Im wunderschönen Monat Mai,/ Als alle Knospen sprangen,/ Da ist in meinem Herzen/ Die Liebe aufgegangen.// Im wunderschönen Monat Mai,/ Als alle Vögel sangen,/ Da hab ich ihr gestanden/ Mein Sehnen und Verlangen.
Mit diesen wenigen Versen, ganz in romantischer Tradition, beschreibt Heinrich Heine im Wesentlichen die Dimension der Jahreszeiten- und Naturmotivik des frühen Minnesangs. Von den typischen Motiven wie Mai, Knospen, Herz, Liebe, Vogelgesang und Sehnen bis hin zur Volksliedhaftigkeit dieses Gedichts zieht er alle Register der Kunst. Für diese Arbeit soll vor allem die Frage, in welcher Weise sich die Dichter vom Kürenberger (1. Hälfte 12. Jhd.) bis zur Hausenschule (1190) der Jahreszeitenmetaphorik und der Naturbilder zur Ausgestaltung ihrer Lieder bedienten, dominieren. Den zeitlichen Rahmen stecken die o. g. Dichter ab, aber auch namenlose Lieder werden als Beispieltexte miteinbezogen. Ganz besondere Aufmerksamkeit soll jedoch Dietmar von Eist gelten, der in seinem Autorkorpus zum einen verhältnismäßig viele Lieder dieser Thematik verzeichnet und zum anderen mit Ahî, nu kumt uns diu zît den ältesten Natureingang in einem deutschen Minnelied liefert. Problematiken wie Autorfragen, die in diesem Zusammenhang v.a. den sogenannten Pseudodietmar betreffen bleiben hier außen vor. Zitate und Textbezüge folgen ausschließlich Minnesangs Frühling. Abschließend wird ein Ausblick auf die Späte Minne am Beispiel Gottfrieds von Neifen und Neidharts gewagt, um etwaige Veränderungen gegenüber dem frühen Minnesang herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Jahreszeiten und Naturmotive im frühen Minnesang – Vom Kürenberger zur Hausenschule
- Natureingang
- Naturbilder als strukturierende Elemente
- Das Falkenmotiv: Ich zôch mir einen valken und Ez stuont ein frouwe alleine
- Jahreszeitenmetaphorik
- Frühling: Ahy, nu kumt uns diu zît
- Sommer: Seneder friundinne bote und Ich sach boten des sumers
- Herbst: Sich hât verwandelt diu zît
- Winter: Mir hât ein ritter und Urloup hât des sumers brehen
- Natureingang
- Ausblick zur Späten Minne am Beispiel Gottfrieds von Neifen und Neidharts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung von Jahreszeiten- und Naturmotiven im frühen Minnesang. Sie untersucht, wie die Dichter vom Kürenberger bis zur Hausenschule diese Metaphorik und Bilder zur Gestaltung ihrer Lieder nutzten.
- Der Einfluss von Naturbildern auf die Stimmungslage und Struktur der Lieder
- Die Bedeutung von Jahreszeitenmetaphorik als Ausdruck des Gemütszustands des lyrischen Ichs
- Die Funktion des Natureingangs als Exordialtopos
- Die Rolle des Falkenmotivs in Kürenbergers Werk
- Vergleichende Analyse der Verwendung von Naturmotiven in der frühen und späten Minne
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und erläutert die Forschungsfrage. Sie beleuchtet die Bedeutung der Jahreszeiten- und Naturmotivik im frühen Minnesang und verweist auf die typischen Motive wie Mai, Knospen, Herz, Liebe und Vogelgesang.
Das Kapitel „Natureingang“ untersucht die Funktion von Naturbildern als strukturierende Elemente und beleuchtet die verschiedenen Arten von Natureingängen. Es analysiert die Bedeutung des Falkenmotivs im Kontext des frühen Minnesangs und zeigt die Besonderheiten des Falkenlieds des Kürenbergers.
Der Abschnitt „Jahreszeitenmetaphorik“ befasst sich mit der Verwendung von Jahreszeitenbildern als Ausdruck des Gemütszustands des lyrischen Ichs. Es untersucht die typischen Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winterlieder und ihre Funktion im Kontext des frühen Minnesangs.
Schlüsselwörter
Früher Minnesang, Naturmotivik, Jahreszeitenmetaphorik, Natureingang, Falkenmotiv, Kürenberger, Hausenschule, Dietmar von Eist, Minneproblematik, Stimmungslage, Symbolismus, Metapher, Frühlingslied, Sommerlied, Winterlied, Herbstlied, Gottfried von Neifen, Neidhart.
- Quote paper
- Katharina Weiß (Author), 2010, Jahreszeiten und Naturmotive im frühen Minnesang – Vom Kürenberger zur Hausenschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/190850