„Sprechende Tiere bevölkern nicht nur Märchen und Fabeln.“ Dass sich Tiere untereinander verständigen, ist dem Menschen längst bekannt und seit einigen Jahrzehnten versucht er bereits die geheimen Mitteilungen der Tiersprache zu entschlüsseln. Jedoch basiert die Tiersprache nicht wie die menschliche Sprache auf dem vokalisierten Wort, sondern verläuft in den meisten Fällen stumm beziehungsweise für den Menschen nicht wahrnehmbar. Trotz dessen findet im Tierreich definitiv eine Verständigung statt. Worin unterscheidet sich aber diese Kommunikation von der menschlichen? Der Biologe J.A. Bierens de Haan behauptet, der prinzipielle Unterschied sei, „daß die ‚Tiersprache‘ im Gegensatz zu der menschlichen nichts mitteilen will […]. Menschensprache kann darum als ‚allozentrisch‘, Tiersprache dagegen als ‚egozentrisch‘ bezeichnet werden.“
Während das menschliche Kommunikationssystem von der Anthroposemiotik untersucht wird, analysiert die Zoosemiotik den Zeichengebrauch der Tiere. Die anfängliche Aufgabe der vorliegenden Hausarbeit soll es sein, die Zoosemiotik hinsichtlich ihrer Geschichte und Systematik vorzustellen. Die Teilgebiete der Zoosemiotik gliedern sich in die Syntaktik, Semantik und Pragmatik. Innerhalb dieser Arbeit werden die Semantik, welche sich mit der Bedeutung animalischer Zeichen und deren Objektrelation befasst, und Pragmatik, die Faktoren, Voraussetzungen und Wirkungen des tierischen Zeichengebrauchs untersucht, eingehend erläutert. Beispielsweise werden innerhalb der Zoopragmatik nicht nur die Kommunikationsformen unterschieden, sondern auch die verschiedenen Übertragungskanäle. Des Weiteren soll die Zoosemiose anhand ausgewählter Beispiele veranschaulicht werden. Hierzu werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Kommunikationsformen der Honigbienen, Vögel und Frösche vorgestellt.
Charles Hockett, ein amerikanischer Linguist, entwickelte 1963 ein Modell der Bestimmungsmerkmale der Sprache, in dem er versucht, die Besonderheiten der menschlichen Sprache im Vergleich zur Zoosemiose zu charakterisieren. Sein Modell soll in dieser Arbeit das abschließende Kapitel bilden und dazu dienen, einen Vergleich zwischen der Sprache der Menschen und der Sprache der Tiere zu ziehen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Geschichte, Definition und Systematik der Zoosemiose
- 3. Zoopragmatik: Kommunikation, Funktion und Kanäle
- 3.1. Kanäle der Zoosemiose
- 4. Zoosemantik: Objektrelation der Zeichen
- 5. Zoosemiose der Tierarten
- 5.1. Die Sprache der Honigbienen
- 5.2. Akustische Kommunikation bei Vögeln
- 5.3. Die Verständigung der Frösche
- 6. Sprache der Menschen vs. Sprache der Tiere
- 7. Fazit
- 8. Anhang
- 9. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Zoosemiotik, dem Forschungsfeld, das sich mit dem Zeichengebrauch im Tierreich beschäftigt. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Zoosemiotik hinsichtlich ihrer Geschichte, Systematik und Teilgebiete (z.B. Semantik, Pragmatik) vorzustellen. Außerdem sollen ausgewählte Beispiele zur Veranschaulichung der Zoosemiose und ihrer Anwendung dienen.
- Geschichte und Definition der Zoosemiotik
- Systematik der Zoosemiotik (Syntaktik, Semantik, Pragmatik)
- Untersuchung der Zoopragmatik und ihrer Funktionsweise
- Beispielhafte Analyse der Kommunikation verschiedener Tierarten (Honigbienen, Vögel, Frösche)
- Vergleich zwischen der Sprache der Tiere und der menschlichen Sprache
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel stellt die Fragestellung und den Rahmen der Hausarbeit dar, indem es die grundlegenden Unterschiede zwischen menschlicher und tierischer Kommunikation beleuchtet und die Bedeutung der Zoosemiotik als Forschungsfeld hervorhebt.
Kapitel 2: Geschichte, Definition und Systematik der Zoosemiose
In diesem Kapitel wird die Entstehung und Entwicklung der Zoosemiotik als Forschungsfeld beschrieben. Es werden wichtige Definitionen und die Systematik der Zoosemiotik, welche die Bereiche Syntaktik, Semantik und Pragmatik umfasst, erläutert. Darüber hinaus werden wichtige Vertreter der Zoosemiotik und ihre Beiträge zur Forschung erwähnt.
Kapitel 3: Zoopragmatik: Kommunikation, Funktion und Kanäle
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Zoopragmatik, ein Teilgebiet der Zoosemiotik, das sich mit der Funktion und den Kanälen der tierischen Kommunikation beschäftigt. Es wird die Unterscheidung zwischen kognitiver Zoosemiose, bei der die Interaktion des Tieres mit seiner Umwelt im Vordergrund steht, und kommunikativer Zoosemiose, bei der die Interaktion zwischen Zeichenproduzent und -rezipient im Mittelpunkt steht, beleuchtet. Das Kapitel behandelt verschiedene Formen der Kommunikation, wie intraspezifische und interspezifische Kommunikation, und erläutert die verschiedenen Übertragungskanäle.
Kapitel 4: Zoosemantik: Objektrelation der Zeichen
Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt auf der Zoosemantik, die sich mit der Beziehung zwischen Zeichen und ihren Objekten im Tierreich beschäftigt. Es werden die verschiedenen Arten von Zeichen und ihre Bedeutung für die Kommunikation innerhalb einer Tierart betrachtet.
Kapitel 5: Zoosemiose der Tierarten
Dieses Kapitel stellt anhand ausgewählter Beispiele die Kommunikation verschiedener Tierarten vor. Es behandelt die Sprachformen von Honigbienen, Vögeln und Fröschen und analysiert die jeweiligen Kommunikationsformen und -kanäle.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Zoosemiotik, tierische Kommunikation, Zeichen, Semiose, Pragmatik, Semantik, Syntaktik, Intraspezifische Kommunikation, Interspezifische Kommunikation, Honigbienen, Vögel, Frösche, Sprache der Tiere, Sprache der Menschen.
- Quote paper
- Rebecca Tille (Author), 2011, Charakteristika von Tiersprachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/169292