Es gibt Momente im Kino oder einsam auf der Couch vorm Fernseher, in denen es schwer fällt, dem laufenden Film zu folgen. Das große Gähnen wartet schon auf den geeigneten Zeitpunkt zur Entfaltung und das Hirn befindet sich auch bereits auf Rückzug. Und warum?
Ein bedeutender Grund neben etwaigem Desinteresse oder genereller Abneigung gegenüber geistiger Anstrengung ist das Fehlen oder der mangelnde Einsatz von Filmmusik. Die Musik, die die Handlung eines Films begleitet oder gar in ihm eine inhaltliche Rolle spielt, ist der Teil des Films, der uns meist unbewusst, aber am schnellsten und tiefsten berührt. Das Ohr beziehungsweise unser auditives System ist unser wichtigstes Kommunikationssystem (vgl. Bullerjahn, S. 103). Gleich nach dem Gleichgewichtssinn entwickelt sich der Hörsinn im menschlichen Fötus, so dass ein Baby bereits die äußere Welt über ihre Geräusche kennenlernt, bevor es überhaupt in der Lage ist, die Färbung des Bauchs seiner Mutter wahrzunehmen. Mit unserer Fähigkeit zu hören ist es uns möglich, Töne zu differenzieren sowie die Entfernung und Richtung ihrer Entstehungsorte abzuschätzen (vgl. Zimbardo, S. 183ff.). Zwei wichtige Helfer für unsere Orientierung im Raum sind neben unseren Augen also auch unsere Ohren, die wie zwei daueraktive Radarschüsseln unsere Umgebung abtasten. Durch die Differenzierung von Tonhöhen, Lautstärken und Klangfarben kombiniert mit unserem Erfahrungswissen sind wir außerdem in der Lage, die feinsten Bedeutungsunterschiede der gesprochenen Wörter unserer Mitmenschen zu erkennen.
Das Auge ist das Sinnesorgan, über das der Mensch primär seine Umwelt wahrnimmt. Jedoch darf die Bedeutung des Hörsinns, unseres „ältesten” Sinns, nicht unterschätzt werden. Kein Film erzeugt seine maximale Wirkung, ohne dass die Musik ihren Beitrag dazu leistet. Denn Musik spricht direkt unsere Emotionen an, sagt uns sofort, ob eine Situation angenehm oder unangenehm oder eine Person sympathisch ist. Sie lässt uns mitfiebern oder dahinträumen, weckt Sehnsüchte, Bilder von fernen Welten oder lässt uns Weinen – weil es zu schön ist oder zu traurig. In der Neuropsychologie wird angenommen, dass auditive Reize im Gegensatz zu visuellen direkt Emotionen auslösen können, da die Gehörnerven enger mit dem Limbischen System, dem ursprünglichsten, für alle Emotionen verantwortlichen Teil unseres Gehirns, verbunden sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Filmmusik als Untersuchungsobjekt
- Musik im Kino - die Anfänge
- Akustik im Film
- Die Vielfalt von Ton im Film
- Filmmusik und ihr Verhältnis zu anderen akustischen Ereignissen
- Funktionen, Techniken und Wirkungen von Filmmusik
- Die Beziehung zwischen Bild und Musik
- Funktionen von Filmmusik
- Techniken - Wie wird Filmmusik eingesetzt?
- Wirkungen von Filmmusik
- Einflussgrößen
- Wirkungsebenen
- Filmmusikanalyse - zwei kurze Beispiele
- Basic Instinct
- Der letzte Mohikaner
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Anwendung und Wirkung von Filmmusik im Genre des kommerziellen Kinofilms à la Hollywood. Der Fokus liegt auf den Funktionen, Einsatztechniken und Wirkungsbereichen von Filmmusik, wobei die historische Entwicklung nur kurz behandelt wird. Ziel ist es, die Bedeutung von Filmmusik für das filmische Geschehen zu beleuchten und ihre Einflussfaktoren auf den Zuschauer zu analysieren.
- Die Rolle von Filmmusik in der Kommunikation und Interaktion zwischen Bild und Zuschauer
- Die verschiedenen Funktionen von Filmmusik, wie z. B. die Steigerung der Spannung, die emotionale Ansprache des Zuschauers und die Unterstützung der Handlung
- Die Techniken der Filmmusik, wie z. B. die Verwendung von Leitmotiven, die Anpassung an den Bildrhythmus und die Integration von Musik in die Dialoge
- Die Wirkungen von Filmmusik auf die Emotionen und die kognitive Verarbeitung des Zuschauers
- Die Entwicklung von Filmmusik von den Anfängen des Stummfilms bis zur heutigen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Filmmusik als Untersuchungsobjekt und stellt heraus, wie Musik unsere Emotionen und unsere Wahrnehmung beeinflusst. Im zweiten Kapitel werden die Anfänge der Filmmusik im Stummfilm und die Entwicklung des Tonfilms betrachtet. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Akustik im Film, der Vielfalt von Ton und dem Verhältnis von Filmmusik zu anderen akustischen Ereignissen. Im vierten Kapitel werden Funktionen, Techniken und Wirkungen von Filmmusik untersucht, wobei die Beziehung zwischen Bild und Musik, die Funktionen von Filmmusik, die Einsatztechniken und die Wirkungen auf den Zuschauer im Fokus stehen. Das fünfte Kapitel präsentiert zwei kurze Filmmusikanalysen von „Basic Instinct“ und „Der letzte Mohikaner“, die die Anwendung und Wirkung von Filmmusik in der Praxis veranschaulichen.
Schlüsselwörter
Filmmusik, Tonfilm, Stummfilm, Akustik, Funktionen, Techniken, Wirkungen, Emotionen, Wahrnehmung, Bild-Musik-Beziehung, Leitmotiv, Musikanalyse, „Basic Instinct“, „Der letzte Mohikaner“
- Arbeit zitieren
- Katja Fleck (Autor:in), 2003, Anwendung und Wirkung von Filmmusik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/17588