Im 18. Jahrhundert erregten viele Themen das Interesse der Öffentlichkeit, aber keines wurde wohl so häufig diskutiert wie das Thema des Kindermordes. Dies wird besonders an der berühmten „‘Mannheimer Preisfrage’“, die im Jahre 1780 gedruckt wurde, deutlich: „Welches sind die besten ausführbaren Mittel, dem Kindermorde Einhalt zu thun?“ Die Resonanz der Antworten war „rund zehnmal soviel wie bei anderen Preisaufgaben“, was die große Anteilnahme der Bevölkerung an diesem Thema zeigt.
Besonders die Literatur des Sturm und Drang beschäftigte sich mit diesem Gebiet. So brachte beispielsweise Heinrich Leopold Wagner 1776 sein Drama „Die Kindermörderin“ heraus und Autoren wie Bürger, Schiller und Goethe folgten.
Auffällig in den Stücken ist, dass Frauen in den Mittelpunkt des Interesses und der Handlung gerückt sind. Dies liegt nicht nur an der Thematik, sondern auch daran, dass die Rolle der Frau sich besonders im 18. Jahrhundert stark verändert hat. Die Frau ist „zu einem Wesen geworden, das nurmehr mit Zuschreibungen erfaßt werden kann, die dem Männlichen diametral entgegengesetzt sind.“
Am Beispiel von Heinrich Leopold Wagners Drama „Die Kindermörderin“ und Gottfried August Bürgers Ballade „Des Pfarrers Tochter von Taubenhain“ zeigt diese Arbeit, wie sich die Darstellung der Rolle der Frau in der Sturm und Drang Literatur auf die Ausübung des Kindsmordes auswirkt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nicht auf Stereotype, sondern auf die Rollen der Frau eingegangen wird, die „nicht nur die Beschreibung, sondern auch die normative Erwartung bestimmter Eigenschaften und insbesondere Handlungsweisen“ beinhaltet.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Evchen als Frau der Gesellschaft und Geliebte
- Großes Interesse an dem Thema „Kindermord“ im 18. Jahrhundert.
- Analyse des Dramas „Die Kindermörderin“ von Heinrich Leopold Wagner und der Ballade „Des Pfarrers Tochter von Taubenhain“ von Gottfried August Bürger.
- „Die Kindermörderin“ von Heinrich Leopold Wagner
- Evchen als Tochter
- Evchen als Mutter
- Evchen als Mörderin
- „Des Pfarrers Tochter von Taubenhain“ von Gottfried August Bürger
- Rosette als Frau der Gesellschaft und Geliebte
- Rosette als Tochter
- Rosette als Mutter
- Rosette als Mörderin
- Fazit
- Evchen und Rosette - Opfer oder Heldinnen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit analysiert die Darstellung der Rolle der Frau in der Sturm-und-Drang Literatur am Beispiel von Heinrich Leopold Wagners Drama „Die Kindermörderin“ und Gottfried August Bürgers Ballade „Des Pfarrers Tochter von Taubenhain“. Dabei wird untersucht, wie sich diese Darstellung auf die Ausübung des Kindsmordes auswirkt.
- Rolle der Frau in der Sturm-und-Drang Literatur
- Darstellung von Frauenfiguren als Opfer und Täterinnen
- Bedeutung des sozialen und familiären Umfelds für die Handlung
- Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Normen und dem Ausüben des Kindsmordes
- Die Thematik des „Kindermordes“ im 18. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Der Text beginnt mit einer Untersuchung des großen Interesses am Thema „Kindermord“ im 18. Jahrhundert, das besonders in der Literatur des Sturm und Drang zum Ausdruck kommt.
Die Analyse des Dramas „Die Kindermörderin“ von Heinrich Leopold Wagner konzentriert sich auf die Figur der Evchen Humbrecht und ihre verschiedenen Rollen als Frau der Gesellschaft, Geliebte, Tochter und Mutter. Das Drama zeigt, wie gesellschaftliche Normen und familiäre Verhältnisse zur Ausübung des Kindsmordes beitragen können.
Die Ballade „Des Pfarrers Tochter von Taubenhain“ von Gottfried August Bürger wird im Hinblick auf die Rolle der Rosette analysiert, die ebenfalls als Frau der Gesellschaft, Geliebte, Tochter und Mutter dargestellt wird. Die Ballade beleuchtet die gesellschaftliche und moralische Komplexität des Themas Kindermord und bietet eine andere Perspektive auf das Motiv der weiblichen Täterin.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Sturm-und-Drang Literatur, insbesondere mit der Darstellung der Frau in der Literatur dieser Epoche. Die Analyse konzentriert sich auf die Themen Kindermord, soziale Rollen, gesellschaftliche Normen, Familienstrukturen, weibliche Figuren, Dramenanalyse, Balladenanalyse und die historische Bedeutung des Kindermordes im 18. Jahrhundert.
- Quote paper
- Susann Münzner (Author), 2006, Wie führt die Darstellung der Rollen der Frau in der Sturm-und-Drang Literatur zum Kindsmord?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/174074