Das Vorhandensein operationeller Risiken ist, auch wenn es manchmal den
Anschein haben mag, keinesfalls eine neue Erkenntnis. Sie zählen vielmehr zu
den ältesten Risiken überhaupt, da sie untrennbar mit jeder Art wirtschaftlichen
Handelns verbunden sind. Folglich haften sie auch einem jeden Unternehmen an,
unabhängig von dessen Geschäftstätigkeit. Während operationelle Risiken bei
Industrieunternehmen schon seit je her Beachtung finden, wurden sie in der
Bankbranche wegen der scheinbaren Dominanz der Kredit- und Marktrisiken
lange Zeit vernachlässigt. Dabei ist der Finanzsektor ganz besonders von der
Gefahr durch operationelle Risiken betroffen, wie zahlreiche darauf
zurückzuführende Verlustfälle zeigen. Exemplarisch sei hier der Bankrott des
britischen Bankhauses Barings, verursacht durch nicht autorisierte und mangelhaft
überwachte Handelsgeschäfte eines Mitarbeiters namens Nick Leeson, genannt.
Ereignisse wie dieses veranlassten den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht
operationelle Risiken in die Eigenkapitalanforderungen für Kreditinstitute neu mit
aufzunehmen. Zukünftig müssen diese Risiken also auch mit angemessenen
Eigenmitteln unterlegt werden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit ein
eigenständiges Instrumentarium zur Handhabung dieser Risiken zu entwickeln.
Die diesbezüglichen Bemühungen der Banken drehen sich bisher hauptsächlich
um die Identifizierung und Quantifizierung von operationellen Risiken. Dabei
kommt die Risikosteuerung als wesentlicher Bestandteil des gesamten Risikomanagementprozesses
derzeit noch zu kurz. Gerade aber die Beherrschung und systematische Steuerung von operationellen Risiken gilt als einer der strategisch
entscheidenden Erfolgsfaktoren im Konkurrenzkampf zwischen den Banken.
Schließlich kann durch eine situationsbedingte Vermeidung, Verminderung oder
Abwälzung der Risiken eine entsprechende Wertsteigerung erzielt werden.
Operationelle Risiken haben die Eigenschaft, dass sie nur zum Teil beeinflussbar
sind, so dass die Methoden der Risikovermeidung und -verminderung letztendlich
nur in begrenztem Umfang anwendbar sind. Der Einsatz von Methoden des
Risikotransfers, die finanzielle Konsequenzen von schlagend werdenden Risiken
auf Dritte abwälzen, scheint dagegen auf breiterer Basis möglich zu sein. Hier
besteht allerdings das Problem, dass die bereits in der Praxis verwendeten
Instrumente – hauptsächlich traditionelle Versicherungslösungen – wesentliche
Schwachstellen aufweisen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Ausgangslage und Problemstellung
- 1.2 Zielsetzung
- 1.3 Aufbau der Arbeit
- 2. Grundlagen des Managements operationeller Risiken
- 2.1 Charakterisierung operationeller Risiken
- 2.1.1 Definition und Systematisierung
- 2.1.2 Abgrenzung zu anderen Risikoarten
- 2.1.3 Besondere Eigenschaften
- 2.2 Einbezug operationeller Risiken in die Unternehmenssteuerung
- 2.2.1 Rechtliche und regulatorische Anforderungen
- 2.2.2 Ablauf des operationellen Risikomanagements
- 3. Ziele und Strategien bei der Steuerung operationeller Risiken
- 3.1 Zielsetzungen bei der Steuerung operationeller Risiken
- 3.2 Strategien zur Erreichung der Steuerungsziele
- 3.2.1 Ausgangsbasis für die Strategie-Entscheidung
- 3.2.2 Alternative Strategien zur Steuerung operationeller Risiken
- 3.2.2.1 Risikoverminderung
- 3.2.2.2 Risikovermeidung
- 3.2.2.3 Risikotransfer
- 3.2.2.4 Risikoakzeptanz
- 3.2.3 Auswahl und Implementierung einer geeigneten Strategie
- 4. Methoden zur Steuerung operationeller Risiken
- 4.1 Überblick
- 4.2 Versicherungen und versicherungsähnliche Konstrukte
- 4.2.1 (Externe) Versicherungen
- 4.2.1.1 Funktionsweise und Ausgestaltungen
- 4.2.1.2 Probleme hinsichtlich Kontrahentenrisiken
- 4.2.1.3 Probleme hinsichtlich Kosten
- 4.2.1.4 Probleme hinsichtlich Deckung
- 4.2.2 Selbst-Versicherung mit Captives
- 4.2.2.1 Funktionsweise und Ausgestaltungen von selbst gegründeten Captives
- 4.2.2.2 Funktionsweise und Ausgestaltungen von gemieteten Captives
- 4.2.2.2 Vorteile
- 4.2.2.3 Nachteile
- 4.2.3 Finite Risk Konzepte
- 4.2.3.1 Funktionsweise und Ausgestaltungen
- 4.2.3.2 Vorteile
- 4.2.3.3 Nachteile
- 4.3 Kapitalmarktinstrumente
- 4.3.1 Operational Risk Linked Bonds
- 4.3.1.1 Funktionsweise und Ausgestaltung
- 4.3.1.2 Alternativen zur Bestimmung der Schadensbasis
- 4.3.1.3 Vorteile
- 4.3.1.4 Nachteile
- 4.3.2 Operational Risk Swaps
- 4.3.2.1 Funktionsweise und Ausgestaltung
- 4.3.2.2 Vor- und Nachteile
- 4.4 Bewertung der Steuerungsmethoden
- 4.4.1 Vergleichende Bewertung aus unternehmerischer Perspektive
- 4.4.1.1 Realisierbarkeit der Ziele
- 4.4.1.2 Kosten
- 4.4.1.3 Beschränkungen bei der Einsetzbarkeit
- 4.4.2 Aufsichtsrechtliche Bewertung und Anerkennung
- Charakterisierung und Systematisierung operationeller Risiken
- Einbezug operationeller Risiken in die Unternehmenssteuerung
- Ziele und Strategien bei der Steuerung operationeller Risiken
- Innovative Methoden zur Steuerung operationeller Risiken
- Bewertung und Vergleich der Steuerungsmethoden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit innovativen Methoden zur Steuerung operationeller Risiken und soll einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich liefern. Dabei werden sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Anwendungen und Beispiele beleuchtet.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Einleitung und stellt die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit vor. Außerdem wird der Aufbau der Arbeit erläutert.
Kapitel zwei beleuchtet die Grundlagen des Managements operationeller Risiken. Es werden Definition und Systematisierung von operationellen Risiken sowie die Abgrenzung zu anderen Risikoarten dargestellt. Weiterhin werden die besonderen Eigenschaften von operationellen Risiken betrachtet und der Einbezug dieser Risiken in die Unternehmenssteuerung erläutert.
Kapitel drei befasst sich mit den Zielen und Strategien bei der Steuerung operationeller Risiken. Es werden die wichtigsten Zielsetzungen bei der Steuerung operationeller Risiken sowie verschiedene Strategien zur Erreichung dieser Ziele vorgestellt. Dabei werden auch die Auswahl und Implementierung einer geeigneten Strategie behandelt.
Kapitel vier behandelt verschiedene Methoden zur Steuerung operationeller Risiken. Es werden insbesondere innovative Methoden wie Versicherungen und versicherungsähnliche Konstrukte, Kapitalmarktinstrumente und Finite Risk Konzepte vorgestellt und kritisch beleuchtet.
Schlüsselwörter
Operationelle Risiken, Risikomanagement, Risikosteuerung, innovative Methoden, Versicherungen, Captives, Finite Risk Konzepte, Kapitalmarktinstrumente, Operational Risk Linked Bonds, Operational Risk Swaps, Bewertung, Vergleich, Aufsichtsrechtliche Anerkennung
- Quote paper
- Stefan Strahwald (Author), 2005, Innovative Methoden zur Steuerung operationeller Risiken, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/193425