Ausgehend von der Situation der Angehörigen und der Begegnung mit der Intensivstation als kritisches Lebensereignis werden Ziele, Medien und Verbesserungsoptionen der Angehörigenbetreuung erarbeitet.
Gliederung
1. Einleitung: Situation der Angehörigen
1.1. Soziale Verortung
1.2. Rechtliche Situation
1.3. Intensivstation als kritisches Lebensereignis
1.4. Fragestellungen
2. Ziele und Medien
2.1. Ziele der Angehörigenbetreuung
2.2. Medien der Angehörigenbetreuung
3. Ursachen für mangelnde Angehörigenkommunikation
4. Bedürfnisse von Angehörigen
5. Verbesserungsvorschläge
6. Zusammenfassende Bewertung
7. Quellenverzeichnis
1. Einleitung: Situation der Angehörigen
1.1. Soziale Verortung
Patienten auf der Intensivstation, ihre Angehörigen, das ist selbstredend keine homogene, sondern höchst heterogene Gruppe. Patienten aus allen Altersgruppen und allen Schichten, Angehörige mit unterschiedlichsten Gestimmtheiten, Ressourcen und Kompetenzen. Dazu zählen auch sprachliche Kompetenzen sowohl hinsichtlich der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit unter Stress, möglicherweise restringierte Sprachfähigkeiten durch mangelnde Bildung wie durch mangelnde Sprachkenntnisse bei Ausländern.
Dazu ist die Situation der Patienten höchst unterschiedlich – sie können plötzlich, etwa nach einem Unfall, oder erwartbar, etwa nach einer schweren Operation oder einer schon erwarteten Frühgeburt, dorthin gelangen. Die Prognose kann gut, (noch) nicht einzuschätzen oder schlecht bis hoffnungslos sein. Der Patient kann trotz schwerster Beeinträchtigungen einen Überblick über die Situation haben und wach sein, oder er kann nicht ansprechbar, nicht anwesend sein.
1.2. Rechtliche Situation
Auch die rechtliche Situation der Patienten ist unterschiedlich – und damit auch die nötige Einbindung der Angehörigen: Bei einem Kind auf einer Intensivstation entscheiden die Eltern, sie müssen bestimmte Behandlungen genehmigen und verantworten. Bei einem Patienten mit gültiger Patientenverfügung, der selbst nicht ansprechbar ist, können sich die Ärzte in gewissen Entscheidungssituationen auf vom Patienten zuvor selbst bestimmte Handlungsleitlinie berufen. Differiert der Angehörigenwunsch stark von der ärztlichen Empfehlung und / oder der (bekannten und gültigen) Patientenverfügung wird die Situation noch kritischer, vor allem weil bestimmte ärztlich-pflegerischen Maßnahmen ja unter Zeitdruck stattfinden müssen. Hier ist eine gute Angehörigenbetreuung wichtig, damit diese wirklich das Gefühl haben, gute Entscheidungen im Sinne des Patienten fällen zu können.
1.3. Intensivstation als kritisches Lebensereignis
Die Situation der Patienten auf der Intensivstation ist schwierig. Aber auch die Situation der Angehörigen auf der Intensivstation ist prekär[1]. Die ganze Aufmerksamkeit gilt dem Erkrankten, nicht ihnen, doch auch sie brauchen und verdienen Fürsorge. Nicht nur für den Patienten auf der Intensivstation ist dies ein kritisches Lebensereignis, auch für die Angehörigen.
Dazu können Angehörige sehr zum Wohlbefinden des Patienten beitragen. Sie geben ihm die Sicherheit und Geborgenheit und das Stück Heimatgefühl, dass der Patient in dieser ihm meist völlig fremden, machtlosen Situation braucht[2].
Angehörigenbetreuung ist also durchaus auch auf der Intensivstation wichtig.
1.4. Fragestellungen
Doch wie? Und was können die Schwerpunkte einer solchen Betreuung sein? Wie soll man einer Mutter bei stehen, deren Kind gerate stirbt? Was soll man mit dem Ehemann reden, der ständig über alles meckert? Oder dem Dreijährigen, dessen Vater nach einem Unfall so lebensbedrohlich verletzt ist, dass die Mutter und Ehefrau entscheidet, das Kind habe ein Recht, seinen Vater, vielleicht zum letzten Mal, zu sehen? Und ist man für das „danach“ noch zuständig? Es ist ja toll, wenn sie die Familie des Frühgeborenen auf der Station bedankt, aber geht einen die Frau noch an, deren Vater vor ein paar Tagen auf der Intensivstation verstorben ist?
[...]
[1] Vgl. Ulsamer, 2004: 3ff
[2] Vgl. Nydahl, 2008: o.P., Ulsamer, 2004:
- Quote paper
- Dr. Phil. Kathrin Kiss-Elder (Author), 2008, Angehörigenbetreuung auf der Intensivstation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/150496