Die Ilias des Homer, mit der ich mich in dieser Seminararbeit beschäftigen werde, hat ihren Titel erst im Nachhinein erhalten. Die "eigentliche" Ilias ihrem Wortsinn nach, also die (schon zu Zeiten Homers lange bekannte und mündlich tradierte) sagenhafte Geschichte des Untergangs der Stadt Troja etwa 500 Jahre zuvor, bildet aber nur den äußeren Rahmen für die innere Handlung des Epos, die lediglich 51 Tage des letzten Kriegsjahrs umfasst. Dabei wird der endgültige Untergang Trojas zwar oft ankündigt, selbst aber gar nicht geschildert. Vielmehr wird das Ende Trojas durch die im Epos erzählte Handlung hinausgezögert, weshalb NICOLAI sie folgerichtig als eine "Retardation" bezeichnet. Andererseits kommt der Untergang Trojas durch die Handlung der Ilias erst zustande, wie SCHMITT betont, und zwar durch die Tötung des trojanischen Heerführer und Königssohns Hektor durch Achilleus und seinen Zorn am Ende des Epos.
μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληϊάδεω Ἀχιλῆος οὐλομένην: diesen Musenanruf stellt Homer seinem Werk voran und macht damit deutlich, dass eben dieser verderbliche Zorn des Achilleus, des "Besten der Achäer", im Vordergrund seines Werkes stehen wird. Damit kündigt er zudem (indirekt) an, den gesamten Fortgang der Handlung von diesem Zorn ausgehend zu erzählen, bis dieser schließlich mit dem Tode Hektors, endgültig dann in der Versöhnungsszene zwischen Achill und Priamos im letzten Buch der Ilias, besänftigt wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung zu Thema und Fragestellung dieser Arbeit
- 2. Die µñviç Axiλñoç im passiven Streit zwischen Achill und Agamemnon
- 2.1. Die Entstehung des Zorns
- 2.2. Die Ablehnung der лρεσβɛíα
- 2.3. Der Beginn der Patroklie
- 3. Die µñviç Axiλñoç im aktiven Kampf gegen die Troer und Hektor
- 3.1. Entscheidung zum Kampf und zur Versöhnung mit Agamemnon
- 3.2. Achilleus im Kampf gegen die Trojaner und Hektor
- 4. Der Schluss der Ilias-Handlung - Die Lösung Hektors
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Darstellung des Zorns des Achilleus (µñviç Axiλñoç) in Homers Ilias und dessen Bedeutung für die Handlung des Epos. Sie analysiert, wie Homer die Vielschichtigkeit des Achilleus-Charakters präsentiert und hinterfragt vereinfachte Interpretationen des Helden als rein kriegerischen und brutalen Charakter.
- Die Entstehung und Entwicklung des Zorns des Achilleus.
- Die Rolle des Zorns im Konflikt zwischen Achill und Agamemnon.
- Die Auswirkungen des Zorns auf den Kampf gegen die Trojaner.
- Die Frage nach Alternativen im Handeln des Achilleus.
- Die Vielschichtigkeit des Achilleus-Charakters in der Ilias.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung zu Thema und Fragestellung dieser Arbeit: Die Einleitung führt in das Thema der Seminararbeit ein und erläutert den Fokus auf die Darstellung des Zorns des Achilleus (µῆνις) und dessen Einfluss auf die Handlung der Ilias. Sie betont, dass die Ilias, obwohl sie den Untergang Trojas zum Thema hat, sich hauptsächlich auf 51 Tage des letzten Kriegsjahres konzentriert und diesen Untergang durch die Handlung, insbesondere den Zorn des Achilleus, verzögert und gleichzeitig ermöglicht. Die Einleitung hebt die Bedeutung des Musenanrufs hervor, der den verderblichen Zorn des Achilleus als zentrales Thema ankündigt und dessen Wirkung bis in die heutige Rezeption verfolgt wird. Die Einleitung skizziert den Forschungsansatz, der die Vielschichtigkeit des Achilleus-Charakters beleuchtet und vereinfachte Interpretationen hinterfragt. Die Arbeit folgt der von Nicolai dargestellten Struktur der Ilias, die durch fünf kausal verbundene Konflikte geprägt ist, beginnend mit dem Streit zwischen Agamemnon und Achilleus und endend mit der Begegnung Achilleus' mit Priamos.
2. Die µñviç Axiλñoç im passiven Streit des Achill mit Agamemnon: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung des Zorns des Achilleus im Kontext des Streits mit Agamemnon. Es wird hervorgehoben, dass Homer Achilleus zunächst nicht als Urheber des Konflikts, sondern als Opfer göttlichen Handelns darstellt. Die Schmähung des Apollon-Priesters Chryses durch Agamemnon und die daraus resultierende Seuche bilden den Ausgangspunkt der Handlung. Achilleus erscheint als verantwortungsbewusster und empathischer Anführer, der eine Heeresversammlung einberuft und die Klärung des göttlichen Zorns fordert. Sein Handeln wird als Folge göttlichen Einflusses (Hera) dargestellt, und seine besondere Beziehung zu den Göttern wird betont. Die Ablehnung des Lösegeldes durch Agamemnon wird als eine Form der Gotteslästerung präsentiert und die darauffolgende Kausalkette wird genau analysiert.
Schlüsselwörter
Ilias, Homer, Achilleus, µῆνις, Zorn, Agamemnon, Patroklos, Hektor, Priamos, Krieg, Konflikt, Götter, Charakter, Handlung, Rezeption, Vielschichtigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Die µῆνις des Achilleus in Homers Ilias
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert die Darstellung des Zorns des Achilleus (µῆνις) in Homers Ilias und dessen Bedeutung für die Handlung des Epos. Sie untersucht die Entstehung und Entwicklung des Zorns, seine Rolle im Konflikt zwischen Achill und Agamemnon, seine Auswirkungen auf den Kampf gegen die Trojaner und die Vielschichtigkeit des Achilleus-Charakters.
Welche Aspekte des Zorns des Achilleus werden untersucht?
Die Arbeit beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des Zorns, seine Rolle im Konflikt mit Agamemnon, die Auswirkungen auf den Krieg gegen Troja und die Frage nach alternativen Handlungsmöglichkeiten für Achilleus. Besonderes Augenmerk liegt auf der Widerlegung vereinfachter Interpretationen des Achilleus als rein kriegerischer und brutaler Held.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Analyse des passiven Streits zwischen Achill und Agamemnon, Analyse des aktiven Kampfes Achilleus' gegen die Troer, Schluss der Ilias-Handlung und Fazit. Jedes Kapitel befasst sich mit spezifischen Aspekten der µῆνις und ihrer Auswirkungen auf die Handlung.
Welche Kapitel gibt es und worum geht es in ihnen?
Kapitel 1 (Einleitung) führt in das Thema ein und erläutert den Forschungsansatz. Kapitel 2 analysiert die Entstehung des Zorns im passiven Streit mit Agamemnon. Kapitel 3 untersucht den Zorn im aktiven Kampf gegen die Troer. Kapitel 4 behandelt den Schluss der Ilias-Handlung, und Kapitel 5 bietet ein Fazit. Die Arbeit folgt der von Nicolai dargestellten Struktur der Ilias, die durch fünf kausal verbundene Konflikte geprägt ist.
Welche Rolle spielt der göttliche Einfluss in der Arbeit?
Die Arbeit betont den Einfluss der Götter auf die Handlung und den Zorn des Achilleus. Sie zeigt, wie Homer Achilleus zunächst als Opfer göttlichen Handelns darstellt und seine besondere Beziehung zu den Göttern hervorhebt. Die Handlungen der Götter werden als Auslöser und Verstärker des Konflikts dargestellt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass der Zorn des Achilleus ein komplexes Phänomen ist, das durch göttlichen Einfluss, persönliche Verletzungen und strategische Erwägungen beeinflusst wird. Sie widerlegt vereinfachte Interpretationen von Achilleus und zeigt seine vielschichtige Persönlichkeit.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind Ilias, Homer, Achilleus, µῆνις, Zorn, Agamemnon, Patroklos, Hektor, Priamos, Krieg, Konflikt, Götter, Charakter, Handlung, Rezeption und Vielschichtigkeit.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum bestimmt, das sich mit der Ilias, Homer und dem Charakter des Achilleus auseinandersetzt. Sie eignet sich für Seminararbeiten, Studienarbeiten und wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema.
- Quote paper
- Tobit Arens (Author), 2010, Die Darstellung der 'menis Achileos' in der Ilias und ihre Bedeutung für die Handlung des Epos, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/202056