Als der fränkische Chronist Einhard seine Vita Karls des Großen mit einer Abrechnung mit dem vorherigen Königshaus der Merowinger begann, welche nur dem Namen nach herrschten, in Wirklichkeit aber von ihren jeweiligen Hofmeistern, den sogenannten Hausmeiern abhängig waren, hatte die Familie Karls bereits einen langen Kampf um die Macht hinter sich. Seiner Familie war es gelungen ein herrschendes Königsgeschlecht zunächst unter den eigenen Einfluss zu bringen und schließlich zu ersetzen.
Einhard schildert diesen Prozess, bei dem die Hausmeier, welche ohnehin bereits "die gesamte Staatsverwaltung bersorgten" als eine zwangsläufige und problemlose Entwicklung. Selbst Karl Martell, von seinem Vater Pippin niemals für das Hausmeieramt vorgesehen, habe es kampflos übernehmen können. Hausmeier anderer Geschlechter bleiben in der kurzen Einleitung seiner Vita unerwähnt.
Doch das Hausmeieramt hatte eine wesentlich ältere Tradition. Ursprünglich Vorsteher des unfreien Hausgesindes, war ihm eine enorme Entwicklung beschieden, die schließlich zum höchsten Hofamt des fränkischen Adels führte. Dies wurde vor allem durch eine politische Veränderung möglich:
Durch die fränkischen Reichsteilungen erhielten die Hausmeier, jeder einzelne nun für einen Reichsteil zuständig, einen Anteil an der königlichen Verwaltung. Diese Position entwickelte sich vor allem durch eine Loslösung der Bindung an den König und eine gesteigerte Einflussnahme des Adels weiter. Besonders Burgund sollte in diesem Zusammenhang eine Sonderstellung erhalten, da die dortigen Hausmeier und Vertreter des hohen Adels nicht mehr bereit waren, die uneingeschränkte Oberhoheit eines neustrischen Königs über sich zu akzeptieren. Sie bemühten sich indes um Autonomie.
Unter diesen Bedingungen beginnt die Entstehung des späteren Königshauses der Karolinger, welche sich zunächst als Arnulfinger, später dann als Pippiniden unter den Merowingern des siebten und achten Jahrhunderts "hochdienen". Besonders durch sie erfährt das Hausmeieramt eine ungeahnte Entwicklung. Aber es zeigt sich auch, dass durchaus Alternativen zur Herrschaft der Ahnen Karls des Großen bestanden haben und der Wechsel der Könisghäuser bei weitem nicht die Zwangsläufigkeit hatte, welche Einhard sich bemüht darzustellen .
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Vorgeschichte im 7. Jahrhundert
- I. Grimoald
- I.1 Werdegang bis zum Tode Sigiberts
- I.2 Der Staatsstreich des Grimoald
- I.3 Wer war Childebert?
- I.4 Folgen des Staatsstreiches
- II. Ebroin
- II.1 Vorgeschichte Neustriens bis zur Ernennung Ebroins
- II.2 Aufstieg Ebroins
- II.2.1 Herkunft Ebroins
- II.2.2 Entwicklung vom Mitregenten Balthildes zum alleinigen Herrscher Neustriens
- II.2.3 Machtkämpfe mit Leodegar und dem burgundischen Adel
- II.3 Verbannung Ebroins
- II.4 Rückkehr und Erlangung der alleinigen Herrschaft im Gesamtreich
- II.4.1 Sieg über Leodegar und Festigung der Macht in Neustrien
- II.4.2 Sieg über Pippin und Martin
- II.5 Zusammenfassung
- III. Pippin II.
- III.1 Werdegang bis zur Erlangung der Hausmeierwürde
- III.2 Neuordnung unter Einflußnahme Pippins im Gesamtreich
- III.3 Zusammenfassung
- IV. Karl Martell
- IV.1 Zusammenfassende Darstellung der politischen Entwicklung bis zur Etablierung Karls
- IV.2 Pippins Erbregelungen
- IV.3 Karl und Theudoald - ein Vergleich der politischen Erbberechtigung
- IV.3.1 Karl
- IV.3.2 Theudoald
- IV.3.3 Mögliche Gründe für Pippins Entscheidung
- IV.4 Karls Anhängerschaft
- IV.5 Zusammenfassung
- Schlußwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Entstehung der Karolinger-Dynastie während der merowingischen Herrschaft im 7. und 8. Jahrhundert zu untersuchen und kritisch zu beleuchten. Im Fokus steht die Entwicklung der Macht des Hausmeieramtes, insbesondere in den Händen der Pippiniden/Arnulfinger, über mehrere Generationen hinweg. Zusätzlich werden alternative Entwicklungsmöglichkeiten betrachtet, um die Darstellung Einhards, die den Machtwechsel als zwangsläufig darstellt, zu hinterfragen.
- Die Entwicklung des fränkischen Hausmeieramtes
- Der Aufstieg der Arnulfinger
- Die Machtkämpfe und politischen Intrigen der Hausmeier
- Der Einfluss der Hausmeier auf die Merowinger Könige
- Die Etablierung Karl Martells als Hausmeier
Zusammenfassung der Kapitel
Die Vorgeschichte im 7. Jahrhundert: Dieses Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der folgenden Ereignisse. Es beschreibt die schwache Position der Merowinger Könige und den wachsenden Einfluss der Hausmeier, die die tatsächliche Macht ausübten. Die zunehmende Fragmentierung des fränkischen Reiches und die daraus resultierenden Machtkämpfe werden als zentrale Faktoren für den Aufstieg der Hausmeier hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der zunehmenden Unabhängigkeit der Hausmeier von der königlichen Autorität und der Entwicklung regionaler Machtzentren.
I. Grimoald: Dieses Kapitel analysiert den Aufstieg und Fall von Grimoald, einem einflussreichen Hausmeier. Es beschreibt seinen Staatsstreich, seine kurzzeitige Machtübernahme und die darauffolgenden Folgen. Der Fokus liegt auf den Strategien Grimoalds, seiner Fähigkeit, sich Verbündete zu sichern und die Grenzen seiner Macht. Die Rolle Childeberts und die Reaktion der fränkischen Aristokratie auf Grimoalds Aktionen werden detailliert untersucht. Das Kapitel zeigt, wie Grimoalds Versuch, die königliche Macht zu usurpieren, zwar scheiterte, aber dennoch die Entwicklung des Hausmeieramtes vorantrieb.
II. Ebroin: Das Kapitel behandelt den bedeutenden Hausmeier Ebroin und seine komplexen Machtkämpfe. Es beleuchtet seine Herkunft, seinen Aufstieg, seine Verbannung und seine spätere Rückkehr an die Macht. Die Konflikte mit Leodegar und dem burgundischen Adel werden eingehend analysiert. Ebroins Strategien zur Konsolidierung seiner Macht, seine militärischen Erfolge und sein Einfluss auf die politische Landschaft des fränkischen Reiches werden untersucht. Das Kapitel demonstriert Ebroins Fähigkeit, die Macht zu zentralisieren, trotz Widerständen innerhalb des Adels.
III. Pippin II.: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Pippin II. und seinen Beitrag zur Entwicklung des Hausmeieramtes. Es beschreibt seinen Werdegang bis zur Erlangung der Hausmeierwürde und seine anschließende Neuordnung des fränkischen Reiches. Das Kapitel analysiert Pippins politische Strategien, seine Fähigkeit, das Hausmeieramt zu festigen und seine Bedeutung für den späteren Aufstieg der Karolinger. Die langfristigen Auswirkungen seiner Politik auf die politische Landschaft des fränkischen Reiches werden ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Hausmeieramt, Arnulfinger, Pippiniden, Merowinger, Karolinger, fränkisches Reich, Machtkampf, Staatsstreich, politische Entwicklung, Dynastie, König, Adel, Neustrien, Burgund, Ebroin, Grimoald, Pippin II., Karl Martell, politische Erbberechtigung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Aufsatz: Die Entstehung der Karolinger
Was ist der Gegenstand des Aufsatzes?
Der Aufsatz untersucht die Entstehung der Karolinger-Dynastie während der merowingischen Herrschaft im 7. und 8. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Macht des Hausmeieramtes, insbesondere unter den Pippiniden/Arnulfinger, und der kritischen Hinterfragung der Darstellung Einhards zum Machtwechsel.
Welche Personen werden im Aufsatz behandelt?
Der Aufsatz konzentriert sich auf Schlüsselfiguren wie Grimoald, Ebroin, Pippin II. und Karl Martell. Zusätzlich werden die Merowinger Könige und wichtige Akteure des fränkischen Adels erwähnt, um das politische Gefüge der Zeit zu verdeutlichen.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Der Aufsatz behandelt die Entwicklung des fränkischen Hausmeieramtes, den Aufstieg der Arnulfinger, die Machtkämpfe und politischen Intrigen der Hausmeier, den Einfluss der Hausmeier auf die Merowinger Könige und die Etablierung Karl Martells als Hausmeier. Die Rolle von Childebert und Leodegar wird ebenfalls beleuchtet.
Wie ist der Aufsatz strukturiert?
Der Aufsatz ist in Kapitel unterteilt, die chronologisch die Entwicklung der Machtverhältnisse nachzeichnen. Er beginnt mit einer Vorgeschichte, die das politische Umfeld beschreibt, und analysiert dann die Handlungen und Folgen der Entscheidungen wichtiger Hausmeier. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse und deren Bedeutung für den Gesamtverlauf.
Welche Quellen werden verwendet?
Die genaue Quellenangabe wird im Aufsatz selbst nicht direkt aufgeführt. Es ist jedoch zu vermuten, dass neben den Chroniken der Zeit auch Sekundärliteratur zur Entstehung der Karolinger herangezogen wurde, insbesondere um die Darstellung Einhards kritisch zu beleuchten.
Welche Schlussfolgerungen zieht der Aufsatz?
Der Aufsatz hinterfragt die Darstellung Einhards, die den Machtwechsel als zwangsläufig darstellt, indem er alternative Entwicklungsmöglichkeiten beleuchtet. Er zeigt auf, wie die Hausmeier durch strategisches Handeln und politische Intrigen ihre Macht stetig ausbauten und schliesslich die Grundlage für die Karolinger-Dynastie legten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Aufsatz?
Schlüsselwörter sind: Hausmeieramt, Arnulfinger, Pippiniden, Merowinger, Karolinger, fränkisches Reich, Machtkampf, Staatsstreich, politische Entwicklung, Dynastie, König, Adel, Neustrien, Burgund, Ebroin, Grimoald, Pippin II., Karl Martell, politische Erbberechtigung.
Für wen ist dieser Aufsatz gedacht?
Dieser Aufsatz ist für Leser gedacht, die sich für die Geschichte des fränkischen Reiches im 7. und 8. Jahrhundert interessieren und ein vertieftes Verständnis der Entstehung der Karolinger-Dynastie erlangen möchten. Er eignet sich besonders für akademische Zwecke.
Wo finde ich den vollständigen Text?
Der vollständige Text des Aufsatzes ist nicht direkt in diesem FAQ enthalten. Die hier dargestellten Informationen basieren auf dem bereitgestellten Inhaltsverzeichnis, der Zielsetzung, den Kapitelzusammenfassungen und den Schlüsselwörtern.
- Arbeit zitieren
- Stefan Knechtges (Autor:in), 2001, Die Dynastie der Karolinger. Die Entwicklung des fränkischen Hausmeieramtes und der Aufstieg der Arnulfinger bis zur endgültigen Etablierung Karl Martells., München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/180