Die vorliegende Studie macht es sich jedoch nicht zur wichtigsten Aufgabe, das Gesamtwerk des Sallust zu analysieren beziehungsweise zu interpretieren. Die Konzentration soll sich vielmehr explizit der Reflexion der sogenannten Verschwörung des Catilina widmen. In diesem Kontext soll vor allem die These, dass schon der „verfehlte Ansatz des Verschwörungsaktes“ Sallust gezeigt habe, inwieweit Rom bereits im Jahr 64 v.Chr. „im Bann des Revolutionärs“ gestanden haben muss, untersucht werden. Wie unter anderem Vogt in diesem Zusammenhang erkannte, war es kein bewusster Fälschungsversuch Sallusts, wenn dieser einen „verfehlten Zeitansatz“ für den Beginn des „Hochverrats“ Catilinas im Jahr 64 v.Chr. beschrieb. Vielmehr handelte es sich ganz einfach wohl um ein „historisches Versagen“ des Autors, welcher sich „nicht die Mühe gemacht“ haben mochte, den exakten Zeitpunkt des Geschehens festzustellen. Doch soll auch das an dieser Stelle weniger von Interesse sein, als vielmehr die Tatsache, dass bereits 64 v. Chr. die gesellschaftliche und politische Situation zu kollabieren drohte.
Unter anderem muss es Aufgabe dieser Studie sein, zu beleuchten, auf welche Weise zugleich die Funktion Ciceros, der durch die „kaum erklärbare Wahl [...] zum Konsul“ ernannt wurde, beurteilt werden muss. Denn ohne Zweifel hatten damit die Optimaten einen überaus willigen Vertreter ihrer Interessen gefunden. Ihnen war deutlich, dass dieser – um seine eigene Herkunft immer mehr zu verwischen – wie wohl kaum ein anderer Senator sich auf die Seite der „nobiles“ schlagen würde. Dass Cicero dabei mehr und mehr als Werkzeug der Optimaten diente, darf als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Die Rolle, welche er im Jahr 63 v.Chr. spielte, als das Konsulat Catilinas mit allen möglichen Mitteln verhindert werden sollte, muss im folgenden jedoch von besonderer Bedeutung sein. Denn die Frage, die sich stellt muss lauten: War es wirklich Cicero, der Catilina zu jenen Taten inspirierte, welche ihn später zum „Verschwörer“ machten? Ging die „Gewalt, deren sich Catilina schuldig machen sollte“, demnach auf indirekte Weise von den Optimaten aus?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Römische Republik im Zeitalter der größten Krise ihrer Geschichte
- Biographische Anmerkungen
- Die Verschwörung des Jahres 63 v. Chr. – Ereignisse und Resultate
- Die Verschwörung des Catilina und seiner Anhänger – Beginn eines neuen Zeitalters für Rom?
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studie untersucht die Catilinarische Verschwörung des Jahres 63 v. Chr. und deren Bedeutung für die römische Geschichte. Sie hinterfragt, ob der Versuch eines Umsturzes durch Catilina lediglich ein individueller Akt war oder ein Symptom der umfassenden Krise der späten Republik. Die Analyse beleuchtet den historischen Kontext, die Rolle wichtiger Akteure wie Cicero und Catilina, sowie die langfristigen Folgen der Verschwörung.
- Die politische und soziale Krise der späten römischen Republik
- Die Biographie Lucius Sergius Catilinas und seine Motive
- Die Ereignisse der Catilinarischen Verschwörung und Ciceros Rolle
- Die Folgen der Verschwörung für die Entwicklung Roms
- Die Bewertung der historischen Quellen (Sallust, Cicero)
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung etabliert die Bedeutung des Werkes von Sallust über die Catilinarische Verschwörung, betont dessen "ungeheuren Wahrheitsanspruch" und führt die zentrale Forschungsfrage ein: War die Verschwörung ein isolierter Vorfall oder ein Zeichen der umfassenden Krise Roms? Die Studie konzentriert sich auf die Analyse der Verschwörung, insbesondere die These, dass Rom bereits 64 v. Chr. "im Bann des Revolutionärs" stand, und die Rolle Ciceros. Die Einleitung deutet auf die komplexen Zusammenhänge und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung hin.
Die Römische Republik im Zeitalter der größten Krise ihrer Geschichte: Dieses Kapitel beschreibt die tiefgreifende innenpolitische Krise der römischen Republik ab dem 2. Jahrhundert v. Chr., gekennzeichnet durch Dekadenz, Korruption, Sittenverfall und soziale Ungleichheit. Es analysiert die Konflikte zwischen Optimaten und Popularen, die wachsende Macht des Militärs, das "Bundesgenossenproblem" und die zahlreichen Kriege, die Roms Ressourcen und Stabilität stark beanspruchten. Der Bundesgenossenkrieg (91-88 v. Chr.) wird als ein Höhepunkt dieser Krise hervorgehoben. Die Kapitel betont die multiplen Faktoren, welche zur Krise beitrugen, und deren Zusammenwirken.
Biographische Anmerkungen: Dieses Kapitel skizziert das Leben von Lucius Sergius Catilina. Es beleuchtet seine Herkunft aus einem patrizischen Geschlecht, seine Beteiligung an Sullas Herrschaft und seine Karriere im römischen politischen System. Der Fokus liegt auf Catilinas Aufstieg und Fall, seiner Beteiligung an den Proskriptionen Sullas, seinem gescheiterten Versuch, das Konsulat zu erlangen, und den damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten. Seine Person wird als ambivalenter Akteur beschrieben, der sowohl militärische Fähigkeiten als auch moralische Defizite aufwies.
Die Verschwörung des Jahres 63 v. Chr. – Ereignisse und Resultate: Dieses Kapitel detailliert die Ereignisse der Catilinarischen Verschwörung. Es schildert Catilinas gescheiterten Versuche, das Konsulat zu erlangen, die Rekrutierung von Truppen und die Entwicklung der Verschwörungspläne. Die Rolle Ciceros als Konsul und seine bedeutende Rolle bei der Aufdeckung der Verschwörung wird hervorgehoben. Die Kapitel beschreibt die Maßnahmen Ciceros, die Verhaftungen, die Debatten im Senat über die Bestrafung der Verschwörer und die schließlich Vollstreckung der Todesurteile. Die Ereignisse werden chronologisch dargestellt und analysiert.
Die Verschwörung des Catilina und seiner Anhänger – Beginn eines neuen Zeitalters für Rom?: Dieses Kapitel analysiert die Catilinarische Verschwörung als Symptom der Krise der Republik. Es diskutiert die Gründe für die Eskalation der politischen Spannungen, wie das Versäumnis des Senats, notwendige Reformen durchzuführen. Sechs entscheidende Faktoren für die Krise, nach Lauffer, werden erläutert: das politische System, die Benachteiligung der Bundesgenossen, die Ausbeutung der Provinzen, die Ausbreitung der Latifundien, die Verschärfung sozialer Gegensätze und militärische Misserfolge. Die Verschwörung wird in den größeren Kontext der Transformation der römischen Republik eingeordnet und deren Bedeutung für den Aufstieg Caesars und den Übergang zum Prinzipat herausgestellt.
Schlüsselwörter
Catilinarische Verschwörung, Römische Republik, Lucius Sergius Catilina, Marcus Tullius Cicero, Krise der Republik, Optimaten, Popularen, Senat, Konsulat, Reform, Revolution, Innenpolitik, Militär, Sozialstruktur, historische Quellenkritik, Sallust, Caesar.
Häufig gestellte Fragen zu: Die Catilinarische Verschwörung
Was ist der Gegenstand dieser Studie?
Diese Studie analysiert die Catilinarische Verschwörung des Jahres 63 v. Chr. und deren Bedeutung für die römische Geschichte. Ein zentraler Punkt ist die Frage, ob der Umsturzversuch Catilinas ein isolierter Vorfall oder ein Symptom der umfassenden Krise der späten Republik war.
Welche Themen werden behandelt?
Die Studie untersucht den historischen Kontext der Verschwörung, die Rolle wichtiger Akteure wie Cicero und Catilina, die politischen und sozialen Krisen der späten römischen Republik, die Motive Catilinas, die Ereignisse der Verschwörung, die Folgen für die Entwicklung Roms und die Bewertung historischer Quellen (Sallust, Cicero).
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Die Römische Republik im Zeitalter der größten Krise ihrer Geschichte, Biographische Anmerkungen zu Catilina, Die Verschwörung des Jahres 63 v. Chr. – Ereignisse und Resultate, Die Verschwörung des Catilina und seiner Anhänger – Beginn eines neuen Zeitalters für Rom?, und Resümee und Ausblick.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: War die Catilinarische Verschwörung ein isolierter Vorfall oder ein Zeichen der umfassenden Krise Roms? Die Studie hinterfragt die These, dass Rom bereits 64 v. Chr. "im Bann des Revolutionärs" stand.
Welche Rolle spielt Cicero in der Studie?
Cicero, als Konsul während der Verschwörung, spielt eine entscheidende Rolle in der Studie. Seine Aktionen bei der Aufdeckung und Bekämpfung der Verschwörung werden detailliert analysiert.
Wie wird die Krise der späten römischen Republik dargestellt?
Die Krise wird als tiefgreifende innenpolitische Krise beschrieben, gekennzeichnet durch Dekadenz, Korruption, Sittenverfall, soziale Ungleichheit, Konflikte zwischen Optimaten und Popularen, die wachsende Macht des Militärs und das "Bundesgenossenproblem". Der Bundesgenossenkrieg (91-88 v. Chr.) wird als Höhepunkt dieser Krise hervorgehoben.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Studie bezieht sich insbesondere auf die Werke von Sallust und Cicero als historische Quellen und bewertet deren Aussagekraft kritisch.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Studie?
Die Studie ordnet die Catilinarische Verschwörung in den größeren Kontext der Transformation der römischen Republik ein und beleuchtet deren Bedeutung für den Aufstieg Caesars und den Übergang zum Prinzipat. Die genauen Schlussfolgerungen sind im Resümee und Ausblick detailliert beschrieben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Studie?
Schlüsselwörter sind: Catilinarische Verschwörung, Römische Republik, Lucius Sergius Catilina, Marcus Tullius Cicero, Krise der Republik, Optimaten, Popularen, Senat, Konsulat, Reform, Revolution, Innenpolitik, Militär, Sozialstruktur, historische Quellenkritik, Sallust, Caesar.
Für wen ist diese Studie gedacht?
Diese Studie ist für ein akademisches Publikum gedacht, das sich für die römische Geschichte, insbesondere die späte Republik, interessiert. Sie ist auf eine strukturierte und professionelle Analyse der Thematik ausgerichtet.
- Quote paper
- Marcus Hanisch (Author), 2009, Die „Catilinarische Verschwörung“. Ein politischer Umsturzversuch oder Krisenanzeichen und Beginn einer neuen Epoche Roms?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/189150