Der Begriff „Unterschichtenfernsehen“ fand das erste Mal Verwendung in dem Satiremagazin Titanic von 1996. Im Frühjahr 2001 bezeichnete Jochen Hörisch von der Universität Mannheim die Sender RTL und Sat.1 als „Unterschichtenfernsehen“. Beide Male jedoch konnte er sich in der Öffentlichkeit nicht durchsetzten. Erst Harald Schmidt im Jahr 2005 löste mit seiner Verwendung eine breit gefächerte Diskussion über die „neue Armut“ aus. Doch was wird unter „Unterschichtenfernsehen“ eigentlich verstanden? Und wer oder was soll eigentlich „Unterschicht“ sein? Diesen Fragen stelle ich mich im folgenden Kapitel. Zudem möchte ich wissen, ob der Begriff „Unterschichtenfernsehen“ auch das bezeichnet, was er zu bezeichnen scheint, ob er also zutreffend ist, ob man wirklich eine konkrete soziale „Schicht“ ausmachen kann, die sich diesem „Unterschichtenfernsehen“ zuwendet, die Quoten schafft, welche für den Fortbestand dieses Fernsehens sorgen, oder ob die Anschuldigungen der Debatte nicht doch eine breitere Masse, womöglich auch aus der Nicht-“Unterschicht“ betreffen.
Ich wende mich anschließend dem Phänomen selber zu und beschreibe anhand von Statistiken, wie die Marktanteile der Sender aussehen, was der Verbraucher im Fernsehen schaut und zu welchen Sendern und Programmen die Zuschauer in den Jahren 2009 und 2010 tendierten. Hierbei bin ich damals auf ein Problem aufmerksam geworden: das GfK-Problem, das Problem der Gesellschaft für Konsumforschung, die einzige Marktforschungsgruppe, welche sich mit den TV-Quoten auseinandersetzt, die einzigen Statistiken, auf die sich Zeitungen, Forschungsberichte, etc. berufen, für mich ein Anlass diese Forschungsergebnisse zu hinterfragen. Ausgehend von dieser Problematik vertrete ich die Überzeugung, dass „Unterschichtenfernsehen“ ganz klar im Interesse der Wirtschaft steht, es ist ein profitabler Einkommenszweig vieler wirtschaftlicher Unternehmen und erzieht den Zuschauer primär zum Konsumenten.
In einer weiterführenden These befürchte ich, dass das so genanntes „Unterschichten-fernsehen“ auch auf politischer Ebene negative Auswirkungen auf den Zuschauer und partizipierenden Bundesbürger hat. Ich tendiere stark zu der Behauptung, dass „Unterschichtenfernsehen“ Politikern und politischen Handlungen gewisse Spielräume einräumt, es narkotisiert die Bevölkerung, entpolitisiert sie und gewöhnt sie an einen Zustand der Kontrolle.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. „Unterschichtenfernsehen“
- 2.1 Zum Begriff
- 2.2 Kritikpunkte an der Debatte zum „Unterschichtenfernsehen“
- 2.3 „Unterschichtenfernsehen“ - Wirklich die Schuld der Unterschicht?
- 2.4 Zwischenfazit
- 3. Zu den Zuschauertendenzen
- 3.1 Beschreibung des Fernsehverhaltens der Deutschen
- 4. Die Manipulation der Gesellschaft I
- 4.1 Das GfK-Problem
- 4.2 „Unterschichtenfernsehen“ als Profitbringer der Wirtschaft
- 4.3 Kurze Bezugnahme auf die gesellschaftlichen Auswirkungen
- 4.4 Zwischenfazit
- 5. Die Manipulation der Gesellschaft II
- 5.1 „Unterschichtenfernsehen“ als Risikofaktor für die Demokratie?
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Verwendung des Begriffs „Unterschichtenfernsehen“ und dessen Relevanz in der heutigen Gesellschaft. Sie beleuchtet die Kritikpunkte an der Debatte und analysiert die möglichen Auswirkungen des so genannten „Unterschichtenfernsehens“ auf die Gesellschaft.
- Definition und Entwicklung des Begriffs „Unterschichtenfernsehen“
- Kritik an der Verwendung des Begriffs und dessen pauschalisierender Natur
- Die Rolle von „Unterschichtenfernsehen“ im Kontext der Wirtschaft und der Medien
- Mögliche Auswirkungen auf politische Partizipation und Demokratie
- Die Frage, ob „Unterschichtenfernsehen“ tatsächlich eine konkrete soziale Schicht anspricht
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Entstehung und Verwendung des Begriffs „Unterschichtenfernsehen“ und stellt die historische Entwicklung des Begriffs „Unterschicht“ dar. Im zweiten Kapitel wird die Debatte um „Unterschichtenfernsehen“ kritisch beleuchtet, wobei insbesondere die Kritikpunkte an der Definition der „neuen Unterschicht“ und die Frage nach der tatsächlichen Existenz einer „Unterschicht“ im Bezug auf den Fernsehkonsum im Vordergrund stehen. Kapitel drei widmet sich den Zuschauertendenzen und stellt die Problematik der GfK-Statistiken in Frage. Kapitel vier betrachtet die Auswirkungen des „Unterschichtenfernsehens“ auf die Wirtschaft und die möglichen Folgen für den Konsum und die Medienlandschaft. Schließlich geht es im fünften Kapitel um die politische Ebene und die potenziellen Auswirkungen von „Unterschichtenfernsehen“ auf die Demokratie und die politische Partizipation.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Hausarbeit konzentriert sich auf die Themen „Unterschichtenfernsehen“, „neue Unterschicht“, „Medienkritik“, „Fernsehverhalten“, „Konsumverhalten“, „politische Partizipation“ und „Demokratie“. Dabei werden die Begriffe im Kontext der gegenwärtigen gesellschaftlichen Debatten analysiert, wobei auch die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der Medienlandschaft beleuchtet werden.
- Quote paper
- H. Milas (Author), 2012, Die Manipulation der modernen Gesellschaft durch "Unterschichtenfernsehen", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/209599