In der vorliegenden Arbeit wird der Aspekt der Wirtschaftskultur der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) näher betrachtet, dem nicht oft Beachtung geschenkt wird – der Werbung. So befremdlich es auch auf den ersten Blick erscheinen mag, so ist es doch eine interessante Tatsache, dass es auch in der Planwirtschaft der DDR Werbung gegeben hat. Es wurden strapazierfähige Stoffe angepriesen, zeitsparende elektrische Geräte oder schmackhafte Fertiggerichte vorgestellt und angeboten. Die bunten Bilder der Werbung waren in den Medien präsent, wenn auch nicht so vielfältig und massenhaft wie in der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Die Umschlagseiten vieler Zeitschriften zeigten großformatige Anzeigen, von den Litfaßsäulen strahlten glückliche Werbegesichter und das Fernsehen zeigte die „Tausend Tele-Tips“.
Mit der Entwicklung einer spezifischen Konsumpraxis in der DDR hat sich auch eine eigene Werbestruktur herausgebildet. Die Fachschule für Grafik, Druck und Werbung in Berlin hatte eine eigene Werbeabteilung, es existierte ein Institut für Werbemethodik. Unternehmen hatten eigene Werbeabteilungen, Verordnungen und gesetzliche Grundlagen wurden geschaffen, Fachbücher entstanden und mit der „Neue[n] Werbung“ sogar eine Fachzeitschrift zu diesem Thema. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Veränderungen und die wichtigsten Entwicklungsphasen in der Epoche der Werbung der DDR, angefangen in der direkten Nachkriegszeit über die fünfziger und sechziger Jahre bis hin zum Verbot von Werbung in den siebziger Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Überblick über die Werbung in der DDR
1.1. NACHKRIEGSZEIT UND DIE FÜNFZIGER
1.2. DIE SECHZIGER: HOCH-ZEIT DER WERBUNG
1.3. DIE SIEBZIGER: STAGNATION UND WERBEVERBOT
2. Ware, Propaganda, Werbung - Versuch einer Definition
2.1. WARE
2.2. PROPAGANDA
2.3. WERBUNG
3. Vorbehalte gegen Werbung in der DDR
4. Resümee
Literaturverzeichnis
Einleitung
In der vorliegenden Arbeit möchte ich einen Aspekt der Wirtschaftskultur der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) näher betrachten, dem nicht oft Beachtung geschenkt wird - der Werbung. So befremdlich es auch auf den ersten Blick erscheinen mag, so ist es doch eine interessante Tatsache, dass es auch in der Planwirtschaft der DDR Werbung gegeben hat. Es wurden strapazierfähige Stoffe angepriesen, zeitsparende elektrische Geräte oder schmackhafte Fertiggerichte vorgestellt und angeboten. Die bunten Bilder der Werbung waren in den Medien präsent, wenn auch nicht so vielfältig und massenhaft wie in der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Die Umschlagseiten vieler Zeitschriften zeigten großformatige Anzeigen, von den Litfaßsäulen strahlten glückliche Werbegesichter und das Fernsehen zeigte die „Tausend Tele-Tips“.
Mit der Entwicklung einer spezifischen Konsumpraxis in der DDR hat sich auch eine eigene Werbestruktur herausgebildet. Die Fachschule für Grafik, Druck und Werbung in Berlin hatte eine eigene Werbeabteilung, es existierte ein Institut für Werbemethodik. Unternehmen hatten eigene Werbeabteilungen, Verordnungen und gesetzliche Grundlagen wurden geschaffen, Fachbücher entstanden und mit der „Neue[n] Werbung“ sogar eine Fachzeitschrift zu diesem Thema.
Ich kann keinen vollständigen Überblick über die Werbung in der DDR in dieser Arbeit geben, da das Thema durch seine vielfältige Verknüpfung mit Themen wie „Organisationen der Werbeindustrie“, „Konsumkultur“, „Design“ etc. zu umfangreich ist, um einen kurzen Überblick geben zu können. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich daher auf die Veränderungen und die wichtigsten Entwicklungsphasen in der Epoche der Werbung der DDR, angefangen in der direkten Nachkriegszeit über die fünfziger und sechziger Jahre bis hin zum Verbot von Werbung in den siebziger Jahren. Den chronologischen Abriss der historischen Ereignisse entfalte ich im ersten Kapitel. Die Zäsuren 1959 bzw. 1963 und 1971 folgen dabei der Entwicklungsgeschichte der Werbung der DDR und den Periodisierungen der konsum- und wirtschaftsgeschichtlichen DDR-Forschung.
Das zweite Kapitel „Ware, Propaganda, Werbung - Versuch einer Definition“
beschäftigt sich, mit diesen zentralen Begriffen der Werbung der DDR. Ein weiteres Kapitel wendet sich den Argumenten der Kritiker von Werbung in DDR zu, die ich unter dem Thema „Vorbehalte gegen Werbung in der DDR“ näher beleuchte. Dort gehe ich der Frage nach, warum sich die Werbungskritik schließlich durchsetzen konnte, so dass es 1975 zu einem umfassenden Werbeverbot in der DDR kam.
1. Überblick über die Werbung in der DDR
1.1. Nachkriegszeit und die Fünfziger
Anknüpfend an die Vorkriegstraditionen stellten in der DDR direkt nach dem Krieg - noch völlig problemlos - Zeitungsanzeigen die ersten Werbemittel dar. Die Werbebranche versuchte sich umzuorientieren. Zumeinen rechnete man in vielen Fällen mit den Werbestrategien und Fachkräften des Nationalsozialismus ab, zum anderen suchte man die Abgrenzung zur kommerziellen Werbung im westlichen Teil Deutschlands1. Neben den Zeitungsanzeigen wurde auch die Plakatwerbung bald wieder belebt, welche aber auch an russische bzw. sowjetische Plakattraditionen anknüpften konnte. Dia- und Filmwerbung im Kino, Messen und Ausstellungen, Prospekte und Kataloge sowie Markenzeichen folgten bereits gegen Ende der vierziger Jahre. Am 1. September 1945 wurde in Dresden die Deutsche Werbe- und Anzeigen-Gesellschaft (DEWAG) als Eigentum der sächsischen Parteipresse gegründet2. Die DEWAG übernahm die Anzeigenverwaltung und baute ihren Geschäftsbereich rasch auf die Geschäftsfelder „Verkehrs- und Städtereklame“, „Herstellung von politischen Publikationen und Plakaten“, sowie „Kino- und Rundfunkwerbung“ aus. Neue Filialen entstanden in der ganzen Sowjetischen Besatzungszone.
Bereits in den fünfziger Jahren wurde der Wettlauf der Systeme zwischen den beiden deutschen Staaten über die Versorgung ausgetragen. Die Parteiführung war nach dem 17. Juni 1953 bestrebt den Aufbau des Sozialismus nicht gegen die materiellen Interessen der Bevölkerung voranzutreiben und setzte dabei stärker auf Konsumgüter. So rückte auch in der DDR mit der Entstehung von Selbstbedienungsgeschäften und dem Versandhandel die Schaufenster- und Warendekoration stärker in den Vordergrund. Großereignisse der Werbung in den fünfziger Jahren waren die Leipziger Messen und die 3. Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1951 in Berlin3. 1953 übernahm die DEWAG als direkter Parteibetrieb alle selbstständigen Werbeateliers in der DDR4 und festigte in den folgenden Jahren ihre Stellung als zentraler Dienstleistungsbetrieb für Werbung. 1954 wurde ein Warenzeichengesetz verabschiedet, das nicht nur Schutzrechte regelte, sondern auch Betriebe zur Entwicklung von Warenzeichen veranlassen sollte. In der Präambel heißt es: „Um die Bevölkerung vor dem Bezug minderwertiger Waren zu schützen, ist jeder Hersteller verpflichtet, seine Erzeugnisse so zu kennzeichnen, dass in jedem Fall eindeutig der Erzeuger festgestellt werden kann.“5 Die Warenzeichen und Schutzmarken erhielten in den folgenden Jahren einen zentralen Platz in visuellen Auftritten der Betriebe. Das Warenzeichen eines Betriebes wurde als Visitenkarte des sozialistischen Staates gesehen6. Ein deutliches Beispiel hierfür sind die Kunstfasern „Dederon“7, bei der die Abkürzung „DDR“ noch deutlich im Schriftzug erkennbar ist. Ebenfalls im Jahre 1954 erschien erstmals eine Fachzeitschrift für Theorie und Praxis in der Werbung, die „Neue Werbung“. Der Zeitschrift „kam die Aufgabe zu, mit den Werbefachleuten der DDR diejenigen fachlich und ideologisch zu betreuen, welche die Errungenschaften des Neuen Kurses von Berufs wegen publikumswirksam zu vermitteln hatten“8.
Die Jahre 1957 bis 1959 brachten den Durchbruch zu einer „neuen Zeit“9: die Lebensmittelrationierung war vollständig abgeschafft worden und damit war die entbehrungsreiche Kriegs- und Nachkriegszeit beendet. Walter Ulbricht sprach die Formel vom „Einholen und überholen“10 der BRD mit dem Ziel, die Überlegenheit des Sozialismus der DDR sichtbar zu machen.
[...]
1 Vgl. Tippach-Schneider, Simone, Tausend Tele-Tips. Das Werbefernsehen der DDR - 1959 bis 1976, Berlin 2004, S. 29.
2 Vgl. Tippach-Schneider, Simone, Messemännchen und Minol-Pirol. Werbung in der DDR, Berlin 1999, S. 24.
3 Vgl. ebd., S. 25.
4 Vgl. ebd., S. 26.
5 Ebd., S. 10.
6 Interessant dabei ist, dass viele neue Produktnamen den westlichen Pendants mitunter phonetisch ähnlich klangen und auch in der visuellen Aufmachung Ähnlichkeit aufwiesen. Vgl. Tippach-Schneider, Simone, Tausend Tele-Tips, S. 22.
7 Heute nur noch unter dem amerikanischen Namen Nylon bekannt.
8 Zit. nach: Gries, Rainer, Produkte als Medien. Kulturgeschichte der Produktkommunikation in der Bundesrepublik und in der DDR, Leipzig 2003, S. 217.
9 Ebd., S. 227.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Text über Werbung in der DDR?
Dieser Text gibt einen Überblick über die Werbung in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Er behandelt die Entwicklung der Werbung von der Nachkriegszeit über die 1950er und 1960er Jahre bis zum Werbeverbot in den 1970er Jahren. Der Text definiert wichtige Begriffe wie Ware, Propaganda und Werbung im Kontext der DDR und untersucht die Kritik an der Werbung in der DDR.
Welche Themen werden in diesem Text behandelt?
Die zentralen Themen sind:
- Die Entwicklung der Werbung in der DDR in verschiedenen Epochen (Nachkriegszeit, 1950er, 1960er, 1970er).
- Die Definition von Ware, Propaganda und Werbung im DDR-Kontext.
- Die Gründe für die Vorbehalte und die Kritik an der Werbung in der DDR.
- Die Rolle der DEWAG (Deutsche Werbe- und Anzeigen-Gesellschaft).
- Die Bedeutung von Warenzeichen und Schutzmarken.
- Der Einfluss der Konsumpolitik auf die Werbung.
Was war die DEWAG?
Die DEWAG (Deutsche Werbe- und Anzeigen-Gesellschaft) war ein zentraler staatlicher Dienstleistungsbetrieb für Werbung in der DDR. Sie wurde 1945 gegründet und übernahm im Laufe der Zeit viele Aufgaben im Bereich der Werbung, von Anzeigenverwaltung über Plakatwerbung bis hin zu Kino- und Rundfunkwerbung.
Warum wurde die Werbung in der DDR verboten?
Der Text deutet an, dass es Kritik an der Werbung in der DDR gab, die schließlich zu einem umfassenden Werbeverbot im Jahr 1975 führte. Die Gründe für diese Kritik werden im Text unter dem Thema "Vorbehalte gegen Werbung in der DDR" näher untersucht.
Was war die "Neue Werbung"?
"Neue Werbung" war eine Fachzeitschrift für Theorie und Praxis der Werbung in der DDR, die ab 1954 erschien. Sie hatte die Aufgabe, Werbefachleute ideologisch und fachlich zu betreuen und die Errungenschaften des "Neuen Kurses" publikumswirksam zu vermitteln.
Welche Rolle spielten Warenzeichen in der DDR?
Warenzeichen und Schutzmarken spielten eine zentrale Rolle in der visuellen Darstellung von Betrieben in der DDR. Sie wurden als Visitenkarte des sozialistischen Staates gesehen und sollten die Bevölkerung vor minderwertigen Waren schützen. Ein bekanntes Beispiel ist die Kunstfaser "Dederon," bei der die Abkürzung "DDR" im Schriftzug erkennbar war.
Wie unterschied sich die Werbung in der DDR von der in der BRD?
Die Werbung in der DDR war weniger vielfältig und massenhaft als in der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Es gab eine Abgrenzung zur kommerziellen Werbung im Westen und eine stärkere Betonung der ideologischen Aspekte.
Welche Quellen werden in diesem Text zitiert?
Der Text zitiert unter anderem Simone Tippach-Schneider (Tausend Tele-Tips, Messemännchen und Minol-Pirol) und Rainer Gries (Produkte als Medien). Diese Werke bieten weitere Informationen zur Werbegeschichte der DDR.
- Quote paper
- Niels Gatzke (Author), 2007, Werbung in der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/162012