‚Die Inszenierung der Politiker ist heute wichtiger als die politischen Sachfragen!’; ‚Politik ist nur noch unter den Bedingungen der Medien möglich!’; usw. So, oder so ähnlich klingen die kritischen Stimmen, wenn es um die Beobachtung der Personalisierung in der Politik bzw. in der politischen (medialen) Kommunikation geht. Die Befürchtungen die mit der scheinbaren Zunahme der (medialen) Konzentration auf die Person des Politikers - anstatt auf die Partei oder gar auf das Parteiprogramm – einhergehen, erstrecken sich von demokratietheoretischen Befürchtungen bis zur vermeintlichen Diktatur der Politik durch die Medien.
Mir geht es in der vorliegenden Arbeit dagegen zunächst darum zu klären, wie eigentlich Politik oder ‘das Politische’ beschrieben werden kann und wie sich das Politische möglicherweise verändert hat. Dabei wird die These entwickelt, dass es sich beim Politischen um einen permanenten Aushandlungsvorgang handelt, dessen differente Artikulationen sichtbar sein müssen. Werden politische Differenzen, wie z.B. die zwischen ‘Links’ und ‘Rechts’ unsichtbar, so droht womöglich das Verschwinden des Politischen. Doch trotz eines zu beobachtenden Verschwindens von Differenzen (und des Politischen), kann ein Verschwinden von politischen Akteuren nicht beobachtet werden. Die Zunahme von politischen Talkshows ist dafür nur ein Indiz.
Ich gehe von der Vermutung aus, dass Personalisierung in der Politik ein politisches Mittel darstellt, zu verschleiern, dass Erstens einzelne Personen in der Politik gar keine Macht (mehr) haben und Zweitens der Politik als System gar nicht (mehr) die Macht zukommt, die Gesellschaft zu ‚steuern’. Statt Personen sind es eigentlich hochkomplexe Organisationsstrukturen und Institutionen, in welchen (hinter verschlossenen Türen – im Gegensatz zur Öffentlichkeit) die Entscheidungen getroffen werden. Personalisierung dient nach dieser Vermutung nur dazu, den Anschein zu bewahren, konkrete Personen hätten die Macht in der Politik. Dabei kann außerdem beobachtet werden, dass im politisch - medialen Diskurs eine Vielzahl an moralischer Kommunikation betrieben wird. Der politische Skandal soll daraufhin auf seinen paradoxen Charakter hin untersucht werden, welcher womöglich dazu dient, den Anschein der moralischen Integrität des politischen Systems widerherzustellen bzw. aufrechtzuerhalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politik, Moral und Simulation
- Politik und Moral
- Politik als diskursive Aushandlung von Hegemonie
- Politik als Simulation
- Die Funktion des politischen Personals
- Der politische Skandal
- Moral als Kontrolle der Funktionssysteme
- Skandal als moralischer Ablaßhandel
- Fazit - Personalisierung, Moral, Simulation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Personalisierung in der politischen Kommunikation und untersucht deren Funktion in der modernen Gesellschaft. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie das Politische in einer zunehmend komplexen Welt, geprägt von Medien und moralischen Diskursen, beschrieben und verstanden werden kann.
- Analyse der Veränderung des Politischen und die Bedeutung des Aushandlungsprozesses
- Die Rolle der Personalisierung als Mittel zur Bewältigung von Komplexität und zur Vermittlung komplexer Themen an die Wähler
- Die Bedeutung des moralischen Diskurses in der politischen Kommunikation und dessen Verbindung zur Personalisierung
- Untersuchung des politischen Skandals und seiner Funktion im Kontext von Moral und Simulation
- Analyse der Funktion des politischen Systems im Kontext von Medien und moralischer Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Funktion der Personalisierung in der politischen Kommunikation und stellt die These auf, dass das Politische als ein permanenter Aushandlungsprozess zu verstehen ist.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis von Politik, Moral und Simulation. Hierbei wird die These von Jean Baudrillard aufgegriffen, dass die Politik im Zeitalter der Massenmedien zu einer Simulation des Politischen geworden ist. Der Einfluss von Moral auf die politische Kommunikation wird ebenfalls untersucht.
Kapitel drei widmet sich dem politischen Skandal und untersucht dessen paradoxen Charakter, welcher womöglich dazu dient, den Anschein der moralischen Integrität des politischen Systems wiederherzustellen.
Schlüsselwörter
Personalisierung, politische Kommunikation, Massenmedien, Moral, Simulation, Skandal, Hegemonie, politische Kultur, Funktionssysteme, Systemtheorie, Niklas Luhmann, Jean Baudrillard.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2012, Personalisierung in der politischen Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/213397