Seit 1998 mimt Hugo Chávez Frías mit seinem auf ihn zugeschnittenen bolivarianischen Projekt das Enfant terrible der lateinamerikanischen Politik.
Seine Regierungsübernahme bot der desillusionierten Mehrheit der Bevölkerung zunächst durchaus Anlass zu Optimismus: inmitten der tiefsten Krise trat mit Chávez die scheinbare Reinkarnation des legendären lateinamerikanischen Unabhängigkeitskämpfers Símon Bolívar an, um in dessen Namen eine „Revolution“ einzuleiten, die den ölreichen lateinamerikanischen Staat (wieder) in ein Eldorado verwandeln sollte, und zwar primär für diejenigen, die bis dato von den herrschenden Eliten des Landes weitgehend ignoriert worden waren.
Die Anfangseuphorie verflüchtigte sich allerdings schnell.
Die ersten zehn Jahre seiner Präsidentschaft waren geprägt von mehreren Generalstreiks, einem Putschversuch und schließlich der Selbstmarginalisierung der parlamentarischen Opposition.
Diese Arbeit soll aufzeigen, welches die Kernelemente der bolivarianischen Bewegung sind und welchen Weg die „Revolution“ seit dem Amtsantritt Chávez' genommen hat,welche Ziele erreicht werden konnten und in welchen Punkten Anspruch und Wirklichkeit weiterhin auseinander liegen. Chávez selbst hat mit seiner aggressiven Rhetorik gegenüberden Repräsentanten des „alten Systems“ sowie vielfältigen (zum Teil überaus konkreten)Ideen und Vorschlägen zum Um- und Aufbau des Landes die Messlatte zur Bewertung seiner Regierungsarbeit hoch angesetzt. Eine kritische Betrachtung der Entwicklungen auf der „venezolanischen Baustelle“ scheint daher durchaus angebracht - auch um abschätzen zu können, ob das Fundament und die Säulen des bolivarischen Staates eine für die Zukunft
tragfähige Basis darstellen.
Zunächst erfolgt dazu eine Betrachtung der Ursprünge der bolivarianischen Bewegung und ihrer Ziele sowie die spätere Ausweitung zu einem konkreten Aktions- und Regierungsprogramm
durch Chávez. Ein wichtiges Etappenziel wurde dabei 1999 mit dem Erlass einer neuen Verfassung erreicht.
Den Schwerpunkt bildet eine Analyse der Entwicklungen auf den Gebieten der politischen Machtverteilung bzw. des Zusammenspiels der Institutionen sowie der Wirtschafts-, Sozial- und Außenpolitik, die seit der Verabschiedung der neuen Verfassung bis etwa zum Beginn des Jahres 2009 stattgefunden haben. Den Abschluss bildet eine zusammenfassende Bewertung des durch die Regierung Chávez Erreichten in Hinblick auf die selbst gesetzten Ziele.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politischer Anlass und Fragestellung
- Vorgehensweise
- Die Ideologien hinter der „Bolivarianischen Revolution“
- Die Ursprünge der .Bolivarianismus
- Von der Bewegung zur Revolte
- Von der Revolte zur Revolution…
- Definition der „,,Bolivarianischen Revolution“
- Der Weg zu einer neuen Verfassung
- Die Verfassunggebende Versammlung
- Die neue,,Bolivarische Verfassung“
- Stärkung der Exekutive
- Stärkung der gesellschaftlichen Mitbestimmung…
- Schwächung der Bundesstaaten
- Aufwertung des Militärs
- Weitere Neuerungen
- Zwischenfazit
- Die Politik der Regierung Chávez
- Zusammenspiel der Institutionen
- Festigung der Macht
- Polarisierung und Putschversuch..
- Abberufungsreferendum gegen Chávez…
- Die Wahlen 2005 und 2006
- „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“?
- Stärkung der gesellschaftlichen Mitbestimmung
- Aufwertung der Rolle des Militärs..
- Korruptionsbekämpfung..
- Zwischenfazit
- Wirtschaftspolitik
- Vorsichtige Konsolidierung
- Wiedererlangung der Kontrolle über die Ölindustrie
- Diversifizierung der Wirtschaft?
- Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Zwischenfazit
- Sozialpolitik
- Der „Plan Bolívar 2000“
- Die,,Missionen“.
- Landreform
- Zwischenfazit
- Außenpolitik
- Das Verhältnis zu den USA
- Paniberoamerikanische Integration……………….
- Zwischenfazit
- Schlussbetrachtungen…
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die „bolivarianische Revolution“ in Venezuela, initiiert durch Hugo Chávez Frías, und verfolgt die Entwicklungen seit seinem Aufstieg zur Macht im Jahr 1999. Ziel ist es, die Kernelemente der Bewegung zu beleuchten und die erreichte Transformation des Landes in den Jahren bis zum Beginn des Jahres 2009 zu bewerten. Dabei werden sowohl die erreichten Ziele als auch die bestehenden Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit beleuchtet.
- Ideologische Grundlagen und Entwicklungen der bolivarianischen Bewegung
- Einfluss der neuen Verfassung auf die politische Machtverteilung
- Analyse der Wirtschafts-, Sozial- und Außenpolitik der Chávez-Regierung
- Bewertung der erreichten Ziele und der Nachhaltigkeit der bolivarianischen Transformation
- Vergleich zwischen der aggressiven Rhetorik Chávez' und der tatsächlichen Umsetzung seiner Reformvorschläge
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den politischen Hintergrund der bolivarianischen Revolution und stellt die Forschungsfrage, welche Kernelemente die Bewegung prägen und welchen Weg die „Revolution“ seit ihrem Beginn genommen hat. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Ursprüngen der bolivarianischen Bewegung, ihren Zielen und ihrer Ausweitung zu einem konkreten Aktions- und Regierungsprogramm durch Chávez. Das dritte Kapitel analysiert die Weichenstellungen, die durch die neue Verfassung geschaffen wurden, einschließlich der Stärkung der Exekutive, der gesellschaftlichen Mitbestimmung und des Militärs sowie der Schwächung der Bundesstaaten. Kapitel 4 untersucht die Entwicklungen in den Bereichen der politischen Machtverteilung, Wirtschafts-, Sozial- und Außenpolitik nach der Verabschiedung der neuen Verfassung bis zum Beginn des Jahres 2009. Den Abschluss der Arbeit bildet eine umfassende Bewertung der durch die Regierung Chávez erreichten Ergebnisse im Hinblick auf die selbst gesetzten Ziele sowie mögliche zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
Bolivarianische Revolution, Venezuela, Hugo Chávez, Verfassung, Machtverteilung, Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Außenpolitik, USA, Paniberoamerikanische Integration, „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“, Missionen, Landreform, Korruption, Putschversuch, Generalstreiks.
- Quote paper
- Oliver Moebel (Author), 2009, Die „bolivarianische Revolution“ in Venezuela – eine Zwischenbilanz nach 10 Jahren Chávez, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/162687