Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wie ein Mensch in
Würde sterben kann. Wir alle würden gern – wie es oft in Anzeigen mitgeteilt
wird – sanft entschlafen.
Gerade die allerletzte Phase des Lebens wird oft mit Metaphern aus dem
Reich des Schlafes und der Abenddämmerung verklärt. Denn die Wirklichkeit
des Sterbens sieht meistens ganz anders aus. Dem Tod geht oft eine
schwere und lange Krankheit voraus. Außerdem leiden die Menschen
Schmerzen und können sich oft nicht mehr alleine helfen.
Für viele kranke Menschen wird gerade dieser letzte Abschnitt zu einer
Tortur; denn dank der modernen Medizin werden die Menschen eher am
Sterben gehindert, anstatt das Leben angenehm zu machen. Oft ist es ein
sehnliches Warten auf den Tod.
Der damals 87 Jahre alte Philosoph Norberto Bobbio beschrieb diesen
Zustand als „kein Weiterleben, sondern Nicht-Sterben-können“. 1
Die vielen unterschiedlichen Religionen, Weltansichten, Ethiken geben
verschiedene Antworten auf die Frage, was ein Sterben in Würde bedeutet.
Wenn man sich an einem Samstagmorgen die Tageszeitung nimmt und die
Todesanzeigen studiert, kann man feststellen, dass es starke Unterschiede
im Denken und Handeln der einzelnen Menschen gibt. Der eine hat z. B.
tapfer sein langes Leiden ertragen. In einer anderen Todesannonce wird
mitgeteilt, dass sich ein Angehöriger die Freiheit genommen hat, wegen
Hoffnungslosigkeit seines Zustandes aus dem Leben zu scheiden. Eine
andere Anzeige widerrum sagt aus, dass die Erlösung ihn gerettet hat. Hier
kann man deutlich erkennen, dass die Menschen unterschiedliche Ansichten
vom Tod haben. Die einen sehen ihn als Erlösung von Schmerz und Pein,
andere als letzten Schritt das Leben alleine zu beenden.
Seit ungefähr 15 Jahren wird in der wissenschaftlichen Literatur, der Politik
und vor Gerichten die Frage der Sterbehilfe mit zunehmender Intensität
diskutiert. Die Ursachen liegen wohl darin, dass die Medizin immer bessere
Möglichkeiten bereitstellt, dass Leben der Menschen zu verlängern. Dies
geschieht oft zu dem Preis, dass die lebensverlängernden und weiterbelebenden ärztlichen Maßnahmen dazu führen, ein Leben lang als
Pflegefall betreut zu werden. [...]
1 Vgl. Seite 32, Noberto Bobbio, Vom Alter- de senectute, Berlin, 1997
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Sterbehilfe oder Euthanasie?
- Die passive Sterbehilfe
- Beihilfe zum Selbstmord
- Die indirekte Sterbehilfe
- Die aktive Sterbehilfe
- Die verschiedenen Formen von Sterbehilfe
- Situation in Deutschland
- Die Gesetze
- Die Rechte
- Zur Diskussion um die Sterbehilfe in Deutschland
- Deklarationen, Richtlinien, Stellungnahmen
- Euthanasie in den Niederlanden
- Das neue Gesetz
- Wer darf sterben?
- Das Vorgehen
- Die Todestouristen
- Killing me softly oder Massenelimination?
- Euthanasie in der Schweiz
- Gesetzliche Grundlagen
- Richtlinien für die Sterbehilfe
- Mögliche Voraussetzungen für aktive Sterbehilfe
- Laufende Revisionsbemühungen
- Ausblick
- Interview mit einer Schwerkranken
- Reflexion des Gesprächs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Thematik der Sterbehilfe und Euthanasie. Ziel ist es, die verschiedenen Formen der Sterbehilfe zu erläutern und die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz zu beleuchten. Dabei werden die aktuellen Debatten und die unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Sterben in Würde betrachtet.
- Definition und Abgrenzung der verschiedenen Formen der Sterbehilfe
- Rechtliche Situation und ethische Diskussionen in Deutschland
- Vergleich der rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den Niederlanden und der Schweiz
- Der individuelle Umgang mit dem Sterben und die Frage nach der Würde
- Die Rolle der Medizin in der Sterbebegleitung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Vielschichtigkeit des Themas Sterben in Würde und stellt die unterschiedlichen Perspektiven auf den Tod heraus. Kapitel 2 definiert die verschiedenen Formen der Sterbehilfe, von der passiven bis zur aktiven Sterbehilfe, und geht auf die ethischen und rechtlichen Implikationen ein. Kapitel 3 analysiert die aktuelle Situation in Deutschland mit Fokus auf Gesetze, Rechte und die laufende Debatte um die Sterbehilfe.
Die Kapitel 4 und 5 beleuchten die Situation in den Niederlanden und der Schweiz. Dabei werden die jeweiligen gesetzlichen Regelungen, die Praxis der Sterbehilfe und die gesellschaftlichen Diskussionen betrachtet. Schließlich bietet Kapitel 6 einen Einblick in die persönlichen Erfahrungen einer Schwerkranken und stellt die Frage nach dem individuellen Umgang mit dem Sterben.
Schlüsselwörter
Sterbehilfe, Euthanasie, passive Sterbehilfe, aktive Sterbehilfe, indirekte Sterbehilfe, Recht, Ethik, Medizin, Gesellschaft, Deutschland, Niederlande, Schweiz, Lebensende, Würde, Tod, Selbstbestimmung, Patientenrechte, Palliativmedizin.
- Quote paper
- Martina Szonn (Author), Svenja Otte (Author), 2003, Sterbehilfe und Euthanasie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/15252