Welche Herausforderungen hinsichtlich der Gesprächslenkung muss die Lehrperson nach dem Heidelberger Modell bewältigen, um das literarische Verstehen der Lernenden zu fördern?
Dieser Frage geht die vorliegende Seminararbeit auf den Grund, indem sie anhand eines Aufsatzes der Mitbegründenden des Heidelberger Modells Marcus Steinbrenner und Maja Wiprächtiger-Geppert eine Definition dessen sowie seinen Gesprächsrahmen und seine Phasenstruktur herausarbeitet. In Hinblick auf die gewählte Forschungsfrage wird daran anknüpfend die besondere Rolle der Lehrperson thematisiert, um in einem dritten Kapitel den literarischen Text „Der Mann, der ein Flusspferd war“ aus der Feder von Thomas Rosenlöcher didaktisch zu untersuchen, welcher fundamental für die Erprobung im Seminar gewesen ist. Anhand des Transkriptes folgt schließlich die Analyse des im Seminar durchgeführten literarischen Gespräches nach dem Heidelberger Modell, wofür insbesondere der im Jahr 2020 von Thomas Zabka veröffentlichte Aufsatz „Gespräche über Literatur“ von Relevanz ist. Basierend darauf werden in einem letzte Kapitel Alternativen der Gesprächsführung entwickelt, bevor ein endgültiges Resümee gezogen wird.
Welchen immensen Einfluss literarische Gespräche auf Wertungs- und Verstehensprozesse im Deutschunterricht haben, verdeutlicht der im Jahr 2017 erschienene Aufsatz „Weil wir darüber gesprochen haben“ von Nele Ohlsen, die im Rahmen eines Selbstversuches die Lernenden einer Grundschulklasse ihre negativen Haltungen gegenüber einem dadaistischen Gedicht mit Hilfe eines literarischen Gespräches reflektieren ließ. Das Ergebnis war erstaunlich: Nachdem die Lernenden dadurch ihr literarisches Verstehen erweitern und ausdifferenzieren konnten, werteten die meisten von ihnen das zuvor nicht gemochte Gedicht positiv. Wie dieses Beispiel eindrucksvoll zeigt, kann literarisches Verstehen durch Gespräche im Literaturunterricht gefördert aber ebenfalls behindert werden, beispielsweise durch eine zu offene Lenkung der Lehrperson, was die Teilnehmenden des Seminares „Gespräche im Literaturunterricht“ am eigenen Leib erfahren konnten, indem sie differente Methoden solcher Gespräche erprobten, unter anderem auch das von Nele Ohlsen in ihrem Selbstversuch angewandte Heidelberger Modell.
Inhaltsverzeichnis
- Warum der Literaturunterricht Gespräche braucht
- Theoretische Grundlagen des Heidelberger Modells
- Gesprächsrahmen und -verlauf
- Rolle der Lehrperson
- Didaktische Analyse des literarischen Texts
- Analyse und Reflexion des Transkripts
- Entwicklung von Alternativen der Gesprächsführung
- Herausforderungen der Gesprächslenkung nach dem Heidelberger Modell
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Herausforderung, literarische Gespräche im Unterricht nach dem Heidelberger Modell zu führen. Die Arbeit analysiert die theoretischen Grundlagen des Modells, untersucht die Rolle der Lehrperson und erörtert die Schwierigkeiten, die bei der Gesprächslenkung im Rahmen des Heidelberger Modells auftreten können.
- Theoretische Grundlagen des Heidelberger Modells
- Rolle der Lehrperson im Heidelberger Modell
- Didaktische Analyse eines literarischen Textes
- Analyse eines literarischen Gespräches nach dem Heidelberger Modell
- Entwicklung von Alternativen zur Gesprächslenkung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung literarischer Gespräche im Deutschunterricht und führt anhand von Forschungsergebnissen aus der Praxis das Heidelberger Modell als ein mögliches Konzept zur Förderung des literarischen Verstehens ein.
Kapitel 2 befasst sich mit den theoretischen Grundlagen des Heidelberger Modells, beschreibt seinen Gesprächsrahmen und erläutert die verschiedenen Phasen des Gesprächsverlaufs. Dabei wird insbesondere auf die Rolle der Lehrperson als partizipierende Leitung eingegangen.
Kapitel 3 analysiert den literarischen Text "Der Mann, der ein Flusspferd war" von Thomas Rosenlöcher und untersucht seine didaktischen Möglichkeiten für den Einsatz im Unterricht.
Kapitel 4 analysiert ein literarisches Gespräch, das im Seminar nach dem Heidelberger Modell durchgeführt wurde. Dabei wird insbesondere auf die Interaktion der Teilnehmer und die Rolle der Lehrperson im Gesprächsverlauf eingegangen.
Schlüsselwörter
Heidelberger Modell, literarisches Gespräch, Gesprächsführung, Deutschunterricht, Didaktik, Lehrperson, literarisches Verstehen, Rezeption, Interpretation.
- Quote paper
- Olivia Härtel (Author), 2023, Gespräche im Literaturunterricht. Herausforderungen der Gesprächsführung nach dem Heidelberger Modell, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1473124