Diese Arbeit zielt auf die verstärkte Wahrnehmung von Genesungs-bzw. Recovery-Möglichkeiten bei schweren psychischen Erkrankungen ab. Das psychiatrische Krankheitsparadigma, wenn einseitig angewandt, wird als festgefahrenes und unflexibeles Denkschema entlarvt, welches den Betroffenen kaum Entwicklungsmöglichkeiten zugesteht. Die Autorin plädiert diesbezüglich für eine Haltung, die den Genesungs-und Entwicklungsmöglichkeiten der Betroffenen eine realistische Chance einräumt.
In diesem Zusammenhang soll „Recovery“ nicht als bloße „Remission“, mit Schwerpunkt auf Rückgang von Symptomen und Wiedererlangung der Arbeits-und Funktionsfähigkeit gesehen werden, sondern im Mittelpunkt steht insbesondere die Entwicklung einer subjektiven Lebensqualität und Lebensfreude, so wie es alleine die Betroffenen für sich definieren.
Insbesondere von professioneller Seite wird eine biomedizinische Sichtweise und das daraus abgeleitete Chronizitätskonzept oft überbewertet, und daher zu pauschal angewandt. Das führt zu einer pessimistischen Haltung den Betroffenen gegenüber und löst bei den Erkrankten eine Mut-und Machtlosigkeit aus, die ihre Selbstheilungskräfte schwächt. Darüber hinaus wird neben dem Nutzen von psychiatrischen Diagnosen, auf die stigmatisierenden und demoralisierenden Aspekte von Diagnosen und des medizinischen Krankheitskonzeptes hingewiesen.
Als Alternative zur der vorzugsweise defizitorientierten Sichtweise der klassischen Psychiatrie erhält das sogenannte Recovery-Konzept zunehmend Aufmerksamkeit. Dieser innovative, stark nutzerorientierte Ansatz eröffnet den Betroffenen die Chance von persönlichem Wachstum und einer selbstbestimmten Lebensqualität, trotz der anhaltenden Präsens einer psychischen Erkrankung.
Der Fokus von Recovery liegt im Gegensatz zum biologischen Krankheitsmodell nicht auf der Beseitigung von Symptomen und einem möglichst hohen Grad an Normalisierung, sondern zielt auf Wohlbefinden und Stärkung der Selbstheilungskräfte ab. Die Betroffenen sollen wieder die Macht und Führung in ihrem Leben übernehmen- die Professionellen müssen umgekehrt bereit sein, Macht abzugeben, und mit den Betroffenen auf Augenhöhe zusammen arbeiten. Das führt in der Folge zu der Notwendigkeit einer Redefinition der Professionellenrolle und einer Einbeziehung der Betroffenen als Experten und Forscher.
Inhaltsverzeichnis
1 Blick in die Geschichte der Psychiatrie
1.1 Mittelalter und Renaissance
1.2 Die Aufklärung
1.3 Griesinger & Kraepelin - Das medizinische Krankheitskonzept
1.4 Psychoanalyse und Psychologie
1.5 Sozialdarwinismus & Nationalsozialismus, oder die Vernichtung „ unwerten Lebens “
1.6 Sozialpsychiatrie und Psychiatrie-Enquete
1.7 Die Antipsychiatrie
2 Krankheitsmodelle
2.1 Der biomedizinische Ansatz
2.2 Der individualpsychologische Ansatz
2.3 Der bio-psycho-soziale Ansatz
2.4 Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell
3 Stigmatisierung
3.1 Begriffsklärung
3.2 Der Wahnsinn als Etikett und soziale Rolle
3.2.1 Scheff’s „Labeling Approach“
3.2.2 Der modifizierte Labeling-Approach
3.2.3 Stigmatisierung als Prozess
3.2.4 Selbststigmatisierung
3.3 Das Bild des psychisch Kranken in der Gesellschaft weckt den Wunsch nach „sozialer Distanz“
3.4 Das Stigma als zweite Krankheit
3.5 Überlegungen zum psychiatrischen Krankheitsparadigma
3.5.1 Foucault’s Psychiatriekritik
4 Das klassische psychiatrische Krankheitskonzept -Diagnosen: Nutzen und Übel
4.1 Der Zweck einer Diagnose
4.1.1 Was ist überhaupt eine psychiatrische Diagnose? Beipieldiagnose:
4.1.2 Die Macht der Sprache
4.2 Nutzen für den Betroffenen
4.3 Die Kehrseite: „Defizitorientierung“
4.4 Hürden auf dem Weg zu einer „recovery-orientierten Psychiatrie“
4.4.1 Das Konzept der Chronizität
4.4.2 Die Überbetonung des biologisch-medizinischen Krankheitsmodells
4.4.3 Die Wächter der Psychiatrie-„Krankheitseinsicht“ und „Compliance“
5 Recovery- Das Prinzip Hoffnung
5.1 Recovery-Modell versus Defizitorientierung der klassischen Psychiatrie
5.2 Begriffsklärung
5.3 Bausteine für Recovery
5.3.1 Die Stärkung von Gesundheit und Resilienz- Pathogenese versus Salutogenese
5.3.2 Das Kohärenzgefühl
5.3.3 Resilienz
5.3.4 Empowerment und Betroffenenbewegung
5.4 Zusammenhänge zwischen Recovery, Empowerment und Resilienz
5.4.1 Recovery bedeutet Entwicklung
5.5 Zentrale Rolle der Betroffenen
5.5.2 Entwicklungen in den USA und England
5.5.3 Nutzer-kontrollierte Forschung
5.6 Worte von Genesenen und was sie sich von Helfern wünschen
5.6.1 Helen Glover, Australien
5.6.2 Dan Fisher, Massachusetts, USA
5.6.3 Dorothea Buck, Hamburg
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis:
Recovery- Persönliches Wachstum gegen biologischen Determinismus
In der Tiefe des Winters erfuhr ich,
dass in mir ein unbesiegbarer Sommer war.
Albert Camus
Einleitung
In den letzten Jahren haben sich weltweit immer mehr alternative und integrative Konzepte
entwickelt, die Betroffenen1 neben der klassischen Psychiatrie, einen echte Alternative bieten. Insbesondere das durch Betroffenen-Initiativen angeregte „ Recovery-Konzept “ findet nicht nur bei direkt Betroffenen und deren Angehörigen, sondern zunehmend auch mit gutem Grund bei Professionellen Zuspruch.
Die konventionelle Psychiatrie und ihr Hilfesystem war bis jetzt nicht in der Lage ihre Nutzer für sich zu begeistern. Mit dem Wort „Psychiatrie“ assoziieren die meisten Menschen wahrscheinlich verschlossene Türen und Klinikatmosphäre sowie Bevormundung, Entmündigung und Zwangsmaßnahmen. Durch die Berufserfahrung, die ich durch meine Praktika während meines Studiums der Sozialarbeit/Sozialpädagogik und meiner Tätigkeit als Einzelfallhelferin sammeln konnte, kann ich sagen, dass die Psychiatrie besser als ihr Ruf ist. Für diejenigen Ärzte, die ich kennen gelernt habe, sind Zwangsmaßnahmen das Mittel der allerletzten Wahl. Außerdem sind sie ernsthaft um das Wohlbefinden der Betroffenen besorgt. Dennoch sie sind vom vorherrschenden medizinischen Krankheitsparadigma der Psychiatrie beeinflusst und können sich nicht ohne weiteres von eingefahrenen Denk-und Handlungsmustern befreien. Viele Denkmuster sind so selbstverständlich, dass sie überhaupt nicht mehr reflektiert werden-vielmehr laufen sie unbewusst ab.
Ein gebräuchliches und eingefahrenes Denkmuster, das mir besonders auffiel, ist die relativ pessimistische Haltung der Ärzte und Therapeuten den Betroffenen gegenüber. Speziell bei schweren psychischen Erkrankungen geht man fast automatisch von einem chronischen Verlauf und von stark eingeschränkten Entwicklungsmöglichkeiten aus ( „ Klient X wird wieder psychotisch-er soll noch mal ein paar Wochen in die Klinik gehen. “ oder „ Frau X hat eben eine schwere Persönlichkeitsstörung und ist nicht krankheitseinsichtig. Da können wir nur noch eine gesetzliche Betreuung anregen. “ ). Solche und ähnliche Sätze hört man oft, sie sind in der Arbeit mit psychisch Kranken alltäglich. Und all diese Sätze spiegeln und verbreiten eine Atmosphäre von Stagnation und Hoffnungslosigkeit. Wie aber soll man Hoffnung und Motivation vermitteln können, wenn man selbst nicht daran glaubt durch seine Arbeit etwas gestalten und verändern zu können? Nur weil diese Menschen sich nicht gemäß unseren gesellschaftlichen Normen verhalten, trauen wir ihnen nicht mehr zu, sich weiter zu entwickeln. Woher nehmen wir die Berechtigung diesen Menschen persönliches Wachstum abzusprechen? Auch wenn wir diese Art zu Denken den Betroffenen gegenüber niemals direkt kommunizieren. Die Mehrzahl der psychisch Kranken besitzen jedoch äußerst feine Antennen, weshalb die Botschaft der Hoffnungslosigkeit auf nonverbalem Wege dennoch ankommt. Jeder Mensch ist gemäß seinen Möglichkeiten in der Lage sich zu entwickeln und jeder Mensch ist bereit Mühe und Kraft aufzubringen, wenn er weiß, dass es sich lohnt. Wahrscheinlich ist es gerade diese Mühe und Anstrengung sowie das Gefühl aus eigener Kraft etwas schaffen zu können, was uns Menschen lebendig macht , auch wenn ein steiniger Weg mit Rückschlägen vor uns liegt. Entwicklung ist ein Prinzip der Evolution und in uns angelegt. Somit ist es völlig unnatürlich sich nicht zu entwickeln.
Ich möchte hier weder die konventionelle Psychiatrie verdammen, noch mich für die Antipsychiatrie stark machen. Ich möchte mit dieser Arbeit lediglich dazu anregen, den eingefahrenen Mustern, die uns blockieren, auf die Schliche zu kommen. Wir müssen wieder an die Menschen glauben und ihnen etwas zutrauen. Dabei können wir die Messlatte ruhig ein wenig höher hängen, denn aus der sog. Recoveryforschung gibt es gute Nachrichten. Recovery-Konzepte, wie sie von Betroffenen-und Selbsthilfebewegungen in den USA, England und Australien in Zusammenarbeit mit Forschern entwickelt wurden, könnten dabei helfen unseren Blick in eine hoffnungsvollere Zukunft zu richten und neue Impulse zu bekommen. Diese Arbeit soll zum einen dazu dienen, über die konventionelle Psychiatrie und ihre Entwicklungen zu reflektieren und uns darüber bewusst zu werden, woher diese pessimistische Haltung kommt, und was wir dadurch bei den Betroffenen auslösen. Und zum anderen sollen neue Möglichkeiten und Blickwinkel aufgezeigt werden, um das herkömmliche Hilfesystem aus seiner staubigen Ecke zu treiben, die Menschen mit anderen Augen zu sehen und in einen neuen Dialog der „gemeinsamen Übereinkunft“ mit seinen Nutzern zu treten. Wir müssen den Menschen wieder ernsthaft zuhören und dürfen nicht damit aufhören, neugierig auf unser Gegenüber zu sein oder zu ergründen was die Menschen im Innersten antreibt.
Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut:
Das erste Kapitel gibt einen Einblick in die Geschichte der Psychiatrie und wie sie zu dem wurde, was sie heute ist. Wesentliche Strukturen innerhalb der modernen Psychiatrie lassen sich besonders gut durch ihre historischen Wurzeln verdeutlichen, deren Mechanismen teilweise bis heute auf subtile Weise wirksam sind. In engem Zusammenhang mit der geschichtlichen Entwicklung stehen auch die verschiedenen theoretischen Modelle, die jeweils verschiedene Zugänge zur Thematik eröffnen. Um die grundlegenden Krankheitsmodelle soll es im zweiten Kapitel gehen Das dritte Kapitel befasst sich mit der „Stigmatisierung von psychisch Kranken innerhalb der Gesellschaft“. Das Bild, welches innerhalb unserer Gesellschaft von psychisch Kranken existiert, kann für die Betroffenen zu einer schweren Belastung werden. Stigma ist in Zusammenhang mit „Recovery“ besonders wichtig, denn die Folgen von Stigmatisierung wirken sich oft wie eine „zweite Krankheit“ aus und gelten als eines der größten Hindernisse auf dem Weg zur „Recovery“.
Im vierten Kapitel nähern wir uns dem psychiatrischen Krankheitsparadigma und seinen Diagnosen. Psychiatrische Diagnosen haben insbesondere für Experten, aber auch für den Betroffenen vielfältige Funktionen und einen unterschiedlichen Nutzen. Die Nachteile des klassischen psychiatrischen Krankheitsparadigmas, wie die Defizitorientierung, das Chronizitätskonzept und die Überbetonung des biomedizinischen Krankheitsmodells stehen allerdings der Gestaltung einer positiven, recovery-orientierten Psychiatrie im Wege. Im fünften Kapitel soll dann schließlich das Recovery-Konzept einschließlich seiner theoretischen Grundlagen, wie Salutogenese, Resilienz und Empowerment, beschrieben werden. Dabei wird auf bereits ausgearbeitete und gut funktionierende Konzepte im Ausland (England, USA, Australien) hingewiesen. Weiter soll dann die zentrale Rolle der Betroffenen in Forschung, Planung und Umsetzung bei allen recovery-basierten Konzepten und Interventionen hervorgehoben werden.
Schließlich möchte ich noch erwähnen, dass die meisten Beispiele, die ich in meiner Arbeit anführe, auf die Erkrankung Schizophrenie Bezug nehmen. Das liegt daran, dass die Forschung zu dem Thema Schizophrenie am weitesten fortgeschritten ist, und daher in diesem Bereich die größte Auswahl an Literatur existiert. Dessen ungeachtet sind die recovery- orientierten Konzepte auf alle Arten von psychischen Erkrankungen anwendbar.
1 Blick in die Geschichte der Psychiatrie
1.1 Mittelalter und Renaissance
Im Mittelalter gab es lediglich im arabisch geprägten Spanien vereinzelt psychiatrische Hospitäler. In Mitteleuropa übernahmen die Kirchen und Ordensgemeinschaften diese Aufgabe. Die kirchlichen Orden gründeten Hospitäler, die für alle Notleidenden bestimmt waren. Dort wurden Menschen mit Erkrankungen aller Art aufgenommen, ungeachtet dessen ob sie seelischer oder körperlicher Natur waren. Durch den großen Einfluss der Kirche und einen weitverbreiteten Aberglauben wurden viele psychische Kranke als „Besessene“ oder „Hexen“ angesehen und fielen der Inquisition zum Opfer.
Im 15. Jahrhundert begannen die Bürger in den Städten eigene Stadtkrankenhäuser zu gründen. Auch Ärzte hatten Interesse daran, da man dort im Gegensatz zu den Ordenskrankenhäusern auch Verdienstmöglichkeiten hatte. Darüber hinaus nutzten sie die Ansammlung von Patienten in den Krankenhäusern als experimentelles Versuchsfeld für ihre medizinischen Forschungen, die im Zuge der allmählich beginnenden naturwissenschaftlichen Sichtweise praktiziert wurden. Dabei bevorzugten sie jedoch nur körperlich Kranke aufzunehmen, psychisch und sozial Notleidende blieben weiterhin Sache der kirchlichen Hospitäler (vgl. Dörner et al. 2009, S.476-477).
Dennoch ging man langsam dazu über, bestimmte „Geisteskranke“, bei denen noch Hoffnung auf Heilung bestand, in speziellen Abteilungen zu behandeln. Das „Hotel-Dieu “, gegründet im Jahr 1443, nahm „ Arme, die die Vernunft verloren hatten “ auf und behandelte sie nach den damals anerkannten Methoden, wie Aderlass, Purganz2 und Zugpflaster. Diese Anerkennung des Wahnsinns als Krankheit sollte jedoch noch lang von der Überzeugung beeinflusst sein, die Wahnsinnigen seien vom Teufel besessen und stünden unter dem Einfluss böser Mächte und Dämonen, wie sie dementsprechend entsprechend wurden sie auch behandelt (Foucault 1961, S.101).
„Die Phantasten und Frenetiker wurden in abgeschlossenen Zellen eingeschlossen, in deren Wänden man zwei Fenster, zum Sehen und Hindurchreichen, angebracht hatte. “ (ebd. S.101)
Daher verfolgte man bis zum Ende des achtzehnten Jahrhundertes in Deutschland, England und Frankreich die Praxis „die Irren“ in großem Umfang zu internieren. Foucault beschreibt in seinem bahnbrechenden Werk “Wahnsinn und Gesellschaft“ die Internierungspraxis im Umgang mit dem „Wahnsinn“. Dabei handelte es sich um große „Besserungsanstalten“, in welchen psychisch kranke Menschen gemeinsam mit Arbeitslosen, Bettlern und Straffälligen unter den unmenschlichsten Bedingungen eingesperrt wurden. In England beispielweise errichtete man schon Ende des 16. Jahrhunderts die „houses of correction“ und „workhouses“, in denen sich ordnungspolitische Ziele und das Verlangen nach Repression mit der Pflicht zur Nächstenliebe und dem Wunsch zu helfen vermengten. Diese Praxis diente insbesondere dazu, der großen Anzahl von Arbeitslosen und Bettlern Herr zu werden. Die verelendete Klasse der Armen und Bettler wurde nicht mehr nur verjagt, sondern man begann sich um sie zu „sorgen“ und ihnen für den Preis der Freiheit Unterkunft und Verpflegung anzubieten. So erhielten die Wahnsinnigen erst ganz allmählich den Status von kranken Menschen.
1.2 Die Aufklärung
Im 17. und 18. Jahrhundert wird die Geisteskrankheit aufgrund erster wissenschaftlicher Forschungen über das Zentralnervensystem und die Reflexe langsam zum Gegenstand der Medizin. Zusammenhänge zwischen Hirn und Gemüt werden erörtert und Aufklärer wie beispielsweise Kant befassen sich mit der erkrankten Seele (vgl. Clausen J. et al. 1996, S. 21). Doch das Thema Geisteskrankheit war weiterhin angstbesetzt und man wollte Menschen, die sich auffällig verhielten und „anders “ waren, nicht in der Mitte der Gesellschaft dulden. Im Zuge dieser Vorgehensweise wurde Mitte des 17. Jahrhunderts das „ Hopital g é neral “ in Paris eröffnet. Dort wurden in erster Linie „ Arbeitslose, M üß iggänger und Vagabunden “ untergebracht. Die steigende Arbeitslosigkeit führte weiter dazu, dass sich bald über ganz Europa ein Netz aus Internierungsanstalten erstreckte, welche sich mit der ökonomischen Krise immer mehr füllten (vgl. Foucault, 1961 S. 76-88).
Laut Foucault handelte es sich bei einem Zehntel der Internierten um Menschen mit psychischen Erkrankungen. Man unterschied dabei nicht zwischen Verbrechern und „Irren“, sondern internierte beide Gruppen gleichermaßen (vgl.ebd. S.99). „ Jemand einzuschlie ß en, von dem man sagt, dass er „ toll “ sei, und ohne präzisieren zu müssen, ob er krank oder ein Verbrecher ist, darin liegt einer der Kräfte, die die klassische Vernunft sich selbst in der Erfahrung die sie mit der Unvernunft gemacht hat, gegeben hat. “ (ebd. S. 100)
Die Internierungspraxis wurde fortgesetzt und verfeinert. Jeder, der sich nicht dem Diktat der Vernunft unterwerfen wollte oder konnte, sollte zur Vernunft erzogen oder unsichtbar gemacht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, gab es die für diese Zeit typischen Mittel, wie z. B. das Militär als „Schule der Nation“, der ehemals kirchliche Moralkodex, der zunehmend von einem engeren bürgerlichen Moralkodex ersetzt wurde, die Entmündigung, Zucht und Arbeitslager und schließlich die Vorform der modernen Zwangseinrichtung. Die Medizin wurde seitdem zu den Polizei-und Staatswissenschaften gerechnet, die mit ihren ersten Spezialisierungen wie Hygiene und Geburtshilfe für die innere Sicherheit und Ordnung mitverantwortlich war. DÖRNER et al. sprechen vor diesem Hintergrund von einem imponierenden Netz von Zwangseinrichtungen, welches Europa überzog (vgl. hierfür und den gesamten Abschnitt: ebd.2002, S. 479). So versteckte man die Kranken hinter Mauern, um sich nicht mit Wahnsinn und Unvernunft konfrontiert zu sehen. Parallel dazu versuchte man von der medizinischen Seite den Wahnsinn mit grausamsten Mitteln auszutreiben, die einer Folter bzw. einer Teufelsautreibung in nichts nachstanden. So verwendete man beispielsweise Drehmaschinen, Käfige oder auch eisige Bäder und Hungerkuren, die als anerkannte „Behandlungsmethoden“ im Kampf gegen den Wahnsinn angesehen wurden (vgl. Clausen J, Eichenbrenner I, 2010 S. 14).
Von Foucault erfahren wir, dass im 17. und 18. Jahrhundert in Bedlam, einer Irrenanstalt in London , tobsüchtige Frauen mit den Knöcheln an die Mauern des Ganges gekettet wurden. Als Kleidungsstück besaßen diese Frauen lediglich ein einziges Kleid aus grobem Stoff (vgl. Foucault 1961 S. 141).
Die Entwicklung der modernen Psychiatrie
Ende des 18. Jahrhunderts leitete der Arzt Phillipe PINEL die Reform im Umgang mit psychisch Kranken ein und trat für eine Humanisierung der Psychiatrie ein. PINEL ist bekannt für „eine Befreiung der Irren von ihren Ketten.“ Er setzte sich für eine humanere Behandlung der Kranken ein und nahm eine neue Klassifizierung der verschiedenen psychischen Erkrankungen vor. Bei dieser wurden zum ersten Mal hirnorganische Erkrankungen und Störungen der Persönlichkeit voneinander abgegrenzt. Im Anschluss an sein Schaffen legte sein Schüler ESQUIROL ein Lehrwerk der Geisteskrankheiten vor, in welchem er auch psychosoziale Faktoren als Ursachen erkannte (vgl. Clausen J, Eichenbrenner I, 2010 S. 15). Sein Wirken führte außerdem dazu, dass 1839 erste rechtliche Bestimmungen zum Schutz der psychisch Kranken erarbeitet wurden. Gleichwohl war damals immer noch die Überzeugung vorherrschend, dass es sich bei den Geisteskrankheiten um eine Störung der „ moralischen Fähigkeiten “ bzw. um eine „Perversion der Willens “ handelte. Der menschliche Geist oder Wille wurde als etwas betrachtet, das es zu disziplinieren galt. Mit der Aufklärung und dem Siegeszug der Vernunft ging man sowohl bei der Kindererziehung als auch auf dem Gebiet der gesellschaftlichen Rehabilitation von der Notwendigkeit einer „ Disziplinierung der Geistes “ aus. Diese gedachte den Menschen mit Mitteln der Autorität und Unterwerfung zu formen und sie somit in ihrem Sinne zu bessern. Entsprechend repressiv waren die damals angewandten Methoden in den psychiatrischen Anstalten: Es gab sehr strenge Hausordungen mit genau durchstrukturieren Stundenplänen, die bei Regelbruch explizite Bestrafungen nach sich zogen. Beispiele hierfür sind das Arbeiten zum Selbstzweck, wie das Ausheben und Wiederzuschütten von Löchern, das Auswendiglernen unzähliger Namen , oder das Verhängen von Isolation. Dazu muss jedoch bemerkt werden, dass diese Methoden nicht nur bei psychisch Kranken angewendet wurden. Bei diesen Verfahren handelte es sich vielmehr um die gängigen Erziehungsmethoden zu Anfang des 19. Jahrhunderts(vgl. Jervis G.1980 S. 48-49).
Des Weiteren wurde die Entstehung der Psychiatrie und des sozialen Versorgungssystems durch den Einfluss der Industrialisierung gefördert. So sollten Familien von unnützen „ Ballastexistenzen “ befreit werden, um sich auf diese Weise voll und ganz ihrer Arbeit im industriellen Produktionsprozess widmen zu können. Durch diese Verschiebung der Fürsorgeverantwortung von der Familie zum Staat entstanden für unbrauchbare Alte Altersheime, für Pflegebedürftige Pflegeheime, für unversorgte oder störende Kinder Waisenhäuser, für geistig Behinderte Idiotenanstalten, für Arbeitsscheue Arbeitshäuser, für Straffällige Gefängnisse und für die Irren eben Irrenanstalten (Dörner et al. 2002, S. 481). Vor diesem Hintergrund sehen DÖRNER et al. die Psychiatrie als Spaltprodukt der damaligen Lösung der sozialen Frage. Er betont jedoch auch, dass die dort Tätigen durch ihren täglichen Umgang mit psychisch Kranken Erfahrung sammeln konnten. Auf diese Weise konnte die Psychiatrie erst als eigene Wissenschaft entwickelt werden.
1.3 Griesinger & Kraepelin - Das medizinische Krankheitskonzept
Im 19. Jahrhundert gab es innerhalb der Medizin große Fortschritte. Man vertrat zunehmend die Auffassung, dass auch psychische Erkrankungen auf körperliche Ursachen zurückzuführen seien. Somit bemühte man sich die Psychiatrie als ein eigenes Fachgebiet der Medizin zu etablieren. Wilhelm GRIESINGER (1818-1868) gilt als Begründer des medizinischen Krankheitskonzeptes in der Psychiatrie. Von ihm stammt auch der folgende Satz, der heute teilweise noch Gültigkeit hat: „Alle Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten.“ Er arbeitete auf die konsequente Anwendung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Psychiatrie hin und leitete damit eine Phase der intensiven neuropathologischen Forschung ein. Psychische Erkrankungen galten als interessant weshalb viele Forscher waren davon fasziniert waren. Für die Kranken selbst interessierte man sich jedoch immer weniger. Patienten, die für die wissenschaftliche Forschung nicht interessant genug waren, sondern lediglich als pflegebedürftig galten, wurden in Provinz-Anstalten verwahrt (vgl. Clausen et al. 2010, S.16).
Eine der bis heute wichtigsten Arbeiten, die bis heute internationale Gültigkeit besitzt, stammt von Emil KRAEPELIN(1856-1926). Mit umfänglichen und minutiösen Beobachtungen, welche er in diagnostisch-nosologische Grundbegriffe fasste, erarbeitete er eine Klassifikation der psychischen Erkrankungen nach dem Vorbild der Naturwissenschaften. Er leistete einen großen Beitrag dazu, dass die Psychiatrie nach dem medizinischen Krankheitskonzept arbeitete und sorgte so dafür, dass die Psychiatrie endlich ihren Platz als medizinische Disziplin neben den anderen Fachdisziplinen einnehmen konnte und als ernst zu nehmende Wissenschaft anerkannt wurde. Er wollte in Anlehnung an die medizinische Praxis, die Erkrankungen der Psyche kausal auf Stoffwechselvorgänge zurückführen, indem er seine Beobachtungen positivistisch auf elementare Funktionen reduzierte, um so möglichst reine Störungstypen („Idealtypen“) zu erhalten. Individuelle Besonderheiten wurden dabei vernachlässigt (vgl. Dörner, 1975, S. 53).
Diese biologische Sichtweise wurde leider von den Nationalsozialisten zu einer sozialdarwinistischen Ideologie erweitert und verabsolutiert.
1.4 Psychoanalyse und psychologie
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts revolutionierte FREUD mit der Theorie des Unbewussten die Sichtweise im Hinblick auf alle Arten von psychischen Erkrankungen. Das Neue daran war unter anderem, dass Freuds Modell des „ Es, Ich und Ü ber-Ich “ auch für die Gesunden gelten sollte. Die Entdeckung des Menschen als triebgesteuertes Wesen war für die strengen Moralvorstellungen des frühen 20.Jahrhunderts ungeheuerlich. Dennoch gab es, insbesondere in den USA, viele Anhänger dieser Theorie. In Deutschland hatten die Lehren Freuds zunächst wenige Chancen in die psychiatrische Praxis einzufließen. So hatten alle Bereiche von Kunst und Wissenschaft einen enormen Niveauverlust zu beklagen, da Hitler seine „ideologische Gleichschaltung“ auf allen Ebenen vorantrieb. Da Freud jüdischer Abstammung war, wurden seine Werke als „undeutsch“ diffamiert. In diesem Zusammenhang musste er nach der Einbeziehung Österreichs in das Großdeutsche Reich im Jahr 1938 nach London emigrieren (vgl.Köhler, 2007, S.22). Grundlage der Psychiatrie in Nazideutschland war weiterhin der biologische Ansatz, der durch die Ideologie der Nationalsozialisten für ihre Zwecke umfunktioniert wurde.
1.5 Sozialdarwinismus & Nationalsozialismus, oder die Vernichtung „ unwerten Lebens “
Die Zeit des Nationalsozialismus war wesentlich von der Theorie des „Sozialdarwinismus“ beeinflusst. Unter Sozialdarwinismus versteht man die soziologische Theorie, die unter Anlehnung an die Lehre Charles Darwins von der natürlichen Auslese der Schwächeren durch die Natur auch die menschliche Gesellschaft als den Naturgesetzen unterworfen betrachtet, und somit Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten als naturgegeben und richtig ansieht.(vgl. Duden, Fremdwörterbuch, 2006) Man wünschte sich eine Gesellschaft ohne „kranke Anteile“, was von den Nationalsozialisten zielstrebig aufgegriffen wurde und in der „medizinischen Endlösung der sozialen Frage “ gipfelte (vgl. Dörner et al.2009, S. 486). Mit der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 begannen die Vorbereitungen für Maßnahmen zur „rassehygienischen Erneuerung des deutschen Volkes. “ Dabei wurde mit scheinwissenschaftlichen Methoden die Bedrohung durch den Verfall der Kultur mit der Annahme biologischer Entartung und Keimschädigung durch unwertes Leben bekräftigt. Es wurde eine „Zunahme der Erbkrankheiten und der asozialen Geisteslagen als Volksbedrohung“ konstruiert und beispielsweise die Zwangssterilisation als eine negative Eugenik legitimiert. Dem entsprechend erlies Hitler 1934 das „Gesetz zur Verhütung von erbkrankem Nachwuchs GzVeN “ (vgl. Ley, 2003, S. 34). In Bezug auf diese Vernichtungsideologie fand DÖRNER in der wissenschaftlichen Literatur aus dieser Zeit wiederholt Berechnungen, die belegen sollten, dass bei einem angenommenen Bevölkerungsanteil der Minderwertigen, unheilbar Kranken und Asozialen von circa 50% und deren unterstellten höheren Fortpflanzungsrate „ in etwa 3 Geschlechterfolgen von den Gesunden fast nichts mehrübrig geblieben sein würde “ . Aus diesem Grund wollte man den „ Volkskörper reinigen “ und so krankhafte Elemente auslöschen (ebd. 1975, S. 67). In diesem Zusammenhang war das Wohl von Volk und Nation das einzig Wertvolle. Wert und Schicksal eines Einzelnen wogen dagegen gering. Kranke oder behinderte Menschen wurden als „ Ballastexistenzen “ angesehen, die der Volksgemeinschaft schadeten. Humanitäre Einwände waren unerwünscht oder wurden pervertiert. Mitleid wurde nachdrücklich als „unausrottbarer Denkfehler“ angesehen. Es galt die Prämisse: „ Wo kein Leiden ist, ist auch kein Mit-Leiden! “ Diese Ideologie führte nicht nur zur Deportation der Juden oder zur Zwangssterilisation von jungen Frauen, sondern auch zur Tötung von behinderten und schwerkranken Kindern und Neugeborenen. Dieses Handlungsprinzip erreichte 1939 schließlich seinen Höhepunkt in der „Aktion T 4“. Hier wurden sogar psychisch kranke Erwachsene getötet. Die Vorbereitungen hierfür fanden unter Führung von Reichsleiter Dr. Bouler in der Tiergartenstraße 4 in Berlin statt (Hiervon lässt sich der Name „T4“ ableiten). Hitler verfasste dazu einen Auftrag mit folgendem Wortlaut:
„ Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ä rzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranke bei kritischer Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann. (gez.) Adolf Hilter “ (ebd. S. 78)
An diesem Satz zeigt sich die Pervertierung von humanitären Gedanken zur Legitimierung der Vernichtungsmaschinerie der Nazis. Hatte sich ein Leben erst einmal als „unwert“ erwiesen, wurde die Tötung als eine „Gnadenhandlung“ angesehen. Diagnostische Unwägbarkeiten bei der medizinischen Begutachtung nach der tatsächlichen Unheilbarkeit durch die Ärzte, wurden damit entkräftet, dass der Einzelfall keine Rolle spiele und nur auf diese Art das Wohle der Nation zu erreichen sei. Glücklicherweise war diese Behandlung mit Kriegsende ebenfalls zu Ende. Bis zu einer wirklichen Verbesserung der Versorgungsstrukturen im psychiatrischen Hilfesystem sollte es dennoch bis in die sechziger Jahre dauern.
1.6 Sozialpsychiatrie und Psychiatrie-Enquete
In den sechziger Jahren geriet die Psychiatrie in eine Krise. Man begann sich der großen Missstände in der psychiatrischen Versorgung bewusst zu werden, die von namhaften Psychiatern (vgl. Häfner et al.1965) angeprangert wurde. Bemängelt wurden unter anderem die medizinischen, sozialarbeiterischen und psychotherapeutischen Vernachlässigungen der psychisch Kranken gegenüber den körperlich Kranken. Psychisch Kranke wurden bis dato in rein psychiatrischen Anstalten untergebracht. Diese waren meist fernab von Städten und Gemeinden in weniger dicht besiedelte Gebiete gebaut worden, wo die Kranken die „Normalbevölkerung“ nicht stören konnten. Es gab keine Fachberatungsstellen und die zuständigen allgemeinen Beratungsstellen verfügten über zu wenig personale Ressourcen. Darüber hinaus wiesen sie Kompetenzmängel auf, wodurch psychische Erkrankungen oft unerkannt blieben. Kritisiert wurden auch Mängel in der Ausbildung von Fachpersonal (vgl. Schwendy, 2001 S.30-31). Das führte 1971 zur Einberufung der Psychiatrie-Enquete- Kommission, welche 1975 ihre Ergebnisse präsentierte und in der Folge umfassende Reformen der psychiatrischen Versorgungslandschaft in Gang brachte.
Aufgrund der mangelnden ambulanten Versorgung war die Aufenthaltsdauer in den Kliniken sehr hoch. Viele Kranke blieben ihr Leben lang „Drehtürpatienten“, die aus ihren Herkunftsorten ausgeschlossen worden waren. Ziel der Enquete-Kommision war eine Dehospitalisierung und eine Deinstitutionalisierung der Psychiatrie bzw. ein Ausbau der ambulanten und gemeindenahen Versorgung. Die Psychiatrie sollte zu einer Sozial(en)psychiatrie werden, durch welche die Kranken wieder in die Gesellschaft integriert wurden. Es wurden Tageskliniken und Institutsambulanzen gegründet. Darüber hinaus schaffte der Sozialpsychiatrische Dienst neue Betreuungsstrukturen. Gemeinnützige Vereine und Betroffeneninitiativen formierten sich und beteiligen sich an der Reform. Dennoch kam der Dialog zwischen Experten und Betroffenen nur schleppend in Gang und lässt bis heute noch viele Entwicklungsfelder offen (vgl.Clausen/Eichenbrenner 2010, S.20-21). Trotz dieser Reformen bildeten sich außerhalb der Strukturen der konventionellen Psychiatrie oppositionelle Strömungen, welche die Psychiatrie als Ort der Unterdrückung gegen eine benachteiligte Minderheit betrachteten.
1.7 Die Antipsychiatrie
Der traditionelle Begriff der Geisteskrankheit wurde in Zweifel gezogen und vielen gingen die Maßnahmen der Psychiatriereform nicht weit genug. Dabei entstanden Tendenzen die Psychiatrie und ihr Krankheitsparadigma als Ganzes infrage zu stellen und alle Dogmen der klassischen Psychiatrie abzulehnen.
Die bekanntesten Vertreter der „Antipsychiatrie“ sind die Psychiater SZASZ und LAING, die ähnlich wie SCHEFF soziale Ursachen für die Entstehung von psychischen Störungen verantwortlich machten.
So bemängelt LAING, dass der Psychiater das Verhalten des Patienten losgelöst von seinem psychosozialen Kontext betrachte und überhaupt nicht wisse, wie sich das Leben des Betroffenen außerhalb der Klinik gestalte. Ein Verhaltensmuster, welches man aus dem sozialen Kontext herausreiße, beraube man jedoch dadurch seiner Sinnhaftigkeit. Weiter kritisierte LAING, dass ein Psychiater nicht in der Lage sei, eine wirklich objektive Haltung gegenüber dem Verhalten seines Patienten einzunehmen. Es handele sich immer um Interpretationen, die niemals frei von subjektiven Wertungen sein könnten (vgl. Kampman/Wenzel, 2004, S.211-212). Daraus entwickelten sich bestimmte Vorstellungen von Hilfe, welche die Anwendung von Krankheitsbegriffen und Psychopharmaka sowie die Praxis von Zwangsmaßnahmen an psychisch Kranken radikal ablehnten. Ein bekanntes Beispiel ist das Weglaufhaus „Villa Stöckle“ in Berlin, welches 1989 in Zusammenarbeit mit dem Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt gegründet wurde. Ziel war es, insbesondere Menschen, die aus einem psychiatrischen Krankenhaus geflohen waren, Schutz und alternative Möglichkeiten der Bewältigung zu bieten, ohne dass die Betroffenen sich einer psychiatrischen Begutachtung unterziehen mussten(vgl. ebd. S. 319). Hierbei handelt es sich um die bewusste konzeptionelle Abgrenzung von der klassischen psychiatrischen und insbesondere medizinischen Auffassung und Behandlung. An der Psychiatriegeschichte der vergangenen 50 Jahre kann man erkennen, dass sich höchst unterschiedliche theoretische Auffassungen und Zugänge zur Thematik der psychischen Erkrankungen entwickelten. Diese verschiedenen Zugänge spiegeln sich nicht nur in der Geschichte, sondern auch in unterschiedlichen Krankheitssmodellen wider.
2 Krankheitsmodelle
Obwohl ich mich in dieser Arbeit bemühte einheitlich die Bezeichnung „ psychische Erkrankung“ zu verwenden, kam ich nicht umhin auch andere Begriffe zu gebrauchen. So wird bspw. im Kapitel über die geschichtliche Entwicklung der Begriff „ Geisteskrankheit “ und im Kapitel über Diagnosen der Terminus „ psychische Störung “ erwähnt . In der einschlägigen Literatur werden ganz unterschiedliche Begriffe verwendet, u.a. psychische Störung, seelische Erkrankung oder psychische Krankheit. CLAUSEN und EICHENBRENNER fragen zu Recht, welcher Teil des Menschen denn nun erkrankt ist. Ist es die Seele? Und wenn ja, was ist die Seele eigentlich? Oder ist es vielleicht doch der Körper? Vielleicht ist es aber auch nur das Gehirn, das krank ist (ebd. 2010, S. 165). Für andere wiederum sind die Gene die eigentliche Ursache. Vielleicht spielt aber auch alles zusammen eine Rolle. Nicht umsonst wird in der modernen Psychiatrie interdisziplinär gearbeitet, um möglichst viele Ebenen des menschlichen Seins in die angestrebte Genesung miteinzubeziehen. Dennoch zeigt sich daran auch, dass die Wissenschaft immer noch nicht in der Lage ist, die psychischen Erkrankungen in ihrer Komplexität gänzlich zu verstehen. Je länger ich mich mit psychischen Erkrankungen befasse, desto mehr gewinne ich den Eindruck, dass es wohl in keinem anderen Fachgebiet der Medizin so wenig gesicherte Erkenntnisse wie im Bereich der psychischen Erkrankungen gibt. Das mag auch der Grund sein, warum so viele unterschiedliche Krankheitskonzepte und Erklärungsversuche existieren. Die wichtigsten möchte ich nun im folgenden Kapitel erläutern:
2.1 Der biomedizinische Ansatz
Der biomedizinische oder biologische Ansatz kann auch als Ursprungsansatz der Psychiatrie bezeichnet werden. Vertreter dieses Ansatzes sind in der medizinischen Tradition zu Hause und waren die Ersten, die sich diesem Thema wissenschaftlich angenähert haben. Er beruht auf den Vorgaben der allgemeinen naturwissenschaftlichen Forschung, deren Anhänger die Auffassung vertreten, dass sich psychische Erkrankungen im Allgemeinen und Schizophrenie im Besonderen am ehesten auf organische oder neuerdings auch auf genetische Ursachen zurückführen lassen. Vertreter des biomedizinischen Ansatzes waren u.a. die im Kapitel „Geschichte der Psychiatrie“ genannten Forscher GRIESINGER und KRAEPELIN. Auch modernere Vertreter des biologischen Ansatzes (Neuropsychiatrie, Neuropsychologie, Biogenetik) suchen weiterhin nach körperlich bzw. genetisch bedingten Ursachen von psychischen Erkrankungen.
Dieser Ansatz genießt gemeinhin die größte Anerkennung und auch ALANEN stellt fest, dass Projekte und Publikationen mit einer biomedizinischen Orientierung in quantitativer Hinsicht dominieren (Alanen 2001, S. 58). Es lässt sich durch Familien-, Adoptions-und Zwillingsstudien belegen, dass genetische Dispositionen bei der Entstehung von vielen psychischen Erkrankungen, vorwiegend bei der Schizophrenie, beteiligt sind. Dabei wird jedoch nicht die Schizophrenie als solche vererbt, sondern nur eine erhöhte Anfälligkeit, die erst bei entsprechend belastenden Umweltfaktoren zum Ausbruch kommen kann(vgl. hierzu auch Abschnitt. „ Vulnerabilitäts-Stress-Modell “). Die gentechnische Forschung hat derzeit jedoch nur eine größere Genregion registriert. Die spezielle Identifikation eines oder mehrerer Einzelgene steht derzeit noch aus(vgl. Schröder/Weisbrod, 2006, S. 352-353).
2.2 Der individualpsychologische Ansatz
Im Vordergrund dieses Ansatzes stehen innerpsychische Prozesse. Hierbei geht man davon aus, dass psychische Erkrankungen in erster Linie durch Störungen und Defizite in der Persönlichkeitsentwicklung entstehen. Diesbezüglich hatten FREUD und die Psychoanalyse erheblichen Einfluss auf die Psychiatrie, da man nicht mehr nur von messbaren und verifizierbare organische Vorgänge ausging, sondern man die Bedeutung von innerseelischen Konflikten für die Entstehung von somatischen sowie psychischen Erkrankungen entdeckte. Man erkannte langsam, dass eine rein biomedizinische Herangehensweise nicht die gewünschten Erfolge brachte. Durch die Psychoanalyse begann man zu verstehen, dass ungelöste Konflikte und deren Verdrängung wesentlich an der Entstehung von psychischen Erkrankungen beteiligt sind. Vom psychoanalytischen Standpunkt aus ist der Ursprung jeden seelischen Leidens in der individuellen Kindheitsgeschichte zu suchen: Konnte ein Konflikt in der Kindheit nicht gelöst werden, oder wurde ein vitales Bedürfnis des Kindes nicht angemessen beantwortet, werden diese Konflikte ins Unbewusste verdrängt, oder abgespalten. Da der bewussten Kontrolle entzogen, entfalten diese Konflikte ihre krankmachende Wirkung, solange bis sie aufgearbeitet wurden. Die Psychoanalyse soll helfen diese verdrängten Konflikte aufzudecken, nachträglich zu bearbeiten und schließlich ins Bewusstsein zu integrieren.
Mit der Entdeckung und Beschreibung des Unbewussten und seiner Mechanismen erweiterte sich das Verständnis für Entstehungszusammenhänge von Neurosen und Psychosen. Daher strebten die Psychiater eine Erweiterung ihrer Ausbildung unter psychologischen Gesichtspunkten an, und in den 80er Jahren etablierte sich die Qualifikation zum Facharzt für „Psychiatrie und Psychotherapie“. Heute finden psychotherapeutische Methoden, wie z. B. die kognitive Verhaltenstherapie oder die tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie auch bei Anhängern des biologischen Ansatzes Anerkennung. Bei Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis kann zwar grundsätzlich Psychotherapie in Anspruch genommen werden, konkret entpuppt sich die Suche nach einem Therapieplatz aber als schwer zu überwindende Hürde.(vgl. Bosshard et al. 2001, S. 28-29) Die Schizophrenieforschung wird meist einseitig von biomedizinisch-orientierten Forschern betrieben, die eine vorwiegend organische Betrachtungsweise der Schizophrenie verbreiten. Bei der Mehrzahl der Psychotherapeuten bestehen daher Vorbehalte gegenüber einer Psychotherapie von Psychosen. Die am meisten praktizierte Therapie bei Psychosen ist somit auch weiterhin die Behandlung mit Neuroleptika, obwohl die Berichte von entsprechende Studien zur Psychotherapie von Psychosen durchaus positive Ergebnisse erbrachten.( vgl. Alanen, 2001, S.132-153)
2.3 Der bio-psycho-soziale Ansatz
Die Ursprünge dieses Ansatzes sind sehr alt und gehen auf das antike Leib-Seele Modell von Platon zurück (vgl. Wetz, 2010, S.6). Er empfahl darin beispielsweise: „ Willst du den Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen.“ In der modernen Psychiatrie haben sich monokausal- biologische Erklärungsmodelle als wenig erfolgreich und zu kurzsichtig erwiesen. Das biopsychosoziale Modell gilt als das fortschrittlichste Modell für ein ganzheitliches Krankheitsverständnis. Darin wird der Menschliche Organismus als Einheit von Körper, Psyche und sozialer Umwelt betrachtet, mit der er in permanenter Interaktion steht. Diese Ebenen durchdringen und beeinflussen sich wechselseitig. Gesundheit und Krankheit werden somit nicht als Zustand, sondern als dynamisches Geschehen betrachtet. Problematisch ist laut EGGER in diesem Zusammenhang, dass körperliche Symptome als Ausdruck von psychischen Leiden von Ärzten mit rein schulmedizinischer Ausbildung oft gar nicht in Betracht gezogen werden. Vielmehr suchen diese nach einem körperlichen Leiden, einer Störung der Nerven, der Transmitterübertragung, oder der Gene. Das subjektive Erleben des Kranken wird zu wenig in den diagnostischen Befund mit einbezogen (vgl.Egger, 2005, S. 1und Gruss, 2006, S.3).
2.4 Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Dieses Erklärungsmodell wurde erstmals von ZUBIN und SPRING beschrieben und vielfach weiterentwickelt. Andere Bezeichnungen sind u.a. auch „Diathese-Stress-Modell “ oder „Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell “ . Dieses Konzept gilt als das überzeugendste Modell zum Verständnis von schweren psychischen Erkrankungen. Da biogenetische Faktoren zur Erklärung nicht ausreichen, wird von einer Interaktion zwischen genetischen Risikofaktoren und Umweltrisikofaktoren ausgegangen. Demnach entwickelt sich eine Erkrankung erst dann, wenn zu einer anlagebedingten erhöhten Verletzlichkeit (Vulnerabilität) belastende Umweltfaktoren (Stressoren) hinzukommen. In Bezug auf Vulnerabilität geht man von einer verminderten Fähigkeit aus Umweltreize emotional und kognitiv zu verarbeiten. Dadurch kommt es bei den Betroffenen schneller zu Überforderung. Im Zusammenhang mit diesem Ansatz kann die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen nicht nur genetisch, sondern auch durch prä-und perinatale Faktoren sowie durch frühkindliche bzw. psychosoziale Entwicklungsbedingungen entstehen. Dazu können insbesondere Infektionen und andere Erkrankungen in der Schwangerschaft, Geburtskomplikationen, frühkindliche schwere Erkrankungen sowie traumatische Lebensereignisse und der Konsum von psychoaktiven Substanzen gezählt werden (Schröder/Weisbrod, 2006, S.355-356 und Bechdolf /Juckel et al.2006, S.10-11).
3 Stigmatisierung
Wie wir im vorangegangenen Kapitel gesehen haben, hat die Ausgrenzung von psychisch Kranken eine weit zurück reichende Geschichte. Psychische Erkrankungen, insbesondere Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis, hatten zur Folge, dass die Menschen sich aus Unverständnis und Unwissenheit von den Kranken abwandten und diese aus dem Leben in der Gemeinschaft ausschlossen. Natürlich ist die moderne Gesellschaft mit ihren hoch entwickelten medizinisch-therapeutischen Möglichkeiten kaum mit den Praktiken der Psychiatrie des 18. oder 19. Jahrhunderts vergleichbar. Somit möchte ich nicht in Frage stellen, dass die heutige Gesellschaft psychisch Kranke in großem Maße unterstützt. Wir leben in Zeitalter der gemeindenahen Versorgung, der Enthospitalisierung sowie der Inklusion und investieren vielfältige Ressourcen in die psychiatrische Forschung und Versorgung. Nichtsdestotrotz gibt es noch genügend trennende Tendenzen und Bereiche innerhalb unserer Gesellschaft, in denen psychisch Kranke weiterhin ausgegrenzt werden. Das Bild des psychisch Kranken in der Öffentlichkeit ist nachwievor mit Vorurteilen und Stereotypen behaftet. Eine psychiatrische Diagnose kann somit aus Angst und Unkenntnis dazu führen, dass sich die Menschen von der betroffenen Person abwenden. Eine solche Diagnose wird in diesen Fällen als menschlicher Makel, als Stigma, angesehen. Wie sieht die Stigmatisierung aus, mit der ein psychisch Kranker auch heute noch zu kämpfen hat? Diese Frage möchten wir im Folgenden genauer in Augenschein nehmen.
3.1 Begriffsklärung
Eine der wichtigsten Arbeiten zum Thema „Stigmatisierung“ stammt von ERVIN GOFFMAN, der mit seinem Werk „Stigma- Ü ber Techniken der Bewältigung beschädigter Identität “ Maßstäbe setzte. GOFFMAN beschreibt ein Stigma als die Eigenschaft einer Person oder einer Personenkategorie, die „von einer ganzen und gewöhnlichen Person zu einer befleckten, beeinträchtigten herabgemindert “ (Goffman 1967 S.11-12) wird. Aufgrund dieser realen oder angenommenen Eigenschaft entsteht „die Situation des Individuums, das von vollständiger sozialer Akzeptierung ausgeschlossen ist“(ebd., S.7). Alle sozialen Interaktionen werden u.a. durch bestimmte Vorstellungen und Vorannahmen, die wir unseren Mitmenschen entgegenbringen, geprägt Bei seinem Stigmakonzept unterscheidet GOFFMANN bezüglich dieser Vorannahmen zwischen einer „virtualen sozialen Identität “ und einer „aktualen sozialen Identität “ (ebd. S. 10). Unter Ersterem sind die vermuteten, erwarteten Eigenschaften, d.h. ein Vorurteil, zu verstehen. Letzteres benennt die Eigenschaften, die das Individuum tatsächlich besitzt, also die realen Eigenschaften einer Person. Zwischen diesen beiden besteht eine Diskrepanz, die uns leider oft nicht immer bewusst ist. Obwohl es zwar ein real vorhandenes Merkmal geben mag, addieren wir in unser Vorstellung zu dem von uns als negativ bewertetes Merkmal noch eine ganze Reihe von negativen Vorstellungen hinzu, die wir dem Individuum zuschreiben, (Beispiele hierfür könnten sein: Schizophrene sind gemeingefährlich, Harzt-4 Empfänger sind faul).
„ Wir tendieren dazu, eine lange Kette von Unvollkommenheiten auf der Basis der ursprünglichen einen zu unterstellen …“ (ebd. S.14) Folglich kann festgestellt werden, dass bei einem Stigma ein vorhandenes Merkmal negativ bewertet wird, und dem von der Stigmatisierung Betroffenen darüber hinaus andere negative Attribute zugeschrieben werden. Somit wird ein einzelnes Merkmal auf die gesamte Persönlichkeit übertragen. Aufgrund der Übertragung von weiteren negativen Eigenschaften auf die Person kann Stigmatisierung auch als Generalisierung gekennzeichnet sein (vgl. Gausgruber 2005, S. 21). Vor dem Hintergrund dieser Zuschreibungen unterliegt die stigmatisierte Person einer ganzen Reihe von Diskriminierungen, die sich auf die verschiedensten Lebensbereiche beziehen und in vielfältiger Form auftreten können. So gibt es unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen darüber, wie sich eine Person mit einer schweren psychiatrischen Erkrankung verhält. Hört man das Wort „Schizophrenie“ werden sofort ganz bestimmte Bilder, wie z. B. Gefährlichkeit, Unberechenbarkeit, Unzuverlässigkeit usw. mobilisiert.
3.2 Der Wahnsinn als Etikett und soziale Rolle
Der psychiatrische Krankheitsbegriff mit seiner Diagnostik ist ein nützliches Instrument, um krankhaftes Verhalten zu analysieren, einzuordnen und zu beschreiben und hat aus diesem Grund durchaus seine Berechtigung. Jedoch wird sozialen Prozessen hierbei zu wenig Bedeutung beigemessen. Schon in den 70er Jahren kritisierte SCHEFF, dass bei der Entwicklung der diagnostischen Modelle hauptsächlich denjenigen Faktoren Aufmerksamkeit geschenkt wird, die sich im Inneren des Individuums abspielen. Dabei spricht er nicht nur von der Medizin, sondern auch von Psychologie und Psychoanalyse, die den sozialen Faktoren eine deutlich untergeordnete Rolle zuweisen (Scheff, 1980, S.5). Dass sich trotz der allgemeinen Anerkennung des biopsychosozialen Modells als ganzheitlicher Ansatz daran bis heute noch nicht viel geändert hat, möchte ich in einem späteren Kapitel noch genauer untersuchen. Zunächst möchte ich mich näher den Zusammenhängen zwischen sozialen Prozessen und psychischen Erkrankungen widmen. Hierzu werden in erster Linie die Arbeiten von SCHEFF und LINK et al. herangezogen.
[...]
1 Zur Erhaltung des einheitlichen Leseflusses verzichte ich auf die Doppelnennung beider Geschlechter bei
entsprechenden Substantiven. In diesem Sinne bezieht sich die maskuline Form immer auf beide Geschlechter.
2 Zur damaligen Zeit glaubte man, dass mit dem Stuhlgang auch die Krankheit abgehen würde und verabreichte dem Kranken eine Purganz = ein abführendes Arzneimittel (vgl. http://www.kruenitz1.uni- trier.de/xxx/p/kp08340.htm, abgerufen am 16.11.2010)
- Quote paper
- Sabine Mazouz (Author), 2011, Recovery - Persönliches Wachstum gegen biologischen Determinismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/169484