„Wo die Universalisierungen florieren, braucht es – kompensatorisch – die Pluralisierungen; und je egalitärer und universalistischer die moderne Welt wird, desto unvermeidlicher werden – als Replik darauf – die Pluralismen.“ Diese Aussage Odo Marquards umfasst in einem einzigen Satz die verschiedenen Aussagen sozialwissenschaftlicher Konzepte zur kulturellen Globalisierung. So kontrovers die Diskussion ist, so zahlreich sind die angebotenen Entwürfe, so unüberschaubar die sie repräsentierenden Schlagwörter: Vom „Ende der Geschichte“ und von der „McDonaldisierung der Gesellschaft“ (Konvergenz/Homogenisierung) über den „Clash of Civilisations“ und „Jihad vs. McWorld“ (Divergenz/Heterogenisierung) hin zur kulturellen Hybridisierung oder auch Kreolisierung . Um dieser Diskussion den Hut aufzusetzen, wird noch schnell die „Standardisierung von Differenzen“ , eine „Struktur gemeinsamer Unterschiede“ , in den wissenschaftlichen Debattentopf geworfen. Doch wie kann man sich dem schillernden Begriff der kulturellen Globalisierung konzeptuell nähern? Wie versuchen die sozialwissenschaftlichen Konzepte dieses Phänomen zu erklären? Wird es insgesamt oder nur in einigen Teilbereichen ausgeleuchtet? Was sagen die Konzepte im Einzelnen aus?
Diesen Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden. Dazu wird in einem ersten Schritt eine Definition von Globalisierung gegeben, die diese als einen Prozess auffasst. Gefolgt von der Darstellung der soziologischen Konzepte zur kulturellen Globalisierung wird dann – in einem dritten Schritt – sehr schnell deutlich, wie sehr die Konzepte auf einem bestimmten Begriff von Kultur aufbauen, der dem Reflexionsgrad der modernen Anthropologie nicht mehr entspricht. Offenbaren sich hier die Ignoranz des Zeitgeistes und eine historische Kurzatmigkeit der Soziologie? Grundlegend ist für diese Arbeit daher die (Er-)Klärung des Kulturbegriffs. Hierbei wir auf die Bedeutung sowohl der Grenzen als auch der zahlreichen Formen interkulturellen Austausches für die Ausprägung und Entwicklung von Kulturen eingegangen. Ziel ist es letztlich, eine Definition kultureller Globalisierung herauszuarbeiten, die auch der Realität der kulturellen Globalisierung entsprechen kann – folglich alle widersprüchlichen Phänomene kultureller Globalisierung einfängt. Abschließend rundet ein Fazit die Ausführungen ab.
Anzumerken bleibt, dass es sich bei dieser Arbeit um eine theoretische Reflexion handelt, auf empirische Beispiele wird daher weitestgehend verzichtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Annäherung an den Begriff der Globalisierung
- Konzepte der Sozialwissenschaften zur kulturellen Globalisierung
- Konvergenz (Homogenisierung)
- Divergenz (Heterogenisierung)
- Hybridisierung/Kreolisierung
- Standardisierung von Differenzen = Konvergenz?
- Eine kurze Kritik der Konzepte
- Der Begriff der Kultur in der Anthropologie
- Was ist Kultur?
- Kulturelle Grenzen als Überlappungszonen
- Kulturelle Begegnungen und kultureller Austausch
- Annäherung an eine Definition – Kulturelle Globalisierung
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem komplexen Thema der kulturellen Globalisierung und zielt darauf ab, eine umfassende Definition dieses Phänomens zu entwickeln. Sie analysiert verschiedene sozialwissenschaftliche Konzepte, die sich mit der kulturellen Globalisierung auseinandersetzen, und beleuchtet die verschiedenen Perspektiven auf den Prozess der Globalisierung.
- Verschiedene Konzepte der Sozialwissenschaften zur kulturellen Globalisierung
- Der Einfluss von Kultur auf die Globalisierung
- Definition und Charakterisierung des Begriffs „kulturelle Globalisierung“
- Die Rolle von Grenzen und Austausch in der kulturellen Entwicklung
- Die Herausforderungen und Chancen der kulturellen Globalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Einleitung stellt die Relevanz der kulturellen Globalisierung dar und skizziert die zentralen Fragestellungen der Arbeit. Sie beleuchtet die vielfältigen Perspektiven auf die kulturelle Globalisierung und die Herausforderungen, die sich aus der Komplexität des Themas ergeben.
- Annäherung an den Begriff der Globalisierung: Dieses Kapitel widmet sich dem Verständnis des Begriffs „Globalisierung“ und analysiert seine verschiedenen Dimensionen. Es beleuchtet die historischen und soziologischen Aspekte der Globalisierung und stellt unterschiedliche Perspektiven auf den Prozess der Globalisierung dar.
- Konzepte der Sozialwissenschaften zur kulturellen Globalisierung: In diesem Kapitel werden die verschiedenen sozialwissenschaftlichen Konzepte zur kulturellen Globalisierung vorgestellt und analysiert. Es werden Konzepte wie Konvergenz, Divergenz, Hybridisierung und Standardisierung von Differenzen beleuchtet, um die verschiedenen Perspektiven auf die kulturellen Auswirkungen der Globalisierung zu verstehen.
- Der Begriff der Kultur in der Anthropologie: Dieses Kapitel beleuchtet den Kulturbegriff aus anthropologischer Sicht und zeigt die Bedeutung von Grenzen und interkulturellem Austausch für die Entwicklung von Kulturen auf. Es setzt sich mit dem Verständnis von Kultur als einem dynamischen und sich entwickelnden Phänomen auseinander.
- Annäherung an eine Definition – Kulturelle Globalisierung: Dieses Kapitel arbeitet auf Grundlage der vorangegangenen Analysen eine Definition von kultureller Globalisierung heraus, die die verschiedenen Phänomene und Perspektiven des Themas einbezieht. Es stellt eine umfassende und differenzierte Perspektive auf die kulturelle Globalisierung dar.
Schlüsselwörter
Kulturelle Globalisierung, Sozialwissenschaften, Konvergenz, Divergenz, Hybridisierung, Kreolisierung, Standardisierung von Differenzen, Kultur, Anthropologie, Grenzen, Austausch, Interkulturelle Begegnungen, Definition, Prozesse, Dynamik, Herausforderungen, Chancen.
- Quote paper
- Matthias Rekow (Author), 2006, Was ist kulturelle Globalisierung? - Sozialwissenschaftliche Konzepte auf dem Prüfstand, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/155368