Zeit - literarisch fassbar gemacht
am Beispiel von Goethes Faust
philosphisch/psychologisch/phänomenologisch
Inhaltsverzeichnis
- Dauer im Wechsel
- Der Leser, ein Brückenbauer
- Der Dichtung Rätsel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text untersucht die Darstellung von Zeit und Zeitlichkeit in Goethes Faust, indem er eine spezifische Interpretation des literarischen Zeitphänomens vorschlägt. Das Ziel ist es, unser heutiges Verhältnis zur Zeit und die damit verbundenen Probleme wie Todesverdrängung und mangelndes Bewusstsein des Seins neu zu beleuchten.
- Zeit als literarisches Phänomen und ihre zeitlose Aktualität
- Goethes "Faust" als Beispiel für die poetische Gestaltung des Zeitphänomens
- Die "Masken des Chronos" als Metapher für die verschiedenen Erscheinungsweisen der Zeit
- Das Verhältnis von Zeit, Ewigkeit, Endlichkeit und Unendlichkeit
- Hermeneutische Interpretation und das Verständnis von Zeit und Existenz
Zusammenfassung der Kapitel
Dauer im Wechsel: Dieses Kapitel analysiert Goethes Beschäftigung mit dem Thema Zeit und die Beziehung des Menschen dazu. Goethe betrachtet die Zeit als "höchste Gabe Gottes" und "aufmerksamste Begleiterin des Daseins". Eine korrekte Lebenseinstellung ist nach Goethe ohne ein richtiges Zeitverständnis unmöglich. Das Kapitel betont Goethes Erkenntnis, dass Mensch gleichzeitig in einer Welt voller Zeit und Ewigkeit existiert, untermauert durch Zitate aus seinen Werken wie "Prometheus" und "Wilhelm Meister". Der Fokus liegt auf Goethes Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Gleichzeitigkeit, und wie dies in "Faust" durch die Gestaltung von Fausts Lebensspanne, den Teufelspackt und verschiedene Symbole zum Ausdruck kommt. Die Gegenüberstellung von göttlicher und menschlicher Zeit im Prolog/Epilog im Vergleich zur fehlenden Zeitangabe vor und nach Fausts Leben wird als wichtiges Gestaltungselement hervorgehoben.
Der Leser, ein Brückenbauer: Das Kapitel diskutiert die Komplexität von Goethes Faust und die Notwendigkeit, "intellektuelle Brücken" zu schlagen, um ein umfassendes Verständnis zu erreichen. Das Thema "Zeit" wird als ein möglicher "Einheitsfaden" präsentiert, der Fausts sich verändernde Erfahrung von Zeit und Ewigkeit, Endlichkeit und Unendlichkeit widerspiegelt. Der Text argumentiert, dass es nicht darum geht, die Frage "Was ist Zeit?" zu beantworten, sondern ihre Erscheinungsweisen zu offenbaren und zu deuten. Die Zeit erscheint in verschiedenen Masken (Eros, Thanatos, Poesie etc.), und das Verständnis von Zeit impliziert immer auch ein Verständnis von Existenz. Literatur wird als Medium präsentiert, um zu einem Zeit- und Existenzverständnis zu gelangen, wobei der hermeneutische Zirkel – Zeitverständnis durch Poesie und Poesieverständnis der Zeit – als zentrale Herausforderung dargestellt wird.
Der Dichtung Rätsel: Der Begriff "Maske" wird in diesem Kapitel als Schlüssel zum Verständnis der Dichtung und des Zeitbegriffs verwendet. Die Sprache kann das "Eigentliche" nicht ausdrücken; sowohl der Begriff "Zeit" selbst als auch die Dichtung sind als "Masken" zu verstehen. Der Text geht auf die etymologische Verbindung zwischen "Zeit" und räumlichen Begriffen ein und diskutiert, wie die Dichtung in und durch die Zeit entsteht und wirkt. Die "Masken des Chronos" werden als Metapher für die verschiedenen Erscheinungsweisen der Zeit unter Bezugnahme auf den Mythos des Kronos interpretiert. Der Text hinterfragt die Frage nach dem "Eigentlichen" und bezieht sich auf philosophische Positionen von Heidegger und Derrida, um die Komplexität des Zeitverständnisses hervorzuheben.
Schlüsselwörter
Zeit, Zeitlichkeit, Goethe, Faust, Literatur, Poetik, Hermeneutik, Existenz, Ewigkeit, Endlichkeit, Masken des Chronos, Interpretation, Sprache, Symbol, Allegorie, Chronotopos.
Häufig gestellte Fragen zu: Goethes Faust und die Darstellung von Zeitlichkeit
Was ist der Gegenstand dieser Textanalyse?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Zeit und Zeitlichkeit in Goethes Faust. Sie bietet eine spezifische Interpretation des literarischen Zeitphänomens und beleuchtet unser heutiges Verhältnis zur Zeit und die damit verbundenen Probleme wie Todesverdrängung und mangelndes Bewusstsein des Seins.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt zentrale Aspekte der Zeit in Goethes Faust, einschließlich der poetischen Gestaltung des Zeitphänomens, der Metapher der "Masken des Chronos", dem Verhältnis von Zeit, Ewigkeit, Endlichkeit und Unendlichkeit sowie die hermeneutische Interpretation von Zeit und Existenz. Es wird die Frage nach dem Verständnis von Zeit und deren Darstellung in Literatur untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Analyse und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Analyse besteht aus drei Kapiteln: "Dauer im Wechsel" untersucht Goethes Beschäftigung mit dem Thema Zeit und die Beziehung des Menschen dazu, mit Fokus auf Goethes Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Gleichzeitigkeit. "Der Leser, ein Brückenbauer" diskutiert die Komplexität von Goethes Faust und die Notwendigkeit, ein umfassendes Verständnis zu erreichen, wobei die Zeit als "Einheitsfaden" durch Fausts Leben dient. "Der Dichtung Rätsel" verwendet den Begriff "Maske" als Schlüssel zum Verständnis der Dichtung und des Zeitbegriffs, beleuchtet die etymologische Verbindung zwischen "Zeit" und räumlichen Begriffen und diskutiert die Entstehung und Wirkung der Dichtung in und durch die Zeit.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Analyse verwendet eine hermeneutische Methode, um das Verständnis von Zeit und Existenz in Goethes Faust zu ergründen. Sie interpretiert die literarischen Gestaltungsmittel und bezieht sich auf philosophische Positionen von Heidegger und Derrida, um die Komplexität des Zeitverständnisses zu beleuchten.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis des Textes wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Zeit, Zeitlichkeit, Goethe, Faust, Literatur, Poetik, Hermeneutik, Existenz, Ewigkeit, Endlichkeit, Masken des Chronos, Interpretation, Sprache, Symbol, Allegorie, Chronotopos.
Was ist die Zielsetzung der Analyse?
Die Zielsetzung ist es, unser heutiges Verhältnis zur Zeit und die damit verbundenen Probleme neu zu beleuchten, indem Goethes Faust als Beispiel für die poetische Gestaltung des Zeitphänomens untersucht wird.
Wie wird die Zeit in Goethes Faust dargestellt?
Die Zeit in Goethes Faust wird durch verschiedene literarische Mittel dargestellt, unter anderem durch die Gestaltung von Fausts Lebensspanne, den Teufelspackt und verschiedene Symbole. Die Gegenüberstellung von göttlicher und menschlicher Zeit wird als wichtiges Gestaltungselement hervorgehoben. Die Zeit erscheint in verschiedenen "Masken" (Eros, Thanatos, Poesie etc.), was die Komplexität des Zeitverständnisses unterstreicht.
Welche Rolle spielt der Leser bei der Interpretation?
Der Leser wird als "Brückenbauer" verstanden, der intellektuelle Brücken schlagen muss, um ein umfassendes Verständnis von Goethes Faust zu erreichen. Die Interpretation des Zeitverständnisses erfordert einen aktiven und interpretativen Umgang mit dem Text.
- Quote paper
- Magistra Renja Lüer (Author), 1993, Zeit und Zeitlichkeit in Goethes Faust, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/210781