Der Verbund der "Nationalpolitischen Erziehungsanstalten" - offiziell zwar NPEA, umgangssprachlich aber meist nur NAPOLAs abgekürzt - bildete bereits ab 1933 die größte Gruppe von Ausleseschulen im "Dritten Reich" (neben den 1937 gegründeten Adolf-Hitler-Schulen, der Reichsschule Feldafing der NSDAP-Parteiorganisation und den SS-Junkerschulen als Militärakademien).
Doch wie konnte es sein, dass Elite-Schulen im NS-Staat überhaupt existierten, der ansonsten in allen Bereichen bestrebt war, Standesunterschiede bzw. Privatschulen, die sich gleichfalls als Elite-Schulen sahen, abzuschaffen? Dies ist einer der zentralen Punkte beim Diskurs über die Widersprüchlichkeiten der unterschiedlichen NS-Erziehungskonzeptionen.
In dieser Publikation, die auf einer sehr guten Staatsexamensarbeit an der Universität Hamburg aus dem Jahr 2002 basiert, werden die Ausgangsbedingungen für das Lehren und Lernen zur Zeit des Nationalsozialismus, die Entwicklungen in der Zeit von 1933 bis 1945 sowie einzelne Akteure mit ihren Konzeptionen vorgestellt. In einem zweiten Teil werden alle Fakten zu den NAPOLAs im Detail beleuchtet. Der dritte Teil präsentiert schließlich die Befragung eines ehemaligen Ausleseschülers in Form eines vollständig transkribierten Zeitzeugen-Interviews. Der gesamte Textteil wurde im Februar 2010 überarbeitet, teilweise aktualisiert und der neuen Rechtschreibung angepasst.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort zu dieser Buchausgabe
- 1. Die Erziehungskonzeptionen im Nationalsozialismus
- 1.1 Die Ausgangsbedingungen im Jahr 1933
- 1.2 Das deutsche Schulwesen unter NS-Einfluss
- 1.3 Die Maßnahmen zum Umbau der schulischen Erziehung
- 1.3.1 Die Einrichtung von Ausleseschulen
- 1.3.2 Die Aufwertung des Sports
- 1.3.3 Die Einführung des Rassenkunde-Unterrichts
- 1.4 Die Akteure und die Konkurrenz im NS-Erziehungswesen
- 1.5 Einzelne Erziehungskonzeptionen im Dritten Reich
- 1.5.1 Adolf Hitler (1889-1945)
- 1.5.2 Alfred Baeumler (1887-1968)
- 1.5.3 Ernst Krieck (1882-1947)
- 1.5.4 Alfred Rosenberg (1893-1946)
- 2. Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten
- 2.1 Die Konzeption der NPEAs und die Gründungsphase
- 2.2 Die Organisation und die Strukturen
- 2.3 Die Abgrenzung zu anderen NS-Ausleseschulen
- 2.4 Die Entwicklungen nach Kriegsbeginn bis 1945
- 2.5 Übersicht über die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Stand: 1942)
- 3. Die NAPOLAS als Beleg für widersprüchliche NS-Erziehungskonzeptionen
- 4. Befragung eines ehemaligen Schülers einer NS-Ausleseschule
- 4.1 Grundsätzliche Vorbemerkungen zu Interviews mit Zeitzeugen
- 4.2 Methodologische Überlegungen und die konkrete Durchführung
- 4.3 Biografische Vorstellung des Zeitzeugen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NAPOLAS) im Dritten Reich und deren Bedeutung im Kontext der widersprüchlichen NS-Erziehungskonzeptionen. Ziel ist es, die verschiedenen pädagogischen Ansätze und ihre Umsetzung in den NAPOLAS zu analysieren und deren Rolle im Gesamtkontext des NS-Erziehungssystems zu beleuchten. Die Arbeit stützt sich dabei auf historische Quellen und eine Zeitzeugenbefragung.
- Widersprüchliche NS-Erziehungskonzeptionen
- Die Rolle der NAPOLAS im NS-Erziehungssystem
- Analyse der Organisation und Strukturen der NAPOLAS
- Auswertung einer Zeitzeugenbefragung
- Vergleich der NAPOLAS mit anderen NS-Ausleseschulen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Die Erziehungskonzeptionen im Nationalsozialismus: Dieses Kapitel legt die Grundlage für die Untersuchung der NAPOLAS, indem es die verschiedenen, oft widersprüchlichen Erziehungskonzeptionen im Nationalsozialismus beleuchtet. Es analysiert die Ausgangslage 1933, den Einfluss des NS-Regimes auf das deutsche Schulsystem und die eingeführten Maßnahmen wie die Einrichtung von Ausleseschulen, die Aufwertung des Sports und die Einführung des Rassenkunde-Unterrichts. Die verschiedenen Akteure und ihre konkurrierenden Konzepte innerhalb des NS-Erziehungswesens werden vorgestellt, darunter die Ansichten von Hitler, Baeumler, Krieck und Rosenberg, um ein umfassendes Bild der ideologischen Vielfalt und der damit verbundenen Konflikte zu zeichnen. Diese Analyse dient als essentieller Kontext für das Verständnis der NAPOLAS und ihrer Position innerhalb des komplexen NS-Erziehungssystems.
2. Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten: Dieses Kapitel widmet sich der detaillierten Beschreibung der NAPOLAS. Es analysiert die Konzeption und Gründungsphase dieser Einrichtungen, ihre Organisation und Strukturen, und setzt sie in Beziehung zu anderen NS-Ausleseschulen, um ihre spezifischen Merkmale herauszustellen. Die Entwicklung der NAPOLAS vom Beginn des Krieges bis 1945 wird ebenfalls beleuchtet, um die Veränderungen und Anpassungen im Kontext der sich verschärfenden Kriegslage zu verstehen. Eine Übersicht über die NAPOLAS im Jahr 1942 rundet das Kapitel ab und liefert einen strukturellen Überblick über diese spezifischen Institutionen des NS-Regimes. Das Kapitel verdeutlicht die Rolle der NAPOLAS als Instrument zur Selektion und Indoktrination der Jugend.
3. Die NAPOLAS als Beleg für widersprüchliche NS-Erziehungskonzeptionen: Dieses Kapitel analysiert die NAPOLAS als exemplarischen Fall für die widersprüchlichen pädagogischen Ansätze des NS-Regimes. Es untersucht, wie sich die im ersten Kapitel dargestellten verschiedenen Konzeptionen in der Praxis der NAPOLAS niederschlugen und welche Konflikte und Spannungen sich daraus ergaben. Dieses Kapitel verbindet die theoretischen Überlegungen der vorherigen Kapitel mit der konkreten Umsetzung in den NAPOLAS und zeigt somit die Komplexität und die inneren Widersprüche des NS-Erziehungssystems auf.
4. Befragung eines ehemaligen Schülers einer NS-Ausleseschule: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse einer Zeitzeugenbefragung mit einem ehemaligen Schüler einer NS-Ausleseschule. Es beschreibt die methodologischen Überlegungen zur Durchführung des Interviews und präsentiert die Biografie des Zeitzeugen. Die Auswertung des Interviews bietet wertvolle Einblicke in die subjektiven Erfahrungen und Perspektiven eines Individuums, das im NS-Erziehungssystem aufgewachsen ist, und erlaubt die Ergänzung der historischen Quellen durch persönliche Erinnerungen. Diese persönliche Perspektive ist essentiell für ein tieferes Verständnis der Auswirkungen der NS-Erziehung.
Schlüsselwörter
Nationalpolitische Erziehungsanstalten (NAPOLAS), NS-Erziehung, Erziehungskonzeptionen, Drittes Reich, Ausleseschulen, Rassenideologie, Zeitzeugenbefragung, Adolf Hitler, Alfred Baeumler, Ernst Krieck, Alfred Rosenberg, Schulwesen, Ideologiekritik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NAPOLAS) im Dritten Reich
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NAPOLAS) im Dritten Reich und deren Bedeutung im Kontext der widersprüchlichen NS-Erziehungskonzeptionen. Sie analysiert die verschiedenen pädagogischen Ansätze und ihre Umsetzung in den NAPOLAS und beleuchtet deren Rolle im NS-Erziehungssystem. Die Arbeit basiert auf historischen Quellen und einer Zeitzeugenbefragung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: widersprüchliche NS-Erziehungskonzeptionen, die Rolle der NAPOLAS im NS-Erziehungssystem, die Organisation und Strukturen der NAPOLAS, die Auswertung einer Zeitzeugenbefragung und den Vergleich der NAPOLAS mit anderen NS-Ausleseschulen. Sie beleuchtet auch die verschiedenen Erziehungskonzeptionen im Nationalsozialismus, die Akteure und deren konkurrierende Ansätze, sowie den Einfluss des NS-Regimes auf das deutsche Schulsystem.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel 1 behandelt die Erziehungskonzeptionen im Nationalsozialismus und deren Kontext. Kapitel 2 beschreibt detailliert die NAPOLAS, ihre Organisation und Entwicklung. Kapitel 3 analysiert die NAPOLAS als Beispiel für die widersprüchlichen NS-Erziehungskonzeptionen. Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse einer Zeitzeugenbefragung mit einem ehemaligen Schüler einer NS-Ausleseschule.
Wer waren die wichtigsten Akteure im NS-Erziehungswesen?
Die Arbeit nennt Adolf Hitler, Alfred Baeumler, Ernst Krieck und Alfred Rosenberg als wichtige Akteure mit unterschiedlichen, teilweise konkurrierenden Erziehungskonzeptionen im Dritten Reich.
Welche Methoden wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Analyse historischer Quellen und eine Zeitzeugenbefragung. Die methodischen Überlegungen zur Durchführung des Interviews werden ebenfalls im Detail erläutert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zeigt die Komplexität und die inneren Widersprüche des NS-Erziehungssystems auf und analysiert die NAPOLAS als ein Beispiel für die Umsetzung der verschiedenen, oft widersprüchlichen, Erziehungskonzeptionen im Nationalsozialismus. Die Zeitzeugenbefragung liefert zusätzliche persönliche Einblicke in die Auswirkungen der NS-Erziehung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Nationalpolitische Erziehungsanstalten (NAPOLAS), NS-Erziehung, Erziehungskonzeptionen, Drittes Reich, Ausleseschulen, Rassenideologie, Zeitzeugenbefragung, Adolf Hitler, Alfred Baeumler, Ernst Krieck, Alfred Rosenberg, Schulwesen, Ideologiekritik.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für die akademische Forschung bestimmt und dient der Analyse von Themen im Kontext des Nationalsozialismus. Sie ist geeignet für Wissenschaftler, Studenten und alle, die sich für die Geschichte des NS-Regimes und dessen Erziehungssystem interessieren.
- Quote paper
- Alexander-Martin Sardina (Author), 2010, Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NAPOLAs) als Beleg für widersprüchliche NS-Erziehungskonzeptionen im Dritten Reich, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/145746