Vorliegender Essay handelt von Edmund L. Gettiers folgenreichem Einwand gegen die klassische Definition von Wissen, wonach sich Wissen als gerechtfertigte wahre Meinung (GWM) beschreiben lasse. Da diese GWM-Definition bereits auf Platon zurückgeht, kommt die von Gettier an ihr geübte Kritik einem regelrechten Erbeben innerhalb der theoretischen Philosophie gleich: einer ihrer zentralen Begriffe, mit dem Jahrhunderte lang gearbeitet wurde, erweist sich mit einem Mal als unklar und reparaturbedürftig. Von diesem „Schock“ hat sie sich bis in die Gegenwart noch nicht wieder vollständig erholt. Zwar hat Gettier, indem er die Grenzen des traditionellen
Wissensbegriffs aufzeigte, der theoretischen Philosophie neue Impulse gegeben. Doch selbst nach ebenso hitzigen wie produktiven Debatten konnte bislang keine befriedigende Lösung gefunden werden.
In meinem Essay soll zunächst Gettiers Argumentation, und d.h. vor allem die Struktur seiner beiden zentralen Gegenbeispiele, nachvollzogen werden. Ziel ist es, möglichst genau zu verstehen, welche Schwachstelle der klassischen Wissensdefinition sich dadurch offenbart. Das soll die Voraussetzung dafür sein, um in einem zweiten
Schritt – freilich nur in Ansätzen und ohne Berücksichtigung der reichhaltigen Literatur – einen eigenen möglichen Reparaturvorschlag zu formulieren.
Inhaltsverzeichnis
- Gettier: Was wissen wir über das Wissen?
- Gettiers Einwand gegen die klassische Wissensdefinition
- Die beiden Gegenbeispiele Gettiers
- Das Geschlossenheitsprinzip
- Der Einwand gegen das Geschlossenheitsprinzip
- Beispiel (a) und die attributive Verwendung
- Beispiel (b) und die Erweiterung durch ein Disjunktionsglied
- Beispiel (c) und die fehlende Abhängigkeit von Rechtfertigung
- Lösung: Die Bedeutung der Formulierung von P
- Die Notwendigkeit einer zusätzlichen Bedingung
- Zwei mögliche Varianten für die zusätzliche Bedingung
- Die Überprüfung der Beispiele mit der zusätzlichen Bedingung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit Edmund L. Gettiers einflussreichem Einwand gegen die klassische Definition von Wissen, die Wissen als gerechtfertigte wahre Meinung (GWM) beschreibt. Gettiers Kritik stellt die Grundlagen der theoretischen Philosophie in Frage und hat bis heute zu anhaltenden Debatten geführt. Der Essay analysiert Gettiers Argumentation und seine beiden zentralen Gegenbeispiele, um die Schwachstelle der klassischen Wissensdefinition aufzudecken. Im Anschluss wird ein möglicher Reparaturvorschlag formuliert, der die Problematik der zufälligen Bewahrheitung von Wissen adressiert.
- Gettiers Einwand gegen die klassische Wissensdefinition
- Analyse der Struktur von Gettiers Gegenbeispielen
- Das Problem des Geschlossenheitsprinzips
- Die Bedeutung der Formulierung von P für die Definition von Wissen
- Mögliche Lösungsansätze zur Erweiterung der klassischen Wissensdefinition
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Einführung in Gettiers Einwand gegen die klassische Wissensdefinition und erläutert die Bedeutung seiner Kritik für die theoretische Philosophie. Im zweiten Kapitel werden Gettiers zwei zentrale Gegenbeispiele analysiert, um die Schwachstelle der klassischen Wissensdefinition aufzuzeigen. Das dritte Kapitel beleuchtet das Geschlossenheitsprinzip, ein zentrales Element in Gettiers Argumentation, und untersucht seine Problematik anhand eigener Beispiele. Das vierte Kapitel analysiert Gettiers erstes Gegenbeispiel und die Rolle der attributiven Verwendung von sprachlichen Ausdrücken. Das fünfte Kapitel behandelt Gettiers zweites Gegenbeispiel und die Erweiterung von Propositionen durch ein Disjunktionsglied. Das sechste Kapitel stellt ein weiteres Beispiel vor, das ohne das Geschlossenheitsprinzip auskommt, aber dennoch die gleiche Problematik aufzeigt. Der Schlussteil des Essays schlägt eine Lösung vor, die die zufällige Bewahrheitung von Wissen ausschließt, indem er eine zusätzliche Bedingung zur klassischen Wissensdefinition hinzufügt. Die beiden möglichen Varianten dieser zusätzlichen Bedingung werden erläutert und anhand der Beispiele überprüft.
Schlüsselwörter
Der Essay behandelt die Themen Wissen, Rechtfertigung, Wahrheit, Gettier-Problem, klassische Wissensdefinition, Geschlossenheitsprinzip, attributive Verwendung, Disjunktion, zufällige Bewahrheitung, zusätzliche Bedingung.
- Quote paper
- R. Fehl (Author), 2010, Gettier - Was wissen wir über das Wissen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/168730