Die globale Finanzkrise, die im Jahr 2007 als Subprime-Krise auf dem US-Häusermarkt begann, entwickelte sich in den Jahren 2008 und 2009 zu einer schweren internationalen Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise. Die vorliegende Arbeit fragt nach den Ursachen, der Bedeutung und den Folgen dieser in ihrem Ausmaß beispiellosen Krise. Zunächst werden die ökonomischen Ursachen der Finanzkrise analysiert. Daran anschließend wird aus einer risikosoziologischen Perspektive untersucht, welchen Anteil die Banken an dem Ausbruch der Finanzkrise tragen. Dabei wird die These vertreten, dass die Finanzinstitute durch das Festhalten an einem probabilistischen Risikobegriff und an einem mathematischen Realismus maßgeblich zur Entstehung der Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten beigetragen haben.
Im Anschluss wendet sich die Arbeit der gesellschaftstheoretischen Bedeutung der Finanzkrise zu. In diesem Zusammenhang wird argumentiert, dass die Finanzkrise auf einen sich vollziehenden sozialen Wandel des kapitalistischen Produktionsregimes hindeutet. Mit dem Finanzmarkt-Kapitalismus entsteht ein neues Produktionsregime, das in besonderer Weise an die Funktionsweise globalisierter Märkte angepasst und durch eine spezifische Konfiguration von Institutionen geprägt ist. Als Folge der globalen Finanzkrise entwickelte sich auf der Ebene der internationalen Politik zudem eine intensive Diskussion über eine mögliche stärkere Regulierung der globalen Finanzmärkte. Die Arbeit greift diese Debatte auf und fragt nach möglichen Formen der Selbst- und Kontextsteuerung auf den weltweiten Finanzmärkten.
Inhaltsverzeichnis
- Begründung der Forschungsfrage und Aufbau der Arbeit
- Über die Entstehung und Entwicklung der globalen Finanzkrise
- Die Vorgeschichte der Subprime-Krise: Niedrige Zinsen, Immobilienboom und das Verbriefungsgeschäft der Investmentbanken
- Die Verbriefungspraxis auf dem Kreditmarkt
- Das Jahr 2007: Von der Subprime-Krise zur Bankenkrise
- Das Jahr 2008: Von der Finanzkrise zur Wirtschaftskrise
- Zwischenüberlegung
- Die Rolle der Banken in der Finanzkrise
- Die Autopoiesis der Wirtschaft und die Autopoiesis der Banken
- Das Geschäft der Banken
- Zum Risikobegriff
- Die Risikoverarbeitung durch Banken
- Sicherheitsillusionen - Oder: Die Herrschaft der Zahlen
- Kapitalismus im Wandel – Auf dem Weg zum Finanzmarkt-Kapitalismus
- Zentrale Charakteristika kapitalistischer Systeme
- Varianten der kapitalistischen Entwicklung
- Der Niedergang des deutschen organisierten Kapitalismus
- Triebkräfte der Globalisierung von Finanzmärkten
- Konturen des Finanzmarkt-Kapitalismus
- Investment- und Pensionsfonds als zentrale Akteure des neuen Produktionsregimes
- Die Funktionslogik von Finanzmärkten
- Über die Rolle und Funktion von Rating-Agenturen auf den Finanzmärkten
- Die neue Dienstklasse des Finanzmarkt-Kapitalismus
- Perverse Effekte
- Reflexionsprobleme im Finanzmarkt-Kapitalismus
- Integrationsprobleme und Formen der sozialen Koordination
- Über die Bedeutung und Probleme gesellschaftlicher Integration
- Der Governance-Begriff und die Modi sozialer Handlungskoordination
- Zur Logik von Verhandlungssystemen
- Fallbeispiel: Basel 2 als öffentlich-privates Regulierungsnetzwerk
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Ursachen, die Bedeutung und die Folgen der globalen Finanzkrise, die im Jahr 2007 ihren Ursprung im US-amerikanischen Subprime-Markt fand. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der ökonomischen und risikosoziologischen Aspekte der Krise. Darüber hinaus werden die gesellschaftstheoretischen Implikationen der Finanzkrise im Hinblick auf die Entstehung eines neuen Produktionsregimes, des Finanzmarkt-Kapitalismus, beleuchtet. Die Arbeit schließt mit einer Betrachtung der aktuellen Diskussionen um die Regulierung globaler Finanzmärkte und die Möglichkeiten der Selbst- und Kontextsteuerung.
- Die ökonomischen Ursachen der globalen Finanzkrise
- Die Rolle der Banken und die Risikoverarbeitung
- Der Wandel des kapitalistischen Produktionsregimes zum Finanzmarkt-Kapitalismus
- Die Bedeutung von Rating-Agenturen und die Funktionslogik von Finanzmärkten
- Diskussionen um Regulierung und Formen der Selbst- und Kontextsteuerung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Begründung der Forschungsfrage und einem Überblick über den Aufbau. Anschließend wird die Entstehung und Entwicklung der globalen Finanzkrise anhand der Vorgeschichte der Subprime-Krise, der Verbriefungspraxis auf dem Kreditmarkt und den Jahren 2007 und 2008 beleuchtet.
Im nächsten Schritt wird die Rolle der Banken in der Finanzkrise aus einer risikosoziologischen Perspektive untersucht. Dabei wird die Bedeutung des Risikobegriffs, die Risikoverarbeitung durch Banken und das Phänomen der Sicherheitsillusionen beleuchtet.
Es folgt ein Kapitel, das sich dem Wandel des Kapitalismus zum Finanzmarkt-Kapitalismus widmet. Hierbei werden die zentralen Charakteristika des Kapitalismus, Varianten der kapitalistischen Entwicklung und die Triebkräfte der Globalisierung von Finanzmärkten analysiert.
Das Kapitel „Konturen des Finanzmarkt-Kapitalismus" beleuchtet die Funktionslogik von Finanzmärkten, die Rolle von Rating-Agenturen und die neue Dienstklasse, die sich im Zuge des Finanzmarkt-Kapitalismus herausbildet.
Abschließend wird die Bedeutung der gesellschaftlichen Integration und der Governance-Begriff im Kontext der globalen Finanzkrise diskutiert. Das Kapitel befasst sich mit der Logik von Verhandlungssystemen und betrachtet Basel 2 als ein Beispiel für ein öffentlich-privates Regulierungsnetzwerk.
Schlüsselwörter
Globale Finanzkrise, Subprime-Krise, Banken, Finanzmarkt-Kapitalismus, Risiko, Risikosoziologie, Kapitalismus, Globalisierung, Regulierung, Governance, Basel 2.
- Arbeit zitieren
- Björn Peinemann (Autor:in), 2009, Die globale Finanzkrise. Ursachen, Bedeutung und Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/152972