Gegenstand meiner Arbeit ist die beruflich bedingte Belastungssituation bei Lehrerinnen und Leh- rern. Eine Reihe von Untersuchungen zeigte, dass der Lehrerberuf sowohl physisch als auch psychisch sehr anstrengend ist. So ist bspw. allein die durchschnittliche Arbeitszeit oft höher als die der meisten anderen Arbeitnehmer, und kaum eine andere Berufsgruppe muss derart oft öffentliche Kritik hinnehmen. Die Folgen der starken physischen und psychischen Anforderungen zeigen sich besonders deutlich in den hohen Krankenständen und den frühen Pensionierungen von Lehrerinnen und Lehrern, auf welche unter anderem Krankenkassen regelmäßig hinweisen. Dennoch besteht in der Öffentlichkeit und in den Medien oft das Bild des gut bezahlten „Halbtagsjobbers“, der „vormittags recht und nachmittags frei“ hat, wie Der Spiegel 2008 provokativ titelte. Vor diesem undurchsichtigen Hintergrund zwischen „Horrorjob“ und „Halbtagsjobber“ geht es mir darum, drei zentrale Fragen zur beruflich bedingten Belastungssituation von Lehrerinnen und Lehrern zu eruieren: Welchen aktuellen Belastungsfaktoren sind Lehrerinnen und Lehrer tatsächlich ausgesetzt? Wie ist das aktuelle, subjektive Belastungsempfinden? Welche Bewältigungsstrategien werden derzeit von Lehrkräften zur Überwindung der Belastung angewendet? Hierzu wähle ich einen theoretisch-deduktiven Ansatz, d.h. ich „zimmere“ mir zunächst einen theoretischen Rahmen, in dem sich meine anschließende Untersuchung schließlich bewegt. Der theoretische Rahmen selbst besteht aus Stresstheorien und -modellen, welche in einem schulischen Kontext betrachtet und diskutiert werden. Hier hinein platziere ich meine Untersuchung, welche ich im Rahmen eines vierwöchigen Hospitationspraktikums durchführte. Anhand von Unterrichtsbeobachtungen, offen geführten Interviews und eines schriftlichen Fragebogens sammelte ich Daten zur beruflich bedingten Belastungssituation. Sowohl die gesellschaftliche, schulpraktische als auch die wissenschaftliche Relevanz der Thematik ist offensichtlich. Die öffentliche Diskussion um Lehrerbelastungen ist stets aktuell, tangiert einen Großteil der Bevölkerung und veranlasst viele Menschen dazu in sie einzusteigen. Dabei werden Begriffe wie „Stress“, „Belastung“ oder „Beanspruchung“ inflationär und beinahe synonym für die verschiedensten Phänomene benutzt. Hier gilt es, mit klaren Definitionen zu arbeiten und diese einzuhalten, um eine sachgemäße Diskussion zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- Lehrer — „Horrorjob" oder doch nur „Halbtagsjobber"?
- schulprofil
- Theoretischer Hintergrund: Stress
- Allgemeine Belastungsbegriffe — Was ist Stress?
- Stressmodelle im schulischen Kontext
- Das Transaktionsmodell nach Lazarus
- Modelle der Lehrerbelastung
- Transaktionales Modell des Lehrerstresses
- Lehrerpersönlichkeitsorientierte Modell
- Belastungs-Beanspruchungskonzept
- Belastungsfaktoren im Lehrerberuf
- Klassifikation der Belastungsfaktoren
- Ergebnisse der empirischen Lehrerbelastungsforschung
- Belastungsfaktoren auf der individuellen Ebene
- Belastungsfaktoren auf der Schulebene
- Belastungsfaktoren auf der Systemebene
- Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
- Coping
- Klassifikation von Coping
- Wirksamkeit von Coping
- Empirische Untersuchung
- Belastungsempfinden
- Belastungsfaktoren
- Bewältigungsstrategien
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- Fragebogen zu beruflichen Belastungen und Bewältigungsstrategien von Lehrerinnen und Lehrern
- Ergebnisse des Fragebogens
- Transaktionales Modell des Lehrerstress
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der beruflich bedingten Belastungssituation von Lehrerinnen und Lehrern. Ziel ist es, ein differenziertes Bild der Belastungssituation zu zeichnen und sowohl Leser als auch den Autor selbst als angehenden Lehrer für die Diskussion um „Horrorjob" und/oder „Halbtagsjobber" zu sensibilisieren. Die Arbeit verfolgt einen theoretisch-deduktiven Ansatz, d.h. die Untersuchung wird in einen theoretischen Rahmen aus Stresstheorien und -modellen eingebettet.
- Die Belastungsfaktoren, denen Lehrerinnen und Lehrer ausgesetzt sind.
- Das subjektive Belastungsempfinden von Lehrerinnen und Lehrern.
- Bewältigungsstrategien, die von Lehrkräften zur Überwindung der Belastung angewendet werden.
- Die Bedeutung von Stresstheorien und -modellen für das Verständnis von Lehrerbelastung.
- Die Rolle von individuellen und strukturellen Faktoren bei der Entstehung von Lehrerbelastung.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt das Profil der Praktikumsschule im Hinblick auf die Belastungssituation der Lehrkräfte vor. Das zweite Kapitel widmet sich dem theoretischen Hintergrund der Lehrerbelastung. Es werden verschiedene Stressmodelle und -begriffe im schulischen Kontext erläutert, darunter das Transaktionsmodell nach Lazarus, das Transaktionale Modell des Lehrerstresses, das Lehrerpersönlichkeitsorientierte Modell und das Belastungs-Beanspruchungskonzept. Das dritte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Lehrerbelastungsforschung und klassifiziert die Belastungsfaktoren in drei Ebenen: die individuelle Ebene, die Schulebene und die Systemebene. Das vierte Kapitel beschreibt die empirische Untersuchung, die im Rahmen eines vierwöchigen Hospitationspraktikums durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Untersuchung werden vorgestellt und in den Kontext der theoretischen Vorüberlegungen eingebettet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Lehrerbelastung, Stress, Coping, Bewältigungsstrategien, Transaktionsmodell, Lehrerpersönlichkeitsorientierte Modell, Belastungs-Beanspruchungskonzept, individuelle Ebene, Schulebene, Systemebene, Arbeitsklima, Lernbereitschaft, öffentliche Kritik, Anerkennung, „Horrorjob", „Halbtagsjobber".
- Quote paper
- Eric Richter (Author), 2012, Beruflich bedingte Belastung bei Lehrerinnen und Lehrern, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/201384