Vergleicht man die Exposition des Romans „Der Untertan“, in der Diederich Heßling als „weiches Kind“ bezeichnet wird, das eher Träumer als Entdecker,eher furchtvoll als gefürchtet ist, mit seinem Ende, an dem Generaldirektor Doktor Heßling mit Spitzbart und blitzenden Augen den alten Buck, als habe der den „Teufel gesehen“, zu Tode erschreckt, kommt man nicht umhin zu fragen,wie aus dem Einen das Andere geworden ist. Wer war dieser „neudeutsche Machtprotz“, der neuerdings aus allen Ecken hervorsprang? Die Handlung im „Untertan“ folgt den Linien eines Entwicklungsromans – in der Literatur findet man auch oftmals die Bezeichnung des „Miß-Bildungsroman", denn erzählt wird eine Erfolgsgeschichte. Sie zeigt den wirtschaftlichen und politischen Aufstieg eines Durchschnittsbürgers der wilhelminischen Zeit, eines Drückebergers, dessen Chauvinismus und Opportunismus auf die Spitze getrieben scheint, eines Untertanen, der kein Einzelbeispiel ist, sondern stellvertretend für eine ganze Gesellschaft steht. Diese Arbeit hat die Wirkungsgeschichte des Romans zum Gegenstand und untersucht dabei zum einen dessen satirischen Charakter, zum anderen wirft sie einen Blick auf die Literaturkritik und ihre durchaus konträren Meinungen zum Werk. Dabei sollen sowohl zeitgenössische Stimmen als auch spätere Kritiker zu Wort kommen, um danach zu fragen, inwiefern die Bewertung eines Textes sich im Laufe der Zeit verändert, wie ein Text aktualisiert, politisiert oder auch ignoriert wird. Abschließend stellt sich die Frage nach der Aktualität von Texten – was macht einen literarischen Text aktuell, was lässt ihn uns vergessen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungen zum satirischen Charakter des Romans
- Untersuchungen zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wirkungsgeschichte des Romans „Der Untertan“ von Heinrich Mann und analysiert dabei sowohl den satirischen Charakter des Werkes als auch die zeitgenössische und spätere Literaturkritik.
- Satire als Kritik am Wilhelminismus
- Die Rolle des Romans als Spiegelbild der Gesellschaft
- Der Einfluss historischer Ereignisse auf die Rezeption
- Die Aktualität des Romans
- Die Frage nach der Bedeutung des literarischen Textes in der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Romans „Der Untertan“ stellt Diederich Heßling als ein „weiches Kind“ dar, das jedoch im Verlauf der Geschichte zu einem „neudeutschen Machtprotz“ heranwächst. Der Roman erzählt den Aufstieg eines Durchschnittsbürgers, dessen Opportunismus und Chauvinismus ein Spiegelbild der Wilhelminischen Zeit sind. Der Roman selbst ist eine umfassende Kritik des Wilhelminismus, die dem Bürgertum den Spiegel vorhält.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich dem satirischen Charakter des Romans und analysiert, wie „Der Untertan“ die etablierten Normensysteme der Wilhelminischen Zeit zum Zielscheibe seines Spotts macht. Der Roman ist als „Geschichte der öffentlichen Seele unter Wilhelm II“ konzipiert und setzt sich kritisch mit dem öffentlichen Leben der Zeit auseinander.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Heinrich Mann, „Der Untertan“, Satire, Wilhelminismus, Rezeptionsgeschichte, Wirkungsgeschichte, Literaturkritik, Aktualität, Zeitgeschichte.
- Quote paper
- Conny Dohse (Author), 2012, Zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des Satire-Romans „Der Untertan“ von Heinrich Mann, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/197021