Im Umfeld der Kreditinstitute ist es in den letzten drei Jahrzehnten zu starken Veränderungen gekommen. In den 1990er Jahren nahmen Unternehmensausfälle zu. Dieser Trend ist seit Anfang des 21. Jahrhunderts ungebrochen. Kreditinstitute hatten in großem Maße Risikopotenziale aufgebaut, die auch zu Insolvenzen im Bankgewerbe führten. Außerdem nahmen die Marktschwankungen an den Märkten zu. Die Folge war eine verstärkte Berücksichtigung von Chance-/Risiko-Verhältnissen und Risiko-/Ertragsgesichtspunkten.
Vor dem Hintergrund vieler Firmenzusammenbrüche hat der Gesetzgeber in Deutschland 1998 das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) verabschiedet, indem ein Frühwarnsystem für Unternehmen gefordert wird. Es wurden außerdem die besonderen organisatorischen Pflichten von Kreditinstituten näher geregelt, d.h. Anforderungen für die Aufbau- und Ablauforganisation aufgestellt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Risiken für die Kreditinstitute eindeutig bestimmt, analysiert und gesteuert werden. Dieser Prozess und die Ergebnisse bedürfen einer ständigen Kontrolle.
In dieser Arbeit wird auf mögliche Verfahren zur Analyse und Steuerung der Gesamtbank in chronologischer Reihenfolge ihres Auftretens eingegangen. Dabei findet eine differenzierte Betrachtung der Einzelaspekte des Marktpreisrisikos statt. Die Steuerungs- und Analyseverfahren sind nach ihrer Betrachtungsweise in ertragsorientierte und wertorientierte Verfahren zu trennen. Die Themen Sensitivitätsanalyse und Value at Risk werden eingehend behandelt. Letzteres Verfahren dient als Grundlage der heute höchst aktuellen risikoadjustierten Performancemessung.
Darüber hinaus werden die aktuellen Entwicklungen der Gesamtbanksteuerung unter besonderer Berücksichtigung der Marktpreisrisikosteuerung betrachtet. In diesem Zusammenhang werden die Auswirkungen von Basel II, einschließlich des dritten Konsultationspapiers vom Juni 2003, dargestellt. Zudem wird auf die Grundlagen des genossenschaftlichen Gesamtbanksteuerungssystems „VR-Control“ eingegangen.
Außerdem wird die Möglichkeit des Einsatzes von Zinsderivaten zur Gesamtbanksteuerung anhand zweier Beispiele (Zinsswap und Floor) für eine VR-Bank erläutert und die wichtigsten Faktoren des Risikomanagements von Kreditinstituten dargestellt sowie kritisch beleuchtet, um daraufhin mögliche Entwicklungen für die Zukunft zu erkennen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1. Überblick
- 1.2. Klassifizierung von Risikomanagement und Abgrenzung risikos
- 2. Methoden zur Erfassung und Steuerung des Zinsänderungsrisikos
- 2.1. Ertragsorientierte Verfahren
- 2.1.1. Zinsbindungsbilanz
- 2.1.2. Zinselastizitätsbilanz
- 2.1.3. Marktzinsmethode
- 2.2. Wertorientierte Verfahren
- 2.2.1. Barwertkonzept als Grundlage wertorientierter Verfahren
- 2.2.2. Sensitivitätsanalysen
- 2.2.2.1. Duration nach Macaulay
- 2.2.2.2. Modified Duration
- 2.2.2.3. Basis Point Value
- 2.2.2.4. Konvexität und deren Auswirkung auf die Sensitivitätsanalyse
- 2.2.3. Analytische Verfahren: Varianz-Kovarianz-Methode
- 2.2.3.1. Grundlagen und Bestimmung des Value at Risk
- 2.2.3.2. Simulationsverfahren
- 2.2.3.3.1. Historische Simulation
- 2.2.3.3.2. Monte-Carlo-Simulation
- 2.2.3.3. Praktische Anwendung: Einsatz eines Value at Risk-Limitsystems
- 2.2.3.4. Zusammenfassung des Value at Risk
- 2.2.4. Risikoadjustierte Performancemessung
- 2.2.4.1. Return on risk adjusted capital
- 2.2.4.2. Risk adjusted return on risk adjusted capital
- 2.2.4.3. Beurteilung der risikoadjustierten Performan-cemessung
- 2.3. Zusammenfassung der erläuterten Methoden
- 3. Gesamtbanksteuerung im genossenschaftlichen Sektor
- 3.1. Erläuterung der einzelnen Elemente
- 3.1.1. Aufsichtsrechtliche Grundlagen
- 3.1.2. VR-Control
- 3.1.2.1 Grundlagen zu VR-Control
- 3.1.2.2. Einsatz der Controlling-Instrumente von VR-Control
- 3.1.2.3. Betrachtung des strategischen Zinsbuchs als zentrale Steuerungseinheit in VR-Control
- 3.1.2.4. Einsatz einer barwertigen Gesamtbanksteue-rung
- 3.1.2.5 Mögliche Steuerungsansätze des Gesamt-bankzahlungsstroms
- 3.2. Zusammenfassung der Gesamtbanksteuerung
- 4. Einsatz von Zinsderivaten zur Steuerung des Zinsände-rungsrisikos
- 4.1. Grundlagen von Termingeschäften
- 4.2. Profile und Einsatzmöglichkeiten von ausgewählten Zins-derivaten
- 4.2.1. Zinsswap
- 4.2.2. Floor
- 4.3. Beurteilung des Einsatzes von Zinsderivaten zur Verbes-serung der Gesamtbanksteuerung
- 5. Ausblick und Fazit
- Analyse verschiedener Methoden zur Erfassung und Steuerung des Zinsänderungsrisikos
- Bedeutung der Gesamtbanksteuerung im genossenschaftlichen Sektor
- Untersuchung des Einsatzes von Zinsderivaten zur Optimierung des Risikomanagements
- Einbezug des VR-Control-Konzepts in die Analyse
- Bewertung der Anwendung verschiedener Methoden im Kontext von Risikomanagement und Gesamtbanksteuerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abschlussarbeit befasst sich mit dem Risikomanagement in Kreditinstituten, insbesondere unter Berücksichtigung des VR-Control-Konzepts. Die Arbeit analysiert verschiedene Methoden zur Erfassung und Steuerung des Zinsänderungsrisikos, beleuchtet die Bedeutung der Gesamtbanksteuerung im genossenschaftlichen Sektor und untersucht den Einsatz von Zinsderivaten zur Optimierung des Risikomanagements.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die einen Überblick über das Risikomanagement in Kreditinstituten gibt und die Klassifizierung von Risikomanagement und Abgrenzung verschiedener Risikoarten erläutert. Kapitel 2 widmet sich verschiedenen Methoden zur Erfassung und Steuerung des Zinsänderungsrisikos. Es werden sowohl ertragsorientierte Verfahren wie die Zinsbindungsbilanz, die Zinselastizitätsbilanz und die Marktzinsmethode als auch wertorientierte Verfahren wie das Barwertkonzept und Sensitivitätsanalysen behandelt. Darüber hinaus werden analytische Verfahren wie die Varianz-Kovarianz-Methode und Simulationsverfahren wie die historische Simulation und die Monte-Carlo-Simulation vorgestellt. Kapitel 3 befasst sich mit der Gesamtbanksteuerung im genossenschaftlichen Sektor. Es werden die aufsichtsrechtlichen Grundlagen und das VR-Control-Konzept erläutert, sowie die Einsatzmöglichkeiten von Controlling-Instrumenten von VR-Control. Kapitel 4 untersucht den Einsatz von Zinsderivaten zur Steuerung des Zinsänderungsrisikos und beleuchtet die Grundlagen von Termingeschäften sowie die Profile und Einsatzmöglichkeiten von ausgewählten Zinsderivaten wie dem Zinsswap und dem Floor.
Schlüsselwörter
Risikomanagement, Kreditinstitute, VR-Control, Zinsänderungsrisiko, Gesamtbanksteuerung, Zinsderivate, Zinsswap, Floor, Sensitivitätsanalysen, Value at Risk, Barwertkonzept, Duration, Zinsbindungsbilanz, Zinselastizitätsbilanz, Marktzinsmethode, Simulationsverfahren, Monte-Carlo-Simulation, Historische Simulation, Risikoadjustierte Performancemessung, Return on risk adjusted capital, Risk adjusted return on risk adjusted capital.
- Arbeit zitieren
- Zanini Loki (Autor:in), 2003, Risikomanagement in Kreditinstituten: VR-Control, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/20914