Lesen ist die Fähigkeit im Geiste zu jonglieren zwischen Zukünftigem, Vergangenern, Gegenwärtigem, Verhasstem, Geliebtem zwischen Wünschen und Träumen, zwischen Realität und Fiktion. Wir fiebern mit Charakteren mit, die wir bewundern, lachen laut bei komischen Szenen oder beweinen dramatische Schicksale. Bücher bieten dem Leser einen horrenden Facettemeichtum an Emotionen, die dieser aufgreifen und ausleben kann. Nicht selten kommt es dazu, dass wir beim Lesen uns plötzlich in einem Buch wiederfinden - sei es das Ich, welches ich grade in diesem Augenblick bin oder ein Ich wie wir es uns wünschen, oder wie es vielleicht einmal war. Literatur, die Identifikationspotential bereitstellt wird aufgesogen und bietet uns nicht nur die Möglichkeit im Geiste flexibel zu bleiben, d.h. sie bewahrt uns vor Engstirnigkeit, auch eröffnet sie uns den Horizont verschiedene Perspektiven imaginär durchzuspielen, sie sozusagen vorzuerleben mit einhergehenden möglichen Konsequenzen und Reaktionen. Das Besondere eines Buches ist, dass man auch am Ende zum Anfang zurückkehren, von vorne beginnen kann, um das Schwierige zu begreifen:
" Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. "1
Ziel dieser Hausarbeit soll es sein zu klären, inwieweit Literatur Suchtpotential beinhaltet und uns Leser verfuhrt aus der Realität zu flüchten. Roland Barthes kennt und beschreibt dieses Phänomen sehr treffend:
"Da traf es meine Augen mit schrecklicher und zugleich köstlicher Schärfe, als ob ich mit einem Mal die Wirkung einer seltsamen Droge spürte; jede Einzelheit, die ich genauestens sah und ... bis auf den Grund auskostete, brachte mich aus der Fassung." 2
Ist es überhaupt möglich oder notwendig beim Lesen von Literatur den Begriff Eskapismus einzuführen und inwieweit besitzen Bücher das Potential Leser derartig tief eintauchen zu lassen, dass sie versehelIen!? Was ist es, dass grade Literatur uns bietet, um dem Alltag zu entfliehen?
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1 http://www.netzhaeuter.de/bucher/ein-buch-mus-die-axt-sein-fur-das-gefrorene-meer-in-uns
2 Poromka, Stephan; Schamowski, Susanne 1999; Seite 103
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kann Literatur wahr sein?
- Grenzfälle, Wahrheit und Literatur
- Erlebte Wirklichkeit - Illusionsbildung
- Derealisierung
- Die unendliche Geschichte
- Fazit
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Suchtpotential von Literatur und beleuchtet die Frage, inwiefern Leser durch literarische Werke aus der Realität flüchten. Es wird analysiert, wie Literatur das Potential besitzt, den Leser tief in ihre Welt einzutauchen und ihn möglicherweise sogar "verschellen" zu lassen.
- Das Suchtpotential von Literatur
- Die Fähigkeit von Literatur, den Leser in andere Welten zu entführen
- Der Begriff des Eskapismus in Bezug auf Literatur
- Die Frage nach der Wahrheit in der Literatur
- Der Einfluss von Literatur auf unsere Wahrnehmung und Interpretation der Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Frage nach dem Suchtpotential von Literatur und beleuchtet die Fähigkeit des Lesers, sich mit fiktionalen Charakteren und Geschichten zu identifizieren. Sie betont, dass Literatur einen Facettenreichtum an Emotionen bietet und dem Leser ermöglicht, sich in verschiedene Perspektiven zu versetzen.
Kann Literatur wahr sein?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, ob Literatur einen Anspruch auf Wahrheit erheben kann, obwohl sie fiktional ist. Es untersucht, wie Literatur unser Wissen über die Welt bereichern und uns neue Perspektiven eröffnen kann, obwohl sie sich nicht auf Fakten im strengen Sinne bezieht. Die "potentielle Wahrheit" der Literatur wird diskutiert, die in der Darstellung von Wahrscheinlichkeiten und dem Anstoss zu Reflexionen über unsere Realität liegt.
Erlebte Wirklichkeit - Illusionsbildung
Dieses Kapitel untersucht, wie Literatur Illusionsbildung und die Entstehung einer "erlebten Wirklichkeit" im Leser bewirken kann. Es wird gezeigt, dass die Merkmale der Figuren und die detaillierte Darstellung der literarischen Welt den Leser in die Lage versetzen, sich eine eigene Vorstellung von der Geschichte zu bilden und sich in sie hineinzuversetzen.
Derealisierung
Dieses Kapitel beleuchtet die Frage, wie Literatur den Leser aus der Realität "entführen" und ihn in eine andere Welt versetzen kann. Es wird der Einfluss von literarischen Werken auf unsere Wahrnehmung und Interpretation der Welt betrachtet und wie sie uns helfen, über den Tellerrand zu schauen.
Die unendliche Geschichte
Dieses Kapitel betrachtet die Fähigkeit von Literatur, den Leser in eine "unendliche Geschichte" zu versetzen, die den Leser in den Bann zieht und ihn dazu bringt, immer wieder zu den Geschichten zurückzukehren. Es wird untersucht, wie Literatur uns mit neuen Erfahrungen und Perspektiven bereichern kann.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Literatur, Suchtpotential, Eskapismus, Wahrheit, Illusion, Wirklichkeit, Wahrnehmung, Interpretation, Identifikation, Perspektiven, Phantasie, Erfahrung.
- Quote paper
- Lena Kleinschmidt (Author), 2010, Das Bezauberungspotential der Literatur am Beispiel der "Unendlichen Geschichte", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/157342