Mit American Psycho und seiner Hauptfigur Patrick Bateman hat Bret Easton Ellis die Literaturwelt Anfang der 90er Jahre schockiert. Die detaillierten Beschreibungen bestialischer Gewalttaten und ausschweifender Sexorgien riefen Jugendschützer und Feministinnen auf den Plan, spalteten Leserschaft und Kritiker. Es dauerte Jahre, bis Ellis' Roman in der literaturwissenschaftlichen Forschung Beachtung fand, doch dass es Ellis um mehr ging, als nur einen Schockroman zu schreiben, haben inzwischen einige Untersuchungen seines Werkes gezeigt. Die präzisesten Analysen von American Psycho finden sich in Constanze Alts Publikation Zeitdiagnosen im Roman der Gegenwart, die Ellis' Roman unter dem Gesichtspunkt der Zeitdiagnose bzw. -kritik untersucht und ihn in Beziehung zum deutschen Poproman setzt, und in
Ludwig Kuons Dissertation René Girard und die Wahrheit des Romans, die American Psycho im Hinblick auf Begehrenskonstellationen analysiert. Beide Arbeiten weisen immer wieder auf die Rolle verschiedener Medien im Roman hin und diesen Aspekt möchte die vorliegende Arbeit aufgreifen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf der Wechselwirkung von Medien und Konstruktionen von Männlichkeit liegen, die sich in American Psycho auf unterschiedliche Weise manifestieren. Zunächst sollen daher Grundmuster von Maskulinität erläutert und anhand der Figur Patrick Bateman veranschaulicht werden. Mithilfe der Untersuchungen von Irina Rajewsky zur Intermedialität des Erzählens im zeitgenössischen Roman sollen anschließend Formen und Funktionen von Medien im Roman untersucht und in Bezug zu allgemeingültigen Männerbildern bzw. Konstruktionen von Männlichkeit speziell in den 1980er Jahren gesetzt werden. Anschließend soll gezeigt werden, welchen Einfluss die Erzeugung dieser Bilder auf die Hauptfigur hat und inwieweit sie mit der im Buch dargestellten Gewalt und deren medialen Inszenierung im Zusammenhang steht. Eine abschließende Betrachtung soll dann die Frage beantworten, wie Medien und Männlichkeit im Roman zusammenwirken und welche Konsequenzen dies für die Hauptfigur Patrick Bateman hat.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Bezugsrahmen
- 3. Patrick Bateman als „kranker Mann der 80er Jahre“
- 3.1 Grundmuster von Männlichkeit und ihre Umsetzung in American Psycho
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Bret Easton Ellis' Roman American Psycho unter dem Aspekt der Medien und ihrer Rolle in der Konstruktion von Männlichkeit in den 1980er Jahren. Der Fokus liegt auf der Hauptfigur Patrick Bateman und der Frage, wie mediale Bilder und Technologien seine Identität und sein Verhalten beeinflussen.
- Konstruktionen von Männlichkeit in den 1980er Jahren
- Die Rolle von Medien (Film, Fernsehen, Videotechnik) in der Darstellung von Männlichkeit
- Intermedialität in American Psycho und ihre Auswirkungen auf die Figur Patrick Bateman
- Der Zusammenhang zwischen Medienkonsum, Gewalt und der Konstruktion von Männlichkeit bei Bateman
- Analyse der Figur Patrick Bateman im Kontext gesellschaftlicher Erwartungen an Männlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung präsentiert American Psycho als mehr als nur einen Schockroman und kündigt die Untersuchung der Wechselwirkung von Medien und der Konstruktion von Männlichkeit im Roman an. Sie erwähnt relevante Forschungsarbeiten zu Ellis' Werk und benennt die Schwerpunkte der vorliegenden Arbeit: die Erläuterung von Grundmustern der Maskulinität anhand Patrick Batemans, die Analyse von Medienformen und -funktionen im Roman nach Irina Rajewskys Konzept der Intermedialität, die Untersuchung des Einflusses medialer Bilder auf die Hauptfigur und den Zusammenhang mit der im Buch dargestellten Gewalt. Abschließend wird die Frage nach dem Zusammenwirken von Medien und Männlichkeit und deren Konsequenzen für Bateman formuliert.
2. Theoretischer Bezugsrahmen: Dieses Kapitel legt den theoretischen Rahmen der Arbeit dar. Es definiert den Begriff „Medium“ nach Siegfried Schmidt als einen „Kompaktbegriff“ mit vier Komponenten (semiotische Kommunikationsinstrumente, Medientechnologien, sozialsystemische Institutionalisierungen und spezifische Medienangebote). Der Fokus liegt auf spezifischen Medienangeboten und Medientechnologien in American Psycho, insbesondere Film, Fernsehen und Videotechnik. Das Kapitel bezieht sich auf Irina Rajewskys Konzept der Intermedialität, insbesondere intermedialer Bezüge, um die Medienformen und -funktionen im Roman zu analysieren. Rajewskys Unterscheidung zwischen Einzel- und Systemreferenz wird erläutert, ebenso wie der „Als ob“-Charakter intermedialer Bezüge in literarischen Texten. Das Kapitel betont den Unterschied zwischen "filmbezogener" und "filmischer" Schreibweise.
3. Patrick Bateman als „kranker Mann der 80er Jahre“: Dieses Kapitel beginnt mit einer Beschreibung von Patrick Batemans Lebensstil und seiner gewalttätigen Natur. Es untersucht dann die Konstruktionen von Männlichkeit in den 1980er Jahren in Amerika, die zwischen muskulösen Idealen und androgynen Konstruktionen oszillierten. Das Kapitel bezieht sich auf die Arbeiten von Elizabeth Badinter, die vom „kranken Mann der 80er Jahre“ spricht und auf die Bedeutung des Vaters bzw. der fehlenden Vaterfigur für die Konstruktion von Männlichkeit eingeht. Es wird gezeigt, wie Bateman mit dem Überangebot an Männerbildern in den Medien konfrontiert ist und wie dies zu einer Identitätskrise und Unwohlsein in seiner Rolle als Mann führt. Im Unterkapitel 3.1 werden dann die "universellen Grundmuster von Männlichkeit" und deren Umsetzung in American Psycho untersucht. Es wird erläutert, dass Bateman zwar einige dieser Muster (Reichtum, attraktiver Körper) erfüllt, jedoch das Grundmuster des "zielstrebigen Schaffens" nicht, was seine Identitätskrise verdeutlicht, wie ein Zitat aus dem Roman verdeutlicht.
Schlüsselwörter
American Psycho, Bret Easton Ellis, Maskulinität, Medien, Intermedialität, 1980er Jahre, Gewalt, Medienkonsum, Identität, Männerbilder, Rajewsky, Schmidt, Yuppie-Kultur.
Häufig gestellte Fragen zu "American Psycho" - Analyse der Medien und Männlichkeit
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Bret Easton Ellis' Roman American Psycho. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Medien (Film, Fernsehen, Videotechnik) und der Konstruktion von Männlichkeit in den 1980er Jahren, insbesondere anhand der Hauptfigur Patrick Bateman.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Aspekte, darunter die Konstruktionen von Männlichkeit in den 1980er Jahren, die Rolle der Medien bei der Darstellung von Männlichkeit, Intermedialität in American Psycho und deren Einfluss auf Patrick Bateman, den Zusammenhang zwischen Medienkonsum, Gewalt und der Konstruktion von Männlichkeit, sowie die Analyse von Bateman im Kontext gesellschaftlicher Erwartungen an Männlichkeit.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet den Medienbegriff von Siegfried Schmidt (vier Komponenten: semiotische Kommunikationsinstrumente, Medientechnologien, sozialsystemische Institutionalisierungen und spezifische Medienangebote) und Irina Rajewskys Konzept der Intermedialität, insbesondere die Unterscheidung zwischen Einzel- und Systemreferenz und den "Als ob"-Charakter intermedialer Bezüge in literarischen Texten. Es wird außerdem auf die Arbeiten von Elizabeth Badinter zum Thema Männlichkeit in den 80er Jahren Bezug genommen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert: Eine Einleitung, ein Kapitel zum theoretischen Bezugsrahmen, ein Kapitel zur Analyse von Patrick Bateman als "kranker Mann der 80er Jahre" (inkl. einem Unterkapitel zu Grundmustern der Männlichkeit und ihrer Umsetzung im Roman), sowie eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselbegriffe.
Was wird in der Einleitung dargestellt?
Die Einleitung stellt American Psycho als mehr als nur einen Schockroman vor und kündigt die Untersuchung der Wechselwirkung von Medien und Männlichkeit an. Sie erwähnt relevante Forschungsarbeiten und benennt die Schwerpunkte der Arbeit: die Erläuterung von Grundmustern der Maskulinität anhand Batemans, die Analyse von Medienformen und -funktionen nach Rajewskys Konzept der Intermedialität, der Einfluss medialer Bilder auf Bateman und der Zusammenhang mit Gewalt, sowie die Frage nach dem Zusammenwirken von Medien und Männlichkeit und deren Konsequenzen für Bateman.
Was wird im Kapitel zum theoretischen Bezugsrahmen behandelt?
Dieses Kapitel definiert den Begriff "Medium" nach Schmidt und konzentriert sich auf spezifische Medienangebote und -technologien in American Psycho (Film, Fernsehen, Videotechnik). Es erläutert Rajewskys Konzept der Intermedialität und die Unterscheidung zwischen "filmbezogener" und "filmischer" Schreibweise.
Wie wird Patrick Bateman analysiert?
Das Kapitel über Patrick Bateman beschreibt seinen Lebensstil und seine Gewalt. Es untersucht die Konstruktionen von Männlichkeit in den 1980er Jahren und bezieht sich auf Badinters Konzept des "kranken Mannes der 80er Jahre". Es zeigt, wie Batemans Konfrontation mit dem Überangebot an Männerbildern in den Medien zu einer Identitätskrise führt. Die Analyse fokussiert darauf, wie Bateman (oder nicht) "universelle Grundmuster von Männlichkeit" (z.B. Reichtum, attraktiver Körper, zielstrebiges Schaffen) erfüllt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: American Psycho, Bret Easton Ellis, Maskulinität, Medien, Intermedialität, 1980er Jahre, Gewalt, Medienkonsum, Identität, Männerbilder, Rajewsky, Schmidt, Yuppie-Kultur.
- Quote paper
- Stephanie Lange (Author), 2010, Konstruktionen von Männlichkeit und ihre Wechselwirkung mit Medienformen und -funktionen in Bret Easton Ellis' "American Psycho", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/171418