Aristoteles unterscheidet zwischen zwei Arten der Gutheit. Im Gegensatz zur Gutheit des Denkens entsteht die charakterliche Gutheit nicht durch Belehrung. Charaktertugenden sind uns auch nicht von Natur aus gegeben. Bei natürlichen Gegebenheiten ist nämlich die Fähigkeit (dynamis), etwas zu leisten, der Tätigkeit (energeia) vorangestellt. Aristoteles führt hier das Beispiel der sinnlichen Wahrnehmung an: Der Mensch besitzt zuerst die Fähigkeit zu sehen, bevor er etwas sieht. Bei Charaktertugenden sei es dagegen umgekehrt, Aristoteles vergleicht sie mit Herstellungswissen: Um in den Besitz der Tugend zu kommen, müssen wir bereits derlei Tätigkeiten ausüben.
Inhaltsverzeichnis
- Wie entstehen ethische Tugenden?
- Der Erwerb der charakterlichen Tugend durch Gewöhnung
- Schwierigkeiten, wie wir gut werden können, ohne es schon zu sein
- Begriffserläuterungen
- aréte
- energeia
- dynamis
- techné
- hexis
- eidōs
- prohairoumenos
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Entstehung ethischer Tugenden nach Aristoteles. Er analysiert, wie charakterliche Tugenden durch Gewöhnung erworben werden und welche Schwierigkeiten dabei auftreten. Der Text beleuchtet die Rolle von Handlungsweisen, Dispositionen und der Verankerung von Tugenden im Charakter.
- Der Erwerb ethischer Tugenden durch Gewöhnung
- Die Bedeutung von Handlungsweisen und Dispositionen
- Die Verankerung von Tugenden im Charakter
- Die Rolle von Wissen und Entscheidung bei ethischen Handlungen
- Die Schwierigkeiten, gut zu werden, ohne es schon zu sein
Zusammenfassung der Kapitel
Der Erwerb der charakterlichen Tugend durch Gewöhnung
Aristoteles unterscheidet zwischen zwei Arten von "Gutheit": der "Gutheit des Denkens" und der "charakterlichen Gutheit". Die charakterliche Gutheit entsteht nicht durch Belehrung, sondern durch Gewöhnung. Im Gegensatz zu natürlichen Fähigkeiten, bei denen die Fähigkeit der Tätigkeit vorangestellt ist (z.B. Sehen), ist bei Charaktertugenden die Tätigkeit der Fähigkeit vorangestellt. Um eine Tugend zu erwerben, muss man sie bereits ausüben, wie beim Kitharaspiel. So wird man erst gerecht, indem man sich darin übt, Gerechtes zu tun. Die natürliche Fähigkeit, charakterliche Tugend durch Gewöhnung zu entwickeln, ist jedoch gegeben. Aristoteles argumentiert, dass es keine Lehrer bräuchte, wenn alle Baumeister von Natur aus gut wären. Durch Gewöhnung an bestimmte Handlungsweisen entwickeln wir Dispositionen, die uns entweder gerecht oder ungerecht machen. Es ist daher wichtig, in unseren Tätigkeiten eine gewisse Qualität zu legen, da die Gewohnheiten, die wir von Kind an entwickeln, einen großen Einfluss auf unsere Charakterentwicklung haben.
Schwierigkeiten, wie wir gut werden können, ohne es schon zu sein
Für Aristoteles entsteht eine ethische Handlung nur dann, wenn der Handelnde aus einer bestimmten Verfassung heraus handelt, nämlich wissend, aufgrund einer Entscheidung und mit fester Überzeugung. Die ethische Handlung setzt also voraus, dass die Gerechtigkeit dauerhaft in den Charaktereigenschaften verankert ist. Durch ständige praktische Anwendung des Gerechten wird jemand gut. Der Text beleuchtet die Schwierigkeiten, die mit dem Erwerb von Tugenden verbunden sind, da man bereits gut sein muss, um gut zu werden. Die Frage, wie man diese Schwierigkeit überwinden kann, wird im Text nicht beantwortet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die ethische Tugend, die charakterliche Gutheit, die Gewöhnung, die Handlungsweisen, die Dispositionen, die Verankerung von Tugenden im Charakter, das Wissen, die Entscheidung, die ethische Handlung und die Schwierigkeiten, gut zu werden, ohne es schon zu sein. Der Text beleuchtet die philosophischen Ansichten von Aristoteles zur Entstehung ethischer Tugenden und die Rolle von Gewohnheit und Charakterentwicklung.
- Quote paper
- Stephanie Lainer (Author), 2011, Aristoteles - Wie entstehen ethische Tugenden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/181834