Von Kartographie im neuzeitlichen, wissenschaftlichen Sinn lässt sich im Mittelalter kaum sprechen, da die dafür grundlegenden Erkenntnisse des Ptolemäus von der kirchlichen Lehre, als der Bibel widersprechend verworfen worden waren. Damit waren Forschungen über die Kugelgestalt der Erde und die Weiterentwicklungen der ptolemäischen Projektionsmethoden zur kartographischen Darstellung der gekrümmten Erdoberfläche unterbunden . Stattdessen wurden in Klöstern, meist zur Illustration exegetischer Schriften, schematisierende Weltkarten (mappae mundi) entwickelt. Diese veranschaulichten ohne Berücksichtigung von Lage, Größe und Richtung der topographischen Fakten die christliche Schöpfungsgeschichte, vermischt mit lateinischem Schulwissen.
Die mittelalterliche Kartographie beginnt mit der Christianisierung des römischen Reiches im 4. Jahrhundert n. Chr. und endet mit der Erweiterung der Weltkenntnis durch Kolumbus , die mit der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 einsetzt.
Das mittelalterliche kartographische Material lässt sich in drei Kartentypen untergliedern . Dazu zählen die Weltkarten, die Regionalkarten, welche die Itinerarien und den Situs umfasst, und die Portolankarten. Das Ziel der mittelalterlichen Kartographie ist die Vermittlung einer Weltsicht, die im Wesentlichen durch den Glauben an Gott getragen wird. Dabei versteht sich die mittelalterliche Kartographie als humanistische Wissenschaft, bei der der Mensch und nicht die geographisch beschreibbare Welt im Mittelpunkt steht.
Aber
"es reicht nicht aus, die Weltkarten des Hochmittelalters aus sich heraus zu interpretieren. Sie sind in eine Tradition eingebettet, deren Entwicklung im Griechenland und Rom der Antike beginnt und bis weit in das 15. Jahrhundert fortgeführt wird."
Dementsprechend ist diese Arbeit folgendermaßen konzipiert: Die Ausgangsbasis des mittelalterlichen kartographischen Materials bildet die griechische Geographie und die römische Kartographie. Die mittelalterliche Kartographie lässt sich in die drei Kartentypen „mappae mundi“, Regionalkarten und Portolane untergliedern. Dabei teilen sich die „mappae mundi“ und die Regionalkarten ebenfalls noch einmal auf, was sich auch in der Gliederung dieser Arbeit niederschlägt. Das Hauptaugenmerk wird auf der Untersuchung des mittelalterlichen kartographischen Materials liegen. Es soll zunächst um eine allgemeine Beschreibung des Kartentyps gehen. Es werden typische Beispiele angeführt und auf die Verbreitung des jeweiligenKartentyps USW
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE ANTIKE KARTOGRAPHIE
- DIE GRIECHISCHE GEOGRAPHIE
- DIE RÖMISCHE KARTOGRAPHIE
- DIE VERSCHIEDENEN AUSPRÄGUNGSFORMEN MITTELALTERLICHER KARTEN
- DIE ,,MAPPAE MUNDI“
- Die Zonenkarte
- Die T-O Karte
- Mischtyp - Beatuskarten
- REGIONALKARTEN
- Die Itinerarien
- Der Situs
- PORTOLANKARTEN
- DIE ,,MAPPAE MUNDI“
- RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der mittelalterlichen Kartographie, wobei der Fokus auf den unterschiedlichen Ausprägungsformen und ihren jeweiligen Eigenschaften liegt. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der mittelalterlichen Weltkarten, Regionalkarten und Portolane zu vermitteln und ihre Funktion und Bedeutung im Kontext der damaligen Zeit zu beleuchten.
- Die Entwicklung der mittelalterlichen Kartographie und ihre Wurzeln in der Antike
- Die charakteristischen Merkmale der verschiedenen Kartentypen
- Die Herstellung, Verbreitung und Verwendung von Karten im Mittelalter
- Die Rolle der Karten als Vermittler einer christlichen Weltsicht
- Der Einfluss von antiken und mittelalterlichen Karten auf die Entwicklung der modernen Kartographie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der mittelalterlichen Kartographie ein und stellt die drei wichtigsten Kartentypen (Weltkarten, Regionalkarten, Portolane) vor. Es wird die Bedeutung der Karten im Kontext der mittelalterlichen Weltanschauung erläutert, sowie der Einfluss von antiken Erkenntnissen auf die Entwicklung der mittelalterlichen Kartographie.
- Die antike Kartographie: Das Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Kartographie in der Antike, beginnend mit der griechischen Geographie und ihrer Rolle bei der Bestimmung der Erdgestalt. Es wird die Entstehung der Klimatenkarten und die Weiterentwicklung der Kartographie durch Ptolemäus diskutiert, die schließlich im Verlust antiken Wissens im Mittelalter mündeten.
- Die verschiedenen Ausprägungsformen mittelalterlicher Karten: Dieses Kapitel analysiert die drei Haupttypen mittelalterlicher Karten: Die "mappae mundi" mit ihren verschiedenen Formen, die Regionalkarten mit ihren Untertypen Itinerarien und Situs, und die Portolankarten. Es wird auf die Besonderheiten jedes Kartentyps, wie beispielsweise die Darstellung von topographischen Fakten, die Funktion und den Zweck, sowie das jeweils vermittelte Weltbild eingegangen.
Schlüsselwörter
Mittelalterliche Kartographie, "mappae mundi", Regionalkarten, Portolankarten, T-O Karte, Zonenkarte, Itinerarien, Situs, Weltbild, christliche Schöpfungsgeschichte, antike Kartographie, griechische Geographie, römische Kartographie, Ptolemäus, Ptolemäische Weltkarte, Klimatenkarten.
- Quote paper
- Marco Schmidt (Author), 2010, Die mittelalterliche Kartographie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/201342