Seit der Zeit der Aufklärung und Kants berühmter Forderung nach vollständiger Mündigkeit des Individuums ist geistige Freiheit ein Grundpfeiler westlich-demokratischer, individuell egalitärer Gesellschaften geworden: Ohne Mündigkeit fehlt die Grundvoraussetzung für die Entwicklung innovativer Gedanken und damit auch für Fortschritt und Wachstum. Ohne mündige Individuen sind staatliche demokratische Organisationsprinzipien lediglich leere Worthülsen (siehe Weimarer Republik als „Demokratie ohne Demokraten“ ). Die betroffene Gesellschaft läuft in einer solchen Situation Gefahr die (wenn auch von vornherein schwachen, da lediglich institutionellen) freiheitlichen Grundprinzipien ihres Staates unversehens einzubüßen. Es wird offensichtlich, welch überragenden Stellenwert Mündigkeit im Selbstbild, der Ideologie und Philosophie der gesamten westlichen Hemisphäre einnimmt.
Jedoch ist Mündigkeit kein natürlich gegebener Zustand. Im Gegenteil: Unmündigkeit ist ein solcher. Es stellt sich daher die grundlegende, ja gesellschaftlich existenzielle Frage, wie schulischer Unterricht dazu beitragen kann Mündigkeit zu fördern und welche didaktischen Prinzipien zu diesem Zweck gewinnbringend eingesetzt werden können.
Zu diesem Zweck wird diese Arbeit zuerst den Begriff Mündigkeit definieren. Anschließend wird herausgearbeitet, warum Mündigkeit als schulisches Lernziel so wichtig ist. In diesem Zusammenhang wird diese Untersuchung auch auf die prinzipielle Unmöglichkeit einer „Erziehung zur Mündigkeit“ eingehen.
Im Anschluss wird diese Untersuchung darlegen, welche pädagogischen Handlungsansätze den Ansprüchen an mündigkeitsfördernden Unterricht nicht genügen. Der folgende Abschnitt wird erläutern, welche Prinzipien sinnvoll zu nutzen sind um SchülerInnen ihre (Selbst-)Entwicklung zu mündigen Bürgern zu erleichtern.
Ziel dieser Arbeit ist also eine Evaluation und Präselektion einiger didaktischer Handlungsalternativen mit Blick auf eine Optimierung der Chancen auf Entwicklung von Mündigkeit unter den SchülerInnen.
Inhaltsverzeichnis
- 0) WER? WIE? WAS?
- 1) WAS IST MÜNDIGKEIT?
- 2) WARUM ZUR MÜNDIGKEIT ERZIEHEN?
- 3) WARUM IST ES EIGENTLICH UNMÖGLICH ZUR MÜNDIGKEIT ZU ERZIEHEN?
- 4) WELCHE METHODEN SIND WENIGER GEEIGNET?
- 5) WELCHE CHARAKTERISTIKA HAT MÜNDIGKEITSFÖRDERNDER UNTERRICHT?
- 5.1) REALITÄTSBEZUG DES UNTERRICHTS
- 5.2) HANDLUNGSORIENTIERUNG
- 5.3) DEMOKRATISCHER UNTERRICHT
- 6) GIBT ES EIN UNTERRICHTSKONZEPT, DAS DIESE CHARAKTERISTIKA BETONT? (,,PROBLEM-BASED LEARNING“)
- 7) IN WELCHER THEORETISCHEN TRADITION STEHT SOLCHER UNTERRICHT?
- 8) FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Mündigkeit als pädagogisches Leitmotiv und analysiert verschiedene didaktische Handlungsalternativen zur Förderung derselben. Sie evaluiert verschiedene Ansätze und sucht nach optimalen Wegen, um die Entwicklung von Mündigkeit bei Schülern zu unterstützen.
- Definition von Mündigkeit und deren philosophischen Grundlagen
- Bedeutung von Mündigkeitserziehung im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung
- Analyse ungeeigneter und geeigneter pädagogischer Handlungsansätze
- Charakteristika mündigkeitsfördernden Unterrichts
- Vorstellung eines konkreten Unterrichtskonzepts (Problem-Based Learning)
Zusammenfassung der Kapitel
0) WER? WIE? WAS?: Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach der Förderung von Mündigkeit im schulischen Unterricht. Sie betont die existenzielle Bedeutung von Mündigkeit für eine demokratische Gesellschaft und verweist auf historische Beispiele, wie die Weimarer Republik, um die Gefahren von Unmündigkeit zu verdeutlichen. Die Arbeit skizziert ihren methodischen Aufbau, der von einer Definition des Begriffs Mündigkeit über die Herausarbeitung der Wichtigkeit von Mündigkeitserziehung bis hin zur Analyse geeigneter und ungeeigneter didaktischer Methoden reicht. Der Fokus liegt auf der Evaluation und Auswahl von Handlungsalternativen zur Optimierung der Chancen auf Entwicklung von Mündigkeit bei Schülern.
1) WAS IST MÜNDIGKEIT?: Dieses Kapitel widmet sich der Definition des Begriffs „Mündigkeit“. Es werden verschiedene philosophische Perspektiven, insbesondere die von Immanuel Kant, vorgestellt, der Mündigkeit als das freie Nutzen des eigenen Verstandes beschreibt. Zusätzlich werden weitere Definitionen einbezogen, um ein umfassendes Verständnis des Begriffs zu schaffen und dessen Bedeutung für pädagogische Praxis zu unterstreichen. Der Fokus liegt dabei auf der Unterscheidung zwischen Mündigkeit als philosophischem Ideal und dem pädagogischen Ziel, sie bei Schülern zu fördern.
2) WARUM ZUR MÜNDIGKEIT ERZIEHEN?: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Mündigkeitserziehung. Es argumentiert, dass Mündigkeit essentiell ist, um gesellschaftliche Gefahren, wie die im Beispiel der Weimarer Republik, zu vermeiden. Die Fähigkeit zur eigenständigen Urteilsbildung und kritischen Reflexion wird als Grundvoraussetzung für die Teilhabe an demokratischen Prozessen dargestellt. Die Kapitel verbindet die philosophischen Überlegungen mit der konkreten pädagogischen Aufgabe, Schülern die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln.
Schlüsselwörter
Mündigkeit, Pädagogik, Didaktik, Aufklärung, Problem-Based Learning, demokratischer Unterricht, Handlungskompetenz, kritisches Denken, Selbstbestimmung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Mündigkeit im Unterricht
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich umfassend mit dem Thema Mündigkeit im pädagogischen Kontext. Sie untersucht die Bedeutung von Mündigkeit als pädagogisches Leitmotiv, analysiert verschiedene didaktische Ansätze zur Förderung von Mündigkeit und evaluiert diese kritisch. Die Arbeit beinhaltet eine Definition von Mündigkeit, die Bedeutung von Mündigkeitserziehung, die Analyse geeigneter und ungeeigneter pädagogischer Methoden sowie die Vorstellung eines konkreten Unterrichtskonzepts (Problem-Based Learning).
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit deckt folgende Themen ab: Definition von Mündigkeit und deren philosophische Grundlagen (insbesondere Kant); Bedeutung von Mündigkeitserziehung im gesellschaftlichen Kontext; Analyse ungeeigneter und geeigneter pädagogischer Handlungsansätze; Charakteristika mündigkeitsfördernden Unterrichts; Vorstellung eines konkreten Unterrichtskonzepts (Problem-Based Learning); theoretische Grundlagen des gewählten Unterrichtskonzepts.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung (WER? WIE? WAS?), die die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz beschreibt. Es folgt die Definition von Mündigkeit, die Begründung für Mündigkeitserziehung, die Analyse ungeeigneter Methoden und die Darstellung der Charakteristika mündigkeitsfördernden Unterrichts. Ein Kapitel widmet sich dem Problem-Based Learning als konkretes Unterrichtskonzept, bevor die Arbeit mit einem Fazit abschließt. Ein Inhaltsverzeichnis und Kapitelzusammenfassungen erleichtern die Navigation.
Welche konkreten Unterrichtsmethoden werden diskutiert?
Die Arbeit analysiert verschiedene didaktische Methoden, wobei der Schwerpunkt auf der Evaluation und Auswahl von Handlungsalternativen zur Optimierung der Chancen auf Entwicklung von Mündigkeit bei Schülern liegt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Problem-Based Learning als mündigkeitsförderndes Unterrichtskonzept.
Welche philosophischen Grundlagen werden berücksichtigt?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene philosophische Perspektiven, insbesondere auf die Definition von Mündigkeit nach Immanuel Kant, der Mündigkeit als das freie Nutzen des eigenen Verstandes beschreibt. Weitere Definitionen werden einbezogen, um ein umfassendes Verständnis des Begriffs zu schaffen.
Was sind die Schlüsselwörter der Arbeit?
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Mündigkeit, Pädagogik, Didaktik, Aufklärung, Problem-Based Learning, demokratischer Unterricht, Handlungskompetenz, kritisches Denken, Selbstbestimmung.
Warum ist Mündigkeitserziehung wichtig?
Die Arbeit argumentiert, dass Mündigkeitserziehung essentiell ist, um gesellschaftliche Gefahren zu vermeiden und die Teilhabe an demokratischen Prozessen zu ermöglichen. Die Fähigkeit zur eigenständigen Urteilsbildung und kritischen Reflexion wird als Grundvoraussetzung dafür dargestellt.
Welche Charakteristika hat mündigkeitsfördernder Unterricht?
Mündigkeitsfördernder Unterricht zeichnet sich laut der Arbeit durch Realitätsbezug, Handlungsorientierung und einen demokratischen Ansatz aus. Diese Charakteristika werden im Detail erläutert.
- Quote paper
- Julian Schürholz (Author), 2010, Mündigkeit als pädagogisches Leitmotiv, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/154665