Die Angebote von Babyklappen und die Möglichkeiten zu anonymen Geburten in Deutschland boten in den letzten zehn Jahren immer wieder Diskussionsstoff. Kernpunkt der Meinungsverschiedenheiten ist „die Frage nach dem Recht des Kindes auf Leben im Gegensatz zu der Frage nach dem Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft“. Es bleibt zu klären, ob „durch die Zusicherung von Anonymität, wie es bei Babyklappen und anonymer Geburt prinzipiell gehandhabt wird, das Leben von Neugeborenen in stärkerem Maße gerettet werden“ kann und inwieweit Rechte des Kindes missachtet beziehungsweise nicht eingehalten werden.
Die Auseinandersetzung mit dem Für und Wider erreichte in den letzten Jahren auch die politische Ebene. So wurde die Babyklappe im April 2010 in den Medien als „Auslaufmodell“ bezeichnet. Auslöser war eine Debatte von Politikern der Unionsfraktion sowie anderer Parteien „über Regelungen, bei denen Babyklappen und anonyme Geburten [als] bloß geduldete Ausnahmen [galten], wenn [sie] nicht gar rechtswidrig und zu beenden wären“. Heute stehen unter anderem die Rechte der Kinder zur Diskussion, die den Schutzbefohlenen durch die Geheimhaltung der Mutterschaft genommen werden.
Die Diskussionen zum Wert und Sinn von Babyklappen und anonymen Geburten sind nicht selten stark polarisiert, subjektiv und emotionsgeladen.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 0.1 Hinführung zum Thema
- 0.2 Aufbau der Arbeit
- 1. Gegenwärtige Situation
- 1.1 Geschichtliche Entwicklung
- 1.2 Die Babyklappe
- 1.2.1 Funktion der Babyklappe
- 1.2.2 Missbrauch und Probleme der Babyklappe
- 1.2.3 Heutige Situation
- 1.3 Die anonyme Geburt
- 1.3.1 Vorgehen bei anonymer Geburt
- 1.3.2 Missbrauch und Probleme der anonymen Geburt
- 1.3.3 Heutige Situation
- 1.4 Projekte bei ungewollter Schwangerschaft
- 1.4.1 Moses-Projekt des Sozialdienstes katholischer Frauen
- 1.4.2 SterniPark e. V. und das „Projekt Findelbaby“
- 2. Rechtliche Aspekte
- 2.1 Familienrecht
- 2.2 Personenstandsrecht
- 2.3 Strafrecht
- 2.3.1 Personenstandsfälschung
- 2.3.2 Aussetzung
- 2.3.3 Unterhaltsentziehung
- 2.3.4 Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht
- 2.3.5 Entziehung Minderjähriger
- 2.3.6 Kinderhandel
- 2.3.7 Schwangerschaftskonfliktgesetz
- 2.3.8 Vormundschaftsrecht
- 2.3.9 Sozialdatenschutz
- 2.4 Adoptionsrecht
- 2.5 Internationale Rechtslage
- 2.5.1 Kinderkonvention der Vereinten Nationen
- 2.5.2 Haager Konvention
- 2.5.3 Europäische Menschenrechtskonvention
- 2.6 Verfassungsrecht
- 2.6.1 Pro: Grundrechte, die für eine Legalisierung der anonymen Kindesabgabe sprechen
- 2.6.1.1 Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit des Kindes und der Mutter (Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG)
- 2.6.1.2 Recht auf informationelle Selbstbestimmung der Mutter (Art. 2 Abs. 1 i.V. m Art. 1 Abs. 1 GG)
- 2.6.2 Contra: Grundrechte, die gegen eine Legalisierung der anonymen Kindesabgabe sprechen
- 2.6.2.1 Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit des Kindes und der Mutter (Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG)
- 2.6.2.2 Recht auf Kenntnis der Abstammung (Art. 2 Abs. 1 i. V. m Art 1 Abs. 1 GG)
- 2.6.2.3 Recht auf Ehe und Familie (Art. 6 Abs. 1 GG)
- 2.6.2.4 Recht auf Fürsorge des Kindes (Art. 6 Abs. 2 GG)
- 2.6.2.5 Unterhalts- und Erbanspruch des Kindes (Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG)
- 2.6.3 Kompromiss: geheime/vertrauliche Geburt
- 2.6.1 Pro: Grundrechte, die für eine Legalisierung der anonymen Kindesabgabe sprechen
- 2.7 Politische Entwicklungen bis heute
- 2.7.1 Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Personenstandsgesetzes vom 12.10.2000
- 2.7.2 Entwurf eines Gesetzes zur Regelung anonymer Geburten vom 23.04.2002
- 2.7.3 Entwurf eines Gesetzes zur Regelung der anonymen Geburt vom 06.06.2002
- 2.7.4 Entwurf eines Gesetzes zur Regelung der anonymen Geburt vom 13.09.2004
- 2.7.5 Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage von Abgeordneten des Deutschen Bundestags und der FDP-Bundestagsfraktion vom 15.11.2007
- 2.7.6 Entwicklungen nach der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates
- 2.8 Zusammenfassung
- 3. Ethik
- 3.1 Vorüberlegung zur Bewertung
- 3.2 Absicht
- 3.2.1 Leben retten
- 3.2.2 Extreme Notlage
- 3.2.3 Alternativen
- 3.2.3.1 Schwangerschaftsabbruch
- 3.2.3.2 Aussetzung
- 3.2.3.3 Tötung
- 3.3 Gegenstand
- 3.4 Umstände
- 3.4.1 Prinzip des geringeren Übels
- 3.4.2 Folgen für Betroffene
- 3.4.2.1 Folgen für das Kind
- 3.4.2.2 Folgen für die Mutter
- 3.4.2.3 Folgen für den Vater
- 3.4.2.4 Bedeutung der Familie
- 3.4.3 Mitwirkung
- 3.5 Ergebnis
- 3.6 Ausblick
- 3.6.1 Schwangerschaftsberatung
- 3.6.2 Adoption
- 3.6.3 Verbesserungsvorschläge/Forderungen
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die moralische Vertretbarkeit der Kindesabgabe durch Babyklappen und anonyme Geburten. Sie analysiert die gegenwärtige Situation, die rechtlichen Aspekte und die ethischen Implikationen dieser Praktiken. Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der Thematik zu liefern und verschiedene Perspektiven zu beleuchten.
- Rechtliche Rahmenbedingungen von Babyklappen und anonymen Geburten
- Ethische Bewertung der Kindesabgabe unter Berücksichtigung verschiedener Prinzipien
- Folgen für das Kind, die Mutter und den Vater
- Alternativen zu Babyklappen und anonymen Geburten
- Politische Entwicklungen und Diskurse zum Thema
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Babyklappen und anonymen Geburten ein und skizziert den zentralen Konflikt zwischen dem Recht des Kindes auf Leben und dem Recht auf Kenntnis der Herkunft. Sie beschreibt die kontroversen öffentlichen und politischen Diskussionen um diese Praktiken und kündigt den Aufbau der Arbeit an.
1. Gegenwärtige Situation: Dieses Kapitel beschreibt die geschichtliche Entwicklung von Babyklappen und anonymen Geburten. Es analysiert die Funktionsweise von Babyklappen, ihre Probleme und den aktuellen Stand. Ähnlich wird die anonyme Geburt behandelt, inklusive ihrer Verfahren, Probleme und der aktuellen Situation. Zusätzlich werden Projekte vorgestellt, die ungewollten Schwangerschaften alternative Lösungen anbieten.
2. Rechtliche Aspekte: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen von Babyklappen und anonymen Geburten. Es untersucht die relevanten Aspekte des Familienrechts, Personenstandsrechts, Strafrechts (einschließlich Personenstandsfälschung, Aussetzung, Unterhaltsentziehung, Verletzung der Fürsorgepflicht, Entziehung Minderjähriger, Kinderhandel), Adoptionsrechts, internationalen Rechts (Kinderkonvention der Vereinten Nationen, Haager Konvention, Europäische Menschenrechtskonvention) und Verfassungsrechts. Die Diskussion umfasst die relevanten Grundrechte und die politischen Entwicklungen in Bezug auf Gesetzesentwürfe und Stellungnahmen des Deutschen Ethikrates.
3. Ethik: Das Kapitel widmet sich der ethischen Bewertung von Babyklappen und anonymen Geburten. Es untersucht die zugrundeliegenden Absichten (Leben retten, extreme Notlage), die Alternativen (Schwangerschaftsabbruch, Aussetzung, Tötung) und die Folgen für alle Beteiligten (Kind, Mutter, Vater, Familie). Die Analyse berücksichtigt das Prinzip des geringeren Übels und endet mit einem Ausblick auf Schwangerschaftsberatung, Adoption und Verbesserungsvorschläge.
Schlüsselwörter
Babyklappe, anonyme Geburt, Kindesabgabe, Moral, Ethik, Recht, Familienrecht, Strafrecht, Verfassungsrecht, Grundrechte, Kindeswohl, Elternrechte, Adoption, Schwangerschaftsberatung, politische Entwicklungen, Deutscher Ethikrat.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Anonyme Kindesabgabe - Babyklappen und Anonyme Geburten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die moralische Vertretbarkeit der Kindesabgabe durch Babyklappen und anonyme Geburten. Sie analysiert die gegenwärtige Situation, die rechtlichen Aspekte und die ethischen Implikationen dieser Praktiken und zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der Thematik zu liefern und verschiedene Perspektiven zu beleuchten.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die rechtlichen Rahmenbedingungen von Babyklappen und anonymen Geburten, die ethische Bewertung der Kindesabgabe unter Berücksichtigung verschiedener Prinzipien, die Folgen für das Kind, die Mutter und den Vater, Alternativen zu Babyklappen und anonymen Geburten sowie die politischen Entwicklungen und Diskurse zum Thema.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Einleitung, Gegenwärtige Situation, Rechtliche Aspekte und Ethik. Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Das zweite Kapitel beschreibt die geschichtliche Entwicklung und den aktuellen Stand von Babyklappen und anonymen Geburten. Das dritte Kapitel analysiert die relevanten rechtlichen Aspekte, einschließlich Familien-, Personenstands-, Straf-, Adoptions- und Verfassungsrecht sowie internationaler Rechtsinstrumente. Das vierte Kapitel widmet sich der ethischen Bewertung, berücksichtigt das Prinzip des geringeren Übels und die Folgen für alle Beteiligten. Ein Resümee fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche rechtlichen Aspekte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet das Familienrecht, Personenstandsrecht, Strafrecht (Personenstandsfälschung, Aussetzung, Unterhaltsentziehung, Verletzung der Fürsorgepflicht, Entziehung Minderjähriger, Kinderhandel), Adoptionsrecht, internationales Recht (Kinderkonvention der Vereinten Nationen, Haager Konvention, Europäische Menschenrechtskonvention) und Verfassungsrecht (relevante Grundrechte). Sie analysiert auch die politischen Entwicklungen und Gesetzesentwürfe zum Thema.
Welche ethischen Aspekte werden diskutiert?
Die ethische Bewertung konzentriert sich auf die Absichten (Leben retten, extreme Notlage), die Alternativen (Schwangerschaftsabbruch, Aussetzung, Tötung) und die Folgen für das Kind, die Mutter, den Vater und die Familie. Das Prinzip des geringeren Übels wird berücksichtigt. Die Arbeit betrachtet auch die Bedeutung von Schwangerschaftsberatung und Adoption.
Welche konkreten Beispiele werden genannt?
Die Arbeit nennt Beispiele wie das Moses-Projekt des Sozialdienstes katholischer Frauen und SterniPark e. V. mit dem „Projekt Findelbaby“. Sie erwähnt auch verschiedene Gesetzesentwürfe zur Regelung anonymer Geburten und Stellungnahmen des Deutschen Ethikrates.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit liefert ein umfassendes Bild der Thematik, beleuchtet verschiedene Perspektiven und analysiert die komplexen rechtlichen und ethischen Implikationen von Babyklappen und anonymen Geburten. Die genauen Schlussfolgerungen sind im Resümee der Arbeit zusammengefasst.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Babyklappe, anonyme Geburt, Kindesabgabe, Moral, Ethik, Recht, Familienrecht, Strafrecht, Verfassungsrecht, Grundrechte, Kindeswohl, Elternrechte, Adoption, Schwangerschaftsberatung, politische Entwicklungen, Deutscher Ethikrat.
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- Stefanie Benner (Author), 2010, Babyklappe und anonyme Geburt, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/167995