklärung von Geschlechtsunterschieden, inklusive der Rolle von Entwicklungspsychologischen Modellen und Trainingsstudien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Geschlechtsunterschiede ein und beleuchtet den historischen Kontext der Diskussion um Gleichberechtigung. Sie erläutert die Relevanz der Unterscheidung zwischen geschlechtsspezifischem und geschlechtstypischem Verhalten sowie die Fragestellungen, die im Rahmen der Untersuchung von Geschlechtsunterschieden relevant sind.
Das zweite Kapitel widmet sich den Geschlechtsrollen-Stereotypen und zeigt auf, wie diese durch kulturelle Prägung entstehen und sich auf die Wahrnehmung von Personen aufgrund ihres Geschlechts auswirken. Dabei wird anhand von Beispielen die Abhängigkeit der Geschlechtsrollen-Stereotypen von der jeweiligen Kultur deutlich.
Im dritten Kapitel werden verschiedene Studien zur Untersuchung von intellektuellen Fähigkeiten vorgestellt. Dabei werden Sprach-, mathematische und räumliche Fähigkeiten im Vergleich zwischen Männern und Frauen betrachtet. Dieses Kapitel beleuchtet die historische Diskussion um die Konstruktion von Intelligenztests und zeigt auf, wie man zu einem befriedigenden Vergleich von intellektuellen Fähigkeiten gelangen kann.
Schlüsselwörter
Geschlechtsunterschiede, Geschlechtsrollen, Stereotypen, intellektuelle Fähigkeiten, Aggressivität, biologische Erklärungsansätze, hormonelle Einflüsse, Sozialisationseinflüsse, Entwicklungspsychologie, Trainingsstudien.
- Quote paper
- Tobias Mühlberg (Author), 2003, Ausgewählte Geschlechtsunterschiede und ihre Ursachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/21504