Als am 7. August 1999 tschetschenische Separatisten unter der Führung Schamil Bassajews in der Nachbarrepublik Beslan einfielen und dort mehrere Dörfer besetzten, war dies der Anlass für die russische Führung, einen zweiten Tschetschenienkrieg − der Erste reichte von 1994 bis 1997 − einzuleiten. Zuvor wurde via Internet vom Separatistenanführer Bassajew verkündet, „er wolle ein kaukasisches Emirat schaffen, das frei von russischen Besatzern sei und durch den Islam und die Scharia bestimmt werde.“ Diese Absichten bedrohten die Integrität und die Stabilität Russlands, was vom neuen Premierminister und ehemaligen Inlandsgeheimdienstchef Wladimir Putin rasch erkannt wurde. Eine Expansion dieser noch regionalen Krise auf den gesamten Kaukasus galt es zu verhindern, da sonst weitere separatistische Bewegungen die Abtrennung mehrerer Republiken, wie zum Beispiel Baschkirien und Tatarstan, anstreben hätten können. So ging es laut offiziellen Angaben um das Überleben sowie der Verhinderung des Zerfalls der Russischen Föderation.
Doch ist dies der tatsächliche und alleinige Grund für die Führung des zweiten Tschetschenienkrieges? Dieser Frage soll in den folgenden Kapiteln nachgegangen werden. Bevor es jedoch zur eigentlichen Beantwortung der hier gestellten Fragestellung kommt, soll im anschließenden zweiten Kapitel zunächst die Region Tschetschenien geographisch eingeordnet sowie dessen Entwicklung und die Geschichte des tschetschenischen Volkes kurz nachgezeichnet werden. Im Anschluss daran, erfolgt im dritten Kapitel eine umrissförmige Darstellung des Verlaufes des zweiten Tschetschenienkrieges. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass aufgrund der Komplexität des Konflikts und der Erklärung des Kriegsschauplatzes zum „Gebiet der Durchführung konterterroristischer Aktionen“ , was journalistische Berichterstattung nur mit Sondergenehmigung und unter Aufsicht des Innenministeriums gestattete, in dieser Arbeit lediglich auf die wichtigsten Ereignisse des Krieges kurz eingegangen werden kann. Im Anschluss an das Kapitel drei werden mögliche Motive der russischen Führung näher betrachtet und aufgeführt. Im abschließenden fünften Kapitel werden die Ergebnisse dieser Arbeit nochmals zusammenfassend dargestellt und es wird ein Fazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Land der Tschetschenen und deren Volksentwicklung
- Die geographische Einordnung und die Geschichte des tschetschenischen Volkes
- Die Unabhängigkeitserklärung von 1991 und die postsowjetische Entwicklung Tschetscheniens
- Der Verlauf des zweiten Tschetschenienkrieges
- Die Motive der russischen Führung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Ursachen und Beweggründe für den zweiten Tschetschenienkrieg (1999-2009). Sie beleuchtet den Konflikt im Kontext der postsowjetischen Entwicklung und der strategischen Interessen Russlands.
- Die historische Entwicklung und die geographische Lage Tschetscheniens
- Der Verlauf des zweiten Tschetschenienkriegs, insbesondere die Eskalation und die wichtigsten Phasen
- Die Motive der russischen Regierung, darunter der Erhalt der territorialen Integrität Russlands, die Bekämpfung des Terrorismus und die ökonomischen Interessen
- Die Rolle des tschetschenischen Terrorismus und dessen Verbindung zu internationalen Terrororganisationen
- Die Auswirkungen des Krieges auf die tschetschenische Gesellschaft und die Rolle des russischen Militärs
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt den Leser in das Thema ein, stellt den Hintergrund des zweiten Tschetschenienkriegs dar und erläutert die Forschungsfrage.
- Kapitel 2 befasst sich mit der Geschichte und der geographischen Einordnung Tschetscheniens. Es beleuchtet die Entwicklung des tschetschenischen Volkes, die politische und soziale Struktur sowie die Rolle des Islam.
- Kapitel 3 bietet einen Überblick über den Verlauf des zweiten Tschetschenienkriegs. Es beschreibt die Eskalation des Konflikts, die wichtigsten Ereignisse und die verschiedenen Phasen des Krieges.
- Kapitel 4 analysiert die Motive der russischen Regierung für die Kriegsführung. Es untersucht offizielle Begründungen wie die Wahrung der territorialen Integrität, die Bekämpfung des Terrorismus und ökonomische Interessen sowie inoffizielle Motive wie die Steigerung der Popularität des damaligen russischen Präsidenten Putin.
- Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Konflikts.
Schlüsselwörter
Tschetschenien, Russland, Kaukasus, zweiter Tschetschenienkrieg, Konflikt, Politik, Geschichte, Terrorismus, Militär, Wirtschaft, Erdöl, Erdgas, Islamismus, ethnische Säuberungen, Menschenrechte.
- Quote paper
- Mathias Kunz (Author), 2010, Der zweite Tschetschenienkrieg - Auslöser, Hintergründe und Motive, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/169571