„Haut doch die Polen, daß sie am Leben verzagen, ich habe alles Mitgefühl für ihre Lage, aber wir können, wenn wir bestehen wollen, nichts andres thun, als sie ausrotten; der Wolf kann auch nichts dafür, daß er von Gott geschaffen ist, wie er ist, und man schießt ihn doch dafür todt, wenn man kann.“
Untersucht man das Polenbild Otto von Bismarcks, so finden sich diese Worte, die Bismarck in einem Brief an seine Schwester richtete, häufig in der Forschungsliteratur. Bismarcks Polenbild kann allerdings nicht an diesem einen Zitat festgemacht werden, auch wenn seine Worte in diesem Falle sehr drastisch sind. Ziel dieser Arbeit ist es, das Polenbild Otto von Bismarcks genau zu untersuchen und die in der Forschung häufig vertretene These, Bismarck hätte ein geschlossenes und einheitliches Bild von Polen gehabt, zu überprüfen, denn häufig werden beispielsweise Adel und Klerus im selben Zusammenhang genannt ohne dabei Bismarcks Positionen zu diesen Gruppen genauer von einander zu unterscheiden. Bismarcks Einstellungen zur polnischen Nationalbewegung und sein Polenbild sind entscheidend, da Bismarck die prägende Gestalt dieser Epoche war und die Germanisierungspolitik aufs Engste mit seiner Position verknüpft war.
Zur Untersuchung des Polenbildes Bismarcks ist die Arbeit in vier Teile gegliedert. Nach der Einleitung steht zunächst eine Beleuchtung von Bismarcks Äußerungen zu einem möglichen souveränen polnischen Nationalstaat. Anschließend werden das Adelsbild Bismarcks und das Bild des polnischen, katholischen Klerus genauer untersucht. Abschließend erfolgt eine genauere Analyse der bürgerlichen und bäuerlichen Schichten, die bei Bismarck häufig nur als „Volk“ zusammengefasst werden, weshalb dies auch in dieser Arbeit geschehen soll. Am Ende der Arbeit steht ein zusammenfassender Vergleich von Bismarcks Bild der einzelnen Schichten. Die Anordnung der einzelnen Themenschwerpunkte ergibt sich aus der vermeintlichen Gefährlichkeit, die Bismarck den einzelnen Gruppen für das Deutsche Reich beimaß, beziehungsweise aus der Idee eines polnischen Nationalstaates, der den Untersuchungen zu den einzelnen Bevölkerungsgruppen vorangestellt werden soll. In den einzelnen Kapiteln werden die Meinungen der bisherigen Forschung immer anhand von Aussagen Bismarcks, seien sie mündlicher oder schriftlicher Natur, überprüft werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Polnischer Nationalismus
- Der Adel
- Der Klerus
- Das Volk
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Polenbild Otto von Bismarcks und hinterfragt die gängige Annahme, Bismarck habe eine geschlossene und einheitliche Sichtweise auf Polen gehabt. Sie untersucht die in der Forschung häufig vertretene These, dass Bismarck Adel und Klerus in einem einheitlichen Kontext betrachtet, ohne die Positionen zu diesen Gruppen zu differenzieren. Bismarcks Einstellungen zur polnischen Nationalbewegung und sein Polenbild sind entscheidend, da er eine prägende Gestalt dieser Epoche war und die Germanisierungspolitik eng mit seiner Position verknüpft ist.
- Bismarcks Äußerungen zu einem möglichen souveränen polnischen Nationalstaat
- Bismarcks Bild des polnischen Adels
- Das Bild des polnischen, katholischen Klerus in Bismarcks Augen
- Die bürgerlichen und bäuerlichen Schichten, die bei Bismarck häufig nur als „Volk“ zusammengefasst werden
- Vergleich von Bismarcks Bild der einzelnen Bevölkerungsgruppen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Polenbildes Bismarcks ein und erläutert die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit. Sie beleuchtet die historische Situation und das Problem der polnischen Minderheit im Deutschen Reich.
- Polnischer Nationalismus: Dieses Kapitel untersucht Bismarcks Äußerungen zu einem möglichen souveränen polnischen Nationalstaat. Es beleuchtet die Sicherheitsbedenken Bismarcks und die Diskussion um die „Polonisierung“ oder „Germanisierung“ aus seiner Perspektive.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen und Begriffen wie dem Polenbild Otto von Bismarcks, der polnischen Nationalbewegung, der Germanisierungspolitik, der preußisch-deutschen Polenpolitik, dem Sicherheitsaspekt, dem Adel, dem Klerus und dem „Volk“. Die Untersuchung basiert auf einem breiten Quellenfundus, darunter Reden, Briefe, Schriften und Bismarcks Autobiographie „Gedanken und Erinnerungen“.
- Quote paper
- Markus Bingel (Author), 2011, Das Polenbild Otto von Bismarcks, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/194533