„Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“, sagte die Feministin Simone de Beauvoir. Diese Aussage ist vice versa auf den Mann zutreffend, denn auch der Mann wird zu dem „gemacht“ was tradiert Mann bzw. Männlichkeit bedeutet. Was der Mann ist oder zu sein scheint, ist gesellschaftlich konstruiert und folgt einer (konstruierten) sozialen Ordnung. Als Mensch wird er in die Welt geboren, sozialisiert, auf bestimmte soziale Praktiken konditioniert die zur Einverleibung führen und dem Anschein nach naturgemäß sind. Demnach ist„[…] die Praxis der Ort der Dialektik von opus operatum und modus operandi, von objektiven und einverleibten Ergebnissen der historischen Praxis, von Struktur und Habitusformen [...].“1 (Bourdieu, 1993, S.98). Der Lebenslauf ist gekennzeichnet durch verschiedene Sozialisationsphasen die allesamt institutionelle Hintergründe haben und die dem Menschen die Praktiken vorleben und einverleiben: Familie, Schule, Ehe, Arbeitswelt etc..
Wir befinden uns in einer männerdominierenden Gesellschaft in der der Mann durch die gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Strukturen, die er konstruiert hat, bevorteilt ist. Das zeigt sich explizit, wenn wir den Blick in ökonomische, politische und sexuelle Spielfelder richten. Vorteile für den Mann bedeuten Nachteile für die Frau: Ungleichheiten die seit Jahrhunderten existieren, denn „es sind Männer, die den Staat, die Großunternehmen und die Mittel der Gewaltausübung kontrollieren.“ (Connell, 1999, S.13).
Viele WissenschaftlerInnen haben sich überwiegend mit „Frauenthemen“ auseinander gesetzt. Betrachten wir die „Frauenthemen“ sehen wir ebenfalls „Männerthemen“. Das Geschlecht, explizit das männliche als soziale und gesellschaftliche Konstruktion, steht im Mittelpunkt dieser Arbeit, weil konstatiert wird, dass das Geschlecht eine zentrale Dimension von sozialen Disparitäten ist (vgl. Meuser, 1998, S.105). Die Disparität der Gestalt des dichotomen Geschlechts besitzt einen Ursprung und gilt als erklärungsbedürftig, weil die Ungleichbehandlung dessen ungeklärt ist. Diese Arbeit bezieht sich insbesondere auf die Konzepte der männlichen Herrschaft von Pierre Bourdieu und der hegemonialen Männlichkeit von Robert W. Connell. Der Hintergrund des hier dargelegten Vergleichs richtet sich an die Annahme einer Verbindung der theoretischen Sichtweisen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konstruktion der Männlichkeit – Bourdieu und Connell
- Pierre Bourdieu: Männliche Herrschaft
- Konstruktion von Körper und Inkorporation von Herrschaft und Männlichkeit
- Männlicher Habitus, die männliche Herrschaft, Gewalt und weibliche Komplizenschaft
- Robert W. Connell: Hegemoniale Männlichkeit
- Soziale Konstruktion der Geschlechter und der Männlichkeit
- Das soziale Geschlecht und die Geschlechterverhältnisse
- Hegemoniale Männlichkeit und die Beziehung zwischen Männlichkeiten
- Soziale Konstruktion der Geschlechter und der Männlichkeit
- Pierre Bourdieu: Männliche Herrschaft
- Vergleich und Resümee
- Kritik, Bezug und Diskussion
- Konklusion
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Konstruktion von Männlichkeit und der Frage, wie sich männliche Herrschaft in der Gesellschaft etabliert und fortsetzt. Sie analysiert die Konzepte der männlichen Herrschaft von Pierre Bourdieu und der hegemonialen Männlichkeit von Robert W. Connell, um die Mechanismen und Strukturen der Geschlechterungleichheit zu verstehen.
- Die soziale Konstruktion von Geschlecht und Männlichkeit
- Die Rolle von Habitus und sozialer Praxis in der Reproduktion von männlicher Herrschaft
- Die Bedeutung von hegemonialer Männlichkeit und ihre Auswirkungen auf Geschlechterverhältnisse
- Die Kritik an patriarchalen Strukturen und die Suche nach Möglichkeiten zur Veränderung
- Die Verbindung von Bourdieus und Connells Theorien zur Erklärung von männlicher Herrschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Konstruktion von Männlichkeit ein und stellt die zentralen Fragen der Arbeit vor. Sie beleuchtet die gesellschaftliche Konstruktion von Geschlecht und die Rolle von Sozialisationsprozessen in der Verinnerlichung von Geschlechterrollen.
Das zweite Kapitel analysiert die Konzepte der männlichen Herrschaft von Pierre Bourdieu und der hegemonialen Männlichkeit von Robert W. Connell. Es beleuchtet die zentralen Elemente beider Theorien, wie Habitus, sozialer Raum, Feld, Doxa und Einverleibung bei Bourdieu sowie die soziale Konstruktion von Geschlecht, hegemoniale Männlichkeit und die Beziehung zwischen verschiedenen Männlichkeiten bei Connell.
Das dritte Kapitel vergleicht die beiden Konzepte und zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Es beleuchtet die Verbindung der beiden Theorien und die Bedeutung ihrer gemeinsamen Erkenntnisse für das Verständnis von männlicher Herrschaft.
Das vierte Kapitel widmet sich der Kritik an den beiden Konzepten, diskutiert ihre Relevanz für die heutige Gesellschaft und stellt Bezüge zu aktuellen Debatten her.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Konstruktion von Männlichkeit, männliche Herrschaft, hegemoniale Männlichkeit, Pierre Bourdieu, Robert W. Connell, Habitus, sozialer Raum, Feld, Doxa, Einverleibung, soziale Konstruktion von Geschlecht, Geschlechterverhältnisse, patriarchale Strukturen, Geschlechterungleichheit, Kritik, Diskussion, aktuelle Bezüge.
- Quote paper
- BA Sozialwissenschaften Stefanie Neidhart (Author), 2011, Konstruktion von Männlichkeit nach Bourdieu und Connell, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/184246