Das Bild, speziell das fotografische Bild, nimmt als Kommunikationsform in unserer bedingungslos schnellebigen Kultur eine herausragende Position ein. Dem Wahrheitsanspruch der uralten chinesischen Weisheit, der zufolge einem Bild mehr Bedeutung zukommt als tausend Worte, ist wohl auch heute wenig entgegenzusetzen. Eine Fotografie soll vor allem Informationen vermitteln oder eine Geschichte erzählen, eine interessante Geste einfangen, eine besondere Mimik, ein Lächeln zeigen, Gefühle auslösen. Den richtigen, perfekten Moment in Verbindung mit einem geschulten Auge für eine optimale Bildgestaltung, festzuhalten und ihn gewissermaßen Zeit unabhängig erstarren zu lassen, das war und ist der große Vorteil des ambitionierten Fotojournalismus gegenüber den fortlaufenden, unruhigen Fernsehbildern. Diese sind im eigentlichen Sinne auch nur ´bewegte Fotografien´. Wichtig hierbei ist die Wahl des Motivs, aber ob es unsere Aufmerksamkeit fesseln kann, hängt im Besonderen von der Wahl der ästhetischen Mittel, das heißt der Gestaltung der Komposition des Fotos ab. Die Fotografie wird geleitet von gewissen Grundregeln, welche schon lange in Grafik und Malerei gelten. Die Nähe zur Malerei und Grafik erklärt sich durch die Nutzung oder Umkehrung ihrer kunstgeschichtlich gewachsenen Erfahrungswerte in Form der grafischen Gestaltungsmittel, beispielsweise der Bildlinienführung, Perspektiven. Interessant in diesem Kontext ist die Tatsache, dass die meisten frühen Pioniere der Fotografie sich vorher mit Malerei beschäftigt haben.
Fraglich ist hier natürlich die enge Beziehung und besondere Nähe zur Kunst oder zu einem Kunstcharakter. Aber haben nicht zum Beispiel Fotos in Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen neben der übermittelten Information oder Nachricht oft künstlerische oder werbetechnische Aspekte und Merkmale! Das alles vollzieht sich im Ermessens-Spielraum des Fotografen, der die Redaktion („Zeitungszensur“) durch „ ... Hinzufügen von ästhetischen, politischen und erkenntnis-theoretischen Elementen in sein Bild ... “ nach seinem Sinne ´täuschen´ kann. In diesem Sinne kann die Zeitung oder Zeitschrift ebenso die hinzugefügten Elemente zur Bereicherung ihres spezifischen Profils nutzen . Ein kreativer Prozess kommt in Gang, von dem beide Seiten profitieren können, vorausgesetzt der Fotograf verfügt über bildgestalterische und handwerkliche Kompetenz.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung, Aufbau und Literaturlage der Untersuchung
- Begriff und Definition: Fotojournalismus/ Fotojournalist
- Einflüsse, Bedingungen, Voraussetzungen - Das Entstehen des modernen Fotojournalismus in Deutschland (1914-1927)
- Einfluss des 1.Weltkrieges und gesellschaftliche Bedingungen
- Kunst in Berührung mit der Fotografie und deren Einflüsse
- Übergang von der Kunstfotografie zu den verschiedenen Linien der Neuen Fotografie
- Einflüsse des Surrealismus und des Bauhaus
- Aufschwung der deutschen Illustrierten in den 20er Jahren
- Die Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) und die Arbeiterfotografen
- Die illustrierte Presse der liberalen und nationalistischen Kreise
- Die Erfindung und Markteinführung der neuen Kleinbildkameras
- Ein neuer Typus des Fotoreporters
- Tendenzen des neuen Fotojournalismus in anderen Ländern
- Geburt, Höhepunkt und Ende des modernen Fotojournalismus in der Weimarer Republik (1928-1933)
- Geburt des modernen Fotojournalismus
- Die neuen Fotoagenturen: Dephot und Weltrundschau
- Die moderne Fotoreportage
- Die Fotoreporter
- Der erste Star der Szene: Dr. Erich Salomon
- Felix H. Man: Der Vielseitige
- Die anderen Fotoreporter der ersten Generation
- Fotograf und Apparatur: Innovation und Anwendung
- Der Wandel der Themen im deutschen Fotojournalismus
- Kritik am modernen Fotojournalismus
- Gleichschaltung und des Fotojournalismus im nationalsozialistischen Deutschland sowie die Emigration seiner Vertreter
- Die Entwicklung des modernen Fotojournalismus in anderen Nationen und der Einfluss der deutschen Emigranten
- Die französische Variante: Die Illustrierte 'VU'
- Der moderne Fotojournalismus in Grossbritannien
- Der moderne Fotojournalismus in den USA
- Gründung der Illustrierten LIFE 1936
- Programm und Arbeitsweise der Illustrierten LIFE
- Struktur und Aufbau von LIFE
- Die Farm Security Administration (1936-1972)
- Der 2. Weltkrieg und sein Einfluss auf den Fotojournalismus
- Der Fotojournalismus in der Nachkriegszeit
- Neue Tendenzen und Hochphase der Illustrierten in den 50er Jahren
- Die Fotokooperative Magnum
- Profil eines wichtigen Fotojournalisten der Nachkriegsära: Henri Cartier-Bresson
- Herausbildung, Weiterentwicklung und Theorie der Live-Fotografie
- Der langsame Niedergang der Illustrierten und deren Auswirkung auf den Fotojournalismus in den 60er Jahren
- Theorie und Kritik zum Fotojournalismus
- Aktuelle Tendenzen im Fotojournalismus
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung des modernen Fotojournalismus und analysiert dessen bedeutende Akteure, Einflüsse und Merkmale. Sie beleuchtet den historischen Kontext, die stilistischen Ausprägungen und die theoretischen Debatten, die den Fotojournalismus prägten.
- Entstehung und Entwicklung des modernen Fotojournalismus
- Bedeutende Akteure und ihre Beiträge
- Einflüsse und Herausforderungen des Fotojournalismus
- Stilistische Ausprägungen und ästhetische Merkmale
- Relevante Theorien und Debatten zum Fotojournalismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik des modernen Fotojournalismus ein und skizziert die Relevanz des fotografischen Bildes in der heutigen Zeit. Sie stellt die zentralen Fragestellungen der Untersuchung vor und erläutert den Aufbau der Arbeit.
- Einflüsse, Bedingungen, Voraussetzungen - Das Entstehen des modernen Fotojournalismus in Deutschland (1914-1927): Dieses Kapitel analysiert die Entstehung des modernen Fotojournalismus in Deutschland. Es beleuchtet die Einflüsse des Ersten Weltkriegs, die Bedeutung der neuen Kleinbildkameras und die Entstehung eines neuen Typs des Fotoreporters.
- Geburt, Höhepunkt und Ende des modernen Fotojournalismus in der Weimarer Republik (1928-1933): Dieses Kapitel befasst sich mit der Blütezeit des modernen Fotojournalismus in der Weimarer Republik. Es stellt die wichtigsten Fotoagenturen und Fotoreporter vor und analysiert die Entwicklung der Fotoreportage.
- Die Entwicklung des modernen Fotojournalismus in anderen Nationen und der Einfluss der deutschen Emigranten: Dieses Kapitel widmet sich der Entwicklung des modernen Fotojournalismus in Frankreich, Grossbritannien und den USA. Es analysiert die Rolle der deutschen Emigranten und ihren Einfluss auf den Fotojournalismus dieser Länder.
- Der moderne Fotojournalismus in den USA: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Illustrierten LIFE in den USA. Es analysiert Programm, Arbeitsweise und Struktur des Magazins.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Fotojournalismus, Geschichte der Fotografie, deutsche Illustrierte Presse, Fotoreportage, Fotoagenturen, Fotoreporter, Bildgestaltung, ästhetische Merkmale, Theorien zum Fotojournalismus. Im Fokus stehen die Entwicklung, die Akteure, die Stilistik und die gesellschaftlichen Einflüsse des modernen Fotojournalismus.
- Quote paper
- Olaf Kunde (Author), 2000, Geschichte des Fotojournalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/20791