Für die geistigen Reformbewegungen zur Zeit Karls des Großen gibt es viele Bezeichnungen,
unter denen der der „Karolingischen Renaissance“ der geläufigste
ist. Neben dem Wiederaufleben der sieben Artes liberales mit Trivium und Quadrivium
im allgemeinen spielt in diesem Zusammenhang insbesondere die Astronomie
und die Zeitrechnung (computus) eine zentrale Rolle, da sowohl Karl der
Große als auch sein wichtigster Hofgelehrter Alkuin ein starkes Interesse für diese
Thematik besaßen, ein Interesse, das sich schließlich in der Schaffung eines einheitlichen
Reichskalenders widerspiegelt. Ziel ist es nun nachzugehen, in welchem
Kontext das nach FRIED „eigentümlichste und großartigste Opus“, das durch
Karls Wirkung zustande kam, 1 geschaffen wurde und inwieweit es einen Bezug zu
den als Karolingische Renaissance oder correctio bezeichneten geistigen Strömungen
hat.
1 Johannes FRIED, Karl der Große, die Artes liberales und die karolingische Renaissance, in: BUTZER,
Paul Leo / KERNER, Max / OBERSCHELP, Walter (Hgg.): Karl der Große und sein Nachwirken.
1200 Jahre Kultur und Wissenschaft in Europa, Bd. 1, Turnhout 1997, S. 31.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Astronomie und Zeitrechnung im Kontext der ,,Karolingischen Renaissance”
- Begriffliche Probleme:,,Renaissance\" oder,,Correctio\"?
- Die Bildungsinhalte der ,,Karolingischen Renaissance”
- Zeitrechnung im historischen Überblick
- Der komputistische und astronomische Gedankenaustausch zwischen Karl dem Großen und Alkuin
- Alkuin als geistiger Ratgeber am Karlshof
- Der Briefwechsel zwischen Alkuin und Karl
- Die Rolle der Zahl 6 bei Alkuin und Karl
- Karls Bedeutung für Zeitrechnung und Zeitordnung
- Die Einführung fränkischer Monatsnamen als Teil der correctio
- Karls Rolle in der Heilsgeschichte
- Die Admonitio generalis als Anlass für die Schaffung eines Reichskalenders
- Die Schaffung des Karolingischen Reichskalenders
- Das Problem der Kalendergattung
- Vorlagen und Entstehung des Lorscher Kalenders von 789
- Der Aufbau des Kalenders: Kern- und Rahmentexte
- Die Überlieferung des Kalenders
- Die Zugabe des Mondzykluskalenders
- Die weitere Entwicklung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung des Karolingischen Reichskalenders und seiner Einordnung in die geistigen Strömungen der „Karolingischen Renaissance“. Sie untersucht den Kontext, in dem dieser Kalenders entstand, und analysiert seinen Bezug zu den als Karolingische Renaissance oder correctio bezeichneten geistigen Strömungen. Dabei wird besonders auf die Bedeutung der Astronomie und Zeitrechnung für Karl den Großen und seine Hofgelehrten wie Alkuin eingegangen.
- Die „Karolingische Renaissance“ und die correctio als Reformbewegungen
- Die Rolle von Astronomie und Zeitrechnung in der Bildungsreform Karls des Großen
- Der Gedankenaustausch zwischen Karl dem Großen und Alkuin
- Karls Beitrag zur Zeitordnung und zur Schaffung eines Reichskalenders
- Die Entstehung und Bedeutung des Lorscher Kalenders von 789
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung des Karolingischen Reichskalenders als ein wichtiges Werk der „Karolingischen Renaissance“.
- Das zweite Kapitel beleuchtet den Begriff der „Karolingischen Renaissance“ und die correctio als wichtige geistige Strömungen des frühen Mittelalters. Es untersucht die Bildungsinhalte dieser Strömungen, insbesondere die Bedeutung der Astronomie und der Zeitrechnung. Darüber hinaus wird ein Überblick über die Zeitrechnung im historischen Kontext gegeben.
- Das dritte Kapitel widmet sich dem Gedankenaustausch zwischen Karl dem Großen und Alkuin, wobei der Fokus auf der gemeinsamen Leidenschaft für Astronomie und Zeitrechnung liegt. Der Briefwechsel zwischen den beiden wird analysiert, und die Bedeutung der Zahl 6 für ihre Zeitrechnung und ihr Weltbild wird untersucht.
- Das vierte Kapitel behandelt die Bedeutung Karls des Großen für die Zeitrechnung und die Zeitordnung. Es geht insbesondere auf die Einführung fränkischer Monatsnamen und die Rolle Karls in der Heilsgeschichte ein. Die Admonitio generalis wird als Anlass für die Schaffung eines Reichskalenders betrachtet.
- Das fünfte Kapitel analysiert die Entstehung des Karolingischen Reichskalenders, die Bedeutung des Lorscher Kalenders von 789 und die verschiedenen Aspekte des Kalenderaufbaus. Es werden auch die Überlieferung und die weitere Entwicklung des Karolingischen Kalenders diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen „Karolingische Renaissance“, „correctio“, Astronomie, Zeitrechnung, computus, Karl der Große, Alkuin, Reichskalender, Lorscher Kalender, Heilsgeschichte und Bildungsreform.
- Quote paper
- Björn Schreier (Author), 2002, Zeit und Zeitrechnung im Umfeld der 'Karolingischen Renaissance', Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/19347