Soziale Gerechtigkeit ist in den letzten Jahren deutlich in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt. Obwohl viele diesen Begriff nicht verwenden, wird sie immer mehr gefordert. Vor allem in Krisenzeiten, bei zunehmender Arbeitslosigkeit und einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich steigt die besondere Bedeutung, soziale Gerechtigkeit einzufordern, auszubauen und auch stärker auszuleben. In erster Linie sind die Verantwortlichen der Politik gefragt, neue Gesetze zu beschließen, die einen sozial gerechten Staat manifestieren. Die Gesellschaft darf auch nicht untätig bleiben, sondern muss aktiv werden, um die Schwachen zu unterstützen. Nicht zuletzt die Kirchen sind beauftragt, mitzureden und Politik und Gesellschaft stets darauf hinzuweisen, wo es in Deutschland, aber auch weltweit, an sozialer Gerechtigkeit mangelt. In den vergangenen 20 Jahren wiesen die Kirchen immer wieder durch Denkschriften auf die Bereiche hin, bei denen dringender Handlungsbedarf besteht. Die Kirche spricht für die, die selbst nicht in der Lage sind, ihre Stimme wirkungsvoll zu erheben, um Missstände aufzudecken und Lösungen vorzuschlagen. Als Gottes Geschöpf hat jeder Mensch das Recht auf ein menschenwürdiges Dasein. Dazu gehören auch die Bewahrung der Schöpfung, sozialer Ausgleich und Teilhabe am gesell-schaftlichen Leben.
In der vorliegenden Arbeit befasst sich mit der Fragestellung, inwiefern soziale Gerechtigkeit ein Thema der Theologie ist und auf welche Weise sich die Kirche für sie einsetzt. Dabei wird zunächst der Begriff soziale Gerechtigkeit erklärt werden, sowie ein geschichtlicher Abriss aufzeigen, dass Gerechtigkeit bereits bei Platon von großer Bedeutung war. Im zweiten Kapitel sollen die politischen Bemühungen um die Schaffung sozialer Gerechtigkeit aufgezeigt werden. Darauf folgt ein Kapitel über das gesellschaftliche Engagement und verbreitete Vorurteile gegenüber sozial schwächer Gestellten. Im vierten Kapitel wird der Öffentlichkeitsauftrag der Kirche begründet, um aufzuzeigen, warum sie sich in staatliche Belange einmischt. Danach wird der Gerechtigkeitsbegriff in der Heiligen Schrift dargestellt werden und vier Denkschriften, in Hinblick auf Forderungen der Kirche an Politik und Gesellschaft, um ein sozial gerechteres Leben für alle zu schaffen, untersucht.
Alle Bibelzitate entsprechen der Übersetzung nach Martin Luther in der überarbeiteten Fassung von 1984.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist soziale Gerechtigkeit?
- Begriffsklärung
- Geschichtlicher Abriss des Gerechtigkeitsbegriffs
- Soziale Gerechtigkeit im politischen Kontext
- Weimarer Reichsverfassung
- Grundgesetz
- Sozialgesetzbuch
- Exkurs: Die Europäische Union
- Ministerien
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
- Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Konkrete Einrichtungen
- Arbeitsagentur
- Sozialamt
- Sozialhilfe
- Sozialversicherung
- Soziale Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Kontext
- Gerechtigkeitsindex 2011
- „Gleichheit ist Glück“, Studien von Wilkinson und Pickett
- Hartz IV und seine Vorurteile
- Vereine, Organisationen, Initiativen
- Soziale Gerechtigkeit im theologischen Kontext
- Der Öffentlichkeitsauftrag der Kirche
- Martin Luther und die Obrigkeit
- Karl Barth und die Leistungen der Kirche für den Staat
- Dietrich Bonhoeffer und das verantwortliche Leben
- EKD: „Das rechte Wort zur rechten Zeit“
- Gerechtigkeit als Begriff der christlichen Ethik
- Gerechtigkeit als biblischer Begriff
- Altes Testament
- Neues Testament
- St. Martin als populärste Erzählung gelebter Nächstenliebe
- „Gemeinwohl und Eigennutz“
- Wirtschaft als Ort christlicher Verantwortung
- Ergebnisse, Folgerungen, Perspektiven
- Bewertung der Denkschrift
- „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“
- Perspektiven und Impulse aus dem christlichen Glauben
- Ziele und Wege
- Aufgaben der Kirchen
- Bewertung der Stellungnahme
- „Gerechte Teilhabe“
- Theologisch-sozialethische Orientierung
- Wege aus der Armut
- Zusammenfassung und Empfehlungen
- Bewertung der Denkschrift
- „Unternehmerisches Handeln in ethischer Perspektive“
- Anlass und Zielsetzung der Denkschrift
- Unternehmerisches Handeln in der Perspektive des christlichen Glaubens
- Gesellschaftliche Verantwortung von Wirtschaftsunternehmen – Wirtschaftliches Handeln von Kirche und Diakonie
- Fazit und Empfehlungen
- Bewertung der Denkschrift
- Allgemeine Bewertung der Stellungnahmen
- Der Öffentlichkeitsauftrag der Kirche
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit in theologischer Perspektive. Sie beleuchtet den Begriff der sozialen Gerechtigkeit, seine historische Entwicklung und seine Relevanz im politischen, gesellschaftlichen und theologischen Kontext. Die Arbeit analysiert den Öffentlichkeitsauftrag der Kirche und deren Engagement für soziale Gerechtigkeit anhand von Beispielen aus der Kirchengeschichte und aktuellen Denkschriften.
- Begriffsbestimmung und historische Entwicklung von sozialer Gerechtigkeit
- Soziale Gerechtigkeit im politischen und gesellschaftlichen Kontext Deutschlands
- Der Öffentlichkeitsauftrag der Kirche und ihre Rolle bei der Förderung sozialer Gerechtigkeit
- Soziale Gerechtigkeit in der Bibel und der christlichen Ethik
- Analyse von kirchlichen Denkschriften zum Thema soziale Gerechtigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema soziale Gerechtigkeit ein und erläutert die Relevanz des Themas in Zeiten zunehmender sozialer Ungleichheit. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und betont die Rolle der Kirche bei der Förderung sozialer Gerechtigkeit. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern soziale Gerechtigkeit ein Thema der Theologie ist und wie sich die Kirche für sie einsetzt. Die Einleitung betont die Notwendigkeit eines umfassenden Engagements von Politik, Gesellschaft und Kirche für ein sozial gerechtes Zusammenleben.
Was ist soziale Gerechtigkeit?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Begriffsbestimmung und der historischen Entwicklung des Begriffs „soziale Gerechtigkeit“. Es unterscheidet zwischen Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit und geht auf die historische Bedeutung von Gerechtigkeit bei Platon ein. Das Kapitel verdeutlicht, dass soziale Gerechtigkeit kein Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess ist, der umfassendes Engagement in verschiedenen Bereichen erfordert und schon früh in der Geschichte als wichtiges Ideal erkannt wurde. Die Ausführungen zu Platon betonen die Bedeutung individuellen Handelns im Kontext des Gemeinwohls.
Soziale Gerechtigkeit im politischen Kontext: Dieses Kapitel analysiert die politischen Bemühungen um soziale Gerechtigkeit in Deutschland, ausgehend von der Weimarer Reichsverfassung bis zum Sozialgesetzbuch. Es beleuchtet die Rolle verschiedener Ministerien und konkreter Einrichtungen wie der Arbeitsagentur und des Sozialamts. Das Kapitel stellt den Versuch dar, soziale Gerechtigkeit durch politische Maßnahmen zu verwirklichen und zeigt die Komplexität und die verschiedenen Ebenen dieses Vorhabens auf, angefangen bei Verfassungstexten bis hin zu konkreten staatlichen Institutionen.
Soziale Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Kontext: Dieses Kapitel widmet sich der sozialen Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Kontext und untersucht den Gerechtigkeitsindex 2011, Studien von Wilkinson und Pickett sowie Hartz IV. Es beleuchtet gesellschaftliche Vorurteile gegenüber sozial Schwachen und das Engagement von Vereinen und Initiativen. Der Fokus liegt auf der Darstellung der sozialen Realität in Deutschland, den Herausforderungen und den Initiativen von verschiedenen Akteuren in der Zivilgesellschaft zur Verbesserung der Situation sozial benachteiligter Menschen.
Soziale Gerechtigkeit im theologischen Kontext: Dieses Kapitel untersucht den Öffentlichkeitsauftrag der Kirche im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit. Es diskutiert die Beiträge von Martin Luther, Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer und analysiert vier Denkschriften der Kirche zu diesem Thema. Das Kapitel argumentiert für die Notwendigkeit kirchlichen Engagements in staatlichen Angelegenheiten und begründet dies theologisch. Es zeigt auf, wie die Kirche ihre Rolle als Stimme der Schwachen versteht und wie sie versucht, politische und gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen.
Schlüsselwörter
Soziale Gerechtigkeit, Theologie, Kirche, Politik, Gesellschaft, Gemeinwohl, Gerechtigkeit, Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit, Öffentlichkeitsauftrag, Denkschriften, Platon, Bibel, Christliche Ethik, Armut, Sozialpolitik, Hartz IV, Ungleichheit.
Häufig gestellte Fragen zu: Soziale Gerechtigkeit in theologischer Perspektive
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick zum Thema soziale Gerechtigkeit, betrachtet aus theologischer, politischer und gesellschaftlicher Perspektive. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselbegriffe. Der Fokus liegt auf der Rolle der Kirche im Kontext sozialer Gerechtigkeit und analysiert verschiedene Denkschriften zu diesem Thema.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die Begriffsbestimmung und historische Entwicklung von sozialer Gerechtigkeit, ihre Bedeutung im deutschen politischen und gesellschaftlichen Kontext (inkl. Analyse von politischen Maßnahmen und Institutionen wie Hartz IV), sowie ihre theologische Fundierung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Öffentlichkeitsauftrag der Kirche und der Analyse von verschiedenen kirchlichen Denkschriften zur sozialen Gerechtigkeit, unter Einbezug theologischer Persönlichkeiten wie Martin Luther, Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in die Kapitel: Einleitung, Was ist soziale Gerechtigkeit?, Soziale Gerechtigkeit im politischen Kontext, Soziale Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Kontext, und Soziale Gerechtigkeit im theologischen Kontext. Jedes Kapitel beleuchtet den Aspekt der sozialen Gerechtigkeit aus einer spezifischen Perspektive und baut aufeinander auf.
Welche Rolle spielt die Kirche laut dem Text in Bezug auf soziale Gerechtigkeit?
Der Text betont den Öffentlichkeitsauftrag der Kirche und deren Verantwortung für soziale Gerechtigkeit. Er analysiert die Rolle der Kirche in der Geschichte und in der Gegenwart, untermauert dies mit theologischen Argumenten und Beispielen aus den Schriften wichtiger Theologen. Die Analyse kirchlicher Denkschriften zeigt konkrete Positionen und Handlungsempfehlungen der Kirche auf diesem Gebiet.
Welche Denkschriften werden im Text analysiert?
Der Text analysiert mehrere Denkschriften der Kirche zum Thema soziale Gerechtigkeit, jedoch werden die genauen Titel der Denkschriften nicht explizit genannt. Die Analyse konzentriert sich auf deren Aussagen zum Thema und deren Bewertung im Kontext des christlichen Glaubens.
Welche politischen und gesellschaftlichen Aspekte werden behandelt?
Der Text beleuchtet die politischen Bemühungen um soziale Gerechtigkeit in Deutschland, von der Weimarer Reichsverfassung bis zum heutigen Sozialgesetzbuch. Es werden verschiedene Ministerien und Einrichtungen (z.B. Arbeitsagentur, Sozialamt) sowie der Gerechtigkeitsindex 2011, Studien von Wilkinson und Pickett und die gesellschaftliche Diskussion um Hartz IV angesprochen. Der Text zeigt die Komplexität der Herausforderung auf und beleuchtet gesellschaftliche Vorurteile gegenüber sozial Schwachen.
Welche theologischen Aspekte werden behandelt?
Der Text untersucht die theologische Fundierung von sozialer Gerechtigkeit, unter Bezugnahme auf die Bibel (Altes und Neues Testament), die christliche Ethik und den Gedanken des Gemeinwohls. Die Beiträge von Martin Luther, Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer werden im Kontext des Öffentlichkeitsauftrags der Kirche diskutiert. Der Text analysiert die Frage, wie christlicher Glaube und wirtschaftliches Handeln miteinander in Einklang gebracht werden können.
Wer ist die Zielgruppe dieses Textes?
Die Zielgruppe des Textes umfasst Personen, die sich akademisch mit dem Thema soziale Gerechtigkeit auseinandersetzen möchten, insbesondere aus theologischer, politischer und gesellschaftlicher Sicht. Der Text ist geeignet für Studierende der Theologie, Sozialwissenschaften und Politikwissenschaften sowie für alle Interessierten an einer fundierten Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Text relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Soziale Gerechtigkeit, Theologie, Kirche, Politik, Gesellschaft, Gemeinwohl, Gerechtigkeit, Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit, Öffentlichkeitsauftrag, Denkschriften, Platon, Bibel, Christliche Ethik, Armut, Sozialpolitik, Hartz IV, Ungleichheit.
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- . Annette Petry (Author), 2011, Soziale Gerechtigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/198432