War Tiberius ein „Republikaner auf dem Cäsarenthron“ ? Tatsächlich sind sich sogar die antiken Historiker einig – obwohl die meisten versuchen, Tiberius als Tyrannen darzustellen -, dass Tiberius sich um den Senat bemühte, indem er ihn stärkte und ehrte. So wurden laut Tacitus im Senat alle staatlichen und die wichtigsten privaten Angelegenheiten behandelt; die Magistrate hätten ein hohes Ansehen und die volle Amtsgewalt gehabt, wobei Gesetze meist vernünftig gehandhabt worden wären. Bei der Senatorenwahl achtete er auf Herkunft und Eigenschaften. Und nach Cassius Dio unternahm er „keinen Schritt, ohne ihn nicht […] den übrigen Senatoren zur Kenntnis zu bringen“, wobei er die Redefreiheit gewährte und sich teils den Gegenstimmen beugte.
Tiberius war immer darauf bedacht, republikanisch zu wirken. Dem entspricht schon seine angebliche Aussage, dass er als heilbringender und guter Kaiser mit gewaltigen und weitreichenden Vollmachten vom Senat ausgestattet, diesem und den Bürgern diene . Er war nämlich trotz seiner Prinzepsposition ohnehin auf den Senat angewiesen, da dieser die nötigen Verwaltungskräfte besaß, er war mit der Aristokratie und der Republik durch seine claudische Dynastie verbunden und suchte im Senat einen Mitverantwortlichen . Daher handelte Tiberius mit dem Ziel, den Senat zu stärken und eine gute Kooperation zwischen Prinzeps und Senat zu ermöglichen. Ergo gab es viele republikanisch scheinende Maßnahmen unter Tiberius. Die meisten jedoch wurden nicht als solche anerkannt. Vielmehr empfanden die Senatoren diese wohl ähnlich wie die meisten antiken Historiker - als Heuchelei und lehnten Tiberius ab! So stellt sich die Frage, wieso die Beziehung zwischen dem Senat und Tiberius scheiterte, obwohl der Prinzeps sich um ihn aktiv auf verschiedenen Ebenen bemüht hat. Der Antwort soll in dieser Arbeit anhand ausgewählter Beispiele nachgegangen werden. Daraus ergeben sich einige untergeordnete Fragen: Wie konnte es dazu kommen? Woher kommt das Misstrauen des Senats und wie reagiert er? Meinte Tiberius es republikanisch mit dem Senat oder versuchte er ihn scheinrepublikanisch zu instrumentalisieren?
Inhaltsverzeichnis
- Das Bemühen Tiberius´ um den Senat und die Frage des Scheiterns
- Warum scheiterte die Beziehung zwischen Tiberius und dem Senat?
- Die gescheiterten Handlungen Tiberius' gegenüber dem Senat
- Eine denkbar schlechte Ausgangssituation: Die recusatio imperii
- Tiberius und die Senatssitzungen
- Die Magistratenwahl durch Tiberius und den Senat
- Tiberius Finanz- und Luxuspolitik in Bezug auf die Senatsaristokratie
- Zwischenfazit zu Tiberius
- Reaktionen und Handlungen des Senates
- Die Ausgangsposition des Senats
- Der fehlende senatorische Herrschaftswille
- Beleidigungen des Senats gegenüber Tiberius
- Die Majestätsprozesse
- Zwischenfazit zum Senat
- Schlussfazit und historische Einordnung: Eine Geschichte voller Missverständnisse?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die gescheiterte Beziehung zwischen dem römischen Kaiser Tiberius und dem Senat. Sie analysiert Tiberius' Bemühungen, den Senat zu stärken und eine gute Kooperation zu fördern, und untersucht die Gründe für das Scheitern dieser Bemühungen.
- Tiberius' Bemühungen um den Senat und die Frage des Scheiterns
- Die Ursachen des Scheiterns aus Sicht von Tiberius
- Die Reaktionen und Handlungen des Senats
- Die historische Einordnung der gescheiterten Beziehung
- Die Problematik als negatives Lehrbeispiel für teildualistische Strukturen in autoritären Monarchien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet Tiberius' Bemühungen um den Senat und stellt die Frage nach den Ursachen des Scheiterns dieser Beziehung. Es werden Beispiele für Tiberius' republikanisch anmutende Maßnahmen vorgestellt und die Frage aufgeworfen, warum diese von den Senatoren nicht als solche anerkannt wurden.
Das zweite Kapitel untersucht die gescheiterten Handlungen Tiberius' gegenüber dem Senat. Dazu werden die recusatio imperii, die Senatssitzungen unter Tiberius' Leitung, die Magistratenwahl und seine Finanz- und Luxuspolitik analysiert.
Im dritten Kapitel wird die Ausgangsposition des Senats sowie die fehlenden Herrschaftswillen und Reaktionen des Senats auf Tiberius' Handlungen analysiert. Es werden Beispiele für Beleidigungen des Senats gegenüber Tiberius und die Majestätsprozesse behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Tiberius, römischer Senat, Prinzipat, Republik, gescheiterte Beziehung, republikanische Maßnahmen, recusatio imperii, Senatssitzungen, Magistratenwahl, Finanzpolitik, Luxuspolitik, Reaktionen des Senats, Herrschaftswille, Majestätsprozesse, historische Einordnung.
- Quote paper
- Philip J. Dingeldey (Author), 2011, Kaiser Tiberius und der römische Senat, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/182625