Ein Anknüpfen an die Erzähltraditionen der bürgerlichen Gesellschaft der Weimarer Republik scheint kaum mehr möglich. In einer Hinsicht nehmen Autoren jedoch deutlichen Bezug auf das Schreiben vor dem Krieg: Es sind dies die literarischen Entwicklungen aus der Moderne der 20er Jahre, die, begründet durch avantgardistische Künstler und Schriftsteller wie Joyce und Döblin, den Autoren in den frühen Jahren der BRD wesentliche Impulse für das eigene literarische Werk gaben. Dazu gehört als stilistisches Mittel auch die Technik der Montage, die als wichtiger Begriff aus Kunst und Literatur der Avantgarde den Krieg überdauerte und von Koeppen als einer der ersten Autoren in seinem Roman „Tauben im Gras“ wieder aufgegriffen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- A Kontinuität der Moderne
- B Montage
- I. Begriffsdefinition
- 1. Montage durch Zitation
- 2. Montage durch Perspektivwechsel
- II. Anwendung der Montagetechnik im Roman
- 1. Beispiele für die Zitation
- 2. Beispiele für den Perspektivwechsel
- 2.1 Naht- und Bruchstellen im Perspektivwechsel
- III. Auswirkung der Montagetechnik
- 1. Zusammenhang zwischen Form und Inhalt
- 2. Realitätsbezug
- C Resumée
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die Anwendung der Montagetechnik in Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ und untersucht deren Einfluss auf Form und Inhalt. Er beleuchtet die Kontinuität der Moderne, die sich in Koeppens Werk widerspiegelt, und verdeutlicht, wie die Montagetechnik als ein stilistisches Mittel aus der Avantgarde der 1920er Jahre den Krieg überdauert und in der Nachkriegszeit eine wichtige Rolle spielt.
- Die Montagetechnik als stilistisches Mittel der Moderne
- Die Anwendung von Zitation und Perspektivwechsel in „Tauben im Gras“
- Der Einfluss der Montagetechnik auf die Form und den Inhalt des Romans
- Die Gestaltung von Naht- und Bruchstellen im Roman
- Der Zusammenhang zwischen Form und Inhalt in der Montagetechnik
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Definition der Montagetechnik, die sowohl die Zitation nicht-fiktionaler Texte als auch den Perspektivwechsel umfasst. Im nächsten Abschnitt werden konkrete Beispiele für die Zitation im Roman „Tauben im Gras“ beleuchtet. Dabei wird der Fokus auf die Einarbeitung von Zeitungstiteln, Redewendungen und Einzelbegriffen in den Text gelegt, die durch ihre kursive Schriftform und ihre nicht grammatikalisch integrierte Stellung im Satz auffallen. Diese Zitationen sollen die vorhergehende Aussage illustrieren und können inhaltlich begründet oder assoziativ über ein Signalwort zustande kommen.
Im Anschluss werden Beispiele für den Perspektivwechsel in „Tauben im Gras“ analysiert. Dabei werden die formal durch Absätze gekennzeichneten Episoden betrachtet, die durch den ständig wechselnden Blickpunkt charakterisiert sind. Die Montage dieser Episoden erinnert an die Schnitttechnik des Films, wobei Brüche zwischen den Textblöcken entstehen. Koeppen verwendet dabei auch subtilere Methoden, um zwei Episoden aneinander zu montieren, indem er aus Bruchstellen Nahtstellen macht. Dies geschieht beispielsweise durch das Aufgreifen einer gemeinsamen Isotopieebene oder durch die Verwendung eines einzelnen Wortes in verneinender Opposition zur vorhergehenden Episode.
Im letzten Abschnitt werden die Auswirkungen der Montagetechnik auf Form und Inhalt des Romans untersucht. Die durchdachte Aneinanderkoppelung der Episoden verdeutlicht, dass der Roman keinem Zufallsprinzip folgt, sondern strukturiert und durchkomponiert wurde. Die Straffheit der äußeren Form bedingt dabei den Inhalt und umgekehrt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Essays sind Montagetechnik, Zitation, Perspektivwechsel, Naht- und Bruchstelle, Form und Inhalt, „Tauben im Gras“, Wolfgang Koeppen, Moderne, Avantgarde, Intertextualität.
- Quote paper
- Christine Binder (Author), 2009, Die Anwendung der Montagetechnik in Wolfgang Koeppens Roman "Tauben im Gras", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/180763