Julio Cortázar, geboren am 26.8.1914 im von Deutschland besetzten Brüssel und gestorben am 12.2.1984 in Paris , gilt neben seinem Landsmann Borges als einer der größten latein¬amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts . Neben einem Hang zum Spielerischen wird dem Argentinier oft nachgesagt, in der von Borges für Hispanoamerika begründeten Tradition des Fantastischen zu stehen. 1951 veröffentlichte Cortázar mit Bestiario seine erste Sammlung hauptsächlich fantastischer Kurzgeschichten. Dieser entstammen auch zwei der wohl bekanntesten cortazarianischen Cuentos, Casa Tomada und Carta a una Señorita en París, welche Gegenstand dieser Arbeit sein sollen. Anhand der beiden Kurzgeschichten soll genau betrachtet werden, welche narrativen Grundmuster in Cortázars Cuentos Fantásticos das Fantastische ausmachen. Um dies zu gewährleisten, soll der Analyse der Geschichten selbst ein ausführlicher Definitionsversuch des Fantastischen vorangehen. Wenn hierbei zwar auch kurz auf weitere Ansätze einzugehen sein wird, so ist es doch unerlässlich, Todorovs Standardwerk Introducción a la Literatura Fantástica als Grundlage für eine Diskussion des Genres heranzuziehen. Dabei sollen jedoch neben den grundlegenden Ideen nur jene Punkte der Monographie herausgearbeitet werden, die für die Analyse von Casa Tomada und Carta a una Señorita en París im Hinblick auf das Fantastische von Bedeutung sind. Wie wichtig Todorovs Versuch einer Definition, welche zugegebenermaßen bei Borges und anderen „bestimmten Erscheinungsformen phantastischer Literatur im 20. Jahrhundert an ihre Grenzen [stößt]“ , ist, zeigt sich an Cortázars eigener Beurteilung seines Werks hinsichtlich des Fantastischen: im Rahmen eines Vortrags Anfang der sechziger Jahre, also noch vor der Veröffentlichung von Todorovs Introducción, schätzt der Autor dieses so ein, dass zumindest bis zu diesem Zeitpunkt „fast alle Erzählungen, die ich geschrieben habe […] zum sogenannten phantastischen Genre gehören,“ wobei er, wie Gatzemeier bemerkt, sofort einschränkend zu bedenken gibt: „mangels einer besseren Bezeichnung.“
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Definition des Género Fantástico
- 1. Die Entwicklung des Fantastischen
- 2. Definition des Fantastischen
- 3. Das Genre Fantastische und seine Nachbargenres
- III. Analyse von „Casa Tomada“
- 1. Zusammenfassung der Handlung
- 2. Analyse der Geschichte im Hinblick auf das Fantastische
- IV. Analyse von „Carta a una Señorita en París“
- 1. Zusammenfassung der Handlung
- 2. Analyse der Geschichte im Hinblick auf das Fantastische
- V. Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert zwei Kurzgeschichten von Julio Cortázar, „Casa Tomada“ und „Carta a una Señorita en París“, im Hinblick auf das Fantastische im Sinne Todorovs. Ziel ist es, anhand dieser beiden Beispiele die narrativen Muster zu untersuchen, die in Cortázars Cuentos Fantásticos das Fantastische ausmachen.
- Definition des Fantastischen nach Todorov
- Analyse der narrativen Strukturen in Cortázars Kurzgeschichten
- Untersuchung der Rolle des Übernatürlichen in den Geschichten
- Die Ambivalenz der Realität in Cortázars Werken
- Die Bedeutung von Sprache und Wahrnehmung im Fantastischen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die beiden zu analysierenden Kurzgeschichten von Cortázar vor. Im zweiten Kapitel wird der Begriff des Fantastischen definiert, wobei insbesondere auf Todorovs Theorie eingegangen wird. Dabei werden die wichtigsten Elemente des Genres und seine Abgrenzung zu anderen Gattungen wie „Lo maravilloso“ und „Lo extraño“ beleuchtet. Das dritte Kapitel analysiert die Geschichte „Casa Tomada“ im Hinblick auf das Fantastische. Hier werden die Handlung, die zentralen Figuren und die Beziehung zwischen der realen Welt und dem Übernatürlichen untersucht. Im vierten Kapitel wird die Geschichte „Carta a una Señorita en París“ auf ähnliche Weise analysiert. Abschließend fasst das fünfte Kapitel die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht ein Fazit.
Schlüsselwörter
Julio Cortázar, Género Fantástico, Todorov, Casa Tomada, Carta a una Señorita en París, Übernatürliches, Realismus, Ambivalenz, Sprache, Wahrnehmung.
- Quote paper
- Michael Helten (Author), 2009, Analyse zweier Cortázar Kurzgeschichten im Hinblick auf das Fantastische im Sinne Todorovs, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/144407