Täglich erreichen tausende von Nachrichten die ganze Welt. Eine der aktuellsten Nachrichten dieser Zeit ist der Amoklauf in Winnenden, bei dem ein 17-jähriger Realschulabsolvent in seiner ehemaligen Schule und auf seiner anschließenden Flucht insgesamt 15 Menschen erschoss.
Bei der Suche nach Ursachen für die Tat stehen, wie schon oft in vergleichbaren Fällen zuvor, gewalthaltige Computerspiele im Vordergrund. Die Meinungen dazu, ob gewalthaltige Spiele einen negativen Einfluss auf die Nutzer haben können, sind geteilt. Der lauter werdenden Kritik stehen diejenigen, die ebenfalls die für verantwortlich erachteten gewalthaltigen Spiele konsumieren, gegenüber, mit dem Argument, sie selbst, ließen sich nicht so sehr von den Inhalten beeinflussen, wie dies möglicherweise im Falle des Amokläufers geschehen sei. Währenddessen sieht die Öffentlichkeit sowie die Politik die Situation sehr ernst und baut ihre Forderungen nach Verboten auf der als sehr hoch wahrgenommenen Beeinflussbarkeit der Durchschnittskonsumenten auf.
Beiden Auffassungen liegt ein kommunikationswissenschaftliches Phänomen zu Grunde, das unter dem Begriff „Third-Person Effect“ verstanden wird.
Dieses Phänomen besagt, dass Menschen dazu tendieren, den Einfluss, den Massenmedien auf die Meinung und das Verhalten anderer haben, zu überschätzen bzw. anzunehmen, dass diese Medien einen größeren Einfluss auf andere haben, als auf sie selbst . Der Third-Person Effect so wie eine Vielzahl anderer Self-Other-Phänomene, die dafür verantwortlich sind, dass Menschen die Meinungen, Gedanken, Gefühle und Handlungen anderer Menschen falsch einschätzen, lassen sich unter dem Begriff „Pluralistic Ignorance“ zusammenfassen.
Laut Hubert J. O’Gorman (1986) lautet die Definition für „Pluralistic Ignorance“ dementsprechend: „Pluralistic Ignorance refers to erroneous cognitive beliefs shared by two or more indviduals about the ideas, feelings, and actions of others” (S. 333).
Die folgende Arbeit wird sich auf das Phänomen “Third-Person Effect” konzentrieren, seine Ursachen und Wechselwirkungen mit anderen Phänomenen im Spektrum von „Pluralistic Ignorance“ erläutern und anschließend auf die Auswirkungen alldessen auf das soziale Denken und Verhalten eingehen. Zuletzt sollen die gefundenen Ergebnisse zusammengefasst und kritisch betrachtet werden, sodass die oben genannten Sichtweisen schließlich nachvollzogen und bewertet werden können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Ursachen des Third-Person Effects
- 2.1 Unrealistic Optimism
- 2.2 Self-Enhancement
- 2.3 Impersonal Impact
- 3 Wechselwirkungen mit anderen Phänomenen
- 3.1 Hostile Media Phenomenon
- 3.2 Schweigespirale
- 4 Auswirkungen des Third-Person Effekts
- 5 Ergebnisse
- 5.1 Zusammenfassung
- 5.2 Kritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Third-Person-Effekt, ein kommunikationswissenschaftliches Phänomen, bei dem Menschen den Einfluss von Massenmedien auf andere überschätzen, während sie den Einfluss auf sich selbst unterschätzen. Die Zielsetzung ist es, die Ursachen des Third-Person-Effekts zu erläutern, seine Wechselwirkungen mit anderen Phänomenen zu analysieren und die Auswirkungen auf das soziale Denken und Verhalten zu beleuchten. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und kritisch bewertet.
- Der Third-Person-Effekt und seine Definition
- Ursachen des Third-Person-Effekts (Unrealistic Optimism, Self-Enhancement, Impersonal Impact)
- Wechselwirkungen mit anderen Phänomenen (Hostile Media Phenomenon, Schweigespirale)
- Auswirkungen auf das soziale Denken und Verhalten
- Kritische Bewertung der Ergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Third-Person-Effekt ein, ausgehend von einem aktuellen Beispiel eines Amoklaufs und der kontroversen Diskussion um gewalthaltige Computerspiele. Sie beschreibt die gegensätzlichen Positionen in dieser Debatte und verdeutlicht, wie der Third-Person-Effekt als zugrunde liegendes kommunikationswissenschaftliches Phänomen zu verstehen ist. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der Ursachen, Wechselwirkungen und Auswirkungen des Third-Person-Effekts an, mit dem Ziel, die unterschiedlichen Perspektiven auf die Beeinflussbarkeit durch Medien zu analysieren und zu bewerten.
2 Ursachen des Third-Person Effects: Dieses Kapitel analysiert die Ursachen des Third-Person-Effekts, indem es drei psychologische Phänomene – Unrealistic Optimism, Self-Enhancement und Impersonal Impact – detailliert beschreibt. Unrealistic Optimism erklärt die Tendenz, den eigenen Einfluss durch Medien zu unterschätzen und den Einfluss auf andere zu überschätzen. Self-Enhancement betont das Bedürfnis, das eigene Selbstbild aufzuwerten, indem man sich als weniger beeinflussbar darstellt. Impersonal Impact schließlich beleuchtet die Frage, wer genau mit „anderen“ gemeint ist und wie die Wahrnehmung der eigenen Situation im Vergleich zu der anderer verzerrt wird. Das Kapitel verknüpft diese Phänomene miteinander und zeigt deren Interdependenz auf.
Häufig gestellte Fragen zum Third-Person-Effekt
Was ist der Third-Person-Effekt?
Der Third-Person-Effekt ist ein kommunikationswissenschaftliches Phänomen. Menschen überschätzen dabei den Einfluss von Massenmedien auf andere, während sie den Einfluss auf sich selbst unterschätzen. Diese Arbeit untersucht die Ursachen, Wechselwirkungen und Auswirkungen dieses Effekts.
Welche Ursachen werden für den Third-Person-Effekt genannt?
Die Arbeit identifiziert drei Hauptursachen: Unrealistic Optimism (überschätzte positive Einschätzung der eigenen Widerstandsfähigkeit gegenüber Medien), Self-Enhancement (Bedürfnis nach einem positiven Selbstbild, das weniger beeinflussbar erscheint) und Impersonal Impact (Verzerrung der Wahrnehmung der eigenen Situation im Vergleich zu anderen). Diese Phänomene beeinflussen sich gegenseitig.
Welche Wechselwirkungen mit anderen Phänomenen werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert die Wechselwirkungen des Third-Person-Effekts mit dem Hostile Media Phenomenon (Feindseligkeit gegenüber Medien, die nicht die eigene Meinung vertreten) und der Schweigespirale (Tendenz, die eigene Meinung nicht zu äußern, wenn sie als Minderheitenmeinung wahrgenommen wird).
Welche Auswirkungen hat der Third-Person-Effekt?
Der Third-Person-Effekt beeinflusst das soziale Denken und Verhalten. Die Arbeit beleuchtet, wie diese Beeinflussung im Einzelnen aussieht und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Third-Person-Effekt anhand eines aktuellen Beispiels (Amoklauf und gewalthaltige Computerspiele) einführt. Es folgen Kapitel zu den Ursachen, Wechselwirkungen und Auswirkungen des Effekts. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und kritisch bewertet. Die Kapitel sind detailliert im Inhaltsverzeichnis aufgeführt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet Kapitel zur Einleitung, den Ursachen des Third-Person-Effekts (inkl. Unrealistic Optimism, Self-Enhancement und Impersonal Impact), den Wechselwirkungen mit anderen Phänomenen (Hostile Media Phenomenon und Schweigespirale), den Auswirkungen des Third-Person-Effekts, sowie eine Zusammenfassung und kritische Bewertung der Ergebnisse.
Wo finde ich eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Eine detaillierte Zusammenfassung jedes Kapitels findet sich im Abschnitt "Zusammenfassung der Kapitel" der vorliegenden Arbeit. Dieser Abschnitt bietet einen Überblick über die Kernaussagen jedes Kapitels.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Third-Person-Effekt, Unrealistic Optimism, Self-Enhancement, Impersonal Impact, Hostile Media Phenomenon, Schweigespirale, Massenmedien, Einfluss, soziale Wahrnehmung, Verhalten.
- Quote paper
- Daniela Will (Author), 2009, Der Third-Person Effect: Eine Facette von Pluralistic Ignorance, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/144367