Leider gibt es zu dieser Thematik sehr wenig Forschungsliteratur, hinzu kommt, dass dieser Gegenstand auch in Schulbüchern und wissenschaftlich orientierten Sendungen im Fernsehen sehr stereotypenlastig behandelt und dargestellt wird. Pauschalisierend und mit einem heutigen westeuropäischen Blick wird das Frauenbild im Osmanischen Reich zumeist als stark rückständig beschrieben. Die Frau als vollständiges passives Wesen, findet nur insofern besondere Beachtung, wenn die Haremsthematik angeschnitten wird und die Frau als fremde Schöne aus dem Orient hervorgehoben werden kann. Dabei ist gerade dieses überhaupt nicht repräsentativ für das Frauenbild im Osmanischen Reich. In den Harem sind zumeist nur Sklavinnen aus anderen Ländern aufgenommen wurden, da Musliminnen überhaupt nicht versklavt werden durften. Des Weiteren haben auch diese Frauen sich einen erheblichen Machtanspruch bei den regierenden Sultanen sichern können. Insgesamt fällt auf: Es wird nicht versucht Nischen oder Ausnahmen zu finden oder überhaupt erst mal näher auf die Möglichkeiten und Grenzen der Frauen im Alltag einzugehen, um das gängige Bild zu hinterfragen. Des Weiteren finde ich es schade, dass niemand versucht das osmanische Frauenbild mit dem anderer Reiche zu dieser Zeit gegenüberzustellen, um Ähnlichkeiten und Differenzen zu analysieren. Hier soll nun meine Fragstellung ansetzen: Kann man dem Frauenbild im osmanischen Reich wirklich eine rückständige Sonderrolle zuordnen oder lässt sich dieses ohne weiteres mir dem von Europa, hier insbesondere dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, beziehungsweise später ab 1871, dem deutschen Reich vergleichen?. Zu diesem Zwecke möchte ich auf beiden Seiten Aspekte untersuchen, die das private und öffentliche Leben der Frauen in diesen Reichen tangiert haben. Hinsichtlich des zu untersuchenden Zeitraumes möchte ich mich auf das 17. und 18.Jahrhundert konzentrieren, da das osmanische Reich danach immer mehr Krisen unterliegt und 1922 schließlich gänzlich zerfällt. Dennoch scheint es mir auch wichtig zumindest ansatzweise Einblicke in die Entwicklungen des 19. Jahrhunderts zugeben, um wesentliche Veränderungen in Hinsicht auf die Stellung der Frau zu beschreiben, die auch eventuelle Rückschlüsse auf die gegenwärtige Situation zulassen.
Inhaltsverzeichnis
- Rechtstatus, Bildung, Arbeitsmöglichkeiten
- Heirat, Ehe- und Scheidungsrechte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Stellung der Frau im Osmanischen Reich im 17. und 18. Jahrhundert und vergleicht sie kritisch mit der Situation der Frauen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation derselben Zeit. Ziel ist es, die gängige Darstellung des osmanischen Frauenbildes als rückständig zu hinterfragen und Ähnlichkeiten sowie Unterschiede aufzuzeigen.
- Rechtsstellung von Frauen im Osmanischen Reich und im Heiligen Römischen Reich
- Bildungschancen und Arbeitsmöglichkeiten von Frauen in beiden Reichen
- Ehe- und Familienstrukturen sowie die Rolle der Frau im privaten und öffentlichen Leben
- Möglichkeiten und Grenzen weiblicher Selbstbestimmung
- Vergleichende Analyse der geschlechtsspezifischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Rechtstatus, Bildung, Arbeitsmöglichkeiten: Dieses Kapitel vergleicht die rechtliche, bildungsbezogene und berufliche Situation von Frauen im Osmanischen Reich und im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Im Osmanischen Reich waren Frauen nach Erreichen der Pubertät Rechtssubjekte und konnten Eigentum besitzen, erben und Geschäfte tätigen. Ihre Möglichkeiten vor Gericht waren jedoch durch das höhere Gewicht männlicher Zeugenaussagen eingeschränkt. Die Bildung war für Frauen der Unterschicht begrenzt, während Frauen der Oberschicht lesen, schreiben und religiöse Texte studieren konnten. Im Heiligen Römischen Reich besaßen Frauen weniger rechtliche Handlungsfähigkeit, benötigten in Gerichtsprozessen männliche Vormunde und waren in wirtschaftlichen Angelegenheiten oft auf die Zustimmung eines männlichen Vormunds angewiesen. Die Bildungssituation war im Heiligen Römischen Reich, trotz der Einführung der Schulpflicht, für Frauen insgesamt besser als im Osmanischen Reich, besonders für Frauen aus wohlhabenden Familien, die eine „schöngeistige“ Ausbildung erhielten. Die Arbeitsmöglichkeiten für Frauen waren in beiden Reichen stark von ihrer sozialen Stellung abhängig, wobei Frauen im Osmanischen Reich vielfältigere Möglichkeiten im Handel und Handwerk hatten, während Frauen im Heiligen Römischen Reich oft auf Hausarbeit oder Dienstbotenpositionen beschränkt waren.
Heirat, Ehe- und Scheidungsrechte: Dieser Abschnitt befasst sich mit den Heiratsbräuchen, Eherechten und Scheidungsmöglichkeiten von Frauen in beiden untersuchten Reichen. Im Osmanischen Reich wurden Ehen oft von den Eltern arrangiert, wobei junge Frauen weniger Möglichkeiten hatten, eine unerwünschte Heirat zu verhindern. Männer konnten Frauen heiraten, die keiner muslimischen Konfession angehörten, Frauen hatten diese Möglichkeit nicht und die Polygamie war zwar erlaubt, aber eher selten. Die Aufgaben im Eheleben waren strikt getrennt und die Frauen führten meist ein zurückgezogenes Leben. Im Heiligen Römischen Reich unterlag die Situation der Frauen unterschiedlichen regionalen Auslegungen, aber die rechtlichen und gesellschaftlichen Strukturen waren deutlich restriktiver.
Schlüsselwörter
Osmanisches Reich, Heiliges Römisches Reich, Frauen, Recht, Bildung, Arbeit, Heirat, Ehe, Scheidung, Vergleich, Geschlechterrollen, 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen: Vergleich der Stellung der Frau im Osmanischen Reich und im Heiligen Römischen Reich (17.-18. Jahrhundert)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die Stellung der Frau im Osmanischen Reich und im Heiligen Römischen Reich im 17. und 18. Jahrhundert. Sie untersucht die rechtliche Situation, Bildungschancen, Arbeitsmöglichkeiten, Ehe- und Scheidungsrechte und hinterfragt dabei gängige, vereinfachende Darstellungen des osmanischen Frauenbildes.
Welche Aspekte der Frauenrolle werden verglichen?
Der Vergleich umfasst die rechtliche Stellung, die Möglichkeiten der Bildung und der beruflichen Tätigkeit, Ehe- und Familienstrukturen, die Rolle der Frau im öffentlichen und privaten Leben sowie die Möglichkeiten und Grenzen weiblicher Selbstbestimmung.
Wie war die rechtliche Stellung von Frauen in beiden Reichen?
Im Osmanischen Reich waren Frauen nach der Pubertät rechtssubjektfähig, konnten Eigentum besitzen und Geschäfte tätigen. Ihre Möglichkeiten vor Gericht waren jedoch durch das höhere Gewicht männlicher Zeugenaussagen eingeschränkt. Im Heiligen Römischen Reich hatten Frauen weniger rechtliche Handlungsfähigkeit und benötigten oft männliche Vormunde.
Wie sah die Bildungssituation von Frauen aus?
Im Osmanischen Reich war die Bildung für Frauen der Unterschicht begrenzt, während Frauen der Oberschicht lesen, schreiben und religiöse Texte studieren konnten. Im Heiligen Römischen Reich war die Bildungssituation für Frauen, trotz Schulpflicht, insgesamt besser, besonders für Frauen aus wohlhabenden Familien, die eine „schöngeistige“ Ausbildung erhielten.
Welche Arbeitsmöglichkeiten hatten Frauen?
Die Arbeitsmöglichkeiten waren in beiden Reichen stark von der sozialen Stellung abhängig. Im Osmanischen Reich hatten Frauen vielfältigere Möglichkeiten im Handel und Handwerk, während Frauen im Heiligen Römischen Reich oft auf Hausarbeit oder Dienstbotenpositionen beschränkt waren.
Wie waren die Ehe- und Scheidungsrechte geregelt?
Im Osmanischen Reich wurden Ehen oft von den Eltern arrangiert, Polygamie war erlaubt, aber selten. Männer konnten Frauen anderer Konfessionen heiraten, Frauen nicht. Im Heiligen Römischen Reich unterlag die Situation der Frauen unterschiedlichen regionalen Auslegungen, die rechtlichen und gesellschaftlichen Strukturen waren aber deutlich restriktiver.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Osmanisches Reich, Heiliges Römisches Reich, Frauen, Recht, Bildung, Arbeit, Heirat, Ehe, Scheidung, Vergleich, Geschlechterrollen, 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu „Rechtstatus, Bildung, Arbeitsmöglichkeiten“ und „Heirat, Ehe- und Scheidungsrechte“.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die gängige Darstellung des osmanischen Frauenbildes als rückständig zu hinterfragen und Ähnlichkeiten sowie Unterschiede zur Situation der Frauen im Heiligen Römischen Reich aufzuzeigen.
- Quote paper
- Jana Piper (Author), 2010, Die Stellung der Frau im Osmanischen Reich im kritischen Vergleich zu Europa, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/205927