Mit der Verkündung des Rechtsspruchs im Hauptkriegsverbrecherprozess wurden am 01.10.1946 in Nürnberg zwölf Protagonisten des Holocausts zum Tode durch den Strang verurteilt. Es folgten weitere, wenn auch kleinere Prozesse, in denen diverse Täter ihre ‚gerechte’ Strafe erhielten. Doch das Chaos in der Nachkriegszeit eröffnete Fluchtwilligen die Möglichkeit unterzutauchen und ein neues Leben in Übersee aufzubauen. Schnell verbreitete sich das Gerücht, die ‚alten Kameraden’ hätten eine Untergrundorganisation gegründet, mit Hilfe derer tausende Nazis aus Deutschland gerettet werden sollten. Namen wie ‚Die Spinne’, ‚Stille Hilfe’ oder ‚ODESSA’ wurden zu Synonymen der Fluchthilfe und suggerierten verschwörerische Machenschaften. Bald rankten sich sagenumwobene Legenden um die Flucht der einzelnen Nazi-Größen und um den Verbleib des so genannten Nazi-Goldes. Lateinamerika, hierbei insbesondere Argentinien, avancierte Jahre später in Presse und Romanen zum Paradies für Kriegsverbrecher. Im Zentrum der argentinischen Fluchthilfe wurde der hiesige Präsident und Nazi-Sympathisant Juan Domingo Perón verortet. Hierfür konnten jedoch bisher keine stichhaltigen Beweise erbracht werden, da die einschlägigen Archive unter Verschluss gehalten beziehungsweise vernichtet worden waren.
So lebt der Mythos weiter: die Existenz einer weltumspannenden Geheimorganisation mit Verstrickungen zwischen ehemaligen Nazi-Schergen, dem Vatikan, dem Internationalen Roten Kreuz, Geheimdiensten und Regierungsvertretern.
In der vorliegenden Bachelorarbeit wird zunächst die Entwicklung der deutschen Einwanderung in Argentinien skizziert. Es folgt ein politischer Abriss der Ära Peróns um schließlich den Mythos der ODESSA, der Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen, auf seinen Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Dabei möchte ich durch die Analyse der Realien, auf die sich diese Verschwörungstheorie begründet, d.h. Typus der Auswanderer, Fluchtrouten und Helfer, zur Entkräftung beziehungsweise Bejahung einer derartigen Geheimorganisation kommen. Wird die ODESSA als eine Organisation deklariert, in der Nazis die Federführung zur Fluchthilfe übernahmen, möchte ich in der vorliegenden Arbeit den Fokus auf die Zusammenarbeit einer derartigen Vereinigung mit dem damaligen argentinischen Präsidenten Perón legen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Deutsche Auswanderung an den Río de la Plata - ein Überblick
- Entwicklung der deutschen Immigration (1853-1933)
- Die Deutsche Einwanderung während des Deutschen Reiches
- Die Ära Perón
- Abriss seiner politischen Karriere
- Die Doktrin des Justizialismus
- Peróns Einwanderungspolitik in der Nachkriegszeit: Deutscher Wissenschaftler exodus
- Die Anwerbung deutscher Akademiker
- Das Kontrollgesetz Nr. 25 und die Industrialisierung dank deutscher Fachkräfte
- Der Mythos der Odessa
- Legale Ausreise: Military Exit Permit
- Illegale Ausreise: Fluchtrouten
- Der nordische Weg
- Der italienische Weg
- Atlantiküberquerung
- Unfreiwillige Helfer der Dokumentenfälschung
- Die Rolle des Vatikans
- Peróns „ODESSA“
- Institutionen
- Nazis in Argentinien - zwischen Legende und Realität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Einwanderungspolitik Peróns im Nachkriegsargentinien und deren Zusammenhang mit dem Mythos der ODESSA, einer angeblichen Organisation zur Fluchthilfe für ehemalige Nazis. Ziel ist es, anhand der Analyse der zugrundeliegenden Realien (Typus der Auswanderer, Fluchtrouten, Helfer) die Existenz und die Zusammenarbeit der ODESSA mit Perón zu überprüfen.
- Deutsche Immigration nach Argentinien (1853-1933)
- Politische Karriere und Ideologie Peróns
- Peróns Einwanderungspolitik und die Anwerbung deutscher Wissenschaftler
- Fluchtrouten und -hilfen für ehemalige Nazis nach Argentinien
- Der Mythos der ODESSA und seine Verbindung zu Perón
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert den Kontext der Arbeit: Nach dem Zweiten Weltkrieg und den Nürnberger Prozessen verbreitete sich das Gerücht um die ODESSA, eine Organisation, die angeblich tausenden Nazis zur Flucht verhalf. Lateinamerika, insbesondere Argentinien und Präsident Juan Perón, wurden in diesem Zusammenhang genannt. Die Arbeit zielt darauf ab, den Mythos der ODESSA im Kontext der argentinischen Einwanderungspolitik Peróns zu analysieren und den Wahrheitsgehalt der Verbindung zwischen Perón und dieser Organisation zu untersuchen.
Deutsche Auswanderung an den Río de la Plata - ein Überblick: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die deutsche Einwanderung nach Argentinien von 1853 bis 1933. Es zeigt, wie die liberale Einwanderungspolitik Argentiniens und der wirtschaftliche Aufschwung im Land zu einem starken Zustrom deutscher Immigranten führten. Die Entwicklung wird anhand von Zahlen und Daten illustriert, die den kontinuierlichen Anstieg der deutschen Einwanderung bis zur Weltwirtschaftskrise zeigen. Das Kapitel legt die Grundlage für das Verständnis des Kontextes, in dem Peróns Einwanderungspolitik später stattfand.
Die Ära Perón: Dieses Kapitel bietet einen Abriss der politischen Karriere Peróns und seiner Doktrin des Justicialismus. Es liefert den notwendigen Kontext, um seine Einwanderungspolitik zu verstehen. Der Justicialismus wird hier als einflussreiche Ideologie vorgestellt, die Peróns Entscheidungen und Maßnahmen beeinflusste. Der Fokus liegt auf den politischen und ideologischen Grundlagen, die seine Handlungen in Bezug auf die Einwanderung prägten.
Peróns Einwanderungspolitik in der Nachkriegszeit: Deutscher Wissenschaftler exodus: Dieses Kapitel befasst sich mit Peróns Einwanderungspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere mit der Anwerbung deutscher Wissenschaftler und Fachkräfte. Es analysiert das Kontrollgesetz Nr. 25 und seine Rolle bei der Industrialisierung Argentiniens mit Hilfe des Know-hows aus Deutschland. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen und politischen Motiven Peróns und den Auswirkungen dieser Politik auf Argentinien.
Der Mythos der Odessa: Dieses Kapitel untersucht den Mythos der ODESSA, einer angeblichen Organisation ehemaliger SS-Angehöriger, die Nazis bei der Flucht half. Es analysiert verschiedene Aspekte dieser Verschwörungstheorie, darunter legale und illegale Fluchtrouten, die Rolle des Vatikans und die angebliche Zusammenarbeit mit Perón. Das Kapitel beleuchtet die verschiedenen Perspektiven und Argumente, die für und gegen die Existenz der ODESSA sprechen. Es betont den Mangel an stichhaltigen Beweisen und die Herausforderungen bei der Untersuchung dieser komplexen Thematik.
Schlüsselwörter
Einwanderungspolitik, Juan Perón, Argentinien, Deutsche Immigration, ODESSA, Nazismus, Nachkriegszeit, Fluchthilfe, Wissenschaftler, Industrialisierung, Justizialismus, Verschwörungstheorie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Peróns Einwanderungspolitik und der Mythos der ODESSA
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht die Einwanderungspolitik Peróns im Nachkriegsargentinien und deren möglichen Zusammenhang mit dem Mythos der ODESSA, einer angeblichen Organisation zur Fluchthilfe für ehemalige Nazis. Ziel ist die Überprüfung der Existenz und Zusammenarbeit der ODESSA mit Perón anhand der Analyse von Auswanderertypen, Fluchtrouten und Helfern.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Deutsche Auswanderung an den Río de la Plata (1853-1933), Die Ära Perón, Peróns Einwanderungspolitik in der Nachkriegszeit (Deutscher Wissenschaftlexodus) und Der Mythos der ODESSA.
Was wird im Kapitel "Deutsche Auswanderung an den Río de la Plata - ein Überblick" behandelt?
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die deutsche Einwanderung nach Argentinien von 1853 bis 1933. Es zeigt die Gründe für den starken Zustrom deutscher Immigranten und legt die Grundlage für das Verständnis des Kontextes von Peróns Einwanderungspolitik.
Was wird im Kapitel "Die Ära Perón" behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt Peróns politische Karriere und seine Doktrin des Justicialismus, um den Kontext seiner Einwanderungspolitik zu verdeutlichen und die ideologischen Grundlagen seiner Handlungen zu beleuchten.
Was wird im Kapitel "Peróns Einwanderungspolitik in der Nachkriegszeit: Deutscher Wissenschaftler exodus" behandelt?
Dieses Kapitel analysiert Peróns Einwanderungspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere die Anwerbung deutscher Wissenschaftler und Fachkräfte, das Kontrollgesetz Nr. 25 und dessen Rolle bei der argentinischen Industrialisierung.
Was wird im Kapitel "Der Mythos der Odessa" behandelt?
Dieses Kapitel untersucht den Mythos der ODESSA, analysiert legale und illegale Fluchtrouten, die Rolle des Vatikans und die angebliche Zusammenarbeit mit Perón. Es beleuchtet verschiedene Perspektiven und den Mangel an stichhaltigen Beweisen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Einwanderungspolitik, Juan Perón, Argentinien, Deutsche Immigration, ODESSA, Nazismus, Nachkriegszeit, Fluchthilfe, Wissenschaftler, Industrialisierung, Justizialismus, Verschwörungstheorie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, anhand der Analyse der Realien (Typus der Auswanderer, Fluchtrouten, Helfer) die Existenz und die Zusammenarbeit der ODESSA mit Perón zu überprüfen und den Mythos der ODESSA im Kontext der argentinischen Einwanderungspolitik Peróns zu analysieren.
Gibt es ein Inhaltsverzeichnis?
Ja, die Arbeit enthält ein detailliertes Inhaltsverzeichnis mit Unterpunkten, das die Struktur und die einzelnen Themenbereiche der Arbeit übersichtlich darstellt.
Welche Quellen wurden verwendet?
(Hinweis: Diese Frage kann nicht aus dem gegebenen HTML beantwortet werden. Die verwendeten Quellen wären in der vollständigen Bachelorarbeit aufgeführt.)
- Arbeit zitieren
- Stefanie Schumann (Autor:in), 2009, Die Einwanderungspolitik Peróns und der Mythos der ODESSA, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/148301